Leben & Stadt

Alter(n) in unserer Mitte

Städteübergreifendes Projekt für Prävention von sozialer Isolation im Alter

Wie können Isolation und Einsamkeit älterer Menschen verhindert, wie kann gesundes Alter(n) in der Stadt gefördert werden? Das städteübergreifende Projekt „Alter(n) in unserer Mitte“ rückt diese Fragen in den Fokus und leistet einen wesentlichen Beitrag zum gesunden, aktiven Alter(n) in den teilnehmenden Städten Linz, Graz, Tulln und Wörgl. Bereits im Juni 2020 wurde die Erklärung zur Mitwirkung der Stadt Linz, der „Letter Of Intent“, unterzeichnet.

Geleitet wird „Alter(n) in unserer Mitte“ vom Netzwerk Gesunde Städte, die Gesundheitsförderungsbegleitung liegt bei „queraum. kultur- und sozialforschung“. In jeder Partnerstadt arbeitet ein intersektorales Team an der Umsetzung auf kommunaler Ebene.

Durch die Stärkung der Mitbestimmung älterer Frauen und Männer, die partizipative Planung und Umsetzung von nachhaltigen Projekten, die Verdichtung der intersektoralen Zusammenarbeit und die Vernetzung der AkteurInnen, sollen in der Stadt Linz strukturelle Änderungen erzielt werden. Diese erhöhen die Chancen für eine gesundheitsfördernde soziale Teilhabe älterer Frauen und Männer und tragen zu einer neuen Kultur des gesunden Alter(n)s in der Stadt bei.

„Einsamkeit im Alter vorzubeugen ist eine der zentralen Maßnahmen im aktuellen Linzer Sozialprogramm. Projekte wie dieses, die einer drohenden Vereinsamung im Alter entgegenwirken, haben daher großen Stellenwert in der Landeshauptstadt“, zeigt Sozialreferentin Vizebürgermeisterin Karin Hörzing auf.

„Die bereits seit zwei Jahren anhaltende Pandemie hat die Reduzierung von Sozialkontakten und die Vereinsamung im Alter massiv verstärkt. Projekte, die Seniorinnen und Senioren zur sozialen und gesellschaftlichen Teilhabe motivieren, haben deshalb einen sehr hohen Stellenwert, um den Betroffenen ein Altern in Würde und in Gemeinschaft zu ermöglichen“, informiert Gesundheitsstadtrat Dr. Michael Raml.

„Älteren Menschen die soziale Teilhabe zu ermöglichen ist zentraler Bestandteil des Projekts ,Alter(n) in unserer Mitte‘. Neben der Stadt Linz wirken auch die Städte Graz, Tull und Wörgl mit. Alle teilnehmenden Projektpartner haben sich zum Ziel gesetzt, Maßnahmen zu entwickeln, um Vereinsamung von älteren Menschen entgegen zu wirken“, führt Projektleiter Mag. Gernot Antes aus.

Soziale Isolation im Alter

Die Vorgeschichte des Projekts reicht mehr als zwei Jahre zurück: Im Netzwerk der Gesunden Städte brachte die Stadt Villach eine Beobachtung ein, die – so zeigte sich in vielen anschließenden Diskussionen – auch andere Städte zunehmend machen: Es gibt immer mehr zurückgezogen und isoliert lebende ältere Menschen, die mit den Angeboten in ihrer Heimatstadt nicht mehr erreicht werden. Aus diesem Grund widmete das Netzwerk Gesunde Städte seine halbjährliche Fachtagung dem Thema „Soziale Isolation im Alter“, um einen strukturierten Austausch der Städte darüber zu ermöglichen.

Hypothesen über die Gründe für diese Entwicklungen gibt es viele: Sie reichen von einem allgemeinen gesellschaftlichen Trend zum Rückzug über Phänomene wie die starke Trennung von Arbeiten und Wohnen oder kleinere Haushalte bis hin zur Frage, ob die vorhandenen Angebote wirklich den veränderten Bedürfnissen der Menschen entsprechen.

Die (psycho-)sozialen Folgen der Covid-19-Schutzmaßnahmen, wie etwa ein Lockdown, verdeutlichten dieses Phänomen des Rückzugs und verstärkten die Sorge darüber, dass ältere Menschen, die ohnehin kaum soziale Kontakte oder einen Bezug zu Einrichtungen, Vereinen und Angeboten haben, in Zeiten des „physical distancing“ noch weniger sichtbar und schlechter erreichbar sind. Dieses Thema wurde ab März 2020 in einer Reihe von Online-Meetings im Gesunde Städte-Netzwerk intensiv diskutiert.

Im Projektvorhaben „Alter(n) in unserer Mitte“ soll das Thema umfassend bearbeitet werden: Die Städte (bzw. deren für das Thema Gesundheit Verantwortliche) sollen gemeinsam und auch voneinander lernen, wie mit verstärkter Partizipation und Aktivierung älterer Menschen systemische und strukturelle Änderungen (z.B. verstärkte intersektorale Zusammenarbeit, verbessertes Bewusstsein für das Thema, Maßnahmenplanung und -umsetzung) erzielt werden können, die zu einer neuen, gesundheitsfördernden Kultur des Alter(n)s in der Stadt beitragen und dabei helfen, Einsamkeit und Isolation im Alter zu verhindern.

Projektstart „Alter(n) in unserer Mitte“ in Linz

Die Landeshauptstadt bietet älteren Menschen bereits eine Reihe von Beratungs- und Betreuungsangeboten. Außerdem verfügt die Stadt über eine Vielzahl an Freizeitangeboten, welche die Begegnung und das Engagement von Seniorinnen und Senioren fördern, etwa die Clubs Aktiv oder auch das Unabhängige LandesFreiwilligenzentrum ULF, das einige spezielle Schwerpunkte für ältere LinzerInnen setzt (z.B. AFTER.WORK – Alter(n) mit Zukunft, SPALLER.MICHL). 2012 wurden im Gemeinderat die Gesundheitsziele beschlossen. Man bekannte sich in diesem Zusammenhang dazu, ältere Menschen aktiv miteinzubeziehen. Als besondere Herausforderung gilt in Linz das Thema Einsamkeit und Isolation im Alter. Dem soll mit dem Projekt „Alter(n) in unserer Mitte“ entgegengewirkt werden.

Das im September 2021 einstimmig im Linzer Stadtsenat beschlossene Programm „Alter(n) in unserer Mitte“ ist bis Ende 2023 angesetzt. Finanziert wird das bundesweite Projekt über Fördermittel vom Fonds Gesundes Österreich, dem Sozialministerium, dem Städtebund und dem Land Steiermark. Auch die teilnehmenden Städte und das Netzwerk Gesunde Städte stellen finanzielle Mittel zur Verfügung. Die Stadt Linz veranschlagt im Sinne der Gesundheitsförderung der Linzer Bevölkerung Gesamtkosten von 28.500 Euro, die in die Durchführung und Finanzierung fließen.

Das Projekt wird in vier Phasen durchgeführt: Nach der Vorbereitungs- und Aufbauarbeit in Phase I beteiligen sich in Phase II ältere BürgerInnen und verschiedene AkteurInnen am Erhebungs- und Entwicklungsprozess. In dieser Phase wird der Stadt eine Standortbestimmung zum Thema aktives und gesundes Altern vorgenommen.

In einer darauffolgenden Phase III folgt schließlich die Maßnahmenplanung und darauf aufbauend die partizipative Umsetzung von Projekten, die die soziale Teilhabe älterer Menschen in der Stadt maßgeblich und nachhaltig fördern. Grundlage dafür ist der städtische Reflexions- und Aktivierungsprozess in der vorangegangenen Phase. Phase IV ist schließlich den Themen Nachhaltigkeit und Transfer gewidmet. Eine wesentliche Rolle spielt hierbei das Transferhandbuch, das über das gesamte Projekt hinweg mit einer hochkarätigen Transfergruppe entwickelt wird.

Aufbauen: Einrichten der Projektstruktur auf städteübergreifender und innerstädtischer Ebene, Vorbereitung und Entwicklung der Erhebungsinstrumente.

Aktivieren und Lernen: In dieser Phase wird in jeder Stadt eine Standortbestimmung zum Thema aktives und gesundes Altern vorgenommen. Diese beinhaltet die Beteiligung älterer BürgerInnen und verschiedene AkteurInnen am Erhebungs- und Entwicklungsprozess.

Handeln und Gestalten: Auf die Standortbestimmung folgen die Maßnahmenplanung und darauf aufbauend die Umsetzung von Projekten, welche die soziale Teilhabe älterer Menschen in der Stadt nachhaltig fördern. Grundlage dafür ist der städtische Reflexions- und Aktivierungsprozess in der vorangegangenen Phase.

Zurückblicken und Begeistern: Phase 4 ist schließlich den Themen Reflexion, Nachhaltigkeit und Transfer gewidmet. Eine wesentliche Rolle spielt hierbei das Transferhandbuch, das mit einer hochkarätigen Transfergruppe entwickelt wird.

Durch starke Partnerschaften, Kommunikation und konkrete Transferprodukte soll das Projekt künftig noch auf weitere Städte als PartnerInnen ausgedehnt werden.

Netzwerk Gesunde Städte Österreich

Das Netzwerk Gesunde Städte Österreichs (NGSÖ) wurde 1992 als Fachausschuss des Österreichischen Städtebundes gegründet. Im Jahr 1996 wurde der Verein „Gesunde Städte Österreichs – Verein zur Förderung des Gesundheitsbewusstseins in österreichischen Städten“ als Rechtsträger des Netzwerks eingerichtet. Seit 2017 erfolgte die Akkreditierung zum Mitglied im Europäischen Netzwerk der nationalen Gesunde-Städte-Netzwerke der WHO.

Das Netzwerk hat im 30. Jahr seines Bestehens aktuell 20 Mitglieder: Wien, Graz, Linz, Salzburg, Klagenfurt, St. Pölten, Bregenz, Eisenstadt, Wörgl, Villach, Bruck an der Mur, Kapfenberg, Leoben, Knittelfeld, Leonding, Steyr, Wels, Laa an der Thaya, Schwechat und Tulln. In diesen Städten leben rund drei Millionen Menschen, die potenziell von den Gesundheitsförderungsaktivitäten der Gesunden Städte profitieren können.

Hauptziele des NGSÖ sind eine städteübergreifende Zusammenarbeit zur Gestaltung eines gesünderen Lebens und die Entwicklung neuer Wege in der kommunalen Gesundheitsförderung. Das Netzwerk trifft sich regelmäßig zum Austausch, setzt sich mit den Themen und Möglichkeiten der kommunalen Gesundheitsförderung auseinander, vernetzt bestehende Programme und organisiert städteübergreifende Gesundheitsprojekte und -initiativen.

Voraussetzung für die Mitgliedschaft im Netzwerk ist eine politische Willenserklärung einer interessierten Stadt, in der Regel ein Gemeinderatsbeschluss, in dem die Grundsätze der Ottawa-Charta der WHO sowie die Zielsetzungen des Netzwerks als kommunalpolitische Leitlinien akzeptiert werden.

 

Link: www.gesundestaedte.at

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