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Einsatz gegen drohende Massen-Langzeitarbeitslosigkeit ist das Gebot der Stunde

Trotz leichter Erholung: Lage am Linzer Arbeitsmarkt bleibt weiter angespannt

Seit Anfang des Jahres hat sich der heimische Arbeitsmarkt etwas erholt, die Zahlen sind leicht rückläufig. Im Dezember 2020 waren mit 11.854 arbeitslos gemeldeten Linzerinnen und Linzern um 25 Prozent mehr Arbeitslose vorgemerkt als im Vorjahr. Mit Stichtag 31. Mai 2021 waren in Linz-Stadt nur noch 8.283 Menschen arbeitslos gemeldet, das sind um 29 Prozent weniger als genau ein Jahr zuvor, am Höhepunkt der Krise.  

„Natürlich ist es erfreulich, dass die Zahl der Arbeitslosen derzeit leicht rückläufig ist. Die Faktenlage im Jahresvergleich vor und nach der Corona-Krise zeichnet jedoch ein anderes Bild. Mit knapp 8.000 arbeitslosen Menschen liegt die Zahl der Beschäftigungslosen immer noch um 16 Prozent über jener im Vergleichszeitraum des Jahres 2019, also vor Ausbruch der Covid-Pandemie. Derzeit liegt die Arbeitslosenrate im Arbeitsmarktbezirk Linz noch bei sieben Prozent, zwei Jahre zuvor waren es sechs Prozent. Hier gilt es nun, unbedingt gegenzusteuern.“

Bürgermeister Klaus Luger

Die ersten wirtschaftlichen Einbrüche überbrückten Unternehmen und ArbeitnehmerInnen insbesondere durch das Modell der Kurzarbeit. Zum Höhepunkt der Covid-19-Krise befanden sich Hunderttausende in Kurzarbeit. Mit Stand Ende Mai 2021 sind es in Linz immer noch rund 12.000.

Umso mehr erfordern die negativen Auswirkungen der Pandemie konkrete und zielführende Maßnahmen, um einen Wiederaufbau der Wirtschaft zu schaffen und weiterhin Arbeitsplätze zu sichern. Mit dem Investitionspaket „Pakt für Linz“ hat die Stadt ein starkes und wichtiges Investitionspaket geschnürt, um den wirtschaftlichen und sozialen Folgen der Corona-Krise entgegenzuwirken und nachhaltige Impulse – unter anderem in den Bereichen Bildung, Sport und Kultur – zu setzen. Darüber hinaus brachte die Stadt neben Förderungen wie den Solidaritätsfonds oder dem Digitalisierungsbonus das Projekt „JobRestart“ auf den Weg, das Langzeitarbeitslosen unter die Arme greift. „Die Entwicklung der Langzeitarbeitslosigkeit macht mir besonders Sorge. Im Mai des Vorkrisenjahres 2019 waren lediglich rund 16 Prozent der Arbeitssuchenden länger als ein Jahr arbeitslos gemeldet. Im Mai dieses Jahres sind bereits 27 Prozent der AMS-KlientInnen länger als zwölf Monate auf Arbeitssuche“, zieht Bürgermeister Klaus Luger eine besorgniserregende Bilanz.

Die städtischen Maßnahmen helfen, reichen allein im Kampf gegen die Folgen der Krise jedoch nicht aus. „Mit dem Wegfall der Kurzarbeit und staatlichen Förderungen droht vielen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern nach der Gesundheitskrise die Existenzkrise. Diese Menschen dürfen nicht im Stich gelassen werden. Daher befürworte ich eine zeitlich befristete Erhöhung des Arbeitslosengeldes auf 80 Prozent des Letztbezuges. Erst wenn sich die Lage am Arbeitsmarkt entspannt, sollte man wieder zu früheren Regelungen zurückkehren. Ein höheres Arbeitslosengeld würde nicht nur den Betroffenen helfen, sondern auch zu mehr Konsum führen und somit die Wirtschaft beleben“, sendet das Stadtoberhaupt ein Signal in Richtung Bundesregierung.

Entwicklung Arbeitsmarkt in Linz – vor und nach der Pandemie

Der weltweite Ausbruch der Covid-19-Pandemie wirkte sich auch unmittelbar auf den heimischen Arbeitsmarkt des Wirtschaftsstandortes Linz aus. Die Arbeitsmarktsituation änderte sich im März 2020 schlagartig. Trotz Kurzarbeit waren zum Monatsende um 60 Prozent mehr Linzerinnen und Linzer arbeitslos gemeldet als im März 2019. Ein Höchstwert in der vergangenen Dekade.

Auch davor, in den Jahren 2012 bis 2016, ist die absolute Zahl arbeitslos gemeldeter Personen im politischen Bezirk Linz-Stadt – abgesehen von saisonbedingten Schwankungen – stetig angestiegen. Wurden in Folge für den Bezirk Linz-Stadt von März 2017 bis Juli 2019 noch sinkende Arbeitslosenzahlen verzeichnet, ist seit September 2019 ein stetiger Aufwärtstrend zu verzeichnen.

Addiert man zudem die 1.927 LinzerInnen, die sich in Schulungen befinden, zu den Arbeitslosen, wären mit Ende Dezember 2020 13.781 LinzerInnen auf Arbeitsuche gewesen. 56 Prozent der Beschäftigungslosen verfügen nur über eine Pflichtschulausbildung. Ein Viertel (25 Prozent) weist als höchsten Bildungsabschluss eine Lehre auf. Die Anzahl an Arbeitslosen mit mittlerer Ausbildung, Lehrausbildung oder höherer Ausbildung hat im Vergleich zum Vorjahresmonat prozentuell am stärksten zugenommen.

Die Anzahl der 25- bis 44-jährigen Arbeitslosen ist am stärksten gewachsen (+27 Prozent). Die Anzahl jugendlicher Arbeitsloser sowie der Arbeitslosen im Alter von über 44 Jahren stieg aufgrund der Corona-Krise ebenfalls stark an (jeweils 24 Prozent).

Ende Mai 2021 waren in der Landeshauptstadt 8.283 Menschen arbeitslos gemeldet, das sind um 29 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die Zahl der arbeitslosen Männer ist innerhalb der letzten zwölf Monate um 31 Prozent gesunken, die Zahl der arbeitslosen Frauen um 26 Prozent. Zuletzt waren 54 Prozent der Arbeitsuchenden männlich, 46 Prozent weiblich. Im Vergleich zum Vormonat April ist die Gesamtzahl der Arbeitsuchenden um 8,7 Prozent gesunken.

Regionale Arbeitslosenquoten (Arbeitsmarktbezirke)

Die durchschnittliche Jahresarbeitslosenquote für ganz Österreich betrug im Jahr 2020 knapp 10 Prozent. Insgesamt zeigt sich die Arbeitsmarktlage in Österreich je nach Bezirk sehr unterschiedlich. Regionen in Oberösterreich, in Niederösterreich und in der Steiermark weisen die niedrigsten Arbeitslosenquoten auf. Vergleichsweise hohe Arbeitslosenquoten verzeichnen im Jahresdurchschnitt 2020 neben Wien Arbeitsmarktbezirke in Kärnten, Tirol und im südlichen Niederösterreich.

Der Arbeitsmarktbezirk Linz liegt mit einem Wert von 8,9 Prozent im hinteren Mittelfeld. 61 Arbeitsmarktbezirke wiesen demnach eine niedrigere Arbeitslosenquote auf, 22 Arbeitsmarktbezirke eine höhere.

Arbeitslosenquoten – Jahresdurchschnittswerte

Die zeitliche Entwicklung der Arbeitslosenquote im Jahresvergleich zeigt, dass im Finanz-Krisenjahr 2009 die Arbeitslosenquote in allen Vergleichsregionen (Österreich, Oberösterreich, Linz) sprunghaft angestiegen ist. Während sie in Österreich und Oberösterreich in den darauffolgenden zwei Jahren wieder etwas sank, blieb sie in Linz auf dem Niveau von 2009. Seit 2012 stieg die Arbeitslosigkeit in allen Vergleichsregionen wieder an, wobei das Wachstum in Linz (auf beiden Bezirksebenen) stärker ausfiel.

Seit 2014 liegt die Arbeitslosenquote für den politischen Bezirk Linz über dem Österreich-Wert. Während die Jahresarbeitslosenquoten von Österreich und Oberösterreich 2016 stagnierten, stiegen die Quoten sowohl im politischen Bezirk als auch im Arbeitsmarktbezirk Linz jeweils um einen Zehntelprozentpunkt leicht an. Seit 2017 war in allen Vergleichsregionen ein Rückgang der Arbeitslosenquote zu verzeichnen. Aufgrund der Corona-Krise ist sie 2020 in allen Regionen sprunghaft angestiegen.

„Ob kleine, mittlere oder große Unternehmen, Start-ups oder Traditionsbetriebe – der Unternehmensstandort Linz ist von großer Heterogenität geprägt und reagiert sensibel auf wirtschaftliche Rahmenbedingungen. Nichts desto trotz zählt Linz seit Jahrzehnten zu den stärksten Wirtschaftsstandorten Österreichs und ist damit Oberösterreichs wichtigster Wirtschafts- und Arbeitsmarktmotor“, erklärt Bürgermeister Luger.

Drohende Massen-Langzeitarbeitslosigkeit: doppelt so viele wie 2019 suchen länger als zwölf Monate nach Arbeit

Besondere Sorge bereitet Bürgermeister Klaus Luger die drohende Massen-Langzeitarbeitslosigkeit: „Im Mai des Vorkrisenjahres 2019 waren weniger als 16 Prozent der Arbeitssuchenden in Linz länger als ein Jahr beim AMS vorgemerkt“, blickt Bürgermeister Klaus Luger zurück. „Im Mai dieses Jahres sind es bereits 27 Prozent. In absoluten Zahlen: 1.245 Menschen, die im Mai 2019 länger als zwölf Monate ohne Job waren, stehen im Mai 2021 mit 2.504 mehr als doppelt so viele gegenüber“, sieht das Linzer Stadtoberhaupt eine dramatische Entwicklung. Daher war es für die Stadt Linz ein Gebot der Stunde, gezielt Maßnahmen zur Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit zu entwickeln, wie etwa da mittlerweile von Land und AMS geförderte Projekt „JobRestart“.

Mit dem „Pakt für Linz“ gegen Arbeitslosigkeit ansteuern

Bereits wenige Tage nach dem ersten, offiziell verordneten Lockdown schnürte die Stadt den „Pakt für Linz“ zur Unterstützung besonders betroffener Menschen. Dazu kommen noch Förderungen, Projekte und Hilfspakete für Unternehmen, um Betriebe zu entlasten und Arbeitsplätze abzusichern. Das mit 65 Millionen Euro dotierte Investitionspaket zeigt bereits positive Auswirkungen. „Das Maßnahmenpaket soll Linz aus der Krise herausführen und die Wirtschaft gezielt ankurbeln. Besonders erfreulich ist, dass die breite Palette an Maßnahmen für die Menschen und die Wirtschaft unserer Lebensstadt von der gesamten Stadtregierung über die Parteigrenzen hinweg solidarisch getragen wird“, betont Bürgermeister Klaus Luger.

Für einen Weg aus der Krise hat die Stadt Linz neben groß angelegten Investitionen in den Bereichen Soziales, Wirtschaft, Sport und Kultur konkrete Förderprojekte auf den Weg gebracht, dessen erklärtes Ziel die Erhaltung der Lebensqualität für Betroffene ist:

Projekt JobRestart

In Kooperation mit dem Land Oberösterreich und dem AMS wurde das Projekt „JobRestart“ zur Einstellung Langzeitarbeitsloser ausgearbeitet. Die Stadt setzt mehr als eine halbe Million Euro für dieses Beschäftigungsprojekt ein, um 120 Langzeitsarbeitslosen eine neue Perspektive zu bieten.

Dabei sollen Menschen, die seit mehr als einem Jahr keinen Job haben, direkt am Magistrat beschäftigt werden. Linz knüpft damit an die 2017 ins Leben gerufene erfolgreiche Aktion 20.000 an, die von der Vorgänger-Bundesregierung abgeschafft wurde.

Solidaritätsfonds mit Digitalisierungsbonus

Der Solidaritätsfonds mit Digitalisierungsbonus steht allen anspruchsberechtigten Linzerinnen und Linzern offen. Auch hier steht im Mittelpunkt, möglichst unbürokratisch und rasch zu helfen. Unterstützt werden Linzerinnen und Linzer sowie deren Familien, die in der Zeit von 1. März 2020 bis 30. April 2021 aufgrund der COVID-19-Krise erhebliche Einbußen in ihren laufenden Einkommen erlitten haben. Darüber hinaus sind auch Digitalisierungsmaßnahmen, die für Homeoffice, Home-Schooling oder Home-Learning notwendig waren, förderbar. Alle Infos zum Solidaritätsfonds mit Digitalisierungsbonus sind auf der Website der Stadt Linz abrufbar.

Ausbau IT- und Digitalisierungs-Berufe

Auf Initiative von Bürgermeister Klaus Luger beschloss der Linzer Gemeinderat im März das umfassende Digitalisierungsprogramm „Digitales Linz“. Damit nimmt die oberösterreichische Landeshauptstadt eine Vorreiterrolle als Herz und Motor der gesamten Region ein. Das Programm beinhaltet Maßnahmen zur digitalen Daseinsvorsorge, Förderung der lokalen Wirtschaft und Umsetzung der digitalen Stadtverwaltung sowie Verbesserungen und Unterstützungsleistungen für Start-ups und gemeinsamen Fachkräfte-Initiativen und Forschungsprojekten.

„Digitale Berufe sind die Zukunft und schützen langfristig vor Arbeitsplatzverlust. Jobs in Innovationsberufen sind gefragt wie nie und bedeuten krisenfeste Arbeitsplätze. Aus diesem Grund ist es nutzbringend und sinnvoll, in eben diese Berufe zu investieren und digitale Kompetenzen zu stärken“, bekräftigt Bürgermeister Klaus Luger. Deshalb haben Stadt und Unternehmensgruppe Linz auch ihr Ausbildungsangebot erweitert und bieten nun speziell Lehrplätze mit Digitalisierungsschwerpunkt.

Luger: „Schulterschluss zwischen Bundesregierung und Sozialpartnern im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit notwendig“

Für einen Weg aus der Krise sind jedoch kommunale und städtische Förderprojekte alleine nicht ausreichend. Es bedarf bundesweiter Maßnahmen, um die Bevölkerung zu unterstützen, ist Bürgermeister Klaus Luger überzeugt: „Die Faktenlage am Arbeitsmarkt zeigt klar, wie stark unsere Bürgerinnen und Bürger betroffen sind. Eine befristete Anhebung des Arbeitslosengeldes auf 80 Prozent des Letztbezuges wäre ein wichtiger Schritt, um diese Krise zu bewältigen und Existenzen zu sichern. Hier braucht es ein arbeitsmarktpolitisches Investment des Bundes in Zusammenarbeit mit den Sozialpartnern“, schlägt Bürgermeister Luger vor.

„Für Menschen, die nicht sehr gut verdient haben, reicht ein Arbeitslosengeld von 55 Prozent und eine Notstandshilfe von 40 Prozent zum Leben nicht aus. Eine Erhöhung wäre daher ein geeignetes Mittel zur Prävention von Armut. Eine vorübergehende Anhebung des Arbeitslosengeldes wäre darüber hinaus auch volkswirtschaftlich sinnvoll, denn jeder zusätzliche Euro würde in den Konsum fließen und in der Folge Wirtschaft und Nachfrage nach Arbeitskräften beleben“, resümiert Bürgermeister Luger.

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