Code.Fusion: Linzer Initiative verbindet Integration und Fachkräftebedarf durch IT-Kompetenz
Innovatives Projekt schafft Win-Win-Situation: in fünf Monaten zum Programmierer
Die Stadt Linz initiierte ein Projekt zur beruflichen Qualifizierung von Asylwerber*innen. Einerseits gibt es einen hohen Bedarf an Fachkräften mit tausenden offenen Stellen im IT-Bereich. Andererseits sehen sich Asylwerber*innen oft mit Beschäftigungslosigkeit konfrontiert. Das Projekt Code.Fusion führt beide Themen zusammen und eröffnet so neue Möglichkeiten mit Vorteilen für alle Beteiligten. Asylwerber*innen lernen in fünf Monaten Programmieren und erhalten eine Perspektive. Gleichzeitig kann der Druck am Arbeitsmarkt etwas verringert werden. Bei Code.Fusion sind zahlreiche Organisationen, wie Magistrat Linz, Linz AG, Caritas, Rotes Kreuz, Samariterbund, Volkshilfe und Coders.Bay an Bord.
„Mit Code.Fusion möchten wir Asylwerber*innen eine qualifizierte Top-Ausbildung für Coding bieten, um ihnen die Möglichkeit zu geben, sich zu produktiven Mitgliedern unserer Gesellschaft entwickeln zu können. Damit ermöglichen wir es Geflüchteten, nicht nur ihre persönlichen Lebensbedingungen zu verbessern, sondern auch einen wichtigen Beitrag zum Wachstum und zur Stabilität unserer Wirtschaft zu leisten“, betont Bürgermeister Klaus Luger.
„Code.Fusion ist entstanden, weil wir digitale Talente, egal woher sie kommen, fördern möchten. Diese Initiative des Digitalen Programms kann als gelebtes Bindeglied zwischen Integration und Wirtschaft bezeichnet werden. Es macht mich stolz, dass die enge Zusammenarbeit von qualifizierten Trainer*innen und Betreuer*innen und die attraktive Infrastruktur diese so wichtige Integrationschance im Bereich der IT ermöglichen“, sagt Magistratsdirektorin Mag.a Ulrike Huemer.
„Die Coders.Bay ist spezialisiert auf das Heben von persönlichen Entwicklungspotentialen, im Kontext von IT-Ausbildungen. Wir nennen das HR-Mining nach der Coders.Bay Methode. Dafür haben wir spezialisierte Assessment- und Ausbildungsmethoden entwickelt, die wir auch bei Code.Fusion einsetzen. So gelingt es, die versteckten Potentiale von Asylwerber*innen zu heben, damit tragen diese zu hochwertiger Wertschöpfung in unserer Wirtschaft bei. Und sind gleichzeitig Role Models für gelungene Integration“, erläutert Coders.Bay-Mitgründer Werner Arrich.
„Ich freue mich, wenn es für Asylwerbende Chancen zur Qualifikation und für Beschäftigung gibt. Dadurch verstärkt sich der Anreiz wegen der Arbeitsmöglichkeiten nach Österreich zu kommen“, sagt der Unternehmensberater und ehemalige AMS-Landesgeschäftsführer Gerhard Strasser.
Die aktuelle Nachfrage nach IT-Fachkräften ist enorm. Allein in Oberösterreich gibt es im IT-Sektor mehr als 7.000 unbesetzte Jobs. Nach Schätzungen fehlen bis zum Jahr 2030 österreichweit 30.000 Personen in der IT, während jährlich etwa nur 2.100 Absolvent*innen von HTLs, Universitäten und Fachhochschulen in den Beruf einsteigen. Für die Wirtschaft bedeutet dies einen Wertschöpfungsverlust im Milliardenbereich. Vor allem Programmier-Ausbildungen gelten als Schlüsselkompetenz am Arbeitsmarkt, da diese Kenntnisse generell für Digitalisierungsprojekte notwendig sind. Insgesamt wachsen Programmierschulen und Coding Boot Camps. In Oberösterreich gibt es hingegen kaum derartige Angebote, obwohl es eine gewisse Nachfrage von Privatpersonen nach diesen Angeboten gibt, die sich beruflich neu orientieren und in einem Wachstumsmarkt Fuß fassen wollen.
Ein anderes Thema mit dem sich unsere Gesellschaft konfrontiert sieht, sind Probleme, die durch die Beschäftigungslosigkeit von Asylwerber*innen entstehen. Aufgrund ihrer Lebenssituation stehen Asylwerber*innen oft vor Herausforderungen, die eine erfolgreiche Integration und Partizipation erschweren. Gelingt es nun, Probleme auch als Chance zu begreifen, tun sich ganz neue Möglichkeiten auf.
IT-Kompetenz für Geflüchtete
Hier kommt nun das Projekt Code.Fusion ins Spiel. Die Initiative der Stadt Linz zielt auf eine berufliche Qualifizierung von Asylwerber*innen für die IT-Branche ab. Code.Fusion möchte das Potenzial an individuellen Stärken und Talenten nutzen, um Asylwerber*innen auf ihrem Weg zur produktiven Teilnahme an der Gesellschaft zu unterstützen. Durch die Fusion von sozialem Engagement und wirtschaftlicher Perspektive kann eine innovative Lösung geschaffen werden, welche einen Beitrag leistet, die beiden genannten Probleme abzumildern.
Code.Fusion soll gesellschaftlich und wirtschaftlich tragfähig gestaltet sein. Durch die Qualifizierung der Asylwerber*innen, soll eine langfristige Integration in den Arbeitsmarkt ermöglicht werden. Dadurch wird eine Win-Win-Situation geschaffen, von der sowohl die Gesellschaft als auch die Wirtschaft profitieren. Mit dieser spezifischen Coding-Grundausbildung bekommen Asylwerber*innen eine fundierte Vorbereitung, um in Österreich Fuß zu fassen, sobald die rechtlichen Voraussetzungen erfüllt sind. In jedem Fall wird eine Weiterbildung erworben, die auch außerhalb von Österreich nutzbar und von Relevanz ist.
Die Ausbildung in der Coders.Bay
Coders.Bay ist die praxisorientierte Coding-Schule in der Tabakfabrik in Linz und gilt als Hotspot für Aus- und Weiterbildung bei Coding, Netzwerktechnik und SAP-Anwendungen. Coders.Bay wurde 2018 als Joint Venture von BFI OÖ und CAP.future GmbH gegründet und brachte seither mehr als 700 Absolvent*innen mit den Ausbildungen Coding, Netzwerktechnik und SAP-Kenntnissen hervor. Die Schule ist zugänglich für Privatpersonen oder Unternehmen, die ihre Mitarbeiter*innen für die digitale Zukunft fit machen wollen.
In der Coding-Ausbildung lernen Asylwerber*innen in fünf Monaten Programmieren und schließen nach einer Projektarbeit mit dem Zertifikat „Junior Developer“ ab. Fachtrainer*innen vermitteln praxisnahes Wissen, das in der Arbeitswelt gut angewendet werden kann. Die Ausbildung ist für die Asylwerber*innen kostenfrei.
Auswahlverfahren
Eine erste Infoveranstaltung fand Ende Oktober statt, wo rund 70 Interessierte Einblicke in den IT-Bereich und Informationen über das Auswahlverfahren sowie die Ausbildung erhalten haben. In weiterer Folge wurden in Erstgesprächen Kompetenzchecks bezüglich der vorhandenen Qualifikationen und Vorerfahrungen durchgeführt.
Das Auswahlverfahren, bei dem auch kleinere Projektaufgaben gelöst werden müssen, soll bis Jahresende abgeschlossen sein. Ab Jänner 2024 erhalten zehn Personen die Möglichkeit, mit der Coding-Ausbildung zu beginnen.
Benefits für die Asylwerber*innen
Mit der absolvierten Ausbildung haben Asylwerber*innen ein Erfolgserlebnis, weil sie etwas Sinnvolles tun und lernen können. Gleichzeitig wird den Teilnehmer*innen eine Perspektive eröffnet. Durch den Fachkräftemangel im IT-Sektor sind die Aussichten auf einen einschlägigen Job sehr gut. Zusätzlich werden durch die Ausbildung die Betreuer*innen entlastet und haben mehr Zeit für andere Asylwerber*innen.
Die Teilnehmer*innen der Ausbildung können als Vorbilder für andere Asylwerber*innen fungieren.
Die zeitlich knappe Ausbildung von fünf Monaten schafft für Asylwerber*innen einen hohen Mehrwert, da diese gegebenenfalls auch außerhalb von Österreich nutzbar wäre.
Das Auswahlverfahren schafft Klarheit für die Asylwerber*innen über deren Talente – nicht nur fürs Coding. Dieses Wissen kann auch für den weiteren Weg hilfreich sein.
Organisationsübergreifende Initiative
Dieses Projekt zur beruflichen Qualifizierung von Asylwerber*innen wird in enger Zusammenarbeit von Magistrat Linz, Linz AG, Caritas, Rotes Kreuz, Samariterbund, Volkshilfe und Coders.Bay durchgeführt.
Insbesondere die Hilfseinrichtungen Caritas, Rotes Kreuz, Samariterbund und Volkshilfe haben im Vorfeld intensiv dazu beigetragen, die Zielgruppe anzusprechen. „Durch persönliche Besuche in den Einrichtungen konnten wir tiefgreifende Einblicke in die Lebenswelten der Geflüchteten gewinnen. Der während der Pandemie entstandene Zusammenhalt mit den Hilfsorganisationen zeigt sich auch in dieser Initiative und hat den Kooperationswillen weiter gestärkt. Dafür möchte ich mich bei allen Beteiligten sehr herzlich bedanken“, sagt Magistratsdirektorin Mag.a Ulrike Huemer abschließend.
Zeitplan
- Erstgespräche: November 2023
- Auswahlprozess: November/Dezember 2023
- Ausbildungsbeginn: Jänner 2024
Linz als digitales Herz der ganzen Region – Programm „Digitales Linz“
Dieses Projekt ist Teil des strategischen Programms „Digitales Linz“. Ein Team aus magistratsinternen und externen Expert*innen beschäftigt sich im Auftrag von Bürgermeister Klaus Luger und unter Leitung von Magistratsdirektorin Mag.a Ulrike Huemer damit, die Stadt Linz als zukunftsfähigen Arbeits- und Lebensraum zu erhalten. Aktuelle Stärken werden dabei mit den Chancen für die Zukunft kombiniert.