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Ideenwettbewerb zur Quartiersentwicklung in der Linzer Innenstadt

Drei Siegerprojekte aus Kooperation mit Kunstuniversität Linz vorgestellt

Die Stadt Linz möchte die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt weiter forcieren. Insbesondere die zentralen Innenstadtlagen Hauptplatz, Altstadt und Promenade werden aktuell in Kooperation mit der Kunstuniversität Linz hinsichtlich einer qualitativen Quartiersentwicklung betrachtet. Zu diesem Zweck wurde im März ein Ideenwettbewerb gestartet, aus dem nun drei Siegerprojekte hervorgehen. Insgesamt zeigten sich die zwölf eingereichten Konzepte von hoher Qualität. Die Projekte „dwello“, „Wassernebeluhr“ und „Linzer Letter“ stellten sich dabei als besonders interessant dar. 

„Mit der Weiterverfolgung der drei Siegerprojekte setzen wir konkrete Schritte, die das Linzer Potenzial auf dem Weg zu einer lebendigen, innovativen und lebenswerten Stadt voll ausschöpfen. Der öffentliche Raum soll für alle Bürgerinnen und Bürger zur Verfügung stehen. Die bereits vorhandenen Sitzgelegenheiten sowie die Stadtoase am Hauptplatz zeigen, wie gern sich die Linzerinnen und Linzer in der Innenstadt aufhalten. Ein Ausbau solcher Plätze kann nur von positiver Resonanz zeugen. Zudem freut es mich, mit der Kunstuniversität eine kompetente Partnerin für städtische Projekte im Boot zu haben.“

Bürgermeister Klaus Luger

„Im Rahmen der Innenstadtattraktivierung ist es unser erklärtes Ziel, die Innenstadt noch attraktiver zu gestalten und die Aufenthaltsqualität stetig zu erhöhen. Ein Baustein dieses Bestrebens ist das Projekt zur Quartiersentwicklung in der Innenstadt, wo Studierende der Kunstuniversität hervorragende Anregungen und Überlegungen eingebracht haben. Es freut mich sehr, dass diese äußerst kreativen Projekte im Herzen von Linz entstanden sind.“

Wirtschaftsreferent Vizebürgermeister Mag. Bernhard Baier

Bereits im März dieses Jahres startete die Stadt Linz in Kooperation mit der Kunstuniversität Linz einen Ideenwettbewerb für Projekte zur Attraktivierung der Innenstadt. Speziell betrachtet werden dabei die Innenstadtlagen Hauptplatz, Altstadt und Promenade. Aus den zwölf eingereichten Projekten zeigten sich jene von Julia Riesenberg (Wassernebeluhr), Anna Weberberger (dwello) und Sabrina Hauzinger (Linzer Letter) als besonders interessant und verfolgungswürdig; sie sollen nun weiter ausgearbeitet werden.

Die konkrete Umsetzung ist durchaus anspruchsvoll, bereichsübergreifend und für das erste Halbjahr 2022 geplant. Die Abwicklung soll zwischen den zuständigen Geschäftsbereichen der Stadt Linz sowie der City Marketing GmbH erfolgen. Dabei werden unter anderem Fragen zu Materialien, Kosten, statische Erfordernisse und Aufstellungsorten bearbeitet.

Die Wassernebeluhr

Die Wassernebeluhr funktioniert wie ein imaginierter Schattenwurf einer Kirchturmuhr. Symmetrisch platziert, erheben sich in zwei ineinander liegenden Kreisen angeordnet jeweils sechs Metallbögen aus dem inneren und aus dem äußeren Kreis. Die außenliegenden Bögen sind mit Sprühnebeldüsen versehen. Jeder Bogen verbildlicht die Zeit von fünf Minuten auf dem Ziffernblatt einer Uhr. Im Rhythmus der Uhr wird alle zehn Minuten ein außenliegender Kreisbogen für fünf Minuten mit Sprühnebel bespielt. Zur halben Stunde beginnen die Düsen jedes zweiten Metallbogens zu sprühen, zur ganzen Stunde wird das komplette außenliegende Bogenkonstrukt in Sprühnebel gehüllt.

Man kann somit die Zeit ablesen, mitwandern und gleichermaßen geduldig wie gespannt auf ein Schauspiel warten, welches von Kirchturmglocken eingeläutet und begleitet wird. Die Zeit wird im Gegensatz zu einer Sanduhr nicht aufgefangen und wiederverwendet. Das Wasser verteilt sich in der Luft, verflüchtigt sich und hinterlässt dabei nichts als eine angenehme Atmosphäre. Zudem soll der Rhythmus aus fünf Minuten Nebelschauspiel und fünf Minuten Pausenzeit aufzeigen, dass es sich bei Wasser nicht um eine unendliche Ressource handelt. Zur Dämmerung und nachts sollen die Bögen von Licht in Szene gesetzt werden, wodurch noch einmal deutlich sichtbar wird, wie der Wassernebel sich in der Luft ausbreitet und wieder verflüchtigt.

Die Bögen sind in einer Unterkonstruktion montiert, die gleichzeitig als Sitzmöglichkeit fungiert und in Pflanzbereiche übergeht. Die Bepflanzung richtet sich nach den Ansprüchen von Insekten und soll somit Farbe und Leben auf den Platz bringen. Der genaue künftige Standort wird noch eruiert werden.

Die Installation besteht zum größten Teil aus lackiertem und somit vor Umwelteinflüssen geschütztem Metall. Lediglich die Sitzflächen werden aus Holz gefertigt, um auch an heißen Tagen benutzbar zu sein. Die Metallunterkonstruktion der Sitzbereiche und die Pflanzumrahmungen geben statisch Halt und bieten gleichzeitig die Möglichkeit, das aufbereitete Wasser unsichtbar mittels Schlauchsystem zu den jeweiligen Bögen zu leiten.

Entwurf der Wassernebeluhr mit komplettem Wasserspiel (Bild: Julia Riesenberg)
Entwurf der Wassernebeluhr mit komplettem Wasserspiel (Bild: Julia Riesenberg)

dwello: „Wellenreiten“ in der city

„dwello“ von Anna Weberberger schafft Platz zum Sitzen, Liegen und „Wellenreiten“ im öffentlichen Raum der Stadt Linz. Ob 10 Meter lang oder 5 Meter breit — flexibel an- und nebeneinandergereiht ermöglicht dwello eine flexible Gestaltung von (Sitz-)plätzen. dwellos Name kann in Anlehnung an „to dwell“ (engl. verweilen), kurz für Donauwelle, gelesen werden.
Ein Stadtmöbel, das in einem Moment Flächen bespielt und im anderen Moment für Märkte, Feste etc. wieder von der Bildfläche verschwindet, ist schnell mit dem Problem der Standhaftigkeit konfrontiert. dwellos Antwort darauf ist seine funktionelle Anlehnung an Wassertanks. Die Hohlform aus recyceltem Kunststoff erhält durch die Befüllung mit (Donau-)Wasser ihre nötige Stabilität. Im „Hahnumdrehen“ wird auf diese Weise aus einem 15kg- ein 260kg-Möbel.

dwello ist ein Straßenmobiliar, welches nicht nur den Anspruch hat, schön auszusehen, sondern praktisch im ganzen Stadtgebiet eingesetzt werden kann. Mit dwello sind auch temporäre Straßenbegrenzungen (z.B. für Feste) möglich, um Raum für Menschen und nicht für Autos zu schaffen.

Verschließbare Tankdeckel sorgen für die nötige Sicherheit. Für fixe Standorte ist eine Befüllung pro Saison geplant. Schließlich soll in der heutigen Zeit sparsam mit der Ressource Wasser umgegangen werden. Wechselt dwello den Standort, kann das Wasser rasch wieder ausgelassen werden. Da sich die „dwelli“ aufeinander stapeln lassen, können Plätze auch frei geräumt werden, ohne dass diese sofort an einen anderen Standort gebracht werden müssen. Die Stapelbarkeit macht auch eine Lagerung im Winter relativ einfach und platzsparend.

dwello hat das Potenzial von Auwiesen bis Dornach eingesetzt zu werden. Denn nicht nur die Linzer Innenstadt mit Hauptplatz und Pfarrplatz freut sich über eine „Erfrischung“, auch Freiräume außerhalb des Zentrums könnten damit gestalten werden.

Ein dwello ist voraussichtlich 1,30 m lang und 0,5 m breit. Die handliche Größe erhöht die Flexibilität in allen Bereichen. Die Herstellung ist in Österreich geplant. Als Material soll recyceltes Kunststoff-Granulat aus Produktionsabfällen zum Einsatz kommen. Dieses benötigt wenig Wiederaufbereitungsenergie, spart Emissionen ein und kommt im Gegensatz zu Regeneraten ohne chemische Zusätze aus. Damit ist es weit ökologisch zielführend und fügt sich in die Vorhaben der Fab City Initiative ein, im Zuge derer sich Linz neben Städten wie Amsterdam oder Seoul für ein aktives Ankurbeln der lokal-urbanen Kreislaufwirtschaft in den nächsten Jahren einsetzt.

Das Sitzmöbel dwello (Bild: Anna Weberberger)
Das Sitzmöbel dwello (Bild: Anna Weberberger)

Linzer Letter

Das dritte Projekt stammt von Sabrina Hauzinger, ebenfalls Studentin der Studienrichtung raum&designstrategien an der Kunstuniversität Linz. Vier witterungsbeständige große Buchstaben sollen gemeinsam mit LinzerInnen und BesucherInnen die Stadt repräsentieren. Die vier Buchstaben, die zusammen den Schriftzug „LINZ“ ergeben, sollen zum Branding-Modell werden und als Botschaftgeber dienen. Fotobegeisterte BesucherInnen der Stadt können sich dort mit Linz in Szene setzen.

Bewegungsgründe und Gedanken der Künstlerin

In den kommenden Jahren sollten wir uns auf positive Errungenschaften und nachhaltige Lebensweisen fokussieren, Langzeitlösungen für ein besseres Klima in sozialer sowie ökologischer Hinsicht anstreben. Mit Humor und viel Optimismus lässt der Mensch Veränderungen leichter zu.

Das Ziel ist nicht nur nach neuen Innovationen zu suchen, sondern bereits bestehende verbreitet einzusetzen. Dass unsere Umgebung eine wichtige Rolle in Bezug zu unserem Verhalten hat, können wir schon erkennen, wenn wir zugeschmierte, verdreckte Unterführungen wieder in einem strahlenden Weiß streichen und somit nachweislich Kriminalität entgegenwirken.

„IAmsterdam“, der beliebte Schriftzug als Treffpunkt vor dem Reichsmuseum in der niederländischen Hauptstadt diente als Beispiel – Linz folgt diesem Exempel in abgewandelter Form.

Es wird ein Zeichen gesetzt, gewillt in eine Zukunft zu gehen, die uns – wie es auch in Amsterdam der Fall ist – zumindest in ein Gleichgewicht von Grünflächen und bebauten Flächen bringt.

„Die Quartiersentwicklung in der Linzer Innenstadt zur Erhöhung der Aufenthaltsqualität ist uns ein wichtiges gemeinsames Anliegen. Die Partnerschaft Stadt Linz und Kunstuniversität hat gezeigt, dass Kreativität und Know-how im Zentrum der Stadt Hand in Hand gehen“, sind sich Bürgermeister Luger, Vizebürgermeister Baier und Kunstuniversität Linz einig.

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