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Pilotprojekt „Digitales Pflegeheim“

Seniorenzentren Linz setzen nächsten wichtigen Schritt in Richtung Digitalisierung

Die Seniorenzentren Linz GmbH (SZL) befindet sich zu 100 Prozent im Eigentum der Stadt Linz und betreibt bestens ausgestattete Häuser an zehn Standorten im gesamten Stadtgebiet. Stationär werden aktuell 1.170 Bewohnerinnen und Bewohnern betreut. 800 Pflegebeschäftige ermöglichen den betagten Linzer*innen einen Lebensabend mit bestmöglicher Lebensqualität.  Neue Technologien sollen den häufig schwierigen Arbeitsalltag der Beschäftigten künftig erleichtern sowie die Pflege einfacher und noch sicherer machen. Die Testphasen für die unterschiedlichen Technologien am Standort Liebigstraße starten sukzessive ab Februar. Diese sind für das erste Halbjahr anberaumt, dann wird eine Evaluierung stattfinden. Eine Ausrollung auf weitere Häuser ist — je nach Evaluationsergebnis — ab 2025 vorgesehen.

Die SZL setzen dabei auf die Zusammenarbeit mit ihrem regionalen Softwarepartner mit Sitz in Wels – der Firma x-tention Informationstechnologie GmbH. Das Dienstleistungs- und Softwareunternehmen stattet das Seniorenzentrum Liebigstraße mit der modernsten Technologie Österreichs aus. Mit der Entscheidung zur verstärkten Digitalisierung möchten die SZL ihren Bewohner*innen eine verbesserte Pflege, mehr Sicherheit und die bestmögliche Lebensqualität in der stationären Pflege bieten. Die SZL kooperieren in Forschungsfragen bereits seit vielen Jahre mit den Studiengängen des Campus Linz der Fachhochschule Oberösterreich (FHOÖ). Da auch bei diesem Projekt evidenzbasierte Daten und eine fundierte Wirkungsanalyse wichtig sind, wird das Projekt von den Wirkungsforscher*innen FH-Prof.in Dr.in Renate Kränzl-Nagl und FH-Prof. Dr. Thomas Prinz der FH OÖ wissenschaftlich begleitet.

„Tag für Tag leisten Pflegekräfte Enormes für unsere ältere Bevölkerung und die gesamte Gesellschaft. Damit sie ihre herausfordernden Aufgaben bewältigen können, ist es unabdingbar, adäquate Rahmenbedingungen zu schaffen. Als Innovationshauptstadt ist es uns ein großes Anliegen, neue Technologien in all ihren Facetten zu nutzen. Das Linzer Pilotprojekt soll die Attraktivität der Pflege- und Betreuungsberufe erhöhen sowie so zur Reduktion des Personalmangels beitragen.“

Bürgermeister Klaus Luger

„Die Seniorenzentren der Stadt Linz sind stets bestrebt, Entwicklungen im Pflegebereich aufzugreifen und umzusetzen, um eine zeitgemäße und optimale Versorgung zu gewährleisten. Digitale Werkzeuge können dabei helfen, die Arbeitsabläufe zu optimieren. Sie sollen da zum Einsatz kommen, wo sie den Menschen Erleichterung verschaffen und den Mitarbeiter*innen wieder mehr Zeit für die eigentlichen Pflegeaufgaben verschaffen. Dass die Stadt Linz mit diesem Projekt österreichweit eine Vorreiterrolle einnimmt, freut, mich als zuständige Sozialreferentin natürlich besonders.“

Vizebürgermeisterin und Aufsichtsratsvorsitzende der SZL Karin Hörzing

„Es ist unser größtes Ziel, den Bewohner*innen den Aufenthalt in unseren Häusern so angenehm und sicher wie möglich zu gestalten“, erläutert Mag. Robert Ritter-Kalisch, Geschäftsführer der SZL. „Durch den Einsatz innovativer Technologien werden die Pflegekräfte entlastet und können sich verstärkt auf die eigentlichen Aufgaben konzentrieren – nämlich die individuelle Betreuung und Unterstützung der Bewohner*innen. Es ist uns hier wichtig, weg- und zeitintensive Tätigkeiten technisch zu ersetzen, niemals aber persönlichen Kontakt, Berührung, Zuwendung und Beziehung“, so Ritter-Kalisch weiter.

„Digitalisierung allein wird den Fachkräftemangel nicht lösen, aber sie kann einen wesentlichen Teil zur Sicherstellung der Pflegequalität sowie Entlastung der Mitarbeiter*innen gewährleisten. SZL und die x-tention GmbH sind überzeugt, dass die Digitalisierung einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Rahmenbedingungen in der Pflege leisten kann und muss“, so Wolfgang Pramendorfer, Geschäftsführer x-tention GmbH. „Es freut uns hier einen langjährigen Partner mit hohem digitalem Reifegrad bei diesem spannenden und innovativen Projekt begleiten zu dürfen.“

Die Herausforderungen in der Pflege sind uns allseits bekannt – Fachkräftemangel sowie der steigende Anteil älterer und hochbetagter Personen. Damit einhergehend zeichnet sich ein Anstieg der Pflegebedürftigkeit bei gleichzeitig geringen Einstiegen in Pflegeberufe von jüngeren Personen ab. Die Anpassung der Angebote für diese wachsende ältere Bevölkerungsgruppe stellt für die Stadt Linz eine der zentralen Herausforderungen dar. Denn mit zunehmendem Alter steigt auch die Wahrscheinlichkeit, pflegebedürftig zu werden. Mit dem Projekt „Digitales Pflegeheim“ soll Digitalisierung auch in dieser städtischen Aufgabe konsequent und im positiven Sinne genützt werden. Alle Mitarbeiter*innen werden selbstverständlich in die neuen Technologien eingeschult.

Vivendi – Software für das Management

Die SZL nutzen seit vielen Jahren ein elektronisches Dokumentationssystem auf weit fortgeschrittenen Standard. Seit mehreren Jahren sind auch Tablets in der Pflege im Einsatz, mit denen Maßnahmen aufgezeichnet werden und beispielsweise Wunddokumentation auf hohem fachlichem Niveau stattfindet. Auch technische Hilfsmittel zur Sturzerkennung (Sturzmatten, Sensoren) sowie Desorientierten- und Ortungssysteme für Menschen mit Demenz kommen bereits zum Einsatz, diese sind jedoch technisch noch nicht so ausgefeilt wie jene, die nun getestet werden.

Pflegedokumentation per Spracheingabe

Mit Hilfe künstlicher Intelligenz wird die tägliche Pflegedokumentation weiter vereinfacht: Dank der Spracherkennung der Firma voize GmbH kann die Dokumentation nun einfach am Smartphone eingesprochen werden. Aus dem Eingesprochenen: „Frau S. hat eine Tasse Kaffee getrunken und gut gefrühstückt. Blutzucker 120” versteht die KI, was die Pflegekraft dokumentieren möchte und erstellt Trinkprotokoll, Ernährungsprotokoll und Vitalwert strukturiert im bestehenden Dokumentationssystem Vivendi. Händische Eingaben werden damit überflüssig.

Der Sprachassistent auf dem Smartphone steckt während der gesamten Schicht in der Tasche und steht zur Dokumentation zur Verfügung. Die KI versteht Dialekte und lernt die Sprechweise der Pflegekräfte. Die Dokumentation mit voize spart damit jede Menge Zeit, entlastet die Pflegekräfte und schafft mehr Zeit für die Betreuung der Bewohner*innen.

Sturzsensorik und Risikomonitoring

Stürze sind eine häufige Ursache für Verletzungen bei pflegebedürftigen Menschen. Daher sind eine effektive Sturzerkennung und Sturzprävention von großer Bedeutung. Die Sturzsensorik Livy Care ist ein Sturzerkennungssystem mit mehreren Sensoren. Diese verfügen über vielfältige Möglichkeiten, wie z.B. die Erfassung von Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Durch ein engmaschigeres Monitoring können potenzielle Risiken frühzeitig erkannt werden, der Nachtdienst wird entlastet und die Bewohner*innen-Sicherheit enorm erhöht.

Smartes Pflegebett

Das Monitoring in Echtzeit wird durch das smarte Pflegezimmer mit Produkten wie dem Pflegebett sentida 7-i und der SafeSense® 3 Technologie von Wissner-Bosserhoff ermöglicht. Das Pflegebett kann unter anderem das Gewicht (zukünftig auch Vitalwerte) erfassen und diese an die Pflegedokumentation Vivendi senden.

Telemedizin

Telemedizin bezeichnet die Bereitstellung oder Unterstützung von Gesundheitsdienstleistungen mithilfe von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT). Dabei befinden sich die Patientin oder der Patient sowie der Gesundheitsdiensteanbieter (GDA), darunter Ärztinnen und Ärzte, Apotheken, Krankenhäuser und Pflegepersonal, nicht am gleichen Ort. Voraussetzung dafür ist eine sichere Übertragung medizinischer Daten für die Prävention, Diagnose, Behandlung und Weiterbetreuung von Patienten in Form von Text, Ton und / oder Bild. Das Telemedizin-System der Firma Docs in Clouds TeleCare GmbH bietet Lösungen für die Bereiche Kommunikation, Dokumentation und Diagnostik. Es rundet das Angebot ab und sorgt dafür, dass Ärzt*innen die richtigen Daten zur richtigen Zeit am richtigen Ort vorliegen.

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