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Linzer Stadtentwicklung vor Beschlussfassung im Gemeinderat

Nach einem langen und aufwändigen Entwicklungsprozess wurde die Linzer Stadtstrategie in den letzten Wochen zum Abschluss gebracht. Mit dieser Strategie definiert die Stadt unter dem Titel „Linz realisiert Zukunft“ proaktiv Richtlinien und Rahmenbedingungen für eine künftige, urbane Entwicklung. Die politische Beschlussfassung des Papiers soll noch in der kommenden Gemeinderatssitzung am 1. Juli vor der Sommerpause erfolgen. Unsere Landeshauptstadt macht sich damit fit für den massiven technologischen, ökonomischen, ökologischen und sozialen Wandel der kommenden zehn Jahre.

Die Idee der Linzer Stadtstrategie besteht darin, Ziele und Methoden sowie Notwendiges und Mögliches für eine gesamtheitliche Stadtentwicklung aufzuzeigen. Durch die Strategie werden fünf ‚Herausforderungen‘ definiert, die möglichst umfassend alle wesentlichen Fragen der Linzer Stadtentwicklung identifizieren und bündeln sollen. Von Stadtwirtschaft über Stadtwachstum, Stadtleben, Stadtnetzwerk und Stadtzukunft wird damit ein breiter Bogen zwischen wichtigen, städtischen Zukunftsthemen gespannt. Es geht schlichtweg darum, die Herausforderungen Digitalisierung und Klimaschutz mit unserer Industrie und mit den Arbeitsplätzen der Zukunft zu verbinden.“

Bürgermeister Klaus Luger

Verschiedene Szenarien zu den Themenschwerpunkten wurden in öffentlichen Streitgesprächen ausgetragen oder sollen auch künftig noch ausgetragen werden. Die öffentliche Diskussion bringt die Vielfalt der Sichtweisen an die Oberfläche. Das gemeinsame „Ausstreiten“ wird damit zu einer grundlegenden Arbeitsweise der Linzer Stadtstrategie.

Die Strategie bleibt dabei keineswegs rein theoretisch. Unter dem Motto „Dynamisch, mutig, innovativ“ beinhaltet sie vielmehr zu jedem Themenbereich auch eine Zusammenfassung der wichtigsten To-Dos für die kommenden Jahre. Diese To-Do-Liste soll schrittweise abgearbeitet und laufend ergänzt werden.

Wozu benötigt Linz diese Strategie?

Linz wächst. Allein in den vergangenen sechs Jahren sind ebenso viele Menschen in die Landeshauptstadt zugezogen wie Grieskirchen EinwohnerInnen hat. Dieser Trend zur Stadt ist nur durch die Corona-Pandemie vorübergehend zum Stillstand gekommen. Für die kommenden Jahre und Jahrzehnte wird weiteres Wachstum erwartet. Prognosen gehen von bis zu 230.000 Einwohnerinnen in zehn Jahren aus.

Daraus ergeben sich verschiedene Fragestellungen:

Wird der Verkehr im selben Maß zunehmen? Oder dadurch, dass in absehbarer Zeit immer mehr Menschen durch die Möglichkeiten der Digitalisierung im Home-Office arbeiten, sogar zurückgehen? Wird es gelingen, die Umweltbelastung durch alternative Mobilitätsformen zu verringern? Ist der Weg zur CO2-neutralen Stadt möglich?

Diese Fragen wurden in so genannten Streitgesprächen mit den Linzerinnen und Linzern diskutiert.
Wohin die Reise in die Zukunft geht, dafür soll die Stadtstrategie eine Grundlage bilden: Ziel ist ein „Big Picture“, ein Rahmen für die „Linzerstadt” von Morgen.

„Mit der Stadtstrategie wird klarer sein, wohin sich Linz entwickelt”, sagt der Architekt und Städteplaner Andreas Kleboth. „Linz ist die erste Landeshauptstadt, die diesen Schritt vornimmt”, sagt Kleboth weiters.

Vorgeschichte

Am 22. Juni 2020 wurde vom Gemeinderat die Durchführung eines Stadt-entwicklungs-Strategieprozesses genehmigt, die in diesem Beschluss definierten Beauftragungen zur Aufbereitung unterschiedlicher Themenfelder an einzelne Expertinnen wurden am 25. August 2020 im Stadtsenat beschlossen.
Als Zielsetzung wurde definiert, dass die künftige Stadtstrategie als Plan für die gesamtstädtische Entwicklung dienen bzw. als Leitbild für relevante städtebauliche und gesellschaftliche Herausforderungen in Linz wirken soll.
Sie soll dabei Perspektiven und eine Richtung für zukünftige Entwicklungen aufzeigen und die Stadtplanung in die Lage versetzen, eine Vielzahl an Einzelentwicklungen daran auszurichten bzw. zu koordinieren, damit sie in ihrer Summe mehr als das Einzelne ergeben.

Die Strategie soll künftig auch allen beteiligten Akteurinnen Berechenbarkeit und Nachvollziehbarkeit bei relevanten Entscheidungen geben und stellt jede Einzelmaßnahme in einen übergeordneten Kontext.
In der Folge wurde nun die Linzer Stadtstrategie 2022 erarbeitet. Diese ist nun fertiggestellt und soll Am 1. Juli 2021 grundsätzlich vom Linzer Gemeinderat beschlossen werden. Sie wurde am 21. Juni 2021 bereits im zuständigen Ausschuss präsentiert.

Die Stadtstrategie soll künftig verbindlich als Grundlage bei spezifischen Entscheidungsnotwendigkeiten im Rahmen von Stadtplanungsthemen herangezogen werden.

Die Linzer Stadtstrategie gliedert sich in fünf Kapitel bzw. Handlungsfelder:

Stadtwirtschaft

1. Innovative Unternehmen in begehrenswerten Locations (Unterstützung Start-Ups, attraktive Standorte, umfassende Serviceangebote)
2. Der „Green New Deal für Linz“ (Industrie, Stadt und Mobilität mit Ökologie, Digitalisierung und Bürgerbeteiligung kombinieren)
3. Unwiderstehliche Stadtmarke einer Zukunftsstadt (Events, herausragende Unternehmen und Persönlichkeiten)
Das Konzept der Stadtstrategie betont und verstärkt den Trend zu Start Ups in dafür geeigneten zukunftsorientierten Orten, so wie er bereits in der Tabakfabrik oder im Stadthafen realisiert wird. Es kommt auch darauf an, im Industrieraum eine kleinteilige Vernetzung und die Kombination mit Freizeitmöglichkeiten anzustreben. Aktuelles Beispiel dafür ist die neu entstehende Kühlhalle im Hafen.
Weiters braucht es für Produktionsprozesse einen New Green Deal. Aktuelle Beispiele dafür sind etwa die Pilotprojekte der voest alpine im Bereich der Wasserstofftechnologie und das Erzeugen von „grünem Stahl“.

Stadtwachstum

1. Klare Rahmenbedingungen mit mutigen Vorgaben (für Stadtentwicklung)
2. Unverwechselbare Stadtteilzentren und prägnante „Dritte Orte“ (Zusammenhänge und Wechselwirkungen zwischen Stadtteilen)
3. Zukunftsweisende Bauten und innovative Infrastruktur (einzelne Bau-steine der Stadt)
Durch den überlegten Umgang mit Bauland-Neuwidmungen spart sich die Stadt hohe Ausgaben für den Neubau der technischen Infrastruktur. Dadurch bleiben finanzielle Potenziale, um die vorhandenen öffentlichen Angebote, wie öffentliche Räume, Stadtteilzentren, Betreuungseinrichtungen und öffentlicher Verkehr stark zu verbessern. So wird es weiterhin möglich sein, hoch-wertigen leistbaren Wohnraum in zentralen Lagen zu schaffen.
Außerdem sorgen diese Neunutzungen sowie Nachverdichtungen und die
zahlreichen neuen, meist jungen BewohnerInnen, für eine gute Altersdurchmischung in bestehenden Stadtarealen.
Auch bei allen Stadtbausteinen, Gebäuden, öffentlichen Räumen, Grünräumen und technischer Infrastruktur geht Linz innovative Wege. Die ökologische und soziale Nachhaltigkeit soll künftig noch stärker als bisher, gleich-sam als conditio sine qua non, in die Bauprojekte einfließen.

Stadtleben
1. Linzer BürgerInnen als Schrittmacher (offener Dialog und Kooperation mit der Bevölkerung)
2. Überraschend lebendige „Linzer Dritte Orte“
3. Transparente Prozesse und vielfältige Partizipation
So kommt es darauf an, die Menschen so intensiv wie möglich in die Gestaltung ihrer Stadt aktiv einzubinden. Bei Projekten werden etwa auf Initiative der Bürgerinnen und Bürger oder Investorinnen und Investoren werden die Potenziale des jeweiligen Standorts in interdisziplinären kooperativen Prozessen erhoben und weiterentwickelt.
Beispiele dafür sind die bereits realisierten Kooperativen Verfahren wie in Ebelsberg oder im Franckviertel.

Stadtnetzwerk
1. Der digitale Zwilling (Abläufe durch Digitalisierung optimiert)
2. Gleichwertigkeit aller Verkehrsmittel
3. Innovative Rechtsgrundlagen und neue Kooperationen (durch Digitalisierung verschwimmen territoriale und kommunale Grenzen)
Linz wird zur ersten voll digitalisierten Industriestadt Österreichs. Die Digitalisierung wird sich künftig durch fast alle Lebensbereichen ziehen. Neben der Erfahrung. Der Alltag wird sich etwa auch im Hinblick auf zukunftsorientierte und C02-neutrale Formen der Mobilität wie Stadtseilbahnen, Flugtaxis, autonomes Fahren) und der Logistik (z.B. zentrale Logistik, selbstfahrende Lieferfahrzeuge) etc. völlig anders gestalten.

Flugtaxis in Linz vor dem Abflug?
Airtaxi der LinzAG

Stadtzukunft
1. Öffentliches Interesse und Flächenverfügbarkeiten (Umgang mit Ressourcen)
2. Digitalisierung und neue Formen des Erwerbslebens (Veränderung des Alltagslebens)
3. Energiewende und Ressourceneinsparung (Prinzip des Reduzierens)
Stadtentwickeln kann heißen, Flächen bewusst von einer Nutzung, einer Bebauung frei zu halten, oder aber im Gegenteil dazu, diese hoch verdichtet zu verbauen.
Das hängt wesentlich vom jeweiligen Standortpotenzial und den damit verbundenen Intentionen ab.
Diese Sorgsamkeit im Umgang mit Grundstücksflächen ist eine Frage der Nachhaltigkeit. So wird es beispielsweise auf Grund abnehmender Flächenreserven notwendig sein, mehr in die Höhe zu bauen und somit Grünflächen zwischen den Bauten zu ermöglichen.
Klimaneutralität soll nicht nur ein Schlagwort sein, sondern noch mehr „gelebt“ werden. Linz geht dabei, wie zum Beispiel bei der Dach- und Fassadenbegrünung, bereits jetzt voran. Dem Beschluss des ersten Linzer Klimaprogramms folgten Maßnahmen. So wird mit einem Ediktalverfahren eine vermehrte Begrünung in über 1.000 Bebauungsplänen verankert.
Von der Möglichkeit, Dachbegrünungen vorzuschreiben, wurde bisher zum Beispiel bei Betriebsbaugebieten schon des Öfteren Gebrauch gemacht, bei anderen Widmungskategorien wie bei Wohngebieten weniger. Jetzt muss jedes Dach über 100 Quadratmeter begrünt werden.

Dachbegrünung wird in Linz verbindlich

Wo soll die Stadtstrategie Anwendung finden?

Die Anwendungspalette der Stadtstrategie ist umfassend. Einfließen soll sie unter anderem in folgende Planungsinstrumentarien:

• Örtliches Entwicklungskonzept ÖEK

• Flächenwidmungspläne

• Bebauungspläne

• Beiräte

• Arbeit der städtebaulichen Kommission

• Gestaltungsbeirat

• Planungsvisite

• Kooperative Verfahren

• Planungswerkstatt

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