Leben & Stadt

Beitritt zur Österreichischen Baumkonvention

Linz bekennt sich zum sensiblen und differenzierten Umgang mit Bäumen und Wäldern

Ausgehend von einer Initiative der Stadt Wien setzt sich die „Plattform Österreichische Baumkonvention“ seit Jahren für den Erhalt von Bäumen ein. Im Fokus stehen dabei vor allem jene Bestände, die von überschießenden Baumfällungen und aus vorauseilenden Sicherheitserwägungen bedroht sind.

An der Initiative wirken zahlreiche Institutionen mit, darunter der Österreichische Gemeindebund, das Land Wien, die Nationalparks Austria, die Österreichische Gartenbaugesellschaft, der Umweltdachverband, die Umweltanwaltschaften, kommunale Dienstleistende und verschiedene Fachdienststellen der Bundesländer.

Die österreichische Baumkonvention spielt auch auf regionalpolitischer Ebene eine große Rolle und wurde bereits neben den Ländern Steiermark und Tirol vom Österreichischen Städtebund und dem Österreichischen Gemeindebund unterschrieben, ebenso von den Städten Wien, Graz, Innsbruck, Salzburg und Wels.

„Unsere Bäume sind der wichtigste Schatz, wenn es um den Kampf gegen die Klimakrise geht. Entsprechend müssen wir uns verhalten. Der Beitritt der Landeshauptstadt zur Österreichischen Baumkonvention soll das einmal mehr bekräftigen“, informiert Klimastadträtin Mag.a Eva Schobesberger und erneuert in diesem Zusammenhang auch die Forderung nach einem Baumschutzgesetz.

Bäume sind wertvoll, aber verletzlich

Bäume haben umfassende Bedeutung für unsere Gesellschaft und die Umwelt. Gleichzeitig geraten sie aber zunehmend unter Druck. Die Klimakrise und ihre Folgen wie Trockenheit, Stürme, Schädlingsbefall, aber auch vielfältige Nutzungsansprüche und hohe Erwartungen an die Sicherheit unter Bäumen setzen vielen Beständen zu. Auch die mit Bäumen direkt befassten Organisationen und Körperschaften stehen durch die Klimakrise vor neuen Herausforderungen.

Baumschutz ist auch Schutz für uns Menschen

Bäume und Wälder waren noch nie so wertvoll wie heute: Sie helfen, das Klima zu schützen und mildern die Folgen der Klimaveränderung wie Hitze und Starkregen, sie bieten bewährten Schutz vor Naturgefahren wie Lawinen oder Muren und reinigen unser Wasser. Jeder Mensch profitiert individuell von Bäumen durch ihre Wirkung auf die physische und psychische Gesundheit. Sie bilden zudem das Rückgrat von Parks und Erholungsflächen. Bäume sind damit eine Säule der Biodiversität und sind in allen ihren Lebensphasen wertvoll.

Bei der Durchführung von Pflegemaßnahmen muss daher entsprechend den Grundsätzen der Österreichischen Baumkonvention Baumschonung das oberste Gebot sein. Diese besagen auch, dass auf die Zumutbarkeit für Baumverantwortliche und Verhältnismäßigkeit der Maßnahmen besonders zu achten ist. Bäume sind natürlich gewachsene Organismen und daher hinsichtlich der Einschätzung von Risiken nicht mit einem Bauwerk gleichzusetzen. Wichtig ist, Bäume im Zusammenhang mit ihrem Standort und den dort gegebenen Sicherheitserwartungen differenziert zu betrachten und Maßnahmen der Kontrolle, Pflege und Information darauf abzustimmen. Vorsorgliche Fällungen und drastische Rückschnitte aus Angst vor Haftungsfolgen sind weder wirtschaftlich noch für Menschen und Umwelt nützlich. Anzustreben ist daher auch eine Weiterentwicklung der dafür maßgeblichen rechtlichen Grundlagen, nicht zuletzt um mehr Rechtssicherheit herzustellen. Das Verständnis, die Alltagskompetenz und Eigenverantwortung der Bevölkerung im Umgang mit Bäumen ist durch entsprechende Bewusstseinsbildung zu stärken.


Bäume wirken als natürliche „Klimaanlagen“, Foto: KOMM/Dworschak

„Klimaanlage“ Baum

Wie wertvoll Bäume für ein funktionierendes Stadtklima sind, verdeutlicht folgendes Beispiel: eine 150 Jahre alte Buche filtert an einem sonnigen Tag 500 Liter Regenwasser und verwandelt sie so in Trinkwasser. Ein durchschnittlicher Laubbaum produziert pro Tag 9.000 Liter Sauerstoff, genau so viel wie 25 Menschen zum Atmen benötigen.

„Eines unserer wichtigsten Mittel zur Reduzierung von Hitzeinseln in der Stadt ist daher der Schutz bestehender und die Pflanzung von zusätzlichen Bäumen in bereits versiegelten Flächen, die wir zurückgewinnen müssen“, verweist Klimastadträtin Mag.a Eva Schobesberger auf die laufenden Baumpflanzaktivitäten der Stadt.

Baumpflege hat in Linz Priorität

Im Vordergrund der Arbeit des Geschäftsbereiches Stadtgrün und Straßen-betreuung (SGS) stehen die Pflege und die möglichst lange Erhaltung bzw. die Sicherung des Linzer Baumbestandes.

SGS
Untersuchung des Stamms mittels Schalltomografen auf Hohlräume, Foto: Stadt Linz, SGS

Die Stadt Linz betreut entlang der Straßen, rund um Schulen, Kindergärten, Seniorenzentren und in den öffentlichen Parkanlagen circa 40.000 Bäume.

Ein Großteil davon ist im Informationssystem „Baumkataster“ erfasst, das eine wesentliche Grundlage für den aktiven Baumschutz der Stadt Linz darstellt. In diesem digitalen Register sind mehr als 26.000 Bäume erfasst, die auf öffentlichem Grund wachsen.

Im Baumkataster sind alle wesentlichen Daten der Bäume des Magistrates Linz enthalten und können sowohl von den MitarbeiterInnen des Geschäftsbereichs Stadtgrün und Straßenbetreuung als auch von allen interessierten LinzerInnen unter https://www.linz.at/umwelt/baumpflege.php nachgeschlagen werden.


Baumpfleger bei der Arbeit/Platanenallee Am Bindermichl, Foto: Stadt Linz, SGS

Obwohl Bäume meist wesentlich älter als Menschen werden, haben sie wie alle Lebewesen eine begrenzte Lebensdauer und müssen, wenn es soweit ist, erneuert werden. Aber bevor es soweit ist, wird in Linz im Geschäftsbereich Stadtgrün durch ein mehrstufiges Verfahren jeder einzelne Baum solange wie möglich am Leben gehalten.

In Summe kümmern sich 24 Personen des Geschäftsbereichs Stadtgrün und Straßenbetreuung (neben anderen Aufgaben) auf einem Areal von 3.445.154 Quadratmetern Grünanlagen um die Baumpflege.

In jüngster Zeit bereiteten Krankheiten wie der Befall von Eschen durch das aus Asien stammende Stängelbecherchen den MitarbeiterInnen des Geschäftsbereichs Stadtgrün und Straßenbetreuung Sorgen. In solchen Fällen ist es unvermeidbar, erkrankte Bäume zu entfernen und durch andere Arten zu ersetzen.

Am wichtigsten ist neben der Beseitigung von Krankheitsherden in den Parks und Wäldern, wie sie auch durch Borkenkäferbefall bei Nadelbäumen auftreten können, dass Personen nicht durch herabfallende Äste gefährdet werden.

Bevor es zu einer Baumfällung kommt, weil etwa durch herabfallende Äste Menschen verletzt werden könnten, wird ein mehrstufiges Verfahren angewandt.

Regelmäßige Kontrollen

Genauso wie wir Menschen werden die Bäume in den Linzer Parks und in den Wäldern regelmäßig auf ihren Gesundheitszustand untersucht.

So werden die Bäume in den Linzer Parks und Erholungsanlagen kontinuierlich auf mögliche Krankheiten geprüft, zunächst von BaumkontrolleurInnen und, wenn Schäden festgestellt oder vermutet werden, von zwei internen Sachverständigen. In mehr als 95 Prozent der Fälle entscheidet der Geschäftsbereich Stadtgrün und Straßenbetreuung selbst, wie und ob die Bäume saniert werden. Die MitarbeiterInnen der Stadt verfügen über ausreichende Expertise und sind dafür gut ausgebildet.

In heiklen Fällen werden externe Sachverständige zugezogen, zum Beispiel, wenn es etwa um einen besonders alten Baum in einer Parkanlage geht.

Dabei werden technisch ausgereifte Methoden wie zum Beispiel Schallgeräte zur Erkundung des Bauminneren eingesetzt. Viele Bäume können durch die gute Pflege jedes Jahr gerettet werden und nur wenige werden schlussendlich gefällt. Nicht zuletzt wird auch nach einer notwendigen Entscheidung zur Fällung eine weitere Verwendung des Baumes als sogenannter Habitatbaum in Erwägung gezogen, um so den Kleintieren im Stadtraum ein Zuhause bieten zu können. Zur Information der Bevölkerung wird jeder zu fällende Baum 14 Tage vorher mit einem weißen Klebeband versehen, mit Informationen und Kontaktdaten für allfällige Rückfragen.

Stadt Linz / SGS
Oft genügt es, „schiefe“ Bäume wiederaufzurichten, um sie zu retten, wie hier bei den Weiden am Linzer Donauufer. Foto: Stadt Linz, SGS

Fast alle Nachpflanzungen im „Fall des Falles“ kommen aus der stadteigenen Baumschule am Thurnermeisterhof, wo die Fachleute eine große Vielfalt an Gehölzen fachgerecht heranziehen. Die Pflanzen sind an Klima und Boden optimal angepasst und darüber hinaus umweltfreundlich rasch verfügbar, da lange Transportwege entfallen.

Stadt Linz / SGS
„Baumchirurg“ bei der Arbeit, Foto: Stadt Linz, SGS

Linz braucht Baumschutzgesetz

Bereits im Mai 2020 hat der Linzer Gemeinderat deshalb eine Resolution an das Land beschlossen. Eine Umsetzung scheitert aber nach wie vor am dafür zuständigen Gremium des Landes Oberösterreich.

Auch der Bundesrechnungshof fordert in einem Bericht zur „Anpassung an den Klimawandel in der Stadt Linz“, dass das Land die Grundlage für ein Baumschutzgesetz für Linz schafft.

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