Urfair Fairnesszone in Alt-Urfahr
Weniger Tempo, mehr Rücksicht, Lebensqualität und Freiraum
Bereits bei seinem Amtsantritt hat der Linzer Mobilitätsreferent Vizebürgermeister Mag. Martin Hajart die Förderung der sanften Mobilität zu einem Hauptziel erklärt. Folgerichtig ist es auch die Intention der Mobilitätsplanung, Radfahrenden und Fußgänger*innen mehr Raum zu schaffen und den Mobilitätsmix zu verbessern. Eines der Instrumente dafür ist die Einrichtung von Begegnungszonen, so wie dies beispielsweise bereits bei einem Teil der Lederergasse bzw. der Herrenstraße, der Klosterstraße, der Rathausgasse und zuletzt am Hauptplatz sowie der Domgasse erfolgt ist.
Ziel dieser Begegnungszonen ist, dass sich alle Verkehrsteilnehmer*innen gleichberechtigt den Straßenraum teilen können und mehr aufeinander Rücksicht nehmen. Begleitet wird dieses Konzept des „Shared Space“ einerseits von baulichen Maßnahmen, wie die Nivellierung der Verkehrsflächen, andererseits durch eine Tempobeschränkung auf maximal 20 km/h. Dadurch, dass langsamer gefahren wird und die Verkehrsteilnehmer*innen in Begegnungszonen mehr aufeinander achten, sinkt auch die Unfallhäufigkeit. „Ein besonderer Anwendungsfall für eine neue Begegnungszone ist nun der Linzer Stadtteil Alt-Urfahr, wo im Bereich der Oberen Donaustraße eine Begegnungszone verordnet wurde. Hier wird insbesondere eine „Fairnesszone“ entstehen, die anfangs durch eine eigene Werbekampagne untermauert wird. Mit der erwarteten Hebung der Verkehrssicherheit geht auch die Steigerung der Lebens- und Aufenthaltsqualität für die Anrainer*innen einer der beliebtesten Linzer Naherholungszonen einher“, informiert Mobilitätsreferent Vizebürgermeister Mag. Martin Hajart.
„Das Donauufer ist im wörtlichen Sinn eine Begegnungszone, an der sich besonders in der warmen Jahreszeit viele aufhalten und treffen. Spazierende, Läufer*innen, Rennradfahrer*innen, Familien mit Kindern und Jugendliche suchen hier Entspannung und Möglichkeiten für eine attraktive Freizeitgestaltung. In unseren umfassenden Überlegungen zur Stadtentwicklung spielt die Reduzierung des Verkehrs und das Rücksichtnehmen besonders auf Passant*innen eine wichtige Rolle. Denn eine Stadt erlebt man am besten und eindrücklichsten zu Fuß oder auch am Rad, das gilt besonders für Bereiche wie Urfahr und die Innenstadt“, begrüßt der Linzer Planungsreferent Stadtrat Dietmar Prammer die Initiative.
Anregung kam von Radfahrer*innen
Die Stadt Linz hat für die neue Begegnungszone an der Donau eine Anregung und eine Idee, die gemeinsam mit passionierten Rennradfahrer*innen eines Rennradclubs weiterentwickelt, aufgegriffen und umgesetzt wurde. Der Grund für die Einrichtung dieser Zone ist, dass es in der Vergangenheit immer wieder durch „Rennrad-Rowdys“ zu Konflikten mit Fußgänger*innen gekommen ist.
„Während früher nur über Verkehrsberuhigung geredet, allerdings wenig getan wurde, nehmen wir nun das Heft des Handelns in die Hand. Es wird mittels Bodenmarkierungen mit dem Schriftzug ,Fairnesszone‘ darauf hingewiesen, dass hier künftig mehr Rücksicht auf die schwächeren Verkehrsteilnehmerinnen, sprich die Fußgänger*innen, zu nehmen ist“, erläutert Vizebürgermeister Hajart und weist darauf hin, dass in Donaunähe auch viele ältere Menschen und Familien mit Kindern unterwegs sind.
Die Bezeichnung als „Fairnesszone“ zielt darauf ab, die gegenseitige Rücksichtnahme in diesem von Erholungssuchenden aller Art aufgesuchten Bereich zu fördern. Planungsstadtrat Dietmar Prammer appelliert in diesem Zusammenhang an alle Verkehrsteilnehmer*innen: „Die Situation ist in den letzten Jahren nicht einfacher geworden, der Egoismus ist auch im Verkehr mehr geworden. Mehr gegenseitiger Respekt und Achtsamkeit sind die Mittel, um dem entgegenzuwirken.“
Fairnesszonen haben sich beispielsweise am stark frequentierten Donaukanal in Wien oder in deutschen Städten bereits bestens bewährt. Von der Temporeduzierung werden nicht nur die Fußgänger*innen, sondern auch die Anrainer*innen, also die Bewohner*innen der Häuser entlang der Oberen Donaustraße im Stadtteil Alt-Urfahr-West profitieren. Die neu geschaffene Fairnesszone ist fast 1.000 Meter lang und reicht vom Beginn der Oberen Donaustraße im Westen bis zur Nibelungenbrücke, also bis zur Kreuzung mit der Flussgasse, im Osten.
Blauer Schriftzug „Fairnesszone“ plus …
… Beschilderung als Begegnungszone
Dadurch, dass langsamer gefahren werden muss, werden weniger Lärm und Abgase durch Autofahrer*innen emittiert und ebenso die Fußgänger*innen vor sogenannten Rad-Rowdys besser geschützt. Kenntlich gemacht wird die Fairnesszone durch eine entsprechende Beschilderung als Begegnungszone sowie durch markante Schriftzüge in blauer Farbe, die abschnittsweise – in Summe sechs Mal – quer über die Fahrbahn angebracht werden.
„Der vor allem in der warmen Jahreszeit zur Erholung häufig genutzte Donauraum in Alt-Urfahr wird durch diese neue Begegnungszone eine zusätzliche Aufenthaltsqualität erhalten. Mit der Einrichtung der Fairnesszone haben wir zudem die Möglichkeit, alle Interessen unter einen Hut zu bringen“, so Planungsstadtrat Prammer. Vor allem im Sommer dient der Bereich zwischen der Wasserskischule Kral und der Nibelungenbrücke für viele Linzer*innen als Ort zum Flanieren, zum Entspannen sowie zum Sonnen und Baden im südlich davon gelegenen Donau-Strandareal.
Die Obere Donaustraße wird zudem auch von vielen Nutzer*innen des Donauradweges zwischen Linz und Passau frequentiert.
Obere Donaustraße
Westteil
Mittelteil
Ostteil
Aber nicht nur in Alt-Urfahr West, sondern auch in den westlich davon gelegenen Bereichen des Donauradweges soll Radfahren künftig sicherer werden und mehr Platz erhalten. Denn auch der bestehende Zwei-Richtungs-Radweg zwischen dem Urfahrmarktgelände und dem ehemaligen Montageplatz der neuen Eisenbahnbrücke wurde verbreitert. Auf einer Länge von 280 Metern hat der Radweg donauseitig einen Meter dazu erhalten. Dazu wurde eine Beleuchtung installiert. Neun Stahlmaste mit LED-Leuchten werden künftig auch in den Abendstunden das Radfahren sicherer machen. Die Bauarbeiten sind bereits im Gange, die Kosten dafür betragen 104.000 Euro.
„Der Radweg entlang der Donau in Urfahr zählt zu einer der beliebtesten und meistfrequentierten Routen im Linzer Stadtgebiet. Er soll durch die Verbreiterung nicht nur sicherer werden, sondern auch nach Einbruch der Dunkelheit problemlos benützt werden können. Daher wird auch eine energieeffiziente Beleuchtung angebracht. Nicht zuletzt profitiert davon der Tourismus, nachdem viele Menschen den Donauradweg im Urlaub nutzen“, sagt Vizebürgermeister Martin Hajart.
Ehemaliger Montageplatz für die neue Eisenbahnbrücke
„Die Beseitigung der Engstelle auf Höhe des SV Urfahr-Platzes ist jedoch nur ein erster Schritt in unserem Bestreben, den Donauradweg sicherer zu machen. Denn eine weitere Herausforderung stellt der neu geschaffene Freizeitbereich neben der Eisenbahnbrücke dar. Dort wurden Sitzstufen und Aufenthaltsbereiche am Wasser errichtet, gleich daneben aber liegt der vielbefahrene Donauradweg. Hier suchen wir gerade nach einer Lösung, wobei uns mehrere Möglichkeiten offenstehen. Eine davon wäre, den Radweg wie vor dem Bau der Brücke außen am Strandbereich vorbeizuführen oder einen Bypass durch die Liegefläche zu schaffen. Auch geschwindigkeitsreduzierende bauliche Maßnahmen in diesem Bereich wären eine denkbare Alternative, um die Sicherheit für alle zu erhöhen“.
Faire Signale mit Augenzwinkern setzen
Flankierend zum Projekt wird punktuell auf das Thema aufmerksam gemacht: Verschiedene von der Linzer Werbeagentur Createam NEO in einem ironischen Illustrationsstil gestaltete Plakate und Werbemittel zeigen auf sympathische Art, dass man in Alt-Urfahr in jeder Situation fair und rücksichtsvoll miteinander umgeht. „Denn man ist schlichtweg ,urfair‘ in dieser neuen Begegnungszone für jede und jeden in Alt-Urfahr,“ so Createam NEO Geschäftsführer Thomas Egger, selbst passionierter Rennradfahrer und Gründungsmitglied des Linzer Rennradclubs DCC – Danube Cycling Club Linz. Ein Rennradclub aus Linz, der dieses Projekt voll und ganz unterstützt und geschlossen hinter dieser Fairnesszone steht.