Linzer Wälder sind wertvolle Kohlenstoffspeicher
Gezieltes Kohlenstoffmanagement in Stadtwäldern als wesentliche Maßnahme auf dem Weg zur Klimaneutralität
Mit 1.724 Hektar Gesamtwaldfläche zählt Linz zu den grünsten Städten Österreichs. 18 Prozent der Stadtfläche sind damit Waldgebiete. Alleine 500 Hektar Wald stehen im Besitz der Stadt Linz. Die Wälder im Stadtgebiet liegen wie ein schützender Gürtel im Norden, Süden und Westen der urbanen Siedlungszonen, der Kohlenstoff speichert und das Klima dauerhaft verbessert. Wälder binden den im CO2 enthaltenen Kohlenstoff im Holz der Bäume und im Waldboden.
Das städtische Projekt „Kohlenstoffmanagement in den Wäldern der Stadt Linz – Grundlagenstudie und Waldbestandserhebung“ erhebt nun den aktuellen Stand der städtischen Wälder und berechnet in Kooperation mit der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) das Potenzial der Kohlenstoffbindung. Eine notwendige Grundlage dafür stellt die Waldbestandserhebung dar. Die Ergebnisse dieser Forschungen fließen in weiterer Folge in ein ökologisch verträgliches Waldbewirtschaftungskonzept für die kommenden Jahre ein. Die Finanzierung erfolgt über den städtischen Klimafonds, die Förderhöhe beträgt 45.000 Euro.
„In der Vergangenheit hat sich die Lebensstadt Linz bereits durch emissionsmindernde Maßnahmen und andere Weichenstellungen zur saubersten Industriestadt entwickelt. Langfristig ist der Umbau unserer Industrie auf klimaneutrale Wasserstofftechnologie die größte Herausforderung. Die Linzer Klimastrategie setzt mit gezielten Projekten außerhalb der Industriepolitik wichtige Maßnahmen und ebnet damit weiter den Weg zur Klimaneutralität. Die faktenbasierte Erhebung über den Zustand unserer Wälder bietet eine wesentliche Grundlage, die den Ausstoß von CO2-Emissionen weiter verringern“, führt Bürgermeister Klaus Luger aus.
„Der Linzer Grüngürtel ist neben den innerstädtischen Parks und Grünanlagen eine unserer wichtigsten Ressourcen im Kampf gegen die Auswirkungen der Klimakrise. Unsere Wälder sind aber nicht nur stadtklimatologisch von ganz besondere Bedeutung, sie sind auch wichtige Kohlenstoffspeicher. Das aktuelle Projektvorhaben, das vom städtischen Geschäftsbereich Stadtgrün und Straßenbetreuung gemeinsam mit der Linzer Klimastabsstelle umgesetzt wird, erhebt wertvolle Daten über die klimatische Wirksamkeit unserer Wälder und soll zu einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung beitragen“, betont Klimastadträtin Mag.a Eva Schobesberger.
„Klimaneutralität bedeutet als Stadt Linz den eigenen Treibhausgasausstoß zu reduzieren und gleichzeitig unsere natürlichen Kohlenstoffsenken bestmöglich zu stärken. Gesunde und nachhaltig bewirtschaftete Wälder können CO2 in der Biomasse und im Boden langfristig speichern. Uns interessiert, in welchem Ausmaß diese Speicherung von Kohlenstoff heute bereits stattfindet und welchen zukünftigen Stellenwert das waldbauliche Kohlenstoffmanagement in unserem Klimaneutralitätskonzept einnehmen kann“, erklärt Klimakoordinator Oliver Schrot.
Wälder als wertvolle Kohlenstoff-Speicher
Bäume und deren Kohlenstoffaufnahme erzeugen lebenswichtige Vorteile: bereits während ihres Wachsens nehmen Pflanzen CO2 aus der Luft auf, speichern den Kohlenstoff und setzen dabei gleichzeitig Sauerstoff frei. Kohlenstoff wird so der Atmosphäre entzogen. Erst bei Zersetzungsprozessen wie Vermodern, Verrotten oder Verbrennen der Bäume wird der Kohlenstoff abgegeben und bildet mit Sauerstoff erneut CO2. Der Kohlenstoff bleibt im Holz und den Produkten, die daraus entstehen, langfristig gebunden. Holz wird so zum dauerhaften Kohlenstoffspeicher. Es gelangt erst wieder in die Atmosphäre, wenn das Holz sich zersetzt oder verbrannt wird.
Ungenutzte und gesunde Wälder sind CO2-neutral. Während junge Bäume wachsen und CO2 binden, verrotten tote Bäume und setzen wieder Kohlenstoff frei. In bewirtschafteten Wäldern werden Bäume geerntet, bevor sie sich zersetzen, um daraus zum Beispiel langlebige Holzprodukte herzustellen. Dadurch wird auch wieder Platz für neue Bäume frei, die wiederum Photosynthese betreiben und so Kohlenstoff binden.
Die Wälder in Linz erfüllen wichtige Schutzfunktionen für das Stadtklima und sind gleichzeitig wichtige Kohlenstoffspeicher. Foto: Stadt Linz
Die Voraussetzung für den positiven Effekt der Waldbewirtschaftung ist eine standortangepasste und nachhaltige Herangehensweise. Einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung liegen laut dem Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) drei Vorteile zugrunde:
- Zielgerichtete Entwicklung der Baumartenzusammensetzung
- Langfristige Bindung von Kohlenstoff
- Ersatz von fossilen Rohstoffen
Grüne Lungen von Linz
In Linz erfolgt die Betreuung und Bewirtschaftung der stadteigenen Wälder durch einen Stadtförster und einem sechsköpfigen Forstteam des Geschäftsbereichs Stadtgrün und Straßenbetreuung (SGS). Im Vordergrund der Arbeit des städtischen Forstteams steht eine nachhaltige Bewirtschaftung, um die Wälder resistenter zu machen, vor allem, indem käferanfällige Fichten durch gesunden Laub- und Mischwald ersetzt werden.
Entsprechend den geografischen Gegebenheiten und historischen Entwicklungen verfügen der Linzer Norden im Stadtteil Urfahr sowie der Süden von Linz über den größten Waldanteil.
Verteilung der Linzer Wälder, Grafik: Stadtgrün und Straßenbetreuung
1 | Hänge zum Haselgraben | 71,7 Hektar |
2 | Urfahr West | 48,9 Hektar |
3 | St. Magdalena und Umgebung | 30,7 Hektar |
4 | Donautal | 18,0 Hektar |
5 | Stadtgebiet Mitte | 5,3 Hektar |
6 | Linz Süd Ebelsberg | 98,7 Hektar |
7 | Traun-Donau Au | 222,7 Hektar |
8 | Sonstige Flächen | 22,3 Hektar |
Als Grundlage, um den Wald als Naherholungsraum und seine Schutzfunktion weiterhin zu erhalten und auszubauen, dient der Waldentwicklungsplan (WEP), der von der forstlichen Raumplanung des OÖ. Landesforstdienstes erstellt wurde und die nachhaltige Bewirtschaftung und Pflege der 500 Hektar stadteigener Wälder zum Ziel hat.
Zu den größten Herausforderungen zählt unter anderem, dem Eschensterben sowie dem Borkenkäferbefall durch Aufforstung mit widerstandsfähigen Baumarten zu begegnen. Den vom Eschentriebsterben betroffenen Flächen wirkt das Forstteam beispielsweise mittels Wiederaufforstungen mit standortgerechten und widerstandsfähigen Baumarten (Rotbuche, Hainbuche, Eiche, Vogelkirschen, Douglastannen und Lärchen) entgegen.
„Unser Ziel ist es, die Stadtwälder klimagerecht und zukunftsfähig zu gestalten. Um die Stadtwälder weitergezielt nachhaltig zu bewirtschaften, ist es daher besonders wichtig, Mischwald zu setzen“ sagt Klimastadträtin Mag.a Eva Schobesberger.
Grundlagenstudie und Waldbestandserhebung
Das im März 2023 im Stadtsenat beschlossene Vorhaben knüpft nun an den bisherigen Klimaanpassungs-Maßnahmen für die Linzer Wälder an und betrachtet diese unter einem besonderen Gesichtspunkt: im Zuge der Umsetzung des städtischen Projekts „Kohlenstoffmanagement in den Wäldern der Stadt Linz“ wird zunächst eine Grundlagenerhebung in den Linzer Stadtwäldern durchgeführt, um in Folge das Kohlenstoffbindungspotenzial gemeinsam mit der Universität für Bodenkultur Wien im Rahmen einer Abschlussarbeit zu erheben.
„Gezieltes Kohlenstoffmanagement in den Linzer Stadtwäldern stellt eine zentrale Möglichkeit dar, die natürlichen Treibhausgase zu senken. Umfassende Erhebungen ermöglichen ein auf Fakten basierendes Umweltmanagement. Um diese Einschätzung näher zu untersuchen, fehlen jedoch bislang die dafür nötigen Grundlagendaten und -studien. Aufgrund der gewonnen Erkenntnisse kann die Stadt Linz ihre Wälder noch effizienter und klimagerechter bewirtschaften und in weiterer Folge Handlungsempfehlungen abgeben“, so Bürgermeister Klaus Luger.
Die entsprechende Studie erfolgt durch die Zusammenarbeit mit dem Institut für Waldbau der Universität für Bodenkultur Wien und wird bis Jahresende durchgeführt. Um das Kohlenstoffbindungspotenzial der Linzer Wälder wissenschaftlich quantifizieren und das darin enthaltene Potenzial valide abschätzen zu können, braucht es vorab eine Waldbestandserhebung und aktuelle Daten.
Die Waldbestandserhebung wird durch eine von der Stadt Linz beauftragten externen Firma durchgeführt. Die Erhebung sieht eine Bestandsaufnahme aller Waldflächen vor, die im Eigenbesitz der Landeshauptstadt Linz stehen. In Summe werden 500 Hektar Waldfläche aufgenommen, die sich aus zahlreichen kleinen sowie zwei größeren Waldparzellen zusammensetzt. Die Erhebung erfolgt durch Winkelzählproben sowie durch Bodenproben mit einer Tiefe von 50 Zentimetern. Die Finanzierung erfolgt über den städtischen Klimafonds, die Förderhöhe beträgt 45.000 Euro.
„Die daraus gewonnenen Erkenntnisse fließen im Anschluss in das Waldbewirtschaftungskonzept ein. Die Ergebnisse sollen auch privaten Linzer Waldeigentümer*innen zur Verfügung gestellt werden, um eine klimagerechte Waldbewirtschaftung im gesamten Stadtgebiet zu ermöglichen“, informiert Klimastadträtin Mag.a Eva Schobesberger.
„Das Linzer Ziel, klimaneutrale Industriestadt im eigenen Wirkungsbereich bis spätestens 2040 zu werden, setzt voraus, Task Forces zu bilden und Prozesse zu schaffen, die den Weg dorthin aufbereiten. Klimabezogene Projekte wie dieses finanziert die Stadt aus Mitteln des dafür geschaffenen Klimafonds. Zudem haben die Projektvorhaben stets einen klaren Bezug zu unserer Stadt und unterstützen Linz auf dem Weg zur klimaneutralen Industriestadt der Zukunft“, ist Bürgermeister Klaus Luger überzeugt.