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In Linz beginnts: Die legendärsten Bands in der „KAPU“

Alle Mythen zum Nirvana-Gig, wer noch auftrat und wie sich das Nirvana-Phänomen wiederholte!

35 Jahre ist es her. Eine gefühlte Ewigkeit, aber für manche scheint es wie gestern: An einem Montag im November, genau gesagt dem 20. 11. 1989, trat die Kult-Band „Nirvana“ mit Frontman Kurt Cobain in der Linzer KAPU auf. Der legendäre Auftritt einer damals noch „No-name-Band“, um den sich bis heute allerlei Mythen ranken. Und: Green Day, Bad Religion, Mudhoney… das Nirvana-Phänomen wiederholte sich!

Mit „Nirwana“, also falsch geschrieben, wurden sie damals in der Lokalzeitung angekündigt. 42 Mal, so heißt es in den Aufzeichnungen der Event-Location, sollen Nirvana an diesem 20. November 1989 in der Linzer KAPU ein- und ausgegangen sein. Kurt Cobain soll mit unglaublicher Energie am Start gewesen sein und hat mitten im Konzert das Publikum gefragt: „Will you buy our Shirt?“. Glücklich, wer sich damals ein Erinnerungsleiberl gegönnt hat. Es war das Erste von nur fünf Österreich-Konzerten.

„It’s great to be here in Australia. But I haven’t seen any Kangaroos yet. – Es ist großartig, hier in Australien zu sein. Aber ich habe bislang noch keine Kängurus gesehen.“

Kurt Cobain, Nirvana, in der KAPU Linz am 20. 11. 1989

„It’s great to be here in Australia. But I haven’t seen any Kangaroos yet. – Es ist großartig, hier in Australien zu sein. Aber ich hab bislang noch keine Kängurus gesehen“, witzelte Kurt Cobain auf der Bühne in der KAPU. Beim zweiten Song hat er versehentlich sein Gitarren-Pick fallengelassen und gesucht, während Krist Novoselic kurzfristig die Vocals übernahm und weitersang. Nach dem Gig soll sich Kurt Cobain Backstage ausgeschlafen haben. Der damalige Drummer soll grottenschlecht gewesen sein, er war der Vorgänger von Dave Grohl, der erst ein Jahr später dazustoßen sollte.

Nirvana – Das legendärste Linzer „Wohnzimmerkonzert“

Es war eben eine Zeit, in der Nirvana noch völlig unbekannt waren. Drei Jungs, wie von der Straße, die in Linz vor einem kleinen Publikum in sehr intimen Rahmen performten. Quasi das wohl legendärste Linzer „Wohnzimmerkonzert“ aller Zeiten. Denn es war vor dem weltweiten Durchbruch der Grunge-Band, die einen neuen Musikstil prägte und eben vor dem bekanntesten Album „Nevermind“ (1991) und dem großartigen MTV Unplugged Konzert (1993), woraus 1994 das Album erschien.

„About a Girl“ und die Nirvana Setlist von damals

Mit „About a Girl“, einer der meistgespieltesten Nirvana Hits aller Zeiten, hat die damalig junge US-Band auch in Linz schon die KAPU gerockt. Hier exklusiv für Sie noch einmal die gesamte Setlist des unvergesslichen Abends:

  1. School.
  2. Scoff. (Krist sang part of the song)
  3. Love Buzz. (Shaking Blue cover)
  4. Floyd the Barber.
  5. Dive.
  6. Polly.
  7. Big Cheese.
  8. About a Girl.
  9. Spank Thru.
  10. Molly’s Lips.
  11. Breed.
  12. Been a Son.
  13. Negative Creep.
  14. Blew.
  15. Sappy.
  16. Even in His Youth.
  17. I Just Called to Say I Love You (Stevie Wonder Cover)
  18. Stain

Nirvana live: Ein historischer Auftritt für immer auf Video

„Zum Glück!“, kann man sagen, gibt es von der Nirvana KAPU-Performance auch ein Video-Dokument. Sie können die legendärste Bandnacht in Linz hier nachschauen:

Nirvana, 20. 11. 1989, KAPU Linz (YouTube Video)

Der erste „Grunge“, den Linz zu hören bekam?

Zu Zeiten Nirvanas gab es Rock’n’Roll, Punk, Heavy Metal, später gefolgt von Ravern und Popsternchen – und genau hier wurde der Grunge geboren. Ein Musikstil, der in den späten 1980er Jahren in Seattle entstand und durch Nirvana, Pearl Jam und Soundgarden weltbekannt wurde. Er verbindet Punk, Hard Rock und Heavy Metal mit verzerrten Gitarren und intensiven Drums. Die oft düsteren, introspektiven Texte thematisieren Einsamkeit und Verzweiflung und sprachen vor allem junge Menschen an. Besonders Nirvanas Album Nevermind (1991) machte Grunge populär und brachte die Seattle-Szene ins Rampenlicht. Auch in Mode und Kultur hinterließ Grunge Spuren; ungekünsteltes Auftreten und lässige Kleidung wie Flanellhemden wurden Markenzeichen.

Diese großen Bands rockten auch die Kapu

Das Nirvana-Phänomen sollte sich öfter wiederholen, als gedacht. So rockten folgende große Namen die Kapu, zu einer Zeit, also sie noch eher unbekannt waren:

  • Green Day
    eine amerikanische Punk-Rock-Band, wurde 1987 gegründet und trat in der Kapu auf, bevor sie mit Dookie (1994) internationalen Erfolg erlangte. Sie sind eine der bekanntesten Punk-Bands der 90er Jahre, mit Hits wie American Idiot, und gewannen mehrere Grammy Awards.
  • Fugazi
    1986 in Washington, D.C. gegründet, ist für ihre DIY-Ethik und den Mix aus Punk, Post-Hardcore und Indie bekannt. Trotz Unabhängigkeit erlangten sie Kultstatus und prägen die Alternativszene bis heute.
  • NomeansNo
    aus Vancouver, gegründet 1979, kombiniert Punk mit Jazz- und Progressive-Rock-Elementen. Sie erlangten Kultstatus in der Underground-Szene und beeinflussten viele Musiker im Punk- und Hardcore-Bereich.
  • Bad Brains
    1977 in Washington, D.C. gegründet, gelten als Pioniere des Hardcore-Punk und sind für ihren Mix aus Punk und Reggae bekannt. Als eine der ersten schwarzen Punkbands haben sie die Szene nachhaltig geprägt.
  • NOFX
    gegründet 1983 in Los Angeles, ist eine einflussreiche Punk-Rock-Band, die für ihren humorvollen Stil und ihre politischen Texte bekannt ist. Mit Alben wie Punk in Drublic (1994) wurden sie zu einer Ikone der Skate-Punk-Szene, ohne jemals auf Mainstream-Plattformen angewiesen zu sein. Ihr DIY-Ansatz und Veröffentlichungen über das eigene Label Fat Wreck Chords prägen die Punk-Szene bis heute. Nach über 40 Jahren Bandgeschichte kündigten sie 2023 ihre Abschiedstour an.

Möglich macht(e) das die KAPU – ein Kind der Freien Linzer Kulturszene

Die Kapu ist ein unabhängiges Kulturzentrum, das seit 1985 existiert. Die Kapu ist bekannt für ihre Punk- und Hardcore-Konzerte, aber auch für Lesungen, Kunstprojekte und Workshops. Sie bietet Raum für alternative Kunst und progressive Ideen und ist ein Treffpunkt für kreative Köpfe und Kulturinteressierte, die Linz mit neuen Perspektiven bereichern.

Salzburg und Wien sind für Hochkultur und Mozart bekannt, in Linz ist die Freie Kulturszene das geheime Wahrzeichen. Begründet in den 70ern, als in Linz die Stahlschlote rauchten, die Luft schlecht und eine Kulturszene nicht vorhanden war. Die Freie Szene in Linz zeichnet sich durch ihre Vielfalt, Unabhängigkeit und Experimentierfreude aus und diese gibt es in Österreich wohl kaum ein zweites Mal. Sie bietet Raum für alternative Kunst, Musik und subkulturelle Bewegungen, abseits des Mainstreams. Diese Szene schafft Plattformen für Künstler*innen und Kulturinitiativen, die gesellschaftlich relevante Themen aufgreifen und innovative, oft kritische Werke präsentieren. Linz hat sich, besonders seit den 1980ern, als Zentrum für elektronische Musik und digitale Kunst etabliert, und die freie Szene trägt maßgeblich dazu bei, die Stadt kulturell lebendig und vielfältig zu halten.

Mehr über die Freie Szene Linz

KAPU erneut weltweit in den Schlagzeilen: Das falsche Kurt Cobain-Mural

 

https://de.wikipedia.org/wiki/Kapu#/media/Datei:Linz_KAPU_Kapuzinerstraße_36-3332-2.jpg
https://de.wikipedia.org/wiki/Kapu#/media/Datei:Linz_KAPU_Kapuzinerstraße_36-3332-2.jpg

Im Jahr 2017 sorgte ein Graffiti an der Fassade des Linzer Kulturvereins KAPU für weltweite Aufmerksamkeit. Der australische Street-Art-Künstler Lushsux schuf ein Wandbild, das auf den ersten Blick eine Hommage an den 1994 verstorbenen Nirvana-Frontmann Kurt Cobain zu sein schien. Allerdings zeigte das Porträt nicht Cobain selbst, sondern den US-amerikanischen Schauspieler David Spade, der eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Musiker aufweist. Neben dem Bild war das Zitat „It’s better to burn out than fade away“ zu lesen, ein Satz aus Neil Youngs Song „Hey Hey, My My“, den Cobain in seinem Abschiedsbrief verwendete. Die Story ging viral.

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