Bürgermeister Prammer erneuert Forderung nach Leerstandsabgabe
Stadt untersucht vakanten Wohnraum – nur 8,9 Prozent ohne Meldung

122.000 Wohnungen umfasst der Bestand in der Landeshauptstadt – und jährlich kommen rund 1.250 neue dazu. Linz ist dabei nicht nur eine Stadt der Mieter:innen, von denen zwei Drittel in einem Mietverhältnis leben, sondern auch das Zentrum des gemeinnützigen Wohnbaus in Österreich: Mehr als die Hälfte aller Wohnungen wird von gemeinnützigen Bauträgern verwaltet. Dieses besondere Wohnungsangebot gilt auch als ein Grund dafür, dass Wohnungen in Linz im Vergleich zu anderen Städten rascher wieder vermietet werden – und die Leerstandsquote entsprechend niedriger liegt.
Nach einer ersten Erhebung zu Jahresbeginn wollte man es nun genauer wissen. Die Linzer Stadtforschung hat dazu auf Basis von Melde- und Gebäuderegistern ermittelt, wie viele Wohnungen über einen Zeitraum von sechs Monaten keine Wohnsitzmeldung aufweisen – und damit potenziell längerfristig unbewohnt sein könnten. Das Ergebnis: 8,9 Prozent bzw. 9.849 Wohnungen.
Im österreichweiten Vergleich liegt Linz damit deutlich unter dem Durchschnitt: Laut Statistik Austria waren 2023 landesweit 13,3 Prozent aller Wohnungen ohne Wohnsitzmeldung. Linz ist die einzige Landeshauptstadt und zugleich der einzige Bezirk Oberösterreichs, der unter der 10-Prozent-Marke bleibt.
„Gesunder Leerstand“ ja – Spekulation nein
Nicht jeder Leerstand ist spekulativ. Bürgermeister Dietmar Prammer erklärt, dass ein gewisser Anteil an Leerstand für jede wachsende Stadt sogar notwendig sei:
„Natürlich braucht eine Stadt mit Zu- und Wegzügen, mit Wohnungswechseln und Neubauten einen gewissen ‘gesunden Leerstand’. Menschen kommen, gehen und ziehen um – ein Leerstand von null ist daher weder realistisch noch wünschenswert. Wenn jedoch Wohnraum dauerhaft ungenutzt bleibt oder zu Spekulationszwecken zurückgehalten wird, braucht es klare Gegenmaßnahmen. Deshalb erneuere ich die Forderung nach einer Leerstandsabgabe des Landes Oberösterreich – so wie es der Linzer Gemeinderat bereits in seinen Resolutionen beschlossen hat.“
Möglicher Leerstand besonders in privaten Gebäuden
Die Stadtforschung zeigt, dass rund sechs von zehn betroffenen Wohnungen in Gebäuden in Privatbesitz liegen. Überdurchschnittlich oft handelt es sich zudem um ältere Gebäude oder Häuser mit wenigen Wohneinheiten. Entsprechend häufiger sind leerstehende Wohnungen in Stadtteilen wie der Innenstadt oder am Pöstlingberg.
Stadtforschung Linz
Ein Sonderfall ist noch das Franckviertel: Dort sorgen umfassende Reconstructing-Projekte – etwa im Wimhölzel Hinterland und am Gölsdorf-Areal – für einen zeitweilig höheren Leerstand.
Schwierige Datenlage
Um die Daten zu präzisieren, testete die Stadtforschung ergänzend den Abgleich mit Stromverbrauchsdaten von rund 4.600 Wohnungen im Bulgariplatzviertel. Diese Methode bestätigte zwar die Registerdaten, war aber aufgrund datenschutzrechtlicher Hürden und hohen Aufwands nicht für weitergehende Informationen brauchbar.
Die Expert:innen betonen, dass Wohnungen ohne Wohnsitzmeldung oder mit geringem Energieverbrauch nicht automatisch mit „echtem“ Leerstand gleichzusetzen sind. Der Begriff meint im engeren Sinne jene Wohnungen, die kurzfristig reaktivierbar, in bewohnbarem Zustand und dem Markt zuführbar sind.
Sowohl die Analyse über die Register als auch der Zugang über Energieverbrauchsdaten sind geeignet, um das Potenzial an Leerstand zu überwachen – beide Verfahren haben jedoch Schwächen. Vor allem bleibt unklar, ob die betroffenen Wohnungen tatsächlich leer stehen, in welchem Zustand sie sind oder welche Absichten die Eigentümer:innen verfolgen.
Forderung nach klaren Regelungen
Um Leerstände wirksam zu bekämpfen und jeden verfügbaren Wohnraum zu aktivieren, betonte Bürgermeister Prammer bereits im Jänner mehrere Ansatzpunkte: bessere Sanierungsförderungen des Landes, um Altbestände wieder attraktiv zu machen; spezialisierte Beratungsangebote für Eigentümer:innen, die bei Vermietung oder Sanierung Unterstützung brauchen; sowie Informationskampagnen, die auf die Folgen von Leerstand aufmerksam machen
Vor diesem Hintergrund erneuerte er im Besonderen eine zentrale Forderung des Linzer Gemeinderates: Eine Leerstandsabgabe des Landes Oberösterreich soll sicherstellen, dass dauerhaft ungenutzte Wohnungen dem Markt wieder zugeführt werden. Zudem braucht es bessere rechtliche und technische Möglichkeiten, um Leerstände überhaupt zuverlässig erheben zu können. Denn ohne eine solide Datenbasis lasse sich das Problem langfristig nicht wirksam in den Griff bekommen.
Eine Mehrheit aus ÖVP, FPÖ, NEOS und MfG hat im oberösterreichischen Landtag allerdings bereits gegen eine Leerstandsabgabe gestimmt. Der Linzer Bürgermeister Prammer schätzt daher, dass erst die nächste Landtagswahl Bewegung in die Sache bringen könne.