Leben & Stadt

Schlussfolgerungen: zwei Jahre Covid-19

Exakt am 11. März vor zwei Jahren erklärt die World-Health-Organization (WHO) Covid-19 zur Pandemie. So finden sich auch in Österreich die ersten positiven Fälle Anfang März 2020. Als umgehende Maßnahme sah sich die österreichische Regierung gezwungen, ab 16. März 2020 einen Lockdown zu verhängen. Die vergleichsweise noch niedrigen Infektionszahlen im März 2020 beunruhigten dennoch, handelte es sich doch um ein hierzulande neuartiges Virus ohne pharmazeutisches Schutzmittel. So waren vulnerable Personen, also Menschen mit Vorerkrankungen oder ältere Personen, besonders stark von schweren Verläufen und einer erhöhten Sterblichkeit betroffen. Am 12. März 2020 registriert Österreich, Oberösterreich am 18. März, den ersten Todesfall in Folge einer Covid-19-Infektion. Dem fortlaufenden Anstieg konnte demnach vorerst lediglich mit einer absoluten Einschränkung der sozialen Kontakte entgegengewirkt werden. Dies spiegelte sich erstmals wieder nach dem ersten Peak Ende März ab April wider. Virusmutationen bzw. neue Virusvarianten sowie die schrittweisen Lockerungen der Maßnahmen wirkten sich gleichzeitig auf die Infektionszahlen sowie die Todesfälle aus. Im Winter 2020 zählte Oberösterreich bereits täglich zwischen 10 und 20 Sterbefälle. Diese Zahlen sanken wesentlich gegen Anfang Februar 2021. Zu diesem Zeitpunkt sind in Österreich rund 102.000 Personen geimpft.

Heute, zwei Jahre nach den ersten Infektionen, zählt Österreich laut bundesweiter Gesundheitsbehörde 14.568 Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19, davon verzeichnen Oberösterreich 2.556 und Linz 331. Am heutigen Tag, dem 14. März (Stand: 07.30 Uhr), sind in Linz 6.105 positive Fälle gemeldet. Österreichweit sorgten die Lockerungsschritte ab dem 5. März für einen zu erwartenden signifikanten Anstieg der Neuinfektionen. Den Weg zur Impfstraße finden nur noch die Wenigsten. Seit Mitte Februar, als die Öffnungsschritte verkündet wurden, stagniert die Anzahl der Impfungen. So besitzen in Österreich 6.236.958 Personen ein aktives Impfzertifikat, davon zählt Linz 138.734 Zertifikate.

Durch die frühzeitige Ankündigung der Öffnungsschritte riskierte die Bundesregierung ganz klar einen rasanten Anstieg der Infektionszahlen. Wenngleich der Wunsch nach Normalität und einem Ende dieser Pandemie nachvollziehbar ist, braucht es dennoch einen vorsichtigen und bedachten Umgang mit Lockerungen. Insbesondere, wenn man bedenkt, dass sich der Impfwille deutlich reduzierte bzw. stagniert. Dabei sind wir aber von einer notwendigen Durchimpfungsrate von 85 Prozent noch weit entfernt. Angesichts dessen schlittern wir lediglich in das nächste Mutations-Chaos.“

Linzer Bürgermeister Klaus Luger

Lockdown 1: starker Beginn des Krisenmanagements

Der rasch angekündigte und umgesetzte erste Lockdown im März 2020 war folgerichtig eine unausweichliche Maßnahme, um schnell die Virus-Verbreitung einzudämmen. Die Maßnahmen reichten von Home-Office über Schulschließungen bis hin zu Ausgangs- bzw. Kontaktbeschränkungen. Diese Regelungen reduzierten das soziale Leben maßgeblich, wodurch neue Herausforderungen für das gesellschaftliche Dasein hervorgerufen wurden. Nichtsdestotrotz erhielten auch die damals aktuellen politischen AkteurInnen hohes Verständnis der Bevölkerung. Damit gewann die Bundesregierung Zeit, sich von ExpertInnen beraten zu lassen, mögliche weitere Entwicklungen des Virus‘ zu prognostizieren und damit einhergehend entsprechende Rahmenbedingungen für Schulen, Arbeitsplätze und das soziale Leben zu schaffen. Dafür sollte der Sommer 2020 genutzt werden.

Sommer 2020: von nun an häuften sich die Fehler der Bundesregierung, Länder und Gemeinden als stabile Faktoren des Krisenmanagements

„In diesem Sommer und auch dem darauffolgenden ließ aber die Bundesregierung jedenfalls grundlegende Vorbereitungen aus den Augen. Nicht zu selten erklärte der damalige Bundeskanzler Sebastian Kurz die Pandemie für beendet, um unmittelbar danach in die nächste Corona-Welle zu schlittern. Das Chaos reichte von IT-Versäumnissen über ein „Ampel-Theater“ bis hin zu Erlässen mit schlechter juristischer Qualität. Davon blieb über, dass Länder, Gemeinden und Städte auf eigene Faust entsprechende Vorkehrungen treffen mussten, um etwa die Massentestungen abzuwickeln“, fasst Bürgermeister Klaus Luger zusammen.

Beispielsweise mangelte es deutlich im Personalaufbau für das Contact Tracing, welcher während des Sommers 2020 stattfinden hätte können. Stattdessen beschäftigte sich die Regierung mit der Einrichtung einer Ampel-Kommission, die für mehr Verwirrung als Klarheit sorgte. Mit ihrer Einführung im September 2020 wurden Bezirke auf grün, gelb oder rot geschalten. Je nach Einstufung sollten damit unterschiedliche Hygienemaßnahmen in den jeweiligen Regionen gelten. Sie diente jedoch lediglich einem undurchsichtigen System, dem zum Teil die rechtliche und sachliche Grundlage fehlte.

Von höherer Relevanz wäre wohl gewesen, die technische Infrastruktur auszubauen. Denn dadurch hätte man sich ein Daten-Wirrwarr, welches beispielsweise beim Bezug der epidemiologischen Zahlen zum Vorschein kam, ersparen können. Zahlreiche Stellen des Bundes und der Länder veröffentlichten zu denselben epidemiologischen Parametern verschiedene Zahlen zum Infektionsgeschehen. „Dadurch habe man das Vertrauen der Bevölkerung in die Behörden und Richtigkeit des Infektionsgeschehens maßgeblich beeinträchtigt“, ist sich das Stadtoberhaupt Luger sicher. Ebenso verabsäumte das Gesundheitsministerium das Elektronische Melderegister (EMS) weiterzuentwickeln, um den Gesundheitszustand von infizierten Personen verfolgen zu können.

Lockdown 2: Bundesregierung taumelt von Fehleranfälligkeit in chaotisches Verhalten, Massentestungen vor Weihnachten 2021 retten abermals Länder und Städte

Wenngleich Schulen im September 2020 wieder halbwegs den Weg in den Regelbetrieb fanden, waren Unzulänglichkeiten vorprogrammiert. SchülerInnen erhielten etwa sehr spät oder gar kein Covid-Test-Ergebnis. Diese Situation wiederholte sich bekanntlich zu Beginn dieses Jahres, als die Testanbieter österreichweit weitgehend gewechselt wurden und damit erneut ein Hürdenlauf zu meistern war.

Die Versäumnisse im Sommer 2020 führten infolge dazu, dass die Hotline 1450 unterbesetzt war sowie zu wenig ÄrztInnen eingesetzt wurden. Ebenso kündigte der Bund länderübergreifende Massentests kurz vor Weihnachten an. Erneut ein Tritt ins Fettnäpfchen, denn die mangelhafte IT-Struktur und Kommunikation rächten sich auch bei diesem Vorhaben. Das elektronische Anmeldesystem findet rasch seinen Absturz, wodurch Länder und Städte gemeinsam mit den Rettungsorganisationen und dem Bundesheer abermals auf sich alleine gestellt sind und die Test-Aktion über eigene IT-Systeme managen.

Zum wiederholten Male kristallisierte sich heraus, sich auf das eigene präzisere und effizientere Krisenmanagement verlassen zu müssen. Dabei gilt ein großer Dank den zahlreichen städtischen MitarbeiterInnen und externen HelferInnen, die in kürzester Zeit, ein funktionierendes Anmeldesystem und die räumliche Infrastruktur auf die Beine gestellt hatten. Denn die Bundesregierung konzentrierte sich lediglich auf ihre Pseudo-Polit-Show.“

Bürgermeister Klaus Luger

Nicht zuletzt sorgte im Dezember 2020 ein Abänderungsantrag zum Epidemiegesetz für Entsetzen. So kündigte die türkis-grüne Bundesregierung an, der Polizei mehr Rechte zur Kontrolle von Quarantäne zu erteilen. Klar war, dass diese mögliche Ermächtigung, private Wohnungen betreten zu dürfen, um die Einhaltung der Quarantäne zu kontrollieren, auf zahlreiche Proteste stieß.

Nicht vorhandene Management-Kompetenzen in den Ministerien sorgen für schleppenden Start der Impfungen

Die ersten Impfstoff-Lieferungen erreichen Ende Dezember 2020 Österreich. Laut Impf-Plan sollen sich über 80-Jährige in Oberösterreich für eine Covid-Impfung ab 15. Januar 2021 anmelden können. Man ging davon aus, es sei bekannt, dass ein nicht unbeachtlicher Andrang bestehen wird und sich das Land Oberösterreich darauf entsprechend vorbereitete. Mitte Jänner jedoch verzweifelten zahlreiche BürgerInnen, als sie ihren Tag mit Tonbandschleifen verbrachten und das Online-Anmeldesystem gleich zum Startzeitpunkt zusammenbrach.

Es bleibt offen, weshalb nach beinahe einem Jahr Pandemie, in dem das Leben weitgehend in die digitale Welt verlagert wurde, noch immer IT-Systeme bei ihrer Anwendung einen Totalausfall erleiden.“

BGM Klaus Luger

Die Impfungen mussten unabhängig der technischen Erschwernisse dennoch vorangetrieben werden. Laut dem Impfplan des Bundes diente die erste Phase, also das erste Quartal im Jahr 2021, der Durchimpfung von über 80-Jährigen, Hochrisiko-PatientInnen, Personal sowie BewohnerInnen von Alten- und Pflegeheimen und im Gesundheitswesen. Dann wurden die Impfungen stufenweise an die weitere Bevölkerung verabreicht. Mit dem leichteren Zugang zu Impfdosen konnte ab der zweiten Jahreshälfte 2021 alle BürgerInnen einen Impftermin erhalten. Zu diesem Zeitpunkt erhielten rund 64 Prozent der impfbaren Bevölkerung über 16 Jahre die erste Impfdosis.

Auch hierbei war das Management von Ländern und Städten gefragt, denn diese übernahmen die Koordinierung von Impfstraßen und –aktionen. Durch eine enge Abstimmung mit dem städtischen Krisenstab unterstützte der Magistrat die Impfstrategie des Landes bestmöglich. So wurden bereits bestehende Teststandorte, wie beispielsweise in den städtischen Volkshäusern, um Impfmöglichkeiten erweitert. Der Bevölkerung stand somit ein kostenloses, niederschwelliges Impfangebot zur Verfügung: Pop-Up-Impfstraßen, mobiler Impfbus, fixe Impfstraßen mit und ohne Terminvereinbarung, die durch die ausgesprochen gute Zusammenarbeit zwischen Stadt, Land, Bundesheer und den Einsatzorganisationen Rotes Kreuz sowie Arbeiter-Samariter-Bund zustande gebracht wurden.

Die Verabreichung an Impfungen ging trotz des weitgehend gut ausgebauten Angebots eher schleppend voran. Ebenso musste das Impf- und Testangebot stets an die bundesweiten Verordnungen entsprechend angepasst werden. Denn die Maßnahmen wechselten immer wieder zwischen 2G- und 3G-Regelungen. Gleichzeitig mussten immer häufiger werdende Proteste gegen die Maßnahmen bis hin zur Verkündung der Impfpflicht beobachtet werden. Seit August vergangenen Jahres verzeichnet Österreich eine flacher werdende Kurve der Impfungen pro Tag, die mit einem hohen Anteil an auslaufenden Zertifikaten und damit einhergehend raschen Anstieg an Immunisierungen durch den dritten Stich Hand in Hand gingen. Die Zahl an Erstimpfungen stagniert seit Mitte 2021. Aus einer Hilf- und Planlosigkeit beginnen in Österreich Impflotterien, die als Anreiz- und Belohnungssystem dienen sollen. Aber auch diese verhelfen nicht zu einem Anstieg der Impfzahlen.

Vergleicht man die Impfquoten mit anderen Ländern, wie Frankreich (beinahe 80 Prozent vollständig geimpft) oder Portugal (93 Prozent vollständig geimpft), weist die österreichische Regierung Kommunikationslecks auf, die das Vertrauen in die Wissenschaft in beträchtlichem Ausmaß minderten. Einen wesentlichen Einfluss hierbei besitzt die FPÖ durch polarisierende Reden, Auftritten bei Protestveranstaltungen und ihre Öffentlichkeitsarbeit. So wetterte etwa der FPÖ-Parteichef und ehemalige Innenminister Herbert Kickl stets gegen die gesetzten Maßnahmen, insbesondere 2G-Regel und Impfung. Nicht zuletzt löste dieser den Ansturm auf das Medikament Ivermectin aus, das als Entwurmungsmittel angewendet wird.

Abgerundet wurde der Zick-Zack-Kurs in Österreich mit der Debatte zur Impfpflicht. Im November letzten Jahres verkündet der ehemalige Gesundheitsminister Mückstein die ab Februar 2022 geltende Impfpflicht, welche davor vehement abgelehnt wurde. Diese Ho-Ruck-Aktion zeigte abermals die Orientierungslosigkeit der Bundesregierung, denn wird die Impfpflicht doch nun für die kommenden drei Monate ausgesetzt.

„Diese Fortsetzung der Covid-Chaos-Politik untergräbt abermals die Glaubwürdigkeit in die Politik und schadet dieser insgesamt. Bestärkt wurde dies allemal durch die zahlreichen Ministerwechsel in den letzten drei Jahren. Mit diesen Aktionen lenkt die Bundesregierung lediglich von anderen innerpolitischen Themen ab“, betont Bürgermeister Klaus Luger.

Fazit 1: Wirtschaft – Inflation und Versorgungsketten bieten Chance auf Neuorganisation der Produktionsketten

Neben den gesellschaftlichen Auswirkungen löste diese Pandemie gleichzeitig enorme wirtschaftliche Folgen aus. Beide werden die Politik noch lange beschäftigen.

Ein interessantes Fazit aus ökonomischer Sicht zeigt sich in der Geldentwertung. So stellt diese eine unvermeidliche Begleiterscheinung jeder Rettungsaktion von Zentralbanken und Regierungen dar. Eine Folge davon war in der Vergangenheit zumeist ein damit einhergehender sozialer Wandel. Dieser zeigte sich darin, dass die „Reichen“ ärmer wurden und wer „nichts“ hatte, konnte demnach auch „nichts“ verlieren. Nun aber macht die durch die Geldflut ausgelöste Inflation die Reichen noch reicher und sorgt beim sozioökonomischen Gegenteil für eine sinkende Kaufkraft.

„Damit spitzt sich die Lage noch mehr zu und die Einkommens- und Vermögensschere klafft noch weiter auseinander. Nicht zuletzt zeigen etliche Berichte, wie die wenigsten Reichen dieser Welt, wie beispielsweise Jeff Bezos, Profite aus dieser Krisensituation schlagen konnten und andere wiederum an ihrem Existenzminimum kratzen müssen“, konkludiert Bürgermeister Klaus Luger.

Zudem löste die Pandemie rasch spürbar negative Effekte auf globale Lieferketten und damit einhergehend auf die Versorgungssicherheit aus. Durch diese pandemiebedingten Einschnitte bedarf es nachhaltiger Änderungsprozesse in der politischen und unternehmerischen Gestaltung der Versorgungs- und Lieferketten. Zentrale Bedingung dafür wäre, strategisch wichtige Produktionen nicht weiter in Billiglohnländer zu verlegen, sondern die Regionalität für die Versorgung als entscheidenden Faktor zu betrachten.

Fazit 2: Ministerien – kaum Management-Fähigkeiten, vor allem im Gesundheits- und Bildungsministerium, fordern Professionalisierung

Einhergehend mit den Covid-19-Notmaßnahmenverordnungen zeigten sich kontinuierlich und bis zum heutigen Tag extreme Inkompetenzen von Führungskräften im Krisenmanagement. So war das Gesundheitsministerium bekanntlich nicht in der Lage, bundesweit die Massentestungen bzw. in Folge die Impfaktionen zu organisieren. Selbst die juristische Qualität diverser Verordnungen war äußerst dürftig, sodass die ExpertInnen in den Bezirksverwaltungsbehörden zusätzlich gefordert waren.

Besonders im Bildungswesen zeigte sich dies markant. SchülerInnen, Lehrkräfte und Eltern wurden auf Zerreißproben gestellt. Binnen kürzester Zeit kam die viel zu schleppende Digitalisierung in den Schulen zum Vorschein. Die verschlafene Digitalisierungsoffensive im Bildungswesen forderte einen reibungslosen Fernunterricht allemal heraus. Fehlende Lernpakete und fehlende IT-Infrastruktur waren die Folge davon. Durch den rasanten Anstieg der Infektionszahlen im Herbst 2021 blieben auch die Klassen unvollständig, da der damalige Bildungsminister Faßmann dogmatisch am Präsenzunterricht festhielt. Dadurch erwies sich ein pädagogisch wertvoller Unterricht als äußerst beschwerlich. Alleine in Linz betrug der Anteil von Kindern und Jugendlichen an allen Corona-Neuinfektionen in einer Woche rund ein Drittel im November 2021. Dabei bedenke man, dass Klassen ins Distance Learning mussten, sobald zwei SchülerInnen positiv getestet wurden.

Davon abgesehen trug der Zick-Zack-Kurs des Bildungsministeriums vom willkürlichen Öffnen und Schließen der Bildungseinrichtungen kaum dazu bei, Soft Skills weiterentwickeln zu können. Hinzu kommt, dass rund 6.000 Kinder und Jugendliche die Klassenräume nicht mehr betraten, weil Eltern Test- und Impfverweigerer sind. Dieses Phänomen darf keinesfalls unterschätzt werden und bedarf einer grundlegenden Aufklärungsarbeit in den Schulen, die Meinungsbildung thematisiert.

Daraus schließend sollte die Debatte über die Einführung einer Schul- statt bloßer Unterrichtspflicht unbedingt in der Öffentlichkeit und Politik eröffnet und umgesetzt werden. Zudem sind die beruflichen Qualitäten von Führungskräften in den Ministerien neu zu definieren: statt MinisterialbürokratInnen bedarf es kompetenter Manager!

Fazit 3: Mängel an digitalen Kompetenzen weist Österreich als rückständig aus – echte Digitalisierungsoffensive durch Nicht-Regierungsmitarbeiter gefordert

Wie ein roter Faden ziehen sich die IT-Versäumnisse durch die Verwaltungssysteme. Beispielsweise führten diese Mängel an digitalen Kompetenzen zu gravierenden Datenlücken. Als besonders grotesker Misserfolg darf das von Bundesministerin Schramböck gepushte „Kaufhaus Österreich“ in Erinnerung gerufen werden, das zum Teil skurrile Aspekt aufwies.

„Ich frage mich, wieso das Gesundheitsministerium nicht das wohl allerwichtigste Argument heranzieht, um den Appell zur Covid-Impfung mit Zahlen zu untermauern. Nämlich den Zusammenhang von Impfschutz und Covid-PatientInnen in den Spitälern. Dies lässt sich einzig auf den Fakt mangelnder digitaler Tools und nicht entwickelter digitalisierter Verwaltungssysteme zurückführen“, zeigt Bürgermeister Luger wenig Verständnis. Denn täglich veröffentlichen die Gesundheitsbehörde AGES und die Ministerien eine Fülle an Zahlen, die offensichtlich lediglich der Webseiten-Bespielung dienen. „Von Beginn an quälen wir uns mit schleppenden und chaotischen Erhebungen und Auswertungen valider Daten, wodurch fundierte und nachvollziehbare Entscheidungen beeinträchtigt werden.“ Hätte man den Zeit-, Personal- und Finanzaufwand für die ominöse „Ampelkommission“ für konkrete Digitalisierungstools verwendet, würden empirische Daten aktuell in einem besseren Zustand zur Verfügung stehen, mutmaßt Bürgermeister Luger.

Fazit 4: Comeback der Sozialpartner

Einhergehend mit dem Virusausbruch benötigte es rasche und einfache Lösungen insbesondere in der Arbeitswelt. Denn die weitgehende Verlagerung ins Home-Office, wo es die Bedingungen erlaubten, riefen gleichzeitig arbeitsrechtliche Fragestellungen hervor. Die Überforderung der Bundesregierung war auch hierbei merklich zu spüren, sodass die Sozialpartner unverzüglich in den Vordergrund rückten. Diese unterstützten sowohl ArbeitnehmerInnen als auch ArbeitgeberInnen, um die fehlenden administrativen und organisatorischen Rahmenbedingungen des Bundes auszubessern. Einmal mehr bewiesen sich die Sozialpartner als effiziente Steuerungsgruppe. Zum Wohl der gesamten Gesellschaft zeigten diese anders als die Bundesregierung in Zeiten der Kurz-Selbstdarstellung Handlungs- und Kompromissfähigkeit. Wenngleich zahlreiche Problemstellungen durch Home-Office, Kurzarbeit und Schließungen entstanden, profitieren die arbeitende und wirtschaftstreibende Bevölkerung nachhaltig von den entstandenen Änderungsprozessen.

Fazit 5: 125 Millionen Euro Verlust in Unternehmensgruppe der Stadt Linz, 4-Parteien-Stadtregierung in Linz bewies Handlungsfähigkeit, Linzer Krisenstab vorbildlich

Die Stadt Linz reagierte unverzüglich mit adäquaten Unterstützungen und Investitionspaketen, wenngleich der vorerst entstandene finanzielle Schaden in Kauf genommen werden musste. Nichtsdestotrotz war etwa der „Pakt für Linz“ ein wichtiges Instrument in der Bewältigung der pandemischen Folgen. Trotz 80 Millionen Euro an Verlusten meisterte die Stadt Linz die letzten beiden Jahre der Corona-Krise. Dies ist auch der konstruktiven und verantwortungsvollen Zusammenarbeit der Stadtregierungs-Parteien SPÖ, ÖVP, Grüne und FPÖ zu danken.

Von den Einnahmerückgängen entfallen die größten Anteile auf die geminderten Ertragsanteile des Bundes sowie auf die rückläufigen eigenen Steuern der Stadt Linz. Die Mindereinnahmen lassen sich auf die Reduktion der Kommunalsteuer durch Kurzarbeit und rückläufige Beschäftigung, Rückgänge bei den Parkgebühren und selbstverständlich geringere Lustbarkeitsabgaben durch abgesagte Veranstaltungen zurückführen. Darüber hinaus entstanden Rückgänge in den Einnahmen durch den teilweisen Entfall städtischer Gebühren und aus Vermietung und Verpachtung, wie bspw. Marktgebühren oder die Benutzung öffentlichen Gutes.

Die Bilanz der Unternehmensgruppe der Stadt Linz weist einen Schaden von etwa 45 Millionen Euro auf. Am stärksten betroffen sind die Linz AG mit rund 22 Millionen Euro. Weiter zeigen sich negative finanzielle Folgen auch bei den Seniorenzentren Linz (rd. 3 Millionen Euro), der Tabakfabrik Linz durch Miet- und Veranstaltungsausfälle. Mietentgänge wirkten sich auch folglich der GWG negativ aus.

Insbesondere auf den finanziellen Support durch den Bund war kein Verlass. Um nur ein Beispiel zu nennen, war beispielsweise die Kostenübernahme zur Anmietung von Räumlichkeiten für die Durchführung der Massentests sehr strittig. Immer wieder wurden die Kosten so weit als möglich vom Bund an die Städte abgewälzt. Nichtsdestotrotz schaffte Linz ein 65 Millionen Euro–Investitionspaket, welches nicht nur unmittelbar unterstützte, sondern auch nachhaltig Früchte tragen wird.

Einen weiteren wesentlichen Beitrag im Pandemiemanagement leistete der Linzer Krisenstab, welcher sich wöchentlich mit den aktuellen Datenlagen auseinandersetzt und entsprechende Maßnahmen bespricht. An diesem nehmen die Magistratsdirektorin und der Stadtrat für Sicherheit und Gesundheit sowie VertreterInnen der Bau- und Bezirksverwaltungs- sowie der Gesundheitsbehörde, der Polizei, der Berufsfeuerwehr und der Einsatzorganisationen Rotes Kreuz und Arbeiter-Samariter-Bund, geleitet durch den Linzer Bürgermeister, teil. Von Beginn an zählt der städtische Krisenstab als stabiler Faktor, der klaren und konsequenten Linien folgt, um die pandemiebedingten Auswirkungen bestmöglich zu managen.

Fazit 6: Stadt-Land-Gefälle widerlegt Stereotypen und Vorurteile

Bereits zu Beginn zeichnete sich ein starkes Stadt-Land-Gefälle ab. Auffällig zeigten sich insbesondere in Oberösterreich deutlich höhere Corona-Zahlen im ländlichen Raum. Eine Studie der Med-Uni Wien beschäftigte sich mit möglichen Ursachen für eine Analyse. So zeigte sich, dass eine dicht besiedelte Stadt weniger Corona-Fälle registrierte als dünner besiedelte, ländliche Regionen, die möglicherweise als Safe Space galten. Demnach lässt sich schließen, dass sich Menschen in der Stadt wohl vorsichtiger im Umgang mit sozialen Kontakten verhielten. Ebenso widerlegt die Studie den wiederkehrenden Vorwurf, der AusländerInnenanteil habe Einfluss auf steigende Infektionszahlen. Bezirke Oberösterreichs mit besonders geringem AusländerInnen-Anteil wie etwa Braunau, Schärding oder Ried weisen immer wieder besonders hohe Infektionsraten und besonders niedrige Impfquoten auf.

Alles in allem brachte die Pandemie jedenfalls ausreichend Problemstellungen zum Vorschein, die in naher Zukunft dringend bearbeitet werden müssen. Vor allem muss sich Österreich mit einer grundsätzlichen IT- bzw. Digitalisierungsoffensive auseinandersetzen und diese vorantreiben. Die Stadt Linz konnte im Vergleich zu anderen Gebietskörperschaften rasch handeln und die neuen Anforderungen einigermaßen erfüllen.

Zudem lassen sich einige positive gesellschaftliche Effekte hervorheben. Beispielsweise reagierten im Lockdown 1 binnen kürzester Zeit zig-Freiwillige und initiierten Nachbarschaftshilfen, wodurch besonders vulnerablen Personen, etwa durch das Besorgen von Erledigungen und Einkäufen, geholfen wurde. Diese Aktionen bewiesen einmal mehr den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Krisensituationen.

 

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