Leben & Stadt

5. Mai: Gedenken an die Befreiung von Linz vor 75 Jahren

Bürgermeister Luger: „Tugenden des Wiederaufbaus auch für Bewältigung der Corona-Krise anwenden"

Am 27. April 1945, also noch vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs, wurde die Zweite Republik gegründet. Karl Renner wurde Kanzler einer provisorischen Regierung. Nur wenige Tage darauf, am 5. Mai, war auch in Linz der Krieg zu Ende.

Bürgermeister Klaus Luger erinnert anlässlich dieses 75. Jahrestags an die historische Bewusstseinsarbeit der Stadt Linz: „Das Kriegsende 1945 hatte Signalwirkung für die Wiedererrichtung eines demokratischen Staatswesens in Österreich und für die Schaffung demokratischer Verhältnisse auch auf Gemeindeebene. Linz hat sich in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten intensiv mit der Aufarbeitung der Ereignisse beschäftigt, die zum Aufstieg des Faschismus und zur Katastrophe des 2. Weltkriegs geführt haben. Dazu gehört die richtungsweisende Aufarbeitung des Nationalsozialismus, die in mehreren Publikationen des Archivs der Stadt Linz ihren Niederschlag finden. 1945 steht im Zeichen eines Neubeginns. Im Besonderen danke ich jener Generation, die unsere Stadt und unser Land nach den Zerstörungen der Kriegsjahre wieder aufgebaut hat“.

Angesichts der Corona-Pandemie erinnert der Linzer Stadtchef an die Tugenden des Wiederaufbaus: „Die Nachkriegsgeneration erlebt derzeit eine Situation, die noch zu Jahresbeginn niemand vorhergesehen hat. Wir steuern auf die größte Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten zu. Deshalb geht es jetzt um einen wirtschaftlichen Wiederaufbau, um öffentliche Investitionen in den Ausbau des öffentlichen Verkehrs, der technischen Infrastruktur und den ökologischen Umbau unserer Industriebetriebe, die das Rückgrat unseres Bundeslandes sind. Wir müssen aktiv die drohende Rekordsarbeitslosigkeit bekämpfen. Dafür benötigen wir neben Investitionen einen politischen Schulterschluss!“

Kranzniederlegung in Gedenken der Opfer des Faschismus

Nach dem 2. Weltkrieg gründeten ehemalige WiderstandskämpferInnen und Verfolgte drei Opferverbände und in Folge eine gemeinsame Arbeitsgemeinschaft, um dem Gedenken der Opfer des Nationalsozialismus mehr Nachdruck zu verleihen. Im Jubiläums-Gedenkjahr 1988 errichteten sie in Linz ein gemeinsames Denkmal am Bernaschekplatz in Linz. Dieses dient auch heuer, 75 Jahre nach Kriegsende und der Befreiung von Linz, dem parteiübergreifenden Gedenken. Auf Einladung der drei Opferverbände nahm auch Bürgermeister Klaus Luger teil und legte für die Stadt Linz einen Kranz nieder.

„Im Widerstand gegen den Nationalsozialismus und im Kampf für die Befreiung Österreichs aus dem faschistischen Joch wurden parteiideologische Grenzen überwunden. Die Kämpferinnen und Kämpfer von damals ebneten den Weg für die Demokratie und die Freiheit, in der wir heute leben dürfen. Das gemeinsame Gedenken soll auch jenen heute politisch Aktiven eine Mahnung sein: bei allen parteiischen Differenzen in der Tagespolitik gilt es das hohe Gut der Demokratie gemeinsam gegen jegliche aufkeimende faschistische Strömung zu verteidigen“, mahnt der Landesvorsitzende des Bundes Sozialdemokratischer FreiheitskämpferInnen, Samuel Puttinger.

„Altersbedingt werden die überlebenden Opfer und Zeitzeugen immer weniger. Das macht es umso wichtiger, die nachfolgenden Generationen über die Ereignisse während der Okkupation Österreichs durch das NS-Regime zu informieren und aufzuklären. Dem dienen auch unsere Gedenkaktivitäten, deren Überparteilichkeit mir ein besonderes Anliegen ist, weil im Einsatz gegen das Vergessen Parteigrenzen keinen Platz haben. Darum bedanke ich mich auch besonders dafür, dass der direkt gewählte Bürgermeister unserer 1945 be- freiten Landeshauptstadt heuer an unserem Gedenken teilnimmt“, so der Landesvorsitzende der ÖVP Kameradschaft, Dr. Marcus Zimmerbauer.

„Wir gedenken der Linzer Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfer, die den in der Moskauer Deklaration von 1943 geforderten „eigenen Beitrag“ zur Befreiung Öste reichs vom Faschismus leisteten. Wir werden ihren Taten und ihr Opfer in Erinnerung behalten und die historische Wahrheit verteidigen“, so Harald Grünn, Landesvorsitzender des KZ-Verband/VdA Oberösterreich.

Einen weiteren Schritt in Richtung Aufarbeitung und Sichtbarmachung der nationalsozialistischen Geschichte von Linz stellt die Umsetzung eines personalisierten Erinnerns an NS-Opfer im öffentlichen Raum der Stadt dar. Im November 2019 hat der Künstler Andreas Strauss eine Fachjury mit seiner Konzeptidee „Erinnern…“ überzeugt. Die Fertigstellung war durch das Corona-Virus verzögert worden, kann jedoch bis Herbst dieses Jahres umgesetzt werden. „Mit dieser Art von Erinnerungszeichen beschreiten wir einen in Europa neuartigen Weg, damit das Geschehene und vor allem die Opfer nicht vergessen werden“, sagt Bürgermeister Klaus Luger.

„Das Gedenken an die Befreiung aus dem Gräuel der nationalsozialistischen Zwangsherrschaft und des Zweiten Weltkriegs relativiert auf sehr bedrückende Art die Sicht auf viele Dinge, die heutzutage als Einschränkung oder Verzicht verstanden werden, und lässt demütig werden. Darum bin ich heute mehr denn je den drei Opferverbänden dankbar, dass sie uns stetig ermahnen, niemals zu vergessen, unsere gewonnenen Rechte zu wahren und vor allem die Freiheit gegen jede Art der Diktatur zu verteidigen.“

Bürgermeister Klaus Luger

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