Leben & Stadt

15 Jahre solarCity: Leben und arbeiten in der Sonnenstadt

Bürgermeister Luger: „solarCity ist Musterbeispiel und Ansporn für nachhaltige Stadtentwicklung“

Namensgeber dieses vor 15 Jahren fertig gestellten Stadtteils sind die zahlreichen Solaranlagen auf den Dächern. Auf Initiative des Design-Center-„Schöpfers“ Thomas Herzog lieferten die international renommierten Architekten Richard Rogers und Norman Foster die Entwürfe für einen kompletten Stadtteil in Pichling, bei dem sämtliche Wohnungen in Niedrigenergiebauweise errichtet wurden. 

Die solarCity im Süden von Linz wurde als Modell für eine „Stadt des 21. Jahrhunderts“ geplant.  Das Projekt erhielt Fördermittel der EU und gilt als Musterbeispiel ökologischer Stadtentwicklung. Die solarCity ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln erschlossen, weitgehend autofrei und keine Trabanten-Schlafstadt, sondern ein Ort, an dem man gerne wohnt. Dazu tragen kommunikative Treffpunkte wie ein Marktplatz, Restaurants und Geschäfte, Kirche, Volkshaus, Familienzentrum, Kinderbetreuungseinrichtungen, Schulen, Spielplätze und Sportanlagen bei. Bei der Fertigstellung Ende 2005 / Anfang 2006 lebten hier 2.900 Menschen in 1.300 Wohnungen, aktuell sind es 3.300 in exakt 1.414 Wohnungen.

„15 Jahre Planungsphase gingen der solarCity bis zu ihrer Realisierung voraus. Ebenso lange ist es her, dass die Sonnenstadt fertig gestellt wurde. Im Zuge der Planungen wurden bereits in der Anfangsphase ökologische Aspekte und soziale Ansprüche miteinander verknüpft. Die SolarCity ist ein Musterbeispiel für eine nachhaltige Stadtentwicklung in Linz, das europaweit Anerkennung findet. Die aus der Planung und Realisierung dieses Projekts gewonnenen Erkenntnisse werden auch in die kommenden Schritte zur Stadterweiterung in Pichling und Ebelsberg einfließen.“

Bürgermeister Klaus Luger

Ein mit den BewohnerInnen gemeinsam erarbeitetes Konzept sieht demnach vor, dass die Heliosallee in der solarCity als „lineare Mitte“ der künftigen Stadterweiterung im Süden von Linz ausgebaut wird. Ebenso wie bei der solarCity soll bei den anstehenden Projekten der Einbeziehung der umliegenden Grünzonen größtes Augenmerk beigemessen werden.

Stadt der kurzen Wege

Schon seit Anfang der 1990er Jahre leidet Linz unter zunehmenden Verkehrsproblemen durch Pendlerströme aus dem Umland. Daher suchte man nach neuen Wegen im Wohnbau. Architekt Roland Rainer wurde von der Stadt Linz beauftragt, einen neuen Stadtteil zu planen. Ein Masterplan wurde erstellt, der eine Stadt der kurzen Wege mit Arbeitsplätzen im Umfeld vorsah. Diese sollte umweltneutral errichtet werden, mit modernen Formen der Abwasserentsorgung und dank Sonnenstrom nahezu energieautark. Östlich des neuen Stadtteils entstanden zahlreiche Arbeitsplätze im so genannten Südpark Pichling.

Wohnungen von 12 Genossenschaften

Exakt ein Dutzend Genossenschaften mit 20 ArchitektInnen und PlanerInnen konnten für das ehrgeizige Projekt gewonnen werden. Eine zentrale Vorgabe für den neuen Stadtteil lag darin, die Kosten unterhalb der damals üblichen Obergrenze für soziale Wohnbauten zu halten. Die Solarfelder auf den Häusern wurden von der öffentlichen Hand zusätzlich zur Wohnbauförderung finanziell unterstützt. Die der Planung zugrundeliegende Niedrigenergiebauweise und die Konzeption von Passivhäusern, die heute im Wohnbau Standard sind, waren zum damaligen Zeitpunkt noch fast völlig neue und revolutionäre Bautechniken. Am Projekt beteiligt waren Baureform-Wohnstätte, EBS, Eigenheim, Familie, GIWOG, GWB, GWG, Lebensräume, Neue Heimat, VLW, WAG und WSG. Bei allen Neubauten wurden top-moderne Techniken in den Bereich Solarenergie, Abwasser und Regenwasser eingesetzt.

Umfassende Infrastruktur durch die Stadt

Für die erforderliche Infrastruktur (Kindergarten, Schule, Hort, Familienzentrum, Stadtteilzentrum, Grüngestaltung, Verkehrserschließung) sorgte die Stadt Linz. Ein von der LIVA betreuter multifunktionaler Sportpark bietet umfassende Trainingsmöglichkeiten. Die solarCity und der Stadtteil Pichling sind durch die verlängerte Straßenbahnlinie 2 mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar.

Sternförmige Anlage rund um ein Stadtteilzentrum

Eine Eigenart der solarCity ist ihre sternförmige Anlage um ein Stadtteilzentrum. Dieser „Griff nach den Sternen“ findet auch in den Straßennamen seinen Ausdruck: eine „Heliosallee“ führt durch das Zentrum über den „Lunaplatz“. Nicht Großbauten, sondern überschaubare Einheiten wurden um das Stadtteilzentrum gruppiert. Dazwischen wurden teilweise überdachte Gassen und Plätze angelegt. Im Stadtteilzentrum wurden eine Bibliothek, Veranstaltungs- und Verwaltungsräume und eine Bürgerservicestelle als „direkter Draht zur Stadt“ eingerichtet. Rund um den Lunaplatz entstanden Cafes, Restaurants, eine Bank, eine Apotheke, ein hart erkämpftes Ärztezentrum und Geschäfte.

Ruhender Verkehr weitgehend unter die Erde verbannt

Nördlich des Zentrums wurde die Wohnsiedlung von Richard Rogers mit wellenförmigen Zeilen aus Glas errichtet. Auf der gegenüberliegenden Seite, südlich des Zentrums, liegt die Siedlung von Norman Foster. Foster und Rogers überließen die weiteren Detailplanungen für die SolarCity später den heimischen Architekten. Eine weitere Besonderheit der SolarCity sind viele Tiefgaragen mit Tageslicht. Diese sind ausschließlich für BewohnerInnen vorgesehen. Gäste finden Parkplätze nur in den Randbereichen, so dass die Oberfläche im „Herzen“ des Stadtteils autofrei bleibt. Ein dichtes Netz von Wegen trägt dazu bei, dass sich Kinder und ältere Menschen gefahrlos bewegen können. Auch ein Seelsorgezentrum entstand, das als Treffpunkt für Jung und Alt dient. Der Kirchenraum kann vergrößert werden und bietet dann der Bevölkerung Platz für Feiern. Im von der Stadt betriebenen Familienzentrum werden Kinder, Jugendliche, Eltern und Alleinerziehende beraten. Zudem befindet sich hier auch ein Stadtteilbüro.

AHS durch Initiative der Stadt

Auf Initiative der Stadt Linz wurde auch ein Realgymnasium gegründet, um den Kindern aus Pichling und Ebelsberg einen kurzen Schulweg zu bieten. Die Stadt stellte für das Realgymnasium zunächst Räumlichkeiten des im Schulzentrum der SolarCity untergebrachten Hortes und den benachbarten Turnsaal sowie den Werkraum der Volksschule 52 zur Verfügung.

Platz für den Ausbau der AHS wurde ab Herbst 2005 durch die Erweiterung des Schulzentrums geschaffen. Im Schuljahr 2009/2010 wurde das zunächst als Privatschule geführte Realgymnasium vom Bund übernommen.
Im Vollbetrieb mit 23 Klassen wird das BRG solarCity derzeit von 550 SchülerInnen aus dem Süden von Linz besucht. In der VS 52 werden zum Vergleich 11 Klassen geführt.

Nachhaltige Landschaftsgestaltung

Besonders ins Auge fällt in und um die solarCity die Qualität der Landschaftsgestaltung: mit Hügeln und Wasserläufen, mit ausgesuchten Bäumen und Büschen. Der im Zuge des Baus der Sonnenstadt erweiterte und von der Linz AG betreute Kleine Weikerlsee ist ebenfalls einer der Hauptgründe für die herausragende Lebensqualität der Sonnenstädter. Der See dient als Puffer zur angrenzenden naturgeschützten Aulandschaft.

Luftbild 2000, Foto PTU, H.P.

Luftbild 2000, Foto PTU, H.P.

Luftbild: 2002 (Foto Stadtforschung)

Luftbild: 2002 (Foto Stadtforschung)

Foto: 2003, PTU/H.P.

Foto: 2003, PTU/H.P.

Foto: 2005, PTU/H.P.

Foto: 2005, PTU/H.P.

SolarCity heute, PTU/H.P.

solarCity heute, PTU/H.P. 

Statistische Daten über 15 Jahre Wohnen in der SolarCity

Bei der Fertigstellung Ende 2005 / Anfang 2006 lebten 2.900 Menschen in 1.300 Wohnungen, aktuell sind es nach diversen Erweiterungsprojekten (mit ca. 100 zusätzlichen Wohnungen) etwa 3.300 Menschen in exakt 1.414 Wohnungen.

Familienfreundlich: überdurchschnittlich große Wohnungen

86 Prozent der Wohnungen sind größer als 60 Quadratmeter, mehr als die Hälfte größer als 80 Quadratmeter. Die durchschnittliche Wohnungsgröße liegt somit deutlich über dem Linzer Durchschnitt. Die solarCity bietet zusammen mit ihren Kinderbetreuungseinrichtungen und Spielplätzen daher auch ideale Lebensbedingungen für Familien. Zudem sind 87 Prozent aller Wohnungen im Eigentum Gemeinnütziger Bauvereinigungen, was auch den hohen Anteil an Mietwohnungen zum Ausdruck bringt.

Erstbesiedlung: 70 Prozent wohnten bereits vorher in Linz

Mit einem Durchschnittsalter von 34,9 Jahren ist die solarCity ein ausgesprochen „junger“ Stadtteil. Fast 70 Prozent der ErstbezieherInnen kamen aus Linz, nur rund 30 Prozent aus einer anderen Gemeinde.

Babyboom hält an

Jährlich verzeichnet die solarCity einen deutlichen Geburtenüberschuss.

Kinderbetreuung

Die fünf Kinderbetreuungseinrichtungen in der solarCity (zwei Krabbelstuben, zwei Kindergärten und ein Hort) werden derzeit von 460 Kindern besucht.

Der AusländerInnenanteil ist seit Fertigstellung stetig leicht gestiegen, liegt jedoch weit unter Linzer Durchschnitt.

Schlussfolgerungen:

  • Die Konzeption, Wohnen direkt mit dem Arbeitsplatz zu verbinden, ist nicht aufgegangen. Die meisten Beschäftigten im Betriebspark Pichling wohnen nicht in diesem Stadtteil. Berufliche Mobilität ordnet sich nur in Ausnahmefällen dem Wohnsitz unter.
  • Infrastruktureinrichtungen sind bei Projekten dieser Größenordnung nicht von der Kommune alleine zu bewältigen. Dabei geht es nicht primär um den finanziellen Aspekt. Die Ausstattung mit weiterführenden und höheren Schulen durch den Bund unter Einbindung des Landes ist von Anfang an sicherzustellen. Zudem rächt sich die inzwischen 11-jährige Verzögerung des vierspurigen Ausbaus der Westbahnstrecke durch die ÖBB.
  • Bewährt hat sich der etappenweise, jahrelange Bau am neuen Stadtteil. Eine schrittweise Besiedelung erleichtert die Identitätsentwicklung neuer Stadtgebiete. Wichtig war in diesem Zusammenhang, für die ersten BewohnerInnen mobile Angebote zu erstellen (z. B. Bäcker, Lebensmittel).
  • Für dermaßen große Stadtentwicklungsprojekte bedarf es einer Planung, die einen Neuerungs- und Mehrwert inkludiert. Im Falle der solarCity waren dies ökologische Elemente und das naturnahe Wohnen.
  • Wie bei anderen Stadterweiterungs-Projekten auch (Ebelsberg-Ennsfeld, Auwiesen) ist eine altersmäßige Durchmischung unrealistisch, da primär jüngere Menschen und Jungfamilien neuen Wohnraum suchen.

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