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Kinder unter Druck

„Hilferuf der Kinderpsychiatrie erfordert rasches Handeln von Land und Sozialversicherung!“

Während die Finanznot der Kinder-Reha Rohrbach bereits die Öffentlichkeit erreicht hat, bleibt ein Hilferuf der Kinderpsychiatrie in Oberösterreich vom 2. Dezember dieses Jahres noch ungehört.

„Aufgrund der Pandemiesituation, die Kinder psychisch immer mehr unter Druck bringt, ist etwa die Kinder- und Jugendpsychiatrie des Kepler-Universitätsklinikums stationär mit einer Auslastung von 110 bis 150 Prozent konfrontiert“, informiert Gesundheitsstadtrat Michael Raml. „Daher teilt deren Leiter mit, dass aktuell keine Kinder und Jugendliche mit krankhaften Essstörungen aufgenommen werden können!“ Kinder und Jugendliche, die demnach an Magersucht (Anorexia nervosa) oder Ess-Brech-Sucht (Bulimia nervosa) leiden, könnten demnach nicht stationär behandelt werden. Sie sind auf Angebote außerhalb der Kliniken angewiesen.

„Offenbar ist hier ein großer Bedarf gegeben, dem dringend zu begegnen ist“, meint Bürgermeister Klaus Luger. „Für die Betroffenen ist es sicherlich zielführender, mit dem Dachverband über ein entsprechendes kinder- und jugendpsychiatrisches Angebot zur Entlastung der Krankenhäuser zu verhandeln. Das erscheint mir jedenfalls sinnvoller als der drohende millionenschwere Einsatz für die Kinder-Reha Rohrbach, die offensichtlich am Bedarf vorbeigeplant wurde und zu früh in Betrieb genommen wurde!“

Eine von Gesundheitsminister Mückstein beantwortete Anfrage hat nämlich ergeben, dass die in Österreich angesiedelten Kinder-Reha-Einrichtungen vor der Eröffnung des Hauses in Rohrbach zu 39 Prozent ausgelastet waren, im Jahr 2019, nach Inbetriebnahme der 77 Betten im Mühlviertel, zu knapp mehr als 40 Prozent.

„Der Ausbauplan der Kinder-Reha-Angebote geht offenbar viel schneller vonstatten, als dies der Bedarf erfordert. Für mich ist daher auch nachvollziehbar, dass sich die Sozialversicherung auf keine Sonderkonditionen für Rohrbach einlässt, die dort ansonsten scheinbar unwirtschaftlicher zu führen ist als andere, vergleichbare Einrichtungen“, so Gesundheitsstadtrat Michael Raml.

Bürgermeister Klaus Luger ergänzt: „Auch mir fehlt das Verständnis für den drohenden Zuschussbedarf in Millionenhöhe durch die Gesundheitsholding als Minderheiteneigentümer, der letztlich den Abgang der Landeskrankenanstalten und damit die Beiträge der Gemeinden erhöht. Dieses Geld sollte das Land sinnvollerweise in dringender benötigte Angebote investieren“, so das Linzer Stadtoberhaupt.

Die seit mehr als 21 Monaten anhaltende Pandemie fordert Kinder und Jugendliche in besonderem Ausmaß, wie die beiden Stadtpolitiker aus Daten der Kinder- und Jugendhilfe wissen: „Die Med-Uni Wien hat bereits im Oktober festgestellt, dass mehr als die Hälfte der SchülerInnen durch die Pandemie an depressiven Symptomen leiden. Zugleich würden 70.000 kassenfinanzierte Therapieplätze fehlen, deren Ausbau etwa auch die Bundesjugendvertretung seit Herbst fordert“, zitieren Bürgermeister Klaus Luger und Stadtrat Michael Raml.

„Daher sollten sich die Gespräche mit dem Dachverband auf diesen dringlichen Bedarf fokussieren. Aus den Untersuchungen für den Linzer Gesundheitsindikator wissen wir zudem, dass fachspezifische medizinische Angebote von Menschen aus ganz Oberösterreich überdurchschnittlich gern in der Landeshauptstadt in Anspruch genommen werden. Beim Ausbau sollte man sich daher wohl ebenso auf den immer besser erreichbaren Zentralraum konzentrieren, wiewohl eine Adaptierung unwirtschaftlicher Einrichtungen in regionalen Krankenanstalten mitgedacht werden kann“, schließen Bürgermeister Klaus Luger und Gesundheitsstadtrat Michael Raml.

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