Leben & Stadt

Nicht nur Putzen: Hausbesorger unter Corona

Beitrag zur Nachbarschaftshilfe und für ein besseres Zusammenleben 

Auch der zweite Lockdown infolge der Corona-Pandemie zeigt auf, wie stark der Zusammenhalt in der Lebensstadt Linz ist. So wurden auf Vermittlung der Plattform www.innovationshauptplatz.linz.at nicht nur mehr als 30 Initiativen zur Nachbarschaftshilfe gegründet. Auch bei der städtischen Wohnungsgesellschaft GWG, mit über 19.500 Wohnungen die größte gemeinnützige Wohnungsgesellschaft in Oberösterreich, wird Nachbarschaftshilfe großgeschrieben. So geben die GWG-HausbesorgerInnen und HausbetreuerInnen ihr Bestes, um „ihre“ MieterInnen zu unterstützen.

Vor allem ältere, alleinstehende oder ansonsten „unbetreute“ Menschen wurden schon während des ersten Lockdowns von den HausbesorgerInnen mit Gütern des täglichen Bedarfs um- und versorgt.

„Die HausbetreuerInnen haben einen direkten Zugang zu den BewohnerInnen und kennen ihre Sorgen und Nöte auf Grund lang gepflegter Kontakte. Besonders in Krisenzeiten wie der aktuellen Pandemie können sie daher rasch und effizient zur Unterstützung der Menschen beitragen.“

Bürgermeister Klaus Luger

GWG setzt verstärkt auf HausbetreuerInnen

Für den  GWG-Aufsichtsratsvorsitzenden GR Dietmar Prammer ist dies ein Grund mehr, auch weiterhin verstärkt auf den Einsatz von HausbetreuerInnen zu setzen: „Es zeigt sich eben gerade in diesen Tagen, wie wertvoll ein persönlicher Kontakt sein kann, wenn es um das Zusammenleben geht. Eine Reinigungsfirma kann zwar für Sauberkeit im Stiegenhaus sorgen, aber das menschliche Element einer Hausbesorgerin oder Hausbetreuerin kann durch nichts ersetzt werden!“ „Neben der Nachbarschaftshilfe stehen der Aufbau von Kontakten und der Abbau von Konflikten an vorderster Stelle für das Gemeinschaftsleben in unseren Wohnanlagen“, sagt GWG-Geschäftsführer Nikolaus Stadler. Sowohl als HelferInnen in der Not als auch im täglichen Zusammenleben in „normalen“ Zeiten verbessern HausbetreuerInnen die Kommunikation in der Hausgemeinschaft. Im Speziellen fördern sie eine konfliktfreiere Verständigung der BewohnerInnen untereinander.

Vorbild für alle – Katalysatorwirkung für die Nachbarschaftshilfe

Oft sind es auch die Hausbesorgerinnen bzw. Hausbetreuerinnen, die durch ihr Vorbild die BewohnerInnen zu verstärktem Engagement in der Corona-Krise anregen. So kommt ihnen gleichsam Katalysatorwirkung bei der Ankurbelung direkter Nachbarschaftshilfe und bei der Gründung neuer Initiativen zur gegenseitigen Unterstützung durch die BewohnerInnen selbst zu. Die Mieterinnen und Mieter finden in den HausbetreuerInnen AnsprechpartnerInnen vor Ort, die einen direkten Bezug zu den Menschen in einer Wohnanlage haben. Daher können sie gemeinsam mit den BewohnerInnen genau dort „anpacken“, wo es notwendig ist. Diese direkten Hilfen könnten etwa von Firmen oder ortsfremden Organisationen mit häufig wechselndem Personal in dieser Qualität nicht angeboten werden. Das Anpacken ist durchaus wörtlich gemeint, werden doch oft dringende Einkäufe erledigt und gemeinsam mit hilfswilligen BewohnerInnen der Müll zu den Tonnen hinuntergetragen. Vor allem für Alleinstehende und Ehepaare, deren Kinder in einer größeren Entfernung zur Wohnung der Eltern wohnen, die also keine andere Unterstützung haben, ist diese Hilfe besonders wichtig. Auch erfahren die Menschen über die HausbetreuerInnen oft „von Mund zu Mund“ über Aktionen zur Nachbarschaftshilfe, die auf www.innovationshauptplatz.linz.at vernetzt sind. Denn vor allem viele ältere Personen verfügen über keinen Internet-Zugang. Die HausbetreuerInnen wirken somit in mehrfacher Hinsicht unterstützend: indem sie selbst direkt helfen, andere mit ihrem Vorbild zu Hilfe anregen und bereits bestehende Initiativen bekannt machen. Sie bringen – um es auf den Punkt zu bringen – die Menschen in mehrfacher Hinsicht zueinander. So wurden und werden zum Beispiel von engagierten HausbesorgerInnen Zettel in den Häusern mit dem Angebot aufgehängt, Lebensmittel und Medikamente einzukaufen. Die Versorgung mit Lebensmitteln durch die HausbesorgerInnen und Helferinitiativen ist jedoch nur ein Teil der Unterstützung: es gilt auch, der Verunsicherung bei den Menschen als Folge einer vielfach nicht mehr erfassbaren Vielzahl an Corona-Maßnahmen und -vorschriften entgegenzuwirken. Dazu kommen Aufgaben im Rahmen der Prävention wie die die regelmäßige Desinfektion von Geländern, Lichtschaltern und Türschnallen in den Allgemeinbereichen.

Ausgeprägter Wunsch nach direkter Hausbetreuung

Oft ist es hilfreich, wenn Menschen in den HausbesorgerInnen Partner finden, mit denen sie über ihre Sorgen reden können. Diese Gespräche „über den Zaun“, also in gebührendem Abstand, dienen auch dazu, vor allem ältere und alleinstehende BewohnerInnen ein wenig in ihrer Einsamkeit aufzumuntern. Besonders während des Lockdowns sollte bekanntlich diese Personengruppe so wenig wie möglich die angestammte Hausgemeinschaft verlassen. GWG-MieterInnen mit HausbesorgerInnen und HausbetreuerInnen sind generell auch zufriedener als BewohnerInnen in jenen Häusern, die von Fremdfirmen betreut werden.

Vier von fünf MieterInnen der GWG wünschen sich HausbesorgerInnen oder HausbetreuerInnen als fixe Ansprechpersonen. Mehrere Umfragen der GWG zu diesem Thema haben dies gezeigt. Bei der Vergabe der Reinigungsleistungen an Firmen wird die Betreuung sehr oft als ungenügend empfunden.

45 Prozent aller GWG-MieterInnen durch HausbetreuerInnen versorgt

Nach der ersatzlosen Streichung des Hausbesorgergesetzes im Jahr 2000 ist eine Neuanstellung von HausbesorgerInnen nicht mehr möglich. An die Stelle der HausbesorgerInnen sind nun dort, wo es am sinnvollsten und wo es möglich ist, HausbetreuerInnen getreten. Die frühere hilfsbereite Hausmeisterin / der hilfsbereite Hausmeister, feiert nun in der Krisenzeit in Form der netten und kommunikativen Hausbetreuerin / des Hausbetreuers als Vertrauensperson Renaissance. Auch wenn es mit diesem Modell nicht gelungen ist, die Lücke vollständig zu schließen, so konnten doch die Pensionsabgänge der HausbesorgerInnen durch Neuaufnahmen von HausbetreuerInnen weitgehend kompensiert werden. Die GWG betreut über 19.500 Wohnungen, die sich auf etwas mehr als 1.900 Stiegenhäusern verteilen, davon werden 8.700 Wohnungen (ca. 45 Prozent) durch HausbesorgerInnen oder HausbetreuerInnen serviciert. Die Stiegenhäuser und Allgemeinflächen von 9.300 Wohnungen (48 Prozent) werden von Reinigungsfirmen betreut und die BewohnerInnen von 1.500 Wohnungen (7 Prozent) haben sich für eine Eigenreinigung entschieden.

130 HausbesorgerInnen/ HausbetreuerInnen bei der GWG

Hausbetreuer und Hausbesorger sind Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, die ein Arbeitsverhältnis zur Reinhaltung, Wartung und Beaufsichtigung von Häusern abgeschlossen haben. Wurde es bis 30. Juni 2000 abgeschlossen, spricht man von Hausbesorgern und Haubesorgerinnen. Für sie gilt weiterhin das Hausbesorgergesetz. Bei Arbeitsverhältnissen, die erst nach dem 30. Juni 2000 eingegangen wurden, spricht man von Hausbetreuerinnen und Hausbetreuern. Für sie gilt allgemeines Arbeitsrecht. Die nach den bis 2000 geltenden Rechtsnormen angestellten HausbesorgerInnen kümmern sich um die Reinigung der Allgemeinflächen in Stiegenhäusern, der Kellergangflächen, Dachböden oder Trockenräume. Sie sind im Außenbereich für die Betreuung der Gehsteige während der Sommer- und Wintermonate verantwortlich. Besonders beim Winterdienst, der zunehmend an Unternehmen vergeben wurde, ergaben sich in den vergangenen Jahren zunehmende Aufgabenverlagerungen.

Die GWG beschäftigt derzeit 90 HausbesorgerInnen mit Altverträgen und 40 HausbetreuerInnen. Für Neubau-Wohnanlagen wird versucht, schon beim Bezug eine Hausbetreuerin oder einen Hausbetreuer einzusetzen.

Flexibleres Eingreifen bei Mängeln

HausbesorgerInnen und -betreuerInnen sind durch ihre Präsenz das „Gesicht der GWG“ in der Wohnanlage und stehen so für Anliegen der BewohnerInnen zur Verfügung. Gleichzeitig bietet sich damit für die GWG die Möglichkeit, schneller über Mängel informiert zu sein und Reparaturaufträge rascher erteilen zu können. Und im Gegensatz zu einer Reinigungsfirma kann die Hausbetreuerin / der Hausbetreuer auch selbständig innerhalb eines fixierten Rahmens Firmen beauftragen. Damit sollen vor allem die KundInnen der GWG, die MieterInnen, profitieren. Ergebnis ist eine deutlich höhere Kundenzufriedenheit.

HausbetreuerInnen sind „Erstversorger“

Dazu kommt, dass HausbesorgerInnen und HausbetreuerInnen eine vielfache Problemlösungskapazität mitbringen. Bei Kleinreparaturen beispielsweise erfolgt die Erledigung durch Personal vor Ort schneller als eine Erledigung durch Firmen, zudem fallen Kosten für Kleinreparaturen vielfach geringer aus, wovon wiederum die MieterInnen profitieren. Versucht wird weiters, die HausbetreuerInnen bereits bei Wohnungsübergaben an die MieterInnen einzubinden. Damit können die neuen BewohnerInnen schneller über die „Besonderheiten“ im Haus und der Wohnanlage informiert und spätere Konflikte vermieden werden.

HausbetreuerInnen als soziale Anlaufstelle

HausbetreuerInnen übernehmen noch zusätzliche Funktionen. Bei Konflikten zwischen MieterInnen oder bei Unklarheiten zur Hausordnung sind sie als erste Ansprechpartner vor Ort und können einen wesentlichen Beitrag zur Bereinigung von Konflikten auf einem niedrigen Niveau beitragen. Und für viele Menschen sind sie die erste Ansprechperson, der Vertreter der Wohnungsgesellschaft in der Wohnanlage, wenn es darum geht, Antworten auf offene Fragen zu erhalten.

Verbessertes Sicherheitsgefühl

Und sie können auch zu einem verbesserten Sicherheitsgefühl beitragen, da sie schneller in der Lage sind, eine defekte Außenbeleuchtung zu reparieren oder eine Reparatur zu beauftragen. Damit werden dunkle und schlecht beleuchtete Stellen vermieden und ein besseres Sicherheitsgefühl erzeugt.

Vorteile für das Zusammenleben in der Wohnanlage

Ein weiterer Vorteil der HausbetreuerInnen ist ihre Verfügbarkeit vor Ort im Falle von Konflikten zwischen MieterInnen. Zudem stehen die HausbetreuerInnen als „VertreterInnen“ der GWG den MieterInnen als „rechte Hand“ des Hausverwalters zur Verfügung.

Geschult in Deeskalation

Im Vorfeld von entstehenden Konflikten können sie zudem bereits einschreiten, bevor noch ein Konflikt ausbricht und so deeskalierend wirken. Dafür bietet die GWG auch spezielle Schulungen und Seminare für die HausbesorgerInnen und HausbetreuerInnen an. Somit ist in den vergangenen Jahren den HausbetreuerInnen eine zunehmend stärkere Rolle als Vermittler und Konfliktschlichter zugekommen.

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