Neues Linzer Sozialprogramm 2021
Schwerpunkt Soziale Innovationen – Entwicklungs-Fördertopf für Digitalisierung und Technologisierung
Zehn Jahre sind seit dem Beschluss des letzten Linzer Sozialprogramms vergangen. Seither hat sich nicht nur die Bevölkerung der Landeshauptstadt verändert, sondern auch die An- und Herausforderungen an die kommunale Sozialpolitik. In einem zweijährigen Entwicklungsprozess unter Einbindung von Politik und Verwaltung, Wissenschaft und Forschung sowie Expertinnen und Experten aus sozialen Einrichtungen ist ein neues Linzer Sozialprogramm erarbeitet worden.
Die Fokussierung auf soziale Innovationen stand dabei im Fokus der strategischen Ausrichtung. Mit dieser Orientierung will das Sozialprogramm Bewährtes aus der Vergangenheit unter Zuhilfenahme von technologischen Instrumenten aus Gegenwart und Zukunft sichern und verbessern. Gleichzeitig sollen auf künftige Herausforderungen neue und innovative Antworten gefunden werden.
Die Etablierung von Familienzentren in den städtischen Kindergärten, die Erhöhung der Erziehungskompetenz von Eltern, die Nutzung der Digitalisierung für die Betreuung Demenzkranker sowie neue Angebote für Jugendliche erweitern die traditionelle Palette der Linzer Sozialpolitik.
„Ausgehend vom 2018 beschlossenen Innovationsprogramm liegt der Schwerpunkt des neuen Sozialprogramms bei Innovationen. Um zukünftigen Herausforderungen in der Sozialpolitik mit neuen Maßnahmen begegnen zu können, wollen wir jährlich einen Preis für soziale Innovation ausschreiben, um Digitalisierungsideen und technologischen Instrumenten mit einem eigenen Fördertopf Starthilfe zu geben.“
Bürgermeister Klaus Luger
„Linz ist bereits jetzt bei vielen sozialen Leistungen Vorreiterin. Das neue Linzer Sozialprogramm formuliert neben zahlreichen Maßnahmen zehn soziale Innovationen. Darunter befinden sich Angebote, die sich bereits als erfolgreich etabliert haben und nun ausgebaut werden. Darüber hinaus wurden zusätzliche Leistungen und Angebote erarbeitet, die künftig das soziale Leistungsspektrum der Stadt Linz ergänzen.“
Sozialreferentin Vizebürgermeisterin Karin Hörzing
„Der vorgeschlagene Preis für soziale Innovationen garantiert zudem, dass sich die Linzer Sozialpolitik zeitgemäß weiterentwickelt, sodass auch technische Errungenschaften und Möglichkeiten vermehrt Einzug halten“, so Bürgermeister Luger und Vizebürgermeisterin Hörzing unisono.
„Das Institut für Soziologie der Johannes-Kepler-Universität Linz hat gemeinsam mit dem Institut für Berufs- und Erwachsenenbildungsforschung (IBE) und dem Department Gesundheits-, Sozial- und Public Management der Fachhochschule Oberösterreich den Entstehungsprozess wissenschaftlich begleitet. Der vorliegende Maßnahmenkatalog stellt eine solide und wissenschaftlich fundierte Basis dar, um die Anforderungen an die Linzer Sozialpolitik künftig zielgruppengerecht zu bewältigen“, sagt Univ.-Prof. Dr. Johann Bacher von der Johannes-Kepler-Universität Linz.
Babyboom, Zuzug, Digitalisierung: geänderte Rahmenbedingungen für Sozialpolitik
In den vergangenen Jahren haben sich die Stadt Linz wie auch ihre Bevölkerung verändert und weiterentwickelt. Der Babyboom der frühen 2010er Jahre, sowie ein stetiger Zuzug führen dazu, dass Linz gewachsen ist und die Bevölkerungsmarke die Grenze von 200.000 Einwohnerinnen und Einwohner überschritten hat. Gleichzeitig werden die Menschen immer älter.
Darüber hinaus hat sich Linz zum Ziel gesetzt, innovativste Stadt Österreichs zu werden. Dies bedeutet, dass soziale Innovationen Raum und Ressourcen haben müssen und diese einen Platz zu ihrer Entfaltung erhalten. Unter sozialen Innovationen sind dabei nicht nur technische Innovationen zu verstehen, sondern auch Projekte und Initiativen, die neue Wege der Erbringung sozialer Dienstleistungen beschreiten. Die Entwicklung sozialer Innovationen ist damit die strategische Ausrichtung des Sozialprogramms und wurde im Entstehungsprozess zum zentralen Leitgedanken.
Soziale Innovationen für Linz – Einsatz neuer Technologien
Im Rahmen des rund 50 Maßnahmen umfassenden Katalogs wurden zehn Maßnahmen als soziale Innovationen hervorgehoben. Bei zahlreichen davon steht der Einsatz neuer Technologien im Vordergrund, um aktuellen Herausforderungen mit technischer Unterstützung begegnen zu können.
Besonders in der Betreuung von Demenzerkrankten braucht es vermehrt eine Verbindung zwischen erprobten und neuen Ideen. Die Stadt Linz wird daher in Kooperation mit dem Innovationsbüro vermehrt technische Innovationen forcieren, die Demenzerkrankten Unterstützung und Hilfe anbieten sowie das Pflegepersonal entlasten. Diese technischen Innovationen sollen darüber hinaus auch neue Möglichkeiten etablieren, um den Verbleib in den eigenen vier Wänden zu ermöglichen und die Menschen zu Hause zu unterstützen.
Bereits jetzt werden Roboter im Rahmen von Forschungsprojekten zur Unterstützung von Seniorinnen und Senioren eingesetzt. In der Steiermark zum Beispiel wird einem Haushalt von 20 Personen, die an Demenz leiden, der Roboter Pepper zur Verfügung gestellt. Pepper regt die betreuten Personen dazu an, Bewegungsübungen durchzuführen und trainiert ihr Gedächtnis. Außerdem erinnert er an die Medikamenteneinnahme, Essen und Trinken und alle möglichen Termine. Ein weiteres bekanntes Beispiel ist „Paro“, ein einem Robbenbaby nachempfundener Roboter. Er soll einen beruhigenden Effekt, besonders auf Menschen mit Demenzerkrankungen, haben.
Besonders die Corona-Krise hat die Situation in Bezug auf Vereinsamung von Seniorinnen und Senioren verstärkt. Während die jüngere Generation die technischen Mittel genutzt hat, um soziale Kontakte aufrecht zu erhalten, war dies oftmals für Seniorinnen und Senioren eine enorme Herausforderung. Die Stadt Linz forciert daher in Kooperation mit Bildungs- und SeniorInneneinrichtung die Stärkung der digitalen Kompetenz älterer Linzerinnen und Linzer. Darüber hinaus werden Pilotprojekte etabliert, die mittels technischer Lösungen einer Vereinsamung entgegenwirken.
Als Stadt der Innovationen wird die Stadt Linz – trotz formaler Zuständigkeit beim Land Oberösterreich – das Thema Innovationen und Beeinträchtigungen aufnehmen und zu einer „Konferenz der Innovationen“ für Menschen mit Beeinträchtigungen einladen. Ziel dabei ist die Förderung digitaler Innovationen und die Vernetzung mit innovativen Firmen, um eine Verbesserung der Lebenssituation von Menschen mit Beeinträchtigungen zu erreichen.
Stärkung der Erziehungskompetenz als neue Facette
Zentral bei künftigen Angeboten ist das Ziel der Stärkung der Erziehungskompetenz der Eltern. Aus diesem Grund werden künftig vermehrt Maßnahmen gesetzt, die auf eine Forcierung der (aufsuchenden) Elternarbeit setzen und nach dem Prinzip „fördern und fordern“ gestaltet sind.
Um einen frühzeitigen Kontakt zu Eltern zu ermöglichen, wird das Pilotprojekt „Willkommen in Linz“ ins Leben gerufen. Dabei wird ein Team bestehend aus SozialarbeiterInnen alle Eltern von Neugeborenen kontaktieren, Hilfe und Unterstützung anbieten und weitere Beratungsangebote vorstellen. In weiterer Folge kann die Sozialarbeit bei Frage- und Problemstellungen unterstützen und gegebenenfalls an entsprechende Einrichtungen vermitteln. Die Elternsozialarbeit ist damit die erste Möglichkeit, um frühzeitig und präventiv zu beraten. Gleichzeitig wird den Eltern das Angebot gemacht, dass für ihr Neugeborenes die Stadt Linz einen Baumsetzling pflanzt.
Durch das verpflichtende Kindergartenjahr ist der Kindergarten jene Einrichtung, mit der Eltern jedenfalls in Kontakt mit der Stadt Linz kommen. Dies wird künftig für eine intensivere Elternarbeit genutzt und ausgebaut, damit die Kindergärten langfristig als Erstanlaufstelle, als sog. Familienzentren, fungieren. Dabei stehen Überlegungen im Mittelpunkt, wie aus einer Kombination zwischen direktem und digitalem Kontakt zwischen der Einrichtung und den Erziehungsberechtigten die Information über Angebote der Stadt Linz besser und effizienter gestaltet werden kann.
Zur bindungsgeleiteten Unterstützung der Erziehung in hoch belasteten Familien ab der Geburt bis zum dritten Lebensjahr unterstützt die Stadt Linz zudem den Start des Projekts „Schatzkiste“ der Diakonie, Zentrum Spattstraße. Die soziale Innovation beruht auf den Erfahrungen, dass bei einer bestimmten Zielgruppe von Eltern (Personen mit z.B. schweren psychischen Erkrankungen, Suchterkrankungen und / oder Lernbeeinträchtigung) Bedarf an intensiver Unterstützung besteht, der durch bereits bestehende Angebote nicht abgedeckt werden kann.
„Mobil statt stationär“ – Stadtteilarbeit kommt zu den Menschen
Das Sozialressort der Stadt Linz will die Stadtteilarbeit neu denken und einen intensiven Prozess in Gang setzen, wie die Vernetzung von Initiativen und Vereinen vor Ort erfolgen kann und wie Best-Practice-Modelle auf andere Stadtteile umgelegt werden können. Ziel dabei ist eine „Mobile Stadtteilarbeit“, die auf Basis von bereits gemachten Erfahrungen unter Einbeziehung von Expertinnen und Experten erarbeitet wird. Diese ist temporär in einem bestimmten Stadtteil im Einsatz, um dort aktuelle Themen aufzugreifen und um die BewohnerInnen bei ihren Anliegen zu unterstützen. Die MitarbeiterInnen der Mobilen Stadtteilarbeit fungieren als mobile, proaktive MediatorInnen. Die mobile Stadtteilarbeit stellt damit eine Alternative zu den fix installierten Stadtteilzentren dar, wie sie im Sozialprogramm 2011 vorgeschlagen und in Auwiesen und im Franckviertel umgesetzt wurden. Die Mobilität und Flexibilität des Teams stellt eine gute Möglichkeit dar, um dort zu agieren, wo es aktuelle Themen zur Bearbeitung gibt. Umso wichtiger ist es, für diese Form der neuen Stadtteilarbeit ebenfalls eine Digitalisierungsoffensive zu starten, die es ermöglicht, Teile davon ins Internet zu verlagern, um auf neuen Wegen mit Bewohnerinnen und Bewohner in Kontakt zu treten bzw. zu bleiben.
Für die Zielgruppe der jungen Linzerinnen und Linzer soll ergänzend dazu ein mobiler Teenie-Bus zum Einsatz kommen. Dieser soll Kinder und Jugendliche dort aufsuchen, wo sie sich aufhalten. Die Beratungs- und Unterstützungsangebote variieren inhaltlich und werden auf digitalem Weg vorab bekannt gegeben bzw. unter Einbindung der Zielgruppe gemeinsam festgelegt.
Sportsozialarbeit als Mitmach-Angebot vor Ort
Als spezielle Form der Gemeinwesenarbeit mit dem Schwerpunkt Kinder und Jugendliche wird ein Pilotprojekt Sportsozialarbeit initiiert. Im Rahmen dessen tourt ein Team bestehend aus SozialarbeiterInnen und SportlerInnen durch die Stadt Linz und setzt in Parks, Spielplätzen, öffentlichen Freiräumen, etc. Angebote für Kinder und Jugendliche, die sich dort aufhalten. Der niederschwellige Zugang über ein sportliches Mitmach-Angebot soll vor allem Kinder und Jugendliche erreichen, die ansonsten die Einrichtungen der Stadt Linz und der Vereine nicht nutzen. Die Sportsozialarbeit bedient sich in ihrer Arbeit dem breiten Netzwerk an Einrichtungen, Sportvereinen und Organisationen im jeweiligen Stadtteil bzw. an Angeboten der Stadt Linz.
Erfolgreiches Beschäftigungsprogramm wird ausgebaut
Das Beschäftigungsprogramm Jobimpuls der Stadt Linz ist bereits im Regelbetrieb enthalten und gilt dennoch bis heute als sozial innovativ. Jobimpuls bietet Menschen, die am ersten Arbeitsmarkt nicht ohne Unterstützung und Vorbereitung eine Beschäftigung erlangen können, Arbeitsintegration, Betreuung am Arbeitsplatz sowie Aus- und Weiterbildung an. Das Programm richtet sich an Menschen, die Mindestsicherung beziehen und trotz entsprechender Bemühungen keine Erwerbsmöglichkeiten finden. Jobimpuls leistet im Zuge der Chancengleichheit berufliche Integration für Menschen mit Beeinträchtigungen und beschäftigt zudem Menschen im Rahmen der Kinder- und Jugendhilfe. Die Maßnahme wird laufend erweitert und aktuellen Rahmenbedingungen angepasst. Erst im Jahr 2021 wurde unter anderem bedingt durch die Corona-Pandemie die maximale Beschäftigungsdauer von 10 Jahren für Menschen mit Beeinträchtigungen aufgehoben.
Raum und Ressourcen für soziale Innovation durch eigenen Fördertopf
Linz bietet Innovationen Raum und Ressourcen. Um besonders Innovationen für Soziales einen höheren Stellenwert zu bieten, braucht es künftig eine Plattform, die es ermöglicht, soziale Innovationen zu finden und weiter zu entwickeln. Die Stadt Linz muss dabei vorausdenken, um den gesellschaftlichen Wandel zu berücksichtigen. Um soziale Innovationen nachhaltig zu fördern, braucht es finanzielle Ressourcen und Anreize, wie auch den Mut, Neues (temporär) auszuprobieren. Jährlich werden finanzielle Mittel für einen Entwicklungs-Fördertopf zur Verfügung gestellt. Start-Ups bzw. Firmen, Vereine, Organisationen sowie Einzelpersonen werden eingeladen, soziale Innovationen einzureichen, unter denen die beste Idee einen Preis erhält, um sie auszuprobieren und gegebenenfalls nachhaltig zu implementieren.
„Damit soll sichergestellt werden, dass künftigen Herausforderungen im Sozialen mit neuen, innovativen Ideen begegnet werden kann. Der Entwicklungs-Fördertopf ist ein Garant dafür, dass wir die besten Ideen finden und die Rahmenbedingungen schaffen, um diese auch umzusetzen“, so Bürgermeister Luger und Vizebürgermeisterin Hörzing.
10 Kapitel / 30 Ziele / 50 Maßnahmen
In Summe gliedert sich das neue Linzer Sozialprogramm 2021 in folgende zehn Kapitel, wobei sich die ersten fünf Kapitel auf die Sicht der Zielgruppen konzentrieren, die weiteren fünf Kapitel bestimmte Themenfelder als Schwerpunkt haben. Innerhalb dieser zehn Kapitel sind 30 Ziele formuliert, die in weiterer Folge rund 50 Maßnahmen beinhalten.
Familien und Kinder | Betreuung, Prävention und Elternarbeit |
Kinder und Jugendliche | Prävention und Beratung in der Freizeit
Freizeit und Sport |
Jugendliche und Jungerwachsene | Schule und Beruf |
Ältere und Betagte | Pflege und Betreuung
Freizeit und Mobilität |
Von Armut und Ausgrenzung gefährdete Personen | Menschen mit Beeinträchtigungen
Personen mit finanziellen Problemen Obdachlosigkeit und (Sucht-)Erkrankungen |
Arbeit und Beschäftigung | |
Wohnen und Wohnumfeld / Stadtteilleben und Sozialraum | |
Zivilgesellschaft und Freiwilligenarbeit | |
Kooperationen und Netzwerke | |
Soziale Innovationen |
Zweijähriger Entstehungsprozess mit Wissenschaft und ExpertInnen
Am 11. April 2019 wurde im Linzer Gemeinderat der Grundsatzbeschluss zur Erstellung des neuen Linzer Sozialprogramms getroffen. Als Ziel wurde ein Entwicklungsprozess unter breiter Einbindung von Politik, Verwaltung, Wissenschaft und Forschung, Expertinnen und Experten wie auch der Linzer Bevölkerung festgesetzt.
Als Steuerungsgremium übernahm der Ausschuss für Soziales, Jugend, Familie und Sport eine zentrale Funktion. Bei den monatlich stattfindenden Sitzungen des Ausschusses wurde jeweils der aktuelle Stand des Entwicklungsprozesses berichtet sowie Expertinnen und Experten zu einzelnen Schwerpunkten eingeladen. Als wichtiger erster Termin wurde im September 2019 eine Klausur des Ausschusses zur Vereinbarung der Ziele sowie einer ersten Festlegung der Schwerpunkte abgehalten.
Im Oktober 2019 konstituierten sich neun Arbeitsgruppen mit Vertreterinnen und Vertretern aus Politik und Verwaltung, um erste Inputs und Ideen zum neuen Sozialprogramm zu erarbeiten. Bis Jänner 2020 wurde an der Zusammenfassung der Ergebnisse der Workshops mit Einbindung der wissenschaftlichen Erkenntnisse aus den Berichten des Instituts für Berufs- und Erwachsenenbildung (IBE) und der Fachhochschule (FH OÖ) gearbeitet. Coronabedingt mussten die für Frühjahr geplanten Expertenrunden wie auch die Bürgerbeteiligungsprozesse verschoben werden, diese wurden ab Sommer 2020 nachgeholt.
Die Entscheidung, aufgrund der Corona-Entwicklungen von der Beschlussfassung des Sozialprogramms im Oktober 2020 abzusehen, wurde gemeinsam im Ausschuss diskutiert und getroffen. Als wesentlich erschien es, mehr Zeit und Raum zu bieten, um coronabedingte Veränderungen von Rahmenbedingungen einzuarbeiten. Die Beschlussfassung des neuen Linzer Sozialprogramms wurde im Anschluss für Sommer 2021 festgelegt.
In der heutigen außerordentlichen Sitzung des Ausschusses für Soziales, Jugend, Familie und Sport wird der vorliegende Maßnahmenkatalog präsentiert.
Wissenschaftliche Begleitung durch die JKU
Für die Entwicklung des neuen Sozialprogramms wurde eine wissenschaftliche Begleitung durch Univ.-Prof. Dr. Johann Bacher vom Institut für Soziologie der Johannes-Kepler-Universität Linz, das Institut für Berufs- und Erwachsenenbildungsforschung (IBE) und das Department Gesundheits-, Sozial- und Public Management der Fachhochschule Oberösterreich in Auftrag gegeben.
Ein Teil dieser wissenschaftlichen Begleitung ist ein Literaturreview, der vom IBE unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Bacher verfasst wurde. Ziel war eine systematische Aufbereitung neuerer sozialwissenschaftlicher Literatur.
Die Fachhochschule OÖ wurde von der Stadt Linz mit einem empirischen Forschungsprojekt beauftragt. Im Zuge dessen wurden Erfahrungen, Einschätzungen und Sichtweisen von Expertinnen und Experten mit Blick auf soziale Innovationen und von Verantwortlichen sozialer Einrichtungen mit Fokus auf deren Zielgruppen, Aufgaben und Potenziale erfasst. Darüber hinaus wurde die FH Oberösterreich mit der Durchführung eines Studierendenprojekts mit dem Titel „Linz-Sozial 2020. Soziale Herausforderungen und Lösungswege“ beauftragt.
„Aus wissenschaftlicher Sicht möchte ich zunächst noch einmal darauf hinweisen, wie wichtig frühe Interventionen sind. Unsere Studien zu den sogenannten NEET-Jugendlichen, also jenen Jugendlichen, die sich nicht im Bildungssystem befinden, die nicht erwerbstätig sind und auch an keiner Trainingsmaßnahme teilnehmen, zeigen, dass bei einem Teil dieser Jugendlichen die Ursachen für ihre NEET-Situation biographisch weit in die Kindheit zurückreichen. Wäre hier rechtzeitig interveniert worden, hätten viel persönliches Leid und soziale Kosten vermieden werden können. Vielfach scheitern diese Interventionen nicht am Angebot, sondern am Zugang. Die genannten sozialen Innovationen, wo neue niedrigschwellige Zugänge gesucht werden, sind daher zu begrüßen“, so Johann Bacher. „Bei den sozialen Innovationen möchte ich noch zwei ergänzen, nämlich gemeinsame Projektwochen des Sozialressorts der Stadt Linz zu Schwerpunktthemen, an denen unterschiedliche Einrichtungen eingebunden werden, sowie regelmäßige Runde Tische zu sozialpolitischen Themen zur Stärkung der Kooperation unter den Einrichtungen und mit der Stadt Linz. Durch den Kontakt untereinander entstehen neue Ideen, Erfahrungen mit neuen Ideen können ausgetauscht und verbreitet werden. Dadurch kann zum Erfolg von sozialen Innovationen beigetragen werden“, so Univ.-Prof. Dr. Johann Bacher.