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Masterplan für Linz Nordost liefert Grundlagen für die Zukunft des Universitätsviertels

Wohl kaum ein anderer Linzer Stadtteil erfährt eine derart dynamische Entwicklung wie das Universitätsviertel im Nordosten unserer Landeshauptstadt. Neben dem laufenden Ausbau der Johannes-Kepler-Universität (JKU) werden dort aktuell wichtige Infrastrukturprojekte wie die Errichtung des A7-Halbanschlusses Dornach-Auhof, die Stadtbahntrasse und das neue Schulzentrum am Aubrunnerweg umgesetzt oder geplant. In Kürze wird dieser Prozess mit dem Neubau für die IT:U (Interdisciplinary Transformation University Austria) bzw. der „Digital-Uni” einen weiteren Impuls erhalten.

All diese Projekte sind nicht einzeln zu betrachten und brauchen einen städtebaulichen Rahmen, der für das Universitätsviertel die langfristigen Perspektiven im Auge behält. „Wir müssen vorausschauend die Entwicklungsziele für das Areal formulieren und nicht anlassbezogen Projekt für Projekt – wir erarbeiten dazu klare stadtplanerische Vorgaben. Die JKU und die neu gegründete Digital-Uni sind Katalysatoren für den Bildungs- und Wirtschaftsstandort Linz. Aber nicht nur für die Uni und die sich im Umfeld noch anzusiedelnden Institute und Betriebe gilt es, die entsprechenden Infrastrukturen zu schaffen, sondern es kommt besonders darauf an, den Stadtteil für seine Bewohner*innen sowie die Studierenden und das Uni-Personal noch lebenswerter und attraktiver zu gestalten“, skizziert Planungsstadtrat Dietmar Prammer die Zukunft des Universitätsviertels.

„Die Erstellung des Masterplans für Linz Nordost liegt in den erfahrenen Händen des international renommierten Architekten DI Albert Wimmer. Es sollen damit die Rahmenbedingungen für die planerische Zukunft des Linzer Universitätsviertels vorgegeben werden. Welche Flächen gilt es wie zu erschließen, wie sehen die Verbindungen des Grünraums aus, welche Rolle spielen Wasserführungen, etc. Dies geschieht zudem auch in Abstimmung mit den Entwicklungsabsichten der IT:U, wo nun bald die Siegerin/der Sieger des Architekturwettbewerbs verkündet wird”, erklärt Stadtentwicklungsdirektor Dr.-Ing. Hans-Martin Neumann, der von Seiten der Stadt Linz auch als Fachpreisrichter beim Architekturwettbewerb für die neue IT:U vertreten ist.

„Der Masterplan soll die Ziele für die nächsten Jahre enthalten. Die Bereiche Bildung, Forschung, neue Arbeitswelten sowie Grünraum geben den maßgeblichen Ton an. In den Themenworkshops im Februar und März sind wir eine Auswahl unterschiedlicher Szenarien durchgegangen und haben diese gemeinsam mit den Fachexpert*innen der Stadt bewertet. Darauf aufbauend erarbeiten wir nun ein städtebauliches ‚Regelwerk’, dessen Grundlage wollen wir den Bewohner*innen des Viertels bei einer öffentlichen Veranstaltung präsentieren. Wir freuen uns hier bereits auf einen anregenden Austausch”, führt DI Albert Wimmer noch weiter aus.

Anschließend an den letzten Expert*innen-Workshop wird es am 17. und 18. April jene Ausstellung für die Öffentlichkeit an der JKU geben. Im Mai soll der Masterplan schließlich finalisiert werden. Er ist die Grundlage für weitere Entwicklungskonzepte und spezifische Bebauungsgrundlagen in der Zukunft.

Ort der Veränderungen
Der Stadtteil Dornach-Auhof weist eine relativ geringe Bevölkerungsdichte in Linz auf, wobei sich diese auf den westlichen Bereich in Katzbach konzentriert. Gleichzeitig ist er einer der grünsten Stadtteile in Linz und verfügt mit dem 63 ha großen Universitätsviertel über ein dynamisches und innovatives Herz, das vor allem auch junge Menschen anzieht. Bereits seit den 1960ern befindet sich das Campus-Areal rund um die Johannes-Kepler-Universität (JKU) im Linzer Nordosten immer wieder im Fokus städtebaulicher Entwicklung. Der stetige Wandel gerade dieses Stadtteils hat auch damit zu tun, dass andere vergleichbare Städte bereits auf eine jahrhundertelange Entwicklung ihrer Universitäten und der dafür benötigten Bereiche zurückblicken können, welche sich in Linz in wesentlich geringerer Zeit vollzogen hat und auch weiter vollzieht.

Neuer Impuls durch die IT:U
In einer wegweisenden Entwicklung wird neben der renommierten JKU, östlich des Science Parks, nun die I:TU (Interdisciplinary Transformation University Austria) etabliert, die auch als die neue „Digital-Uni” bekannt ist. Für die Errichtung eines qualitativ hochwertigen Universitätsgebäudes wurde von der Bundesimmobiliengesellschaft ein europaweiter, zweistufiger Architekturwettbewerb abgehalten, dessen Ergebnis bald bekannt gegeben wird.
„Die neue Digital-Uni als wesentlicher Teil der örtlichen Weiterentwicklung bedeutet einen großen Schritt für Linz. Durch diese Initiative werden nicht nur wichtige Impulse für die Wirtschaft unserer Stadt gesetzt, sondern das hochwertige Fort- und Ausbildungsangebot wird erheblich gestärkt. Tausende junger, motivierter Menschen werden so in den kommenden Jahrzehnten von den erweiterten und zukunftsträchtigen Bildungsmöglichkeiten profitieren. Darüber hinaus wird durch die Schaffung weiterer hochqualifizierter Arbeitsplätze Linz als führender Standort für Bildung und Innovation positioniert, der sowohl nationale als auch internationale Talente anzieht“, so Planungsstadtrat Dietmar Prammer.

Ein Masterplan für langfristige Perspektiven
Da neben der IT:U auch andere große Entwicklungsprojekte wie etwa die JKU Campuserweiterung West und der A7-Halbanschluss in Umsetzung sind – sowie auch die Stadtbahn in konkreter Planung –, braucht es unbedingt eine ganzheitliche städtebauliche Planung, die die langfristigen Perspektiven berücksichtigt und nicht nur projektbezogen agiert. Dabei sind die JKU und die Digital-Uni wichtige Treiber für den Bildungs- und Wirtschaftsstandort, während gleichzeitig die Lebensqualität für Bewohner*innen, Studierende und Uni-Personal verbessert werden soll. Es gilt also, sowohl die Infrastruktur für Bildungseinrichtungen und Unternehmen auszubauen als auch den Stadtteil attraktiver zu gestalten.
Nachdem der renommierte Architekt DI Albert Wimmer im November des Vorjahres mit der Erstellung eines Masterplans beauftragt wurde, fanden bereits Mitte Februar sowie im März zwei stadtinterne Workshops mit Vertreter*innen der wesentlichen Fachbereiche statt – Stadtplanung, Naturschutz, Wasserwirtschaft, Mobilität, Stadtgrün, Stadtklimatologie, etc. Der intensive, mitunter auch kritische Austausch und die enge Zusammenarbeit mit den städtischen Fachexpert*innen stellt die Voraussetzung für die Erarbeitung des Masterplans dar. Im März wurden zudem auch den Mitgliedern des Linzer Stadtsenats die ersten Überlegungen und Ideen präsentiert.

Soziale, kulturelle sowie ökologische Aspekte spielen eine bedeutende Rolle in diesem noch laufenden Arbeitsprozess. Besonders Themen wie etwa der Umgang mit der örtlichen Luftschneise werden hier thematisiert. Höhe und Anordnung der Baukörper können darauf bestmöglich Rücksicht nehmen. Durch die Ausarbeitung verschiedener Szenarien werden die besonderen Gegebenheiten berücksichtigt und die verschiedenen Einflüsse aufgenommen. Auf diese Weise kann eine sorgfältige Analyse stattfinden, die alle Aspekte einbezieht.

„Das Areal bietet langfristig betrachtet Entfaltungschancen für Bildung und hochqualifizierte Arbeitsplätze, insbesondere für die nächsten Generationen. Unsere städtischen Leitziele sind Lebensqualität für die Menschen und eine weitere Belebung und Produktivität des Viertels. Am Ende soll ein robuster und nachhaltiger Plan stehen, der zum einen die Gemeinschaftsbildung im Stadtteil verbessert und dessen Identität stärkt, und zum anderen auch universitätsnahen Unternehmen Raum gibt. Der Masterplan bleibt dabei auch flexibel, um auf künftige Entwicklungen passend reagieren zu können”, betont Stadtrat Dietmar Prammer.
„Wichtig ist in diesem dynamischen Masterplan zudem die Gestaltung des öffentlichen Raums, den sich Bewohner*innen, Studierende, Uni-Personal und andere im Viertel gemeinschaftlich teilen. Der Fokus der Gestaltung liegt dabei auf den Erdgeschoßbereichen und ersten Obergeschoßen, also jenen Bereichen, die am deutlichsten im öffentlichen Raum wahrzunehmen sind. Eine bedeutende Rolle werden hier Begrünungen spielen. Schließlich wollen wir den Stadtraum stärker für das soziale Miteinander gestalten und besser vernetzen. Die universitären Einrichtungen sollen sich hier auch gut mit bildungsaffinen Betrieben austauschen können”, erklärt DI Albert Wimmer.

„Die Stadt Linz hat das Ziel, die vorhandenen Chancen zu nutzen und dabei die landschaftlichen Gegebenheiten zu berücksichtigen und auf diese zurückzugreifen. Dabei sollen auch nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip gezielt nachhaltige Materialien im Bau gewählt werden sowie klimaanpassungsfähige Strukturen überlegt werden – das beinhaltet den Erhalt der örtlichen Luftschneise sowie stadtklimatisch wirksame Freiflächen und Bebauungen. Das Viertel soll schließlich bis 2030 auch schon die Klimaneutralität erreichen”, fügt Stadtentwicklungsdirektor Dr.-Ing. Hans-Martin Neumann noch hinzu.

Quartiere und Nachbarschaften
Es wurden vier sogenannte Quartiere inklusive einer „Grünen Lunge” definiert. Letztere stellt eine Tabuzone für Erweiterungsflächen mit Gebäuden dar. Diese Einteilung orientiert sich an den baulichen Gegebenheiten des Universitätsviertels und hat vor allem den Sinn, den von Nordosten kommenden Kaltluftabfluss nicht wesentlich zu stören. So werden breite zusammenhängende Grünflächen parallel zur Strömungsrichtung nach Südwesten freigehalten.

Die Quartiere geben die wesentlichen Aussagen zur städtebaulichen Struktur an. Sie zeigen, wo sich verschiedene Schwerpunkte befinden und wo es Möglichkeiten für Entwicklung gibt. Auf diese Weise kann das Areal so gestaltet werden, dass es langfristig gut funktioniert und für alle Einwohner*innen lebenswert ist.
Das Forschungsquartier (bzw. die „Science City”) stellt dabei aus heutiger Sicht einen abgeschlossenen Raum dar. Das Innovationsquartier – das die kommende IT:U beherbergen wird – ist im Gegensatz dazu noch höchst wandelbar. Diese Quartiere sind wiederum die Ausgangsbasis für die weiteren Entwicklungsebenen.

Dazu wurden noch sogenannte „Nachbarschaften” am Areal ausgemacht. Sie bieten kleinere, strukturell zusammenhängende Einheiten, auf denen man gezielt planerisch aufbauen kann. Durch ihre innere Organisation sichern sie den Zusammenhalt dieses Stadtraums, prägen ihn und gewährleisten auch Spielräume zur Entwicklung.

In jeder dieser einzelnen Nachbarschaften soll es soziale Treff- und Aufenthaltsflächen mit hoher Qualität für die Menschen geben. Die Nachbarschaften werden untereinander durch Wege und Grünflächen vernetzt. So soll von jeder Nachbarschaft fußläufig aus eine großzügige Grünfläche erreichbar sein, die der Bevölkerung zur Naherholung dient.

Grüne und blaue Elemente in der Gestaltung
Die vorhandenen Grünflächen bestehen zum großen Teil aus Wald, Wildblumenflächen und Äckern. Diese prägen die Kulturlandschaft, übernehmen wichtige ökologische Funktionen und geben Raum für Vielfalt und Biodiversität. So speichern Wald und Forstflächen etwa Regenwasser.
Überhaupt wurde in den bisherigen Planungen ein Schwerpunkt auf das Management von Regenwasser gelegt. Denn von Norden her kommen Hangwässer in das Gebiet, für die auch in Zukunft zum einen Versickerungsflächen erhalten und neu geschaffen sowie ein schadloses Abfließen bei stärkeren Niederschlägen gewährleistet werden müssen. Für die Gestaltung des Viertels bedeutet das, auch eine wassersensible Entwicklung miteinzubeziehen.

Zum Grün kommen noch Bäume und Sträucher zwischen den Gebäuden, die den Campus in seiner Struktur stärken und Pufferzonen schaffen. Ein wichtiges Element ist aber das Gemeinschaftsgrün. Neben der ökologischen Bedeutung gibt es Räume für sozialen Austausch mit hoher Aufenthaltsqualität. Diese bieten unterschiedliche Nutzungsqualitäten wie Naherholung im Park oder Sport- und Spielflächen. Ein übergeordnetes grünes Band vernetzt schließlich die Quartiere und ihre Grünflächen.
Auch städtebaulich soll mehr Grün Einzug halten in Form von Dach- und Fassadenbegrünungen. Zu überlegen sind Bebauungen, die sich direkt in das Gelände einfügen und einen Fokus auf nachhaltige Materialien legen. Ein weiterer Aspekt dabei sind auch Orientierung, Dichte, Höhe und Form von Baukörpern. So sollten die Gebäude etwa bestmöglich an die Luftströme ausgerichtet sein.

Smarter und produktiver Stadtteil
Aus der Verbindung all dieser Faktoren soll schließlich eine urbane Umgebung entstehen, die die Produktivität in den verschiedensten Bereichen unterstützt – sei es in den Bildungs- und Forschungseinrichtungen, wie auch in Unternehmen. Der Stadtteil bietet dabei nicht nur die Arbeitsplätze, Wohnraum und Bildungsmöglichkeiten, sondern eben auch Räume für Zusammenarbeit, Austausch von Ideen und Innovation.

Bürger*innen-Veranstaltung und Ausstellung am 17. und 18. April
Am 17. April findet der dritte und letzte Expert*innen-Workshop statt, in dem u. a. noch einmal verschiedene Nutzungsszenarien diskutiert werden.Die Kernaussagen des Masterplans können der Bevölkerung dann im Rahmen einer Ausstellung direkt im Universitätsviertel vorgestellt werden. Dazu laden Planungsstadtrat Dietmar Prammer, Stadtentwicklungsdirektor Hans-Martin Neumann, JKU-Rektor Stefan Koch sowie Vize-Rektor Alexander Freischlager die Bewohner*innen des Stadtteils ein. Noch am Abend des 17. April wird hierzu eine Ausstellung in der JKU, Loft C im Uni-Center, eröffnet, welche am 18. April den ganzen Tag von 8 bis 18 Uhr besucht werden kann. Dabei werden auch städtische Mitarbeiter*innen zur Verfügung stehen, um auf Inhalte und Fragen einzugehen.

„Im ersten Schritt haben wir mit Fachexpert*innen die strategischen Ansätze im Hinblick auf die örtlichen Gegebenheiten besprochen und verschiedene Szenarien analysiert. Im nächsten Schritt möchten wir unsere Überlegungen den Linzerinnen und Linzern präsentieren. Unser Ziel dabei ist es, ihre Meinungen, Ideen und Vorstellungen zu erfassen und miteinzubeziehen”, so Stadtentwicklungsdirektor Dr.-Ing. Hans-Martin Neumann.
Anschließend sollen die Anregungen in dem Masterplan einfließen. Die finale Planungsvision für den Stadtteil soll die Anforderungen aller Stakeholder bestmöglich miteinschließen und bis zum Frühsommer vorliegen.

 

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