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Linz als Wirtschaftslokomotive mit Zukunft

Große Herausforderungen: Sinkende Lehrlingszahlen und Arbeitskräftemangel

Die Stadt Linz ist als Wirtschaftsstandort breit aufgestellt: neben ihrer traditionellen Ausrichtung auf Industrie, Handel und Gewerbe konzentriert sich die Ökonomie der Stadt zunehmend auf IT-Leitbetriebe sowie eine stetig steigende Anzahl an Start Ups, besonders aus der Digitalisierungsbranche.

Dennoch wird die Wirtschaftskraft der Betriebe auch in Linz durch überregionale Faktoren, wie steigenden Mangel an Arbeitskräften und Lehrlingen gebremst. Dementsprechend richtet sich die Wirtschaftsstrategie der Stadt auf die Stärkung innovativer Betriebe durch Start Up- und Gründerförderungen, Attraktivierung der Lehrausbildung sowie auf die Rekrutierung von Arbeitskräften.

Zusätzlich soll die wirtschaftliche Entwicklung der Innenstadt durch unterschiedliche Maßnahmen nachhaltig unterstützt werden.

Das Fundament, auf dem die wirtschaftliche Stärke der Landeshauptstadt beruht, ist stabil und breit aufgestellt. Mit 29 Milliarden Euro Bruttowertschöpfung liegt die NUTS-Region Linz-Wels nach wie vor an der Spitze aller österreichischen Wirtschaftsräume. Darüber hinaus besitzen von den Top 100 umsatzstärksten Unternehmen Oberösterreichs 24 ihren Sitz in Linz. Linz ist also wirtschaftliches Zugpferd und Wirtschaftschampion Nummer 1 der Republik. Jeder dritte Arbeitsplatz Oberösterreichs befindet sich in der Landeshauptstadt.

Während österreichweit die Arbeitslosenzahlen steigen, erfolgt dieser Anstieg in Linz moderat. Ende November zählte das AMS 7.227 vorgemerkte Arbeitssuchende in Linz, was einer Quote von etwas mehr als 7 Prozent entspricht.

„Vor allem im Kampf gegen den Arbeitskräftemangel und beim Umstieg auf erneuerbare Energieträger in den Unternehmen gilt es noch stärker als bisher den Hebel anzusetzen. Eine Kommune allein kann diese Herausforderungen nicht bewältigen. Nur im Zusammenwirken mit Land und Bund wird es möglich sein, unserer Wirtschaft zu entsprechend ausgebildeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu verhelfen, um die Zukunft des Standorts Linz weiterhin abzusichern.“

Bürgermeister Klaus Luger

Neben Instrumentarien wie dem von der Stadt geschaffenen Business Immigration Center wünscht sich das Stadtoberhaupt darüberhinausgehend Liberalisierungen für die Akquirierung ausländischer Arbeitskräfte für den Arbeitsmarkt.

Bei der Wirtschaftsförderung setzt die Stadt Linz weiterhin auf bewährte Förderungen, die die Gründung von Start Ups und digitale Prozesse in der Wirtschaft unterstützen. Dazu gehört auch der vermehrte Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI).

„Wenn es uns gelingt, jetzt und umgehend die aktuellen Herausforderungen gemeinsam zu bewältigen und zudem die Transformation der Wirtschaft in Richtung klimaneutraler Technologien zu schaffen, haben wir allen Grund, optimistisch in die Zukunft zu blicken“, so Klaus Luger.

Arbeitslosigkeit weiter auf geringem Niveau

Der Anstieg der Arbeitslosenzahlen in Linz hält sich in Grenzen und ist trotz einer österreichweit stagnierenden Konjunktur mit 7.227 im November vorgemerkten Arbeitssuchenden vergleichsweise moderat. Im Vergleichsmonat des Vorjahres suchten 6.472 Menschen einen Arbeitsplatz. Linz weist mit knapp 210.000 Menschen nach wie vor so viele Einwohner*innen wie Arbeitsplätze auf. Das bedeutet, jeder zweite Arbeitsplatz wird von Menschen besetzt, die nicht in Linz wohnen. Im Vergleich mit den großen Städten Graz und Wien weist Linz eine signifikant niedrigere Arbeitslosigkeit auf.

Wie in der Grafik ersichtlich, liegt die Arbeitslosigkeit in Linz mit 7,1 Prozent im Mittelfeld der österreichischen Städte und deutlich unter den Werten von Graz oder Wien.

Situation bei den Lehrlingen:

Einen mittelfristigen Hemmschuh der wirtschaftlichen Entwicklung in Linz stellt, so wie auch generell in Österreich, der Mangel an Lehrlingen dar. Mit Jahresende 2022 waren 4.200 Lehrlinge in einem der ca. 700 Lehrbetriebe in Linz beschäftigt. Das entspricht beinahe einem Fünftel aller Lehrlinge Oberösterreichs. Im Vergleich zu den frühen 2000er Jahren sank jedoch die Gesamtzahl der Lehrlinge um ein Viertel.

Der Lehrlingsmangel und die laufende Pensionierungswelle der Baby-Boomer verschärfen in Folge den Fachkräftemangel. Die Stadt allein kann durch die von ihr gesetzten Initiativen das Problem des Lehrlingsmangels nicht lösen. Maßnahmen sind im Bildungswesen zu setzen, auch der Zuzug von Auszubildenden nach Österreich, deren Verwandte bereits hier arbeiten, ist ins Auge zu fassen.

2023: Resümee eines erfolgreichen Wirtschaftsstandortes

Linz ist eine Stadt der Gründer*innen: IT und Kreativwirtschaft setzen Schwerpunkte

Linz etabliert sich eindeutig als eine Stadt der Gründer*innen. Dies zeigt ein Blick auf die Statistik: Mit zuletzt 852 Neugründungen sowie 88 Betriebsübernahmen im vergangenen Jahr erwies sich die Stadt Linz erneut als Oberösterreichs Wirtschaftslokomotive.


316 Gründungen (37 Prozent) in Linz gab es in der Sparte Gewerbe und Handwerk, dahinter folgten Handel (213 bzw. 25 Prozent), Information und Consulting (205 bzw. 24 Prozent). Ein Schwerpunkt bei den Neugründungen in Linz liegt also vor allem in der zumeist digital basierten Kreativwirtschaft und in der IT, auf die bereits fast ein Viertel aller Neu-Anmeldungen entfällt.

„Vor allem Start Ups füllen die IT-Gründerbilanz. Der Trend bei den neu gegründeten Firmen folgt verstärkt digitalen Modellen, die die Betriebe zukunftsfit machen. Dementsprechend richtet sich die Wirtschaftsförderung der Stadt neben der Unterstützung von traditionellem Gewerbe und Handel besonders auf die Förderung junger aufstrebender Unternehmer*innen vor allem in der IT-Branche“, so Luger.

Linz: Magnet für Dynatrace, MIC und Co.

Auch die jüngst gestartete Expansion weltweit renommierter IT-Firmen wie MIC und Dynatrace spiegelt diese Entwicklung wider.

Mit Dynatrace errichtet ein weltweit führender Hightech-Konzern bis Ende 2025 seine neue Zentrale in Linz. Mit dem Bau eines innovativen Campus werden zusätzlich 1.500 hochqualifizierte Arbeitsplätze in der Stadt geschaffen. In dieselbe Richtung geht der Bau der neuen Zentrale von MIC in der Lederergasse. Mit dem Spatenstich für das neue Firmengebäude am 21. April dieses Jahres begann die Errichtung von 10.000 Büroflächen, in denen bis zu 500 Menschen zentral arbeiten.

„Täglich werden drei Unternehmen in Linz neu gegründet. Diese neuen Firmen setzen auf Innovation und ziehen auch die etablierten Betriebe mit, die von durch IT-Start Ups entwickelten Apps und Softwarelösungen profitieren“, erklärt Bürgermeister Klaus Luger die Katalysatorwirkung von Start Ups auf die gesamte Wirtschaft der Stadt.

Linz – Stadt der „Top-Unternehmen“

Einerseits bietet Linz einen guten Boden für Unternehmensgründungen. Andererseits beheimatet die Stadt auch drei der zehn umsatzstärksten Unternehmen des Landes Oberösterreich. Mit 14,9 Milliarden Euro Umsatz landet die voestalpine auf dem ersten Platz, mit 3,1 bzw. 2 Milliarden Euro Umsatz folgen Swietelsky und die Energie AG auf den Rängen fünf und neun bei den „stärksten“ Unternehmen im Bundesland. Von den Top 100 umsatzstärksten Unternehmen Oberösterreichs haben 24 ihren Sitz in Linz. Unter allen 250 Top-Unternehmen Oberösterreichs weisen zudem laut diesem Ranking 64 und damit mehr als ein Viertel aller Firmen eine Linzer Adresse als Unternehmenssitz auf.

Stadt Linz unterstützt die wirtschaftliche Entwicklung der Unternehmen mit gezielten Förderungen

Förderungen Start Ups

Mit dem Innovations-Hauptplatz Linz steht Jungunternehmer*innen eine zentrale Ansprechstelle zur Verfügung, die Neugründer*innen in allen Fragen und Belangen unterstützt. Zudem kooperiert die Stadt bei der Wirtschaftsförderung mit allen maßgeblichen Stakeholdern, um Jungunternehmen zu fördern. So ist Linz Teil des Unterstützungsnetzwerks „hub,ert“, einem Hub für „entrepreneurship, research und technology“. Damit steht ein Portal zu einem Netzwerk von unabhängigen und neutralen Unterstützern zur Verfügung.

Weiters unterstützt die Stadt Linz den Ideenwettbewerb „Edison der Preis“ und beteiligt sich an der Initiative „Digital Mile“. Diese soll unter anderem den Standort für IT-Fachkräfte attraktiver machen. Start Ups werden aktiv von einem Expertenrat unterstützt.

Gründer*innen-Stipendium ging in die zweite Runde

Auch 2023 vergab der Innovations-Hauptplatz wieder ein Gründer*innen-Stipendium.  Dabei unterstützt die Stadt Linz frühphasige Gründungsideen mit monatlich je 1.000 Euro (in Summe 5.000 Euro).

Neben den beratenden Tätigkeiten finden Gründer*innen und Jungunternehmer*innen finanzielle Förderungen hinsichtlich Mietzahlungen, sofern diese in der Tabakfabrik Linz, im Open Innovation Center oder im Tech Center/Neue Werft angesiedelt sind.

Quadrill setzt neue Maßstäbe

Bis 2025 soll diese Zahl durch den in Bau befindlichen „Quadrill“ auf bis zu 5.000 Menschen anwachsen, die hier arbeiten und teilweise auch wohnen werden. Dieses Projekt zählt zu den derzeit größten Baustellen in Österreichs Landeshauptstädten. Der geplante 105 Meter hohe Tower hat bis jetzt bereits eine Höhe von rund 60 m erreicht und ist Teil eines vierteiligen Gebäudekomplexes mit einer Fläche von 85.000 Quadratmetern. Mit der Fertigstellung des 109 Millionen Euro schweren Projekts ist Ende 2025 zu rechnen. Dann wird sich hier das neue Herz der digitalen Meile zwischen der Donaulände bis zum Linzer Hafen befinden, in der bereits jetzt 110 hochinnovative Digitalisierungs-Unternehmen ihren Sitz haben.

Innenstadtkonzept

Die künftige Wirtschaftspolitik der Stadt wird sich, ebenso wie bereits in der Gegenwart, auch auf die Linzer Innenstadt ausrichten. Dies deshalb, weil durch ein verändertes Einkaufs- und Freizeitverhalten die Konkurrenz des Onlinehandels in den vergangenen Jahren immer stärker geworden ist. Dabei gilt es, die Spielräume zu nutzen, die sich für die Innenstadtentwicklung durch den Westring, die daraus resultierende Verkehrsberuhigung und die Umnutzung bzw. Nachverdichtung einzelner Grundstücke ergeben.

Um der Innenstadt für die im Wettbewerb stehenden Unternehmen ein konkurrenzfähiges Umfeld zu schaffen sowie die Aufenthaltsqualität des öffentlichen Raums zu verbessern, wurde vom Linzer Gemeinderat ein Innenstadtkonzept beschlossen, das gemeinsam mit den Bewohner*innen und den Wirtschaftstreibenden in den kommenden Jahren weiterentwickelt bzw. umgesetzt werden soll.

Abgesehen davon, weist ein Monitoring von Standort+Markt eine sehr geringe Leerstandsquote im österreichischen Vergleich auf. Standort + Markt City Retail Österreich erfasst seit 2013 einmal jährlich innerstädtische Geschäftsflächen in den 20 größten Städten Österreichs. Der ausführliche Bericht für den beobachtenden Zeitraum 2023 folgt im Frühjahr 2024.  Die wichtigsten Parameter der Erhebung bildeten die Größe der Verkaufsfläche, Leerstandsquote, Shop-Anzahl und durchschnittliche Shopgröße, der Filialisierungsgrad sowie die Fluktuationsrate.

Aktueller Stand der Leerstandsquote:

In Linz liegt die Leerstandsquote bei vier Prozent und hat somit im Landeshauptstädtevergleich die zweitniedrigste Quote nach Innsbruck. Der Eindruck des „Leerstands“ bedeutet zudem nicht, dass Flächen nicht vermietet werden können, sondern entsteht unter anderem auch dadurch, dass mittelfristige Planungen für Umbauten bestehen.

Ein Beispiel dafür ist die seit 2019 leerstehende Kleider-Bauer-Filiale an der Landstraße. Das Objekt wurde von der Firma Kleiderbauer angekauft und wird nun nach deren Vorstellungen neu- und umgestaltet. Die entsprechende Planung wurde kürzlich im Gestaltungsbeirat befürwortet.

Ebenfalls in Bewegung geraten ist der Umbau beim Objekt Mozartstraße 12 bis 14, in dem früher das Traditions-Modehaus Texhages untergebracht war. Dort erfolgten eine umfassende Sanierung und ein Umbau. In der Erdgeschoßzone befindet sich nun eine Geschäftsfläche des Team 7, im ersten Stock sind Büroflächen und Wohnungen vorgesehen, die Geschoße darüber werden ausschließlich zu Wohnzwecken genutzt.

Die vorhandene Mischung aus Handel, Gastronomie und Freizeitangeboten macht die wahre die Stärke der Landstraße aus. Ein Schwachpunkt ist sicherlich noch die südliche Landstraße, wobei die Stadt jedoch keinen Einfluss darauf hat, an welche Betriebe private Hauseigentümer Flächen vermieten.

Diesem Landstraßenabschnitt wird beim Innenstadt-Konzept-Prozess besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Dabei wird auch dem Engagement der Hauseigentümer*innen eine tragende Rolle zukommen müssen.

Große Pläne besitzt zudem die mit Linz stark verbundene Swietelsky AG. Das erfolgreiche Unternehmen möchte sein Headquarter im Industriegebiet erneuern. Geplant wird der neue Leuchtturm von dem bekannten und renommierten Architekten Dietmar Feichtinger. Swietelsky zählt zu den größten und umsatzstärksten Unternehmen im Land. Für Linz bedeutet das Projekt ein weiteres bauliches Statement seiner wirtschaftlichen Standortkraft. Mit einem Anforderungskatalog bezüglich Mobilität und Umwelt sollen wichtige städtebauliche Aspekte gewährleistet werden.

Großes Plus: Beste Kinderbetreuung in Oberösterreich

Das hohe Arbeitsplatzangebot in Linz ergibt sich vor allem aus einer Zunahme von Frauenarbeitsplätzen. Zwei Drittel aller Linzerinnen im Alter von 15 bis 64 Jahren stehen heute mitten im Erwerbsleben. In Linz ist es besonders durch den Ausbau der Kinderbetreuungs- und Altenpflegeangebote gelungen, ein Umfeld zu erzeugen, in dem die Vereinbarkeit von Familie und Beruf möglich ist.

Mit 991 Krabbelstuben-, 5.080 Kindergarten- und 4.900 Hortplätzen finden in Linz fast 11.000 Kids optimale Bedingungen zur persönlichen Entfaltung vor. Aber nicht nur diese Zahlen sprechen für die umfassende Qualität der Kinderbetreuung in Linz. Die Linzer Kindergärten und Krabbelstuben sind ganzjährig geöffnet, was österreichweit einzigartig ist.

Ein Blick auf die kommenden Jahre:

Herausforderungen: sinkende Lehrlingszahlen und Fachkräftemangel

Linz hat also seine Hausaufgaben erledigt, um gegenwärtigen und potenziellen Arbeitnehmer*innen gute Lebens- und Aufenthaltsbedingungen zu bieten.

In den Linzer Lehrbetrieben wird fast ein Fünftel der 23.000 oberösterreichischen Lehrlinge ausgebildet. Dennoch erweist sich der Lehrlingsmarkt als Sorgenkind. Denn die Schere zwischen Lehrstellensuchenden und freien Lehrplätzen klafft immer stärker auseinander.

Linz forciert Lehrausbildung

Bis 2030 werden rund 100.000 Menschen im erwerbsfähigen Alter weniger am österreichischen Arbeitsmarkt verfügbar sein als derzeit. Alleine in Linz werden um die 12.000 Beschäftigte fehlen.

Dazu kommen Auswirkungen aus bildungspolitischen Entwicklungen, die diese Situation noch verschärfen. In den letzten 15 Jahren wurden die Akademisierung und höchstmögliche Ausbildung derart in den Mittelpunkt gestellt, dass die duale Ausbildung, also die Lehre, deutlich ins Hintertreffen geraten ist.

Der Oberösterreichische Städtebund, dessen Präsident der Linzer Bürgermeister Klaus Luger ist, hat daher die Lehrlingsausbildung zu einem seiner Arbeitsschwerpunkte erhoben und strebt vernetzt die Förderung des Lehrberufs und entsprechende Imagewerbung für die Lehre an.

Latenter Fachkräftemangel

Das zweite große Problemfeld für die Linzer Wirtschaft, das sich vermehrt auf zahlreiche Betriebe auswirkt, ist der latente Mangel an Fachkräften. 83 Prozent der österreichischen Unternehmen haben bereits jetzt Schwierigkeiten, geeignete Fachkräfte zu finden. Zum Vergleich: 2021 waren es noch 76 Prozent. Lediglich zwei von hundert Unternehmen geben an, keine Schwierigkeiten bei der Rekrutierung qualifizierter Arbeitskräfte zu haben.

Eine Betrachtung der Entwicklung bei den Fachkräften bis 2030 kommt ebenfalls zu alarmierenden Ergebnissen. Laut dem „Fachkräftemonitor Oberösterreich“ verfügt der Großraum Linz bis 2030 um 90.000 Fachkräfte zu wenig.

„Aktuell diskutierte Maßnahmen, wie etwa das Pensionsalter hinaufzusetzen, sind hier zu wenig und auch fehl am Platz, weil sie das Problem nicht lösen, sondern höchstens hinausschieben. Vielmehr kommt es darauf an, die Vollzeitbeschäftigung, allen voran für Frauen, zu attraktivieren, die Gewerbeordnung zu entrümpeln sowie Klein- und Mittelbetriebe bei Digitalisierungsprozessen zu unterstützen. Um mehr Fachkräfte ins Land zu bringen, braucht es dringend Änderungen bei der Rot-Weiß-Rot-Karte. Neben dem stetigen Rückgang von Lehrlingen in der Stadt ist vor allem auch die demografische Entwicklung ein Treiber, der den Fachkräftemangel weiter verschärfen wird“, betont Bürgermeister Klaus Luger.

Stadt Linz erledigt ihre „Hausaufgaben“

„Als Stadt allein können wir diese Problematik nicht lösen, schöpfen aber unsere Möglichkeiten, beispielsweise bei der Lehrlingsausbildung oder bei der gezielten Akquisition von Fachkräften aus dem Ausland, so weit als möglich aus“, sagt Luger. „Bund und Land müssen gemeinsam mit der Wirtschaft an einem Strang ziehen und die Voraussetzungen schaffen, dass die Qualität als Wirtschaftsstandort erhalten bleibt“. Luger nennt sieben Punkte, die zu einer Entspannung der Lage führen können:

  • Kombi-Modell zur Anwerbung von Arbeitskräften aus Nicht-EU-Ländern: ein halbes Jahr 50 Prozent Beschäftigung bei heimischen Arbeitgeber*innen, 50 Prozent bundesfinanzierte AMS-Ausbildungsmaßnahmen (Spracherwerb, Integrationsschulungen); nach einem Jahr erfolgreicher Integration Zuzugsmöglichkeit für nahe Familienangehörige
  • Generell erleichterte Anerkennung von Ausbildungen aus dem Nicht-EU-Raum
  • Kinderbetreuung vor allem in den ländlichen Gebieten massiv ausweiten
  • Steuerliche Bevorzugung von Vollzeit-Einkommen
  • Pensionisten*innen das Weiterarbeiten durch steuerliche Entlastung erleichtern
  • Rot-Weiß-Rot-Karte für alle Berufe öffnen, realistische Einkommenshöhen festlegen
  • Beschleunigung der Einbürgerungsverfahren von bereits in Österreich lebenden Ausländer*innen und Erleichterung des Familiennachzuges

Die Stadt setzt eigenständig Initiativen

Die Stadt Linz setzt eigenständige Initiativen, vor allem in der Lehrlingsausbildung und der gezielten Suche nach qualifizierten ausländischen Arbeitskräften. So hat Linz ein „Business Immigration Office“ im Neuen Rathaus eingerichtet, um die Verfahren für die „Rot-Weiß-Rot-Karte“ besonders serviceorientiert und rasch abzuwickeln. Vor allem in der High-Tech- und Digitalisierungsbranche sollen Schlüsselkräfte für Linz gewonnen werden. Die Stadt Linz wickelt jährlich 700 Verfahren zu Aufenthaltstiteln im Zuge der Arbeitsmigration von Fachkräften und deren Familienangehörigen aus dem Ausland ab.

Dekarbonisierung der Industrie als große Herausforderung

Neben dem Lehrlingskräftemangel und dem ungedeckten Bedarf an Facharbeiter*innen hat der Wirtschaftsstandort Linz eine weitere und damit wohl größte Herausforderung der Zukunft zu bewältigen: die Transformation der Linzer Wirtschaft, insbesondere der Industrie, in Richtung klimafreundlicher Technologien.

Hier kehrt die Stadt Linz kräftig vor ihrer eigenen Tür und zeigt mit einem Klimawandelanpassungskonzept (Anpassungskonzept „Zukunft Linz“) und einem Klimaneutralitätskonzept Möglichkeiten auf, wie die sukzessive Umstellung auf Klimaneutralität erreicht werden kann.

Vor allem der stadteigene Leitbetrieb Linz AG arbeitet an der Energiewende. Ein Beispiel für viele Aktivitäten stellt die Fernwärme-Offensive dar. Die Linz AG hat die Stadt Linz in ihrer Entwicklung zur Fernwärmehauptstadt begleitet und stellt ihre Erfahrungen bei der Dekarbonisierung von Heizsystemen auch Wirtschaftstreibenden zur Verfügung. Der Bau eines großen Wärmewandlers und die eben gestartete die Dekarbonisierungs-Offensive im Stadtteil Franckviertel sind weitere Beispiele dafür, dass es gelingen kann, „grüne“ Technologien im großen Stil anzuwenden.

Die Linzer Industrie ist derzeit noch für etwa 15 Prozent des gesamtösterreichischen CO2-Ausstoßes verantwortlich. Also ist hier der Hebel, um klimawirksame Verbesserungen zu erreichen, besonders groß.

Linz setzt deshalb auf die Forcierung klimaneutraler Technologien, die in absehbarer Zukunft in vielen Wirtschaftsbetrieben eingesetzt werden können. Dazu zählt der Einsatz von Wasserstoff in den verschiedensten Produktionsprozessen. Die Landeshauptstadt Linz zeigt sich dabei als treibende Kraft. Gemeinsam mit dem Land Oberösterreich konnte heuer zum ersten Mal die H2-Convention stattfinden. Diese bringt alle relevanten Entscheidungsträger*innen und Expert*innen zusammen, um sich mit den Herausforderungen und Chancen entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu befassen. Nur so kann die Transformation der Industrie in Richtung Klimaneutralität zügig vorangetrieben werden.

In Linz befindet sich zudem auf dem voest-Gelände eine Wasserstoff-Pilotanlage, als erster Schritt zum hochgesteckten Unternehmensziel, bis 2050 CO2-neutral Stahl zu produzieren. Mit dem Spatenstich für den Elektrolichtbogen der voestalpine am Standort Linz erfolgte zudem ein Riesenschritt zur angepeilten Reduktion der durch die voestalpine verursachten Emissionen um bis zu 30 Prozent.

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