Leben & Stadt

Blackout – proaktiv Handeln für den Krisenfall

Kein Strom, keine Heizung und nach wenigen Tagen auch kein Trinkwasser mehr. Die Infrastruktur, Wirtschaft und der gesamte Alltag der Bevölkerung stehen still. So könnte es in den ersten Stunden nach einem Blackout aussehen. Von einem solchen Störfall spricht man, wenn der Strom über Stunden oder gar Tage großflächig ausfällt und das öffentliche Leben nahezu lahmgelegt wird. Ebenso können Wetterextreme oder Cyberangriffe einen Kollaps verursachen. In Österreich ist die Versorgungssicherheit zwar hoch, dennoch können – auch durch technische Abhängigkeiten vom europäischen Strommarkt – Netzschwankungen und -ausfälle nicht ausnahmslos ausgeschlossen werden. Dazu kommt, dass sich eine Großstörung innerhalb von wenigen Sekunden über weite Teile Europas ausbreiten kann und damit mehr als 500 Millionen Menschen europaweit betroffen wären.

Hinsichtlich dieses möglichen künftigen Szenarios arbeitet der Magistrat Linz in enger Abstimmung mit Einsatzorganisationen, dem Bundesheer oder dem Zivilschutzverband kontinuierlich an präventiven Maßnahmen, um für den eintretenden Ernstfall gerüstet zu sein. Im Kern geht es darum, die Bürgerinnen und Bürgerinnen proaktiv so weit zu sensibilisieren und zu informieren, dass sich diese im Falle eines Blackouts autark versorgen können und wissen, welche Verhaltensweisen in Notsituationen an den Tag zu legen sind.

Der Klimawandel und die gesteigerte Komplexität unserer Systeme machen es unabdinglich, dass wir uns mit den Risken weiter tiefergehend beschäftigen. Daher ist es von zentraler Bedeutung, mit einem Blackout oder einem ähnlichen Ereignis umgehen zu können. Dazu bedarf es neben einem professionellen Krisenmanagement auch einer aufgeklärten und selbstversorgungsfähigen Bevölkerung. Man darf dabei nicht vergessen, dass auch die Einsatzorganisationen und deren Familien zu Betroffenen werden.“

Bürgermeister Klaus Luger

„Wichtig ist, dass wir aufgrund unserer Informationen bereits vorab die richtigen Maßnahmen setzen. Als Sicherheitsstadtrat ist es mir ein besonderes Anliegen, die Menschen für dieses Thema behutsam zu sensibilisieren, um die Menschen vor einem bösen Erwachen zu schützen. Zivilschutz beginnt bei jedem von uns zuhause – mit der richtigen Vorbereitung und der richtigen Verhaltensweise“, betont Sicherheitsreferent Stadtrat Dr. Michael Raml.

„Ein Blackout ist ein möglicher Krisenfall, der intensive Vorbereitungen erfordert, das wurde auch in unserer Unternehmensstrategie verankert. Ziel ist es, die schlimmsten Folgen durch zeitgerechte Prävention zu verhindern und mögliche Schäden durch überlegte Maßnahmen auf ein Mindestmaß zu reduzieren. Wichtig ist, dass wir aufgrund vorhandener Informationen proaktiv richtig handeln. Zivil- und Katastrophenschutz haben auf Magistratsebene höchste Priorität“, führt Magistratsdirektorin Mag.a Ulrike Huemer aus.

Wenn plötzlich das Licht ausgeht

Ein herkömmlicher Stromausfall im eigenen Haushalt kann meistens innerhalb kurzer Zeit behoben werden. Wenn jedoch die Stromversorgung überregional und längerfristig ausfällt, spricht man von einem Blackout.

Das Stromsystem wird immer komplexer, durch die zunehmend schwankende Stromproduktion (Photovoltaik- und Windkraftanlagen) und lange Transportwege müssen immer häufiger stabilisierende Netzeingriffe durchgeführt werden, die das sensible Gleichgewicht zwischen Stromerzeugung und Verbrauch halten. Das Stromsystem ist insgesamt also anfälliger für Störungen geworden. Weitere Ursachen für einen Blackout können extreme Wettererscheinungen, technische Gebrechen, menschliches Fehlverhalten, Sabotage und terroristische Anschläge sowie Cyberkriminalität sein.

Besonders bei Ereignissen wie einem Stromausfall, der mehrere Staaten betrifft und länger andauert, kommt es ganz entscheidend auf die Selbstversorgung der BürgerInnen an. Jeder Haushalt sollte zumindest für zehn Tage autark sein, sind sich die ExpertInnen einig.

„Das heißt, jeder sollte sich fragen, ist es mir möglich, zehn Tage die Wohnung oder das Haus nicht verlassen zu müssen und ohne fremde Hilfe auszukommen? Wer auf einen Blackout gut vorbereitet ist, ist auf fast jede Krise gut vorbereitet. Ein gut ausgestatteter Lebensmittel- und Getränkevorrat sowie technische Hilfsmittel für den Katastrophenfall wie ein Notfallradio, eine Notkochstelle, Ersatzbeleuchtung sowie Hygieneartikel und Medikamente sind vorab leicht anzuschaffen. Getreu dem Motto ,Vorsorgen schützt vor Sorgen‘“, bekräftigt Sicherheitsstadtrat Michael Raml.

Im Falle eines Blackouts trifft die Stadt Linz als Bezirks- und Verwaltungsbehörde zahlreiche Vorsorgemaßnahmen. Schon die Corona-Pandemie hat uns deutlich vor Augen geführt, wie wichtig funktionierende Einsatzstrukturen, aber auch eine reibungslose Zusammenarbeit aller handelnden Organisationen sind. Eine Intensivierung der Zusammenarbeit ist folgerichtig und eine Investition in die eigene Sicherheit unserer BürgerInnen.“

Bürgermeister Klaus Luger

Stromversorgung: Gute Voraussetzungen durch rasches Hochfahren

Die LINZ NETZ GmbH – ein Unternehmen der Linz AG –ist auf einen möglichen Blackout vorbereitet. Linz verfügt über ein Kraftwerk, das auch nach einem Blackout wieder hochfahren kann. Damit ist eine gute Voraussetzung geschaffen, dass der Wiederaufbau im Linzer Netz noch vor dem Übertragungsnetz gelingt. In der Landeshauptstadt kann etwa das Fernheizkraftwerk Linz-Süd der Linz AG diese Rolle übernehmen. In der Netzleitzentrale des Linzer Stromversorgungs-Unternehmens kündigt sich ein Blackout mit zahlreichen Alarmmeldungen an.

Die Bestätigung, dass ein Problem mit der Stromversorgung vorliegt, leitet der Übertragungsnetzbetreiber, der Austrian Power Grid (APG), weiter. Bei einem Ausfall wird das Stromnetz nach einem Netzwiederaufbauplan schrittweise hochgefahren. Darüber hinaus werden mit anderen Netzbetreibern und Kraftwerksbetreibern laufend abgestimmte Konzepte für den Netzwiederaufbau geübt. Weiters erfolgt die Kommunikation im Krisenfall über ein eigenes, von der LINZ NETZ GmbH betriebenes Netzwerk, das unabhängig vom öffentlichen Mobilfunknetz ist. Sollte bloß in einem Haushalt der Strom ausgefallen sein, lohnt sich ein Blick in die nähere Umgebung, etwa bei Nachbarn.

Der Ausbau der Solarenergie-Quellen unterstützt darüber hinaus künftig auch in der Linzer Notstrom-Versorgung. Photovoltaik-Anlagen werden von der Stadt Linz gefördert und wurden teilweise bereits in städtischen Liegenschaften sowie von der Linz AG realisiert. Vorreiterprojekte sind Sonnenenergieanlagen auf den Dächern städtischer Seniorenzentren oder die Solaranlage am Dach der Linzer Hauptfeuerwache. Der erzeugte Strom wird unter anderem zur Blackout-Vorsorge genutzt, um Notstromaggregate zu entlasten.

„Die Photovoltaik-Offensive der Stadt Linz ist damit ein wichtiger Schritt in Richtung Klima- und Innovationshauptstadt Europas. Zudem baut die Stromversorgung in Linz künftig weiter aus und leistet damit einen wertvollen Beitrag in der Blackout-Vorsorge“, sagt Bürgermeister Klaus Luger.

Verstärkte Zusammenarbeit mit dem Militärkommando OÖ

Die Landeshauptstadt Linz und das Militärkommando Oberösterreich sind seit jeher starke Partner, wenn es darum geht, auf außergewöhnliche Herausforderungen zu reagieren. Angesichts sich wandelnder Bedrohungslagen und Krisenszenarien, wie Pandemien, Terroranschlägen, Blackouts oder der angesichts des Klimawandels zunehmenden Gefahr von Naturkatastrophen haben die Stadt und das Militärkommando Oberösterreich ihre Partnerschaft bereits im Vorjahr intensiviert. Die gemeinsame Vorbereitung auf Krisen ist ein zentrales Element. Hierzu sind konkret Workshops, Planspiele und regelmäßige Übungen geplant, die zum Teil bereits realisiert wurden.

Seitens des Bundesheeres wird zudem in den Ausbau ihres Standortes Garnisonstraße und dessen Stärkung der Autarkie investiert. Bereits im Vorjahr wurde dieser Standort einem „Blackout-Stresstest“ unterzogen. Mit den Investitionen wird der Standort im Zentrum von Linz langfristig abgesichert und stellt einen unverzichtbaren Stützpunkt für das Heer im Krisenfall dar. Im Anlassfall werden vom Linzer Kasernenstandort aus Einsätze geführt bzw. unterstützt. Ein Blackout trifft die Gesellschaft unvermittelt und hätte Auswirkungen auf ziviles wie auch militärisches Leben gleichermaßen. Das Bundesheer wird diese Szenarien mit dem Personal und Material, welches aktuell inklusive Miliz zur Verfügung steht, aus den Kasernen und Standorten heraus bewältigen müssen. Daher ist ein Standort in der Landeshauptstadt von großer Bedeutung.

Blackout-Plan im Magistrat wird nachgeschärft

Auch magistratsintern beleuchtet die Stadt Linz ihre Richtlinien für einen möglichen Ernstfall in einem kontinuierlichen Prozess. „Wir nehmen mögliche Krisenfälle, so auch einen Blackout, sehr ernst und haben diese daher auch in die neue Unternehmensstrategie verankert. In dem Projekt dazu geht es um die konkrete Vorbereitung der wesentlichen Einheiten im Magistrat. Ein Projektteam aus verschiedenen Geschäftsbereichen erarbeitet einen strukturierten Maßnahmenplan, nach dem im Falle eines eintretenden Ernstfalls vorgegangen werden soll“, informiert Magistratsdirektorin Mag.a Ulrike Huemer.

So sind etwa beide Rathäuser sowie das Feuerwehr Hauptquartier mit Notstromaggregaten ausgestattet und können damit intern eine erste Versorgung abdecken. Im Zuge des Projekts werden aber noch weitere Schritte überlegt. Zum Beispiel wird unterschieden, ob der Blackout in der Dienstzeit oder außerhalb erfolgt. Je nachdem wird definiert, wie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter reagieren sollen. Dafür wird auch ein internes Handbuch mit den wichtigsten Informationen für den Ernstfall erstellt. Darüber hinaus werden auch sogenannte „Schlüsselpersonen“ definiert und ein Krisenstab geschaffen. Schließlich ist ein Kernelement die Kommunikation für diesen Ernstfall festzulegen, denn über das Mobiltelefon kann in dieser Situation nicht sehr lange kommuniziert werden.

Wichtige Vorsorgemaßnahmen und Verhaltensregeln

Jeder Haushalt sollte für ein bis zwei Wochen ohne Strom vorbereitet sein. Das beinhaltet neben haltbaren Nahrungsmitteln auch Hygieneartikel und stromunabhängige Notfallgeräte wie ein kurbelbetriebenes Notfallradio oder Notbeleuchtungen.

Darauf ist zu achten:

  • Führen Sie keine unnötigen Ortswechsel durch, warten Sie auf weitere Informationen und leisten Sie den Anweisungen der öffentlichen Krisenstäbe Folge.
  • Künftige Projekte in der digitalen Daseinsvorsorge forcieren etwa Blackout-Prävention oder Smart-City-Konzepte für eine bessere Energieeffizienz und Energieeinsparungen.
  • Alle Geräte, die beim Eintreten des Blackouts eingeschalten waren, ausschalten, weil dadurch verhindert werden kann, dass z.B. ein am E-Herd vergessenes Geschirrtuch Feuer fängt. Die Ausschaltung aller Sicherungen in Ihrem Sicherungskasten ist nicht sinnvoll, da für den Netzwiederaufbau eine Netzbelastung notwendig ist.
  • Obwohl die normalen Kommunikationskanäle wahrscheinlich nicht mehr funktionieren, sind die Systeme des öffentlichen Rundfunks für einen mehrtägigen Notsendebetrieb ausgestattet. Nutzen Sie ein stromunabhängiges Notfallradio, um sich zu informieren.
  • Rufen Sie keine Notrufnummern an, wenn nicht wirklich ein Notfall vorliegt!
  • Jeder Bürger/jede Bürgerin sollte für mindestens zehn Tage autark leben können. Erstellen Sie sich einen privaten Notplan. Worauf könnten Sie auf keinen Fall verzichten, wenn der Strom plötzlich weg wäre? Welche Vorräte benötigen Sie für sich und Ihre Familie? Finden Sie wichtige Dokumente auch im Dunkeln? Idealerweise packen Sie alle Artikel für einen Stromausfall leicht zugänglich in eine Box und stellen diese in den Schrank. Wichtig ist eine Sicherstellung der Grundbedürfnisse innerhalb der ersten zehn Tage.

 

Vorkehrungen zur Vorsorge – empfohlene Vorräte:

  • Lebensmittel- und Getränkevorrat: Getränkevorrat (Mineralwasser, Fruchtsäfte) für 10 Tage, Lebensmittelvorrat für 10 Tage, der Inhalt der Tiefkühltruhe sollte zuerst verbraucht werden – aber nicht in erster Linie als Vorrat verwendet wenden
  • Wasservorrat für Hygiene
  • Ersatzkochgelegenheit, zum Beispiel Zivilschutz-Notkochstelle, Campingkocher, Fonduekocher…
  • Ersatzbeleuchtung: Am besten kurbelbetrieben, durch den Verzicht auf Kerzen kann die Brandgefahr verringert werden
  • Bargeld
  • Hygieneartikel: Zahnbürste, Zahnpasta, Seife, Shampoo, Toilettenpapier, Binden oder Tampons, Müllbeutel
  • Erste Hilfe – Zivilschutzapotheke
  • Alternative Heizmöglichkeit wie Heizgeräte, die mit Petroleum oder Flaschengas betrieben werden, Kachelöfen, Kaminöfen, usw.

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