Leben & Stadt

Grünes Licht für Linzer Photovoltaik-Offensive

Mehr als 100 Anlagen auf städtischen Gebäuden bringen künftig 85 Mal mehr Solarenergie als derzeit

Der Weg der Stadt Linz zur klimaneutralen Industriestadt fußt zu einem beträchtlichen Teil auf dem Umstieg auf erneuerbare Energien. Als eine der effizientesten Methoden dabei erweist sich der großflächige Ausbau von Photovoltaikanlagen. Die Stadt Linz verfügt dafür vor allem auf den Dächern stadteigener Gebäude über ein großes Potenzial. Starten soll die Umsetzung der ersten Etappe beim Neuen Rathaus, Brucknerhaus, Posthof und Sportpark Pichling.

Die Stadt Linz hat daher bereits in der Sitzung vom 7. März 2022 den Grundsatzbeschluss für ein gesamtstädtisches Klima-neutralitätskonzept gefasst, das unter anderem den Ausbau der Sonnenenergie forciert. Mit einem weiteren Gemeinderatsbeschluss sollen nun die Investitionskosten für Vorbereitung und Planung der Linzer Photovoltaik-Offensive genehmigt werden.

„Wir haben uns zum Ziel gesetzt, Linz bis 2040 zur klimaneutralen Industriestadt zu gestalten. Dies ist keine Vision, sondern eine Vorgabe, die schrittweise und auf mehreren Schienen erreicht werden kann. Neben der Dekarbonisierung der Industrie, einer Wasserstoff-Initiative und der sukzessiven Umstellung des Individualverkehrs auf klimaneutrale Antriebe spielt die Forcierung der Sonnenenergie dabei eine große Rolle. Mit der Linzer Photovoltaikoffensive haben wir zudem die Chance, eine Musterstadt bei der Nutzung dieser umweltfreundlichen und klimaneutralen Energieform zu werden“, betont der Linzer Bürgermeister Klaus Luger.

„Unser Ziel bei den Sonnenenergieanlagen ist, im Endausbau mehr als 40 Prozent des jährlichen Stromverbrauchs der Stadt Linz aus Anlagen auf städtischen Gebäuden abzudecken. Linz zählt zudem zu den ersten Städten, die Photovoltaikanlagen auf öffentlichen Gebäuden errichtet haben. Wir werden auch die erste Stadt sein, die den Ausbau der Sonnenenergie in großem Rahmen realisiert“, ergänzt der Linzer Planungsreferent Stadtrat Dietmar Prammer.

„Im Vergleich zu bisher 1.000 Quadratmetern an Photovoltaikanlagen, über die die Stadt derzeit verfügt, kann künftig durch den geplanten Ausbau mehr als 85 Mal so viel Energie erzeugt werden als jetzt. Durch neue Anlagen soll es möglich sein, nicht weniger als 18 Millionen kWh Strom pro Jahr zu erzeugen. Das entspricht dem Strombedarf von mehr als 4.000 Haushalten“, rechnet der Geschäftsführer der Immobilien Linz GmbH & Co. KG Mag. Markus Eidenberger vor.

Erneuerbare Energiegemeinschaften (EEGs) ermöglichen Umsetzung
Mit der Ausbauoffensive soll die Zahl der bisherigen Solaranlagen der Stadt nicht nur um ein Vielfaches erhöht werden, sondern es sollen auch zusätzlich sogenannte Erneuerbare Energiegemeinschaften (EEGs) gegründet werden, um den produzierten Strom möglichst selbst zu verbrauchen und autarker zu werden.

Errichtung von mehr als 100 Solaranlagen
Im ersten Schritt wurde global analysiert, welches Potenzial an Dachflächen einerseits und an zur erzeugbaren Strommenge passenden Verbrauchslasten andererseits besteht. Im Zuge der Ausbauoffensive sollen nun über 100 Anlagen auf den Objekten verbaut werden, die mehr als 5.000 Tonnen CO2 einsparen werden. Durch die neuen Anlagen soll sich die Gesamtleistung der städtischen Photovoltaik auf über 18.000 kWp erhöhen, somit ergeben sich 18.000.000 kWh erzeugter Strom pro Jahr.

Erzeugter Strombedarf entspricht jenem von mehr als 4.000 Haushalten
Um diesen Wert deutlicher zu veranschaulichen: Ein Vier-Personen-Haushalt benötigt im Schnitt 4.400 kWh pro Jahr. Durch die neuen Photovoltaikanlagen könnte also das Äquivalent des Strombedarfs von über 4.000 Haushalten erzeugt werden.

Errichtung durch Eigentümer ILG KG
Die Errichtung dieser Anlagen soll durch die Eigentümerin der Gebäude, die Immobilien Linz GmbH & Co KG (ILG KG), erfolgen. Die Errichtungskosten aller Anlagen werden aus heutiger Sicht auf ca. 20 Millionen Euro geschätzt. Ziel ist es, dieses Volumen an Anlagenerrichtungen in den Jahren 2024 bis 2027 umzusetzen. Zu diesem Zweck erarbeitet die ILG KG derzeit mit Unterstützung der Expert*innen der Linz AG eine Prioritätenliste sowie eine Ausschreibung für eine Rahmenvereinbarung mit mehreren Errichter*innen von Photovoltaikanlagen. Die notwendigen Mittel sollen in den Wirtschaftsplänen der ILG KG in den Jahren 2024 bis 2027 Berücksichtigung finden.

Um dabei einen hohen Eigennutzungsgrad der erzeugten Energie durch die Stadt Linz zu erreichen, soll das Instrument der „Erneuerbaren Energiegemeinschaften“ (EEGs) genutzt werden. Bislang war es nur möglich, den eigenproduzierten Strom innerhalb der jeweiligen Grundstücksgrenze zu verbrauchen. Durch das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG), das die EEGs regelt, ist es nun möglich, dass die einzelnen Objekte der Stadt den Strom über die eigenen Grundstücksgrenzen hinweg produzieren, speichern, aber auch gemeinsam verbrauchen können.

Mehrere EEGs versorgen jeweils ein Umspannwerk – regionale Verteilung sichert größtmögliches Nutzungspotenzial
Es fallen nur diejenigen Netzkosten an, die zwischen dem stromerzeugenden Objekt und dem stromverbrauchenden Objekt tatsächlich beansprucht werden. Daher ist es wirtschaftlich sinnvoll, je nach der Topografie des vorhandenen Stromversorgungsnetzes über das Stadtgebiet verteilt mehrere EEGs zu bilden, in der Regel jeweils für das Versorgungsgebiet eines Umspannwerks. Aus derzeitiger Sicht sind elf verschiedene über das Stadtgebiet verteilte EEGs sinnvoll. Dadurch wird die Anzahl der Photovoltaikanlagen, die wirtschaftlich sinnvoll errichtet werden können, um ein Vielfaches höher.

Steuerung durch „LEG“
Konkret soll für diesen Zweck eine neue Gesellschaft, die „Linzer Energiegemeinschaft GmbH (LEG)“, als Steuereinheit gegründet werden. Alleineigentümerin dieser Gesellschaft soll die Stadt Linz selbst sein, die ILG KG und die Linz AG sollen Expert*innenwissen insbesondere in den Bereichen Anlagenplanung, -errichtung und -finanzierung einbringen. Dass die Stadt Linz selbst und nicht die UGL Holding GmbH oder eines ihrer direkten oder indirekten Tochterunternehmen als Alleineigentümerin fungieren soll, liegt daran, dass nicht nur die Linz AG als großes Unternehmen (und nicht KMU) und als Energieversorgungsunternehmen von der Teilnahme an EEGs ausgeschlossen ist, sondern alle mit ihr konzernverbundenen Unternehmen. Die Stadt Linz selbst jedoch darf als Gebietskörperschaft explizit an EEGs teilnehmen.

Mehr als 40 Prozent des jährlichen Stromverbrauchs der Stadt aus Photovoltaik – jährlich 1 Million Euro Ersparnis an Energiekosten
Die ILG KG als Errichterin und Eigentümerin der Photovoltaik-Anlagen ist selbst keine Verbraucherin und kann als mit der Linz AG konzernverbundenes Unternehmen auch nicht an einer EEG teilnehmen. Daher soll sie die Anlagen samt ihrer Wartung zu Selbstkosten an die EEGs verpachten, in denen die Stadt Linz und ihre Geschäftsbereiche als Verbraucher von der günstigeren und preislich stabilen Stromproduktion profitieren werden.

Das Einsparungspotenzial in einer städtischen Gesamtsicht je nach weiterer Entwicklung der Strompreise beträgt bis zu einer Million Euro pro Jahr, und das nach Berücksichtigung der Abschreibungen, der laufenden Betriebskosten der Anlagen und des Finanzierungsaufwands. Durch die Photovoltaikanlagen könnten damit über 40 Prozent des jährlichen Stromverbrauchs der Stadt Linz aus dieser erneuerbaren Quelle abgedeckt werden.
Damit kann die Photovoltaik-Offensive gleich zwei wesentliche Beiträge leisten: Einerseits einen wichtigen Schritt auf dem Weg zur Klimaneutralität, andererseits eine erhebliche Entlastung des städtischen Haushalts hinsichtlich der steigenden Energiekosten.

Gemeinderatsbeschluss zur Umsetzung
Zur Umsetzung der Linzer Photovoltaikoffensive soll nun in der kommenden Gemeinderatssitzung ein entsprechender Grundsatzbeschluss gefasst werden, der neben der Beauftragung der ILG KG mit der Anlagenplanung die Ausschreibung einer Rahmenvereinbarung mit Errichtungsgesellschaften von PV-Anlagen vorsieht. Diese sollen in den Jahren 2024 bis 2027 errichtet werden. Die Anlagen werden nach ihrer Fertigstellung an die noch zu gründenden EEGs verpachtet.
Gleichzeitig werden dafür Investitionen in Höhe von 500.000 Euro, die im Wirtschaftsplan der ILG für 2023 noch nicht enthalten waren, freigegeben.

Weitere formale Erfordernisses sind Beschlüsse des Gemeinderates und des Aufsichtsrates der ILG über die Aufnahme der notwendigen Mittel in die Wirtschaftspläne der ILG KG in den Jahren 2024 bis 2027 sowie Beschlüsse über die zwischen den EEGs und der Stadt Linz zu schließenden Stromlieferverträge ab dem Frühjahr 2024.

Bis zu 20 Millionen Euro Investitionen
Die Errichtungskosten aller Anlagen belaufen sich für den Vollausbau aus heutiger Sicht auf bis zu 20 Millionen Euro. So soll etwa die geplante Anlage auf dem Brucknerhaus jährlich Strom im Ausmaß von fast 300.000 kWh erzeugen können. Große Potenziale schlummern aber vor allem auch in Gebäuden, an die man vielleicht nicht sofort denkt: Die bei der kommenden Sanierung der Volksschule im Aubrunnerweg zu errichtende Anlage wird sogar mehr als 350.000 kWh Strom pro Jahr erzeugen.

Aus heutiger Sicht startet die Umsetzung der ersten Etappe mit dem Neuen Rathaus, Brucknerhaus, Posthof, Sportpark Pichling und Volkshaus Dornach. Bei der Photovoltaik-Offensive nutzt die Stadt Linz das Kommunale Investitionspaket 2023-2025 für nachhaltige Investitionen. Bis zu 20 Millionen Euro entfallen dabei auf die Photovoltaik-Offensive auf Dächern von städtischen Gebäuden. Mit diesem rentablen Investment werden die steigenden Energiekosten nachhaltig reduziert.

Win-Win-Situation für Errichter und Kund*innen
Insgesamt betrachtet, stellt die Photovoltaik-Ausbauoffensive nicht nur für den Weg der Stadt Linz zur Klimaneutralität einen wesentlichen Teil dar, sondern auch in energiewirtschaftlicher Hinsicht eine Win-Win-Situation für die Errichter*innen und die Kund*innen, also letzten Endes für die Linzer Bevölkerung.

Linz AG hat viel Erfahrung und technisches Know-how
Das gemeinsame Experten-Know-how der ILG KG und der Linz AG gewährleistet eine entsprechend effiziente Umsetzung des Konzepts. So wurde konkret bereits die Errichtung von Solaranlagen auf der Feuerwache Nord geplant und durchgeführt. Diese Arbeit stimmte der städtische Geschäftsbereich GMT mit der ILG KG ab.
Die Linz AG sammelte auch bei der Errichtung von Solaranlagen in Kooperation mit Linzer Wirtschaftsunternehmen umfangreiche Erfahrungen. Eines von zahlreichen bereits umgesetzten Projekten für Strom aus der Sonne ist eine mit der Sparkasse Oberösterreich realisierte Anlage in der Innenstadt. Weiters wurden Solaranlagen auf Wohnbauten errichtet.

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