50 Jahre „Essen auf Rädern“

Derzeit sind rund 25 Prozent der Linzerinnen und Linzer 65 Jahre oder älter. Die Stadt Linz bietet auch dieser Bevölkerungsgruppe eine hohe Lebensqualität und vielfältige Angebote. Eine der wesentlichen Säulen im dichten Netz maßgeschneiderter Unterstützungs- und Dienstleistungen der Stadt feiert nunmehr ihr erfolgreiches 50-jähriges Bestehen: Essen auf Rädern. Die mobile Essenszustellung spielt im Alltag vieler älterer Menschen eine wichtige Rolle und ist aus der breiten Palette der städtischen Angebote nicht mehr wegzudenken. Sie ermöglicht den Bezieher*innen – trotz altersbedingter Einschränkungen – weiter in den eigenen vier Wänden leben zu können und garantiert ausgewogene und leistbare Mahlzeiten. Damit leistet Essen auf Rädern einen wichtigen Beitrag zur Förderung von Selbstbestimmung, Unabhängigkeit und Lebensqualität im Alter.

Gestartet wurde die Aktion am 1. Oktober 1973. Als erstes Menü stand damals für 120 Linzerinnen und Linzern Gemüsesuppe und gebackener Leberkäse auf der Speisekarte. Der Preis war gestaffelt und betrug ein Prozent des Nettoeinkommens, wobei der höchste Beitrag bei 30 Schilling pro Monat lag, der geringste bei elf. Heute nutzen rund 1.100 Menschen täglich – oder nach Wunsch nur an bestimmten Tagen – Essen auf Rädern. Samariterbund und Rotes Kreuz stellen pro Jahr durchschnittlich 166.000 Portionen Essen zu. Eine Auswertung der Daten seit 2004 ergibt eine Summe von 3,3 Millionen ausgelieferte Mahlzeiten.

„‘Essen auf Rädern‘ wird von der Stadt Linz koordiniert und hat zum Ziel, dass sich ältere und in ihrer Mobilität beeinträchtigte Menschen so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden aufhalten können. Auch werden dadurch pflegende Angehörige entlastet. Die Aktion ist daher viel mehr als nur eine mobile Essenszustellung. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Roten Kreuzes und des Samariterbundes sind wichtige Ansprechpersonen für die älteren Menschen. So wird zum Beispiel versucht Personen, die zu Hause nicht angetroffen werden, zu erreichen und bei Notfällen wird sofortige Hilfe gerufen. Die Zustellerinnen und Zusteller nehmen sich immer gerne Zeit für ein paar nette Worte und helfen mit, den Kontakt zur ‘Außenwelt‘ zu erhalten“, sagt Vizebürgermeisterin Karin Hörzing.

Seit 1991 ist auch der Samariterbund im Dienste der Linzer Seniorinnen und Senioren. Foto: Samariterbund

Damals und heute

In den vergangenen Jahrzehnten wurde das Konzept, das sich bis heute bewährt hat, kontinuierlich adaptiert und ausgebaut. Inzwischen können die Kundinnen und Kunden aus drei Menüvorschlägen ihren individuellen Speiseplan zusammenstellen. Die Klassiker Gemüsesuppe und Leberkäse stehen immer noch zur Auswahl, die Vielfalt an Gerichten ist aber mit jener vor 50 Jahren nicht mehr vergleichbar.

Die mobile Essenszustellung war auf Anhieb eine Erfolgsgeschichte. Foto: Samariterbund

Dussmann Service Österreich – Partner-Betrieb seit drei Jahrzehnten

Anfänglich wurden die Mahlzeiten für „Essen auf Rädern“ im ehemaligen Allgemeinen Krankenhaus der Stadt Linz zubereitet. Seit beinahe 30 Jahren ist Dussmann Service mit Sitz in Linz für die Zusammenstellung der Speisen sowie für die Logistik bis zur Abholung und ab der Rückgabe verantwortlich. Aufgrund dieser langjährigen Erfahrung im Bereich Verpflegung und der in den vergangenen drei Jahrzehnten gewonnenen Routine können für Senior*innen und Menschen mit Behinderung Speisen gekocht werden, die perfekt auf ihre individuellen Bedürfnisse abgestimmt sind. 400 bis 500 Mahlzeiten werden an 365 Tagen im Jahr frisch zubereitet. Im Fokus des ganzheitlichen Konzepts für die zeitgemäße Ernährung steht die Förderung, Erhaltung und Verbesserung der Gesundheit bis ins hohe Alter. Für die gezielte Prophylaxe von Mangel- und Unterernährung wird ein qualitativ hochwertiges und ernährungsphysiologisch optimales Speisenangebot kreiert – mit Zutaten aus vorwiegend regionalem und saisonalem Angebot. Der Schonkost-Anteil liegt aktuell bei rund 25 Prozent, der Anteil an vegetarischer Kost ist mit 15 Prozent leicht ansteigend.

„Eine gesunde und ausgewogene Ernährung ist in jedem Lebensalter wichtig. Aber Besonders älteren Menschen hilft sie, die körperliche und geistige Gesundheit zu erhalten und ein aktives Leben führen zu können. Ich freue mich, dass wir mit der Firma Dussmann Service einen Partner-Betrieb haben, auf den wir uns seit Jahren verlassen können“, sagt Vizebürgermeisterin Karin Hörzing.

Ranking der am häufigsten bestellten Gerichte

• Wiener Schnitzel vom Schwein mit Petersilienkartoffeln und Zitronenspalten
• Bernerwürstel mit Kartoffeln und Salat
• Cordon Bleu vom Schwein mit Gemüsereis und Salat
• Spaghetti Bolognese mit Parmesan
• Gebratener Leberkäse mit Cremespinat und Bratkartoffeln
• Kalbsrollbraten mit Risi Pisi und Karottengemüse
• Käsespätzle mit Röstzwiebeln und Salat
• Faschierte Laibchen mit Kartoffelpüree und Salat
• Indisches Hühnercurry mit Kichererbsen-Gemüse und Basmatireis
• Reisfleisch mit Gemüse und Salat
• Gebackenes Dorschfilet mit Kartoffelsalat und Zitrone
• Gebratene Hühnerkeule mit Risibisi im Saftl und Beilagensalat
• Kaiserschmarrn mit Zwetschkenröster
• Spinatpalatschinken mit Frischkäsesauce und Salzkartoffeln
• Gemüseschnitzel mit Kräutersauce und Kartoffeln

Leistbares Essen für alle

Insgesamt 1.141 Seniorinnen und Senioren beziehungsweise Menschen mit Beeinträchtigung wurden im vergangenen Jahr mit mehr als 166.000 Portionen Essen versorgt. Der Magistrat Linz koordiniert den Service Essen auf Rädern. Die Portion kostet 8,80 Euro.

Der Portionspreis für ein Mittagessen wurde bis 2021 kostendeckend kalkuliert. Die Leistung beinhaltet die Zubereitung der Speisen, sowie deren Auslieferung an die Kund*innen. Bis zum Jahr 2022 wurde der Portionspreis mit dem Verbraucherpreisindex (VPI) 2010 indexiert, um eine Kostendeckung der Preise zu erreichen.

Aufgrund der Preissteigerungen im Jahr 2022 wurde diese Vorgehensweise durch den Gemeinderatsbeschluss vom 15.12.2022 neugestaltet. Damit Linzer Bürger*innen weiterhin möglich ist ein preiswertes Mittagessen erhalten, wurde für die Preisberechnung ab 2023 die allgemeine Pensionserhöhung – für 2023 mit 5,8 Prozent – anstelle des VPI‘s von 11,10 Prozent – herangezogen.

Aktion „Testessen“

Um den Linzer Bürger*innen den Einstieg für „Essen auf Rädern“ schmackhaft zu machen, wurde im vergangenen Oktober die Aktion „Testessen“ gestartet. Die Sozialarbeiter*innen der Kompass Sozialberatungsstellen haben die Möglichkeit innerhalb eines Jahres Gutscheine einmalig an interessierte Klient*innen auszugeben. Diese können bei der Zustellung der ersten Portion eingelöst werden.

Rotes Kreuz und Arbeiter Samariterbund

Der Andrang und das Interesse war von Beginn weg enorm: Noch ehe die Aktion richtig angelaufen war, standen bereits an die 50 Personen auf der Warteliste. Für die Auslieferung standen zu Beginn drei Kombifahrzeuge zur Verfügung, die in drei Betreuungsgebieten – Urfahr, Linz-Mitte und Linz-Süd – unterwegs waren. Bereits damals wurde die Auslieferung vom Roten Kreuz Linz übernommen, seit 1991 ist zusätzlich der Arbeiter Samariterbund im Einsatz.

Heute stellt nördlich der Donau der Samariterbund zu, südlich davon das Rote Kreuz. Großteils ehrenamtliche Helferinnen und Helfer übernehmen dabei die Auslieferung der Speisen. Im Detail betreute das Rote Kreuz im vergangenen Jahr 716 Klientinnen und Klienten, der Arbeiter Samariterbund 418. Von den exakt 1.134 Kund*innen bestellte etwa ein Drittel täglich. Der Großteil, mehr als die Hälfte, ist über 80 Jahre alt.

„‘Essen auf Rädern‘ dient auch der Überbrückung von Urlauben pflegender Angehöriger, die sich ansonsten um die regelmäßige Essensversorgung ihrer Familienmitglieder kümmern. Mit den ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern ist zudem immer jemand da, der schaut, ob es den Besteller*innen gut geht. Im Bedarfsfall können auch zusätzliche soziale Dienste initiiert werden“, bedankt sich Vizebürgermeisterin Karin Hörzing bei allen Freiwilligen.

„Essen auf Rädern“ online bestellen

Bereits seit 2015 sind An- und Abmeldungen oder Änderungswünsche für „Essen auf Rädern“ für bestehende Kundinnen und Kunden auch online möglich. Auch der wöchentliche Speiseplan steht in digitaler Form zur Verfügung.

Ebenfalls 2015 gab es eine weitere Neuerung: Für Kundinnen und Kunden, die Freitagmittag aus dem Krankenhaus entlassen werden und somit nicht mehr rechtzeitig für das Wochenende bestellen können, wurde eine Anbindung der Krankenhäuser geschaffen. Die Anmeldung für diese Patientinnen und Patienten kann somit direkt vom Krankenhaus erfolgen.