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Leichter Anstieg, dennoch stabil: Arbeitslosigkeit liegt bei 7 Prozent

Ranking: Linz bei Arbeitslosenquote besser als Graz, Klagenfurt und St. Pölten

Bürgermeister Klaus Luger identifiziert vier große Handlungsfelder: Bildungssystem, Qualifikation älterer Arbeitnehmer, geregelte Zuwanderung von Arbeitskräften und Ausbau überregionaler Kinderbetreuung

Die Stadt Linz steht als dynamischer Wirtschaftsstandort auf einem soliden Fundament. Neben traditionell starker Industrie und Technik bilden zahlreiche IT-Leitbetriebe sowie eine stetig steigende Anzahl an Start-Ups aus unterschiedlichen Branchen eine breite Palette an Arbeitgeber-Betrieben. Diese Breite spiegelt sich auch in den aktuellen Arbeitslosenzahlen wider: Ende August zählte das AMS 7.095 vorgemerkte Arbeitssuchende in Linz, was einer Quote von 7 Prozent entspricht. Damit rangiert die oberösterreichische Landeshauptstadt wie auch in den vergangenen Jahren im Mittelfeld der vergleichbaren österreichischen Städte.

Besonders stark von Arbeitslosigkeit betroffen sind Menschen mit geringem Bildungs-Standard sowie Menschen mit nicht-österreichischer Staatsbürgerschaft. Älteren Arbeitnehmer*innen über 44 Jahren spielt hingegen der Fachkräftemangel beruflich in die Hände, in dem er bestehende Dienstverhältnisse absichert.

Der Linzer Bürgermeister und Wirtschaftsreferent Klaus Luger identifiziert in seiner Analyse der Werte vier große Problemfelder, die nicht von Städten und Kommunen allein gelöst werden können: den Zugang bzw. die Durchlässigkeit des Bildungssystems für bildungsfernere Schichten, die langfristige, berufsbegleitende Qualifikation älterer Arbeitnehmer*innen, den geregelten Zuzug von Arbeitskräften sowie den überregionalen Ausbau der Kinderbetreuungsmöglichkeiten. Um erste Schritte aus Linzer Sicht zu setzen, wird Bürgermeister Klaus Luger kommende Woche an der Spitze einer Delegation in den Kosovo reisen, um Möglichkeiten der Rekrutierung von Arbeitskräften für Pflege- und IT-Berufe auszuloten.

„Als Wirtschaftsreferent bin ich täglich mit Unternehmen im Austausch und die geschilderten Problemlagen gleichen sich über weiteste Strecken: die von Arbeitgeberbetrieben benötigten Grund-Qualifikationen sind bei vielen Arbeitskräften nicht oder nicht in ausreichendem Ausmaß vorhanden. Gleichzeitig verwehrt in zahlreichen ländlichen Gebieten rund um den Zentralraum ein starres Kinderbetreuungs-System vielen Menschen – in erster Linie Frauen – die Möglichkeit, zu arbeiten oder so viel zu arbeiten, wie sie möchten. Hierbei herrscht dringender Handlungsbedarf“, erklärt der Linzer Bürgermeister Klaus Luger.

7.095 Menschen zählt das Arbeitsmarktservice Ende August im politischen Bezirk Linz als arbeitslos gemeldet, was eine Arbeitslosenquote von 7 Prozent bedeutet. Im Jahresvergleich ist somit ein relativ geringer Anstieg von 5,1 Prozentpunkten zu beobachten. Die Lage am Linzer Arbeitsmarkt zeigt sich jedoch insgesamt relativ stabil. Linz liegt damit leicht über der österreichweiten Quote von 6,1 Prozent.

Besonders die Krisen der vergangenen vier Jahre sorgten für turbulente Entwicklungen am Arbeitsmarkt, wie in untenstehender Grafik ersichtlich: Von März 2017 bis Juli 2019 wurden für den Bezirk Linz – abgesehen von saisonbedingten Schwankungen – sinkende Arbeitslosenzahlen verzeichnet. Ab September 2019 kam es zu einem Aufwärtstrend, ehe durch die Coronakrise eine deutliche Zäsur folgte: so waren zum Monatsende des März 2020 um 61 Prozent mehr Menschen arbeitslos gemeldet als 31 Tage zuvor. Dass sich die Zahlen bis Jahresende 2022 wieder deutlich erholten, lag neben einer allgemeinen wirtschaftlichen Erholung sowie dem Ausklingen der Covid-Pandemie auch an einer politisch-wirtschaftlichen Kraftanstrengung. So steuerte die Stadt Linz mit einem 65 Millionen Euro umfassenden, kommunalen Investitionspaket, welches von allen im Linzer Gemeinderat vertretenen Fraktionen mitgetragen wurde, gegen die negativen Effekte.

Arbeitsmarkt Linz (Stadt)
Die Langzeit-Analyse der jährlichen Durchschnittswerte bei der Arbeitslosenquote in Linz zeigt, dass diese aktuell etwa auf dem Wert von 2013 liegt:

Zeitliche Entwicklung der Arbeitslosenquote

Linz stabil im Mittelfeld der Landeshauptstädte

Mit einer Arbeitslosenquote von sieben Prozent liegt Linz, wie auch in den vergangenen Jahren, stabil im Mittelfeld der Landeshauptstädte. Von den am ehesten mit Linz vergleichbaren Städten Graz, Salzburg und Innsbruck, findet sich Linz im Vergleich der politischen Bezirke vor Graz, jedoch hinter Innsbruck und Salzburg.

„Die Stadt Linz steht als Wirtschaftsstandort auf einem sehr breiten Fundament. Neben traditionell vielen Industrie-, IT- und Technik-Arbeitsplätzen hat sich in den vergangenen Jahren eine dynamische Gründer*innen-Community herausgebildet, welche durch ihre starke Aktivität – pro Jahr werden an die 900 neue Unternehmen gegründet – mittlerweile auch starke Effekte auf den Linzer Arbeitsmarkt hat, indem sie Arbeitsplätze zur Verfügung stellt und laufend neu generiert“, erklärt Bürgermeister Klaus Luger.

Arbeitslosenquote August 2023

Demografie: Potenzial älterer Arbeitnehmer*innen unverzichtbar

Nach Altersgruppen betrachtet, zeigen sich die Chancen für ältere Arbeitnehmer*innen am Arbeitsmarkt aktuell relativ gut: so verringerte sich ihre Zahl im Vergleich zum August 2022 im abgelaufenen Monat um 2,1 Prozent auf 2.566 Personen. Ein Trend, den AMS OÖ-Landesgeschäftsführerin Iris Schmidt generell beobachtet (vgl. Tips, 11. September 2023): Angesichts der eintretenden Pensionierungswelle unter der Babyboomer-Generation hätten viele Unternehmen ihre Freistellungs-Policy überdacht, aus Angst keine ausreichend qualifizierten Arbeitskräfte mehr zu bekommen.

„Allein aufgrund der Demografie werden uns bis zum Jahr 2030 in Linz 14.000 Arbeitskräfte fehlen. Es wird kein Weg daran vorbeiführen, auch ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer laufend weiter zu qualifizieren, um diese – sofern die gesundheitlichen Voraussetzungen stimmen – auch möglichst lange produktiv im Erwerbsleben zu halten. Besonderen Handlungsbedarf gibt es hier in der stetig voranschreitenden Digitalisierung, allen voran im Einsatz künstlicher Intelligenz, welche für viele Branchen in den kommenden Jahren unverzichtbar werden wird“, analysiert das Linzer Stadtoberhaupt.

Einen besonders starken Anstieg der Arbeitslosigkeit verzeichnet das AMS bei der Gruppe der Jugendlichen unter 25 Jahren, die in den vergangenen zwölf Monaten um ein Fünftel auf 985 angewachsen ist. Den relativ gesehen größten Anteil an den arbeitslosen Linzer*innen hat die Altersgruppe zwischen 25 und 44 Jahren, die ziemlich genau 50 Prozent ausmacht (3.544 Personen).

Bildung: Mehr als jede*r zweite Arbeitslose hat nur Pflichtschulabschluss

54 Prozent aller Linzer*innen ohne Job – exakt 3.818 Personen – verfügen lediglich über Pflichtschul-Abschluss, knapp ein Viertel (1.665 / 23 Prozent) weist einen Lehrabschluss auf. Allerdings hat in den vergangenen Monaten die Anzahl der Arbeitslosen in allen Bildungskategorien im Vergleich zum Vorjahresmonat zugenommen, besonders bei höherem Ausbildungsniveau.

45 Prozent, also knapp jede*r zweite von Arbeitslosigkeit betroffene Linzer*in, besitzen keine österreichische Staatsbürgerschaft. So sind derzeit 3.155 Ausländer*innen im politischen Bezirk Linz als arbeitslos gemeldet, ebenso wie 3.940 Österreicher*innen. Die Auswertung zeigt jedoch, dass die Arbeitslosenzahl unter den Nicht-Österreicher*innen mit 11 Prozent im Vergleich zum August 2022 ungleich stärker gewachsen ist als bei Inländer*innen (+0,8 Prozent).

„Leider ist es nach wie vor so, dass die Gruppe der Menschen mit nicht-österreichischer Staatsbürgerschaft in Relation stärker von Arbeitslosigkeit betroffen ist, was auch mit dem Zugang zu Bildung sowie den damit verknüpften sozialen Aufstiegschancen zu tun hat. Hier ist aktive Arbeitsmarktpolitik angesagt, um diese brachliegenden Potenziale zu nutzen.

Geschlecht: Arbeitslosigkeit wächst bei Männern stärker

Wie aus der Tabelle ersichtlich ist, sind in der Landeshauptstadt mehr Männer als Frauen von Arbeitslosigkeit betroffen. Besonders sticht jedoch ins Auge, dass der Anstieg der gemeldeten männlichen Arbeitslosen (+8,7 Prozent) im Vergleich zum Vorjahr um ein Vielfaches größer ausfällt als bei Frauen (+1,2 Prozent).

Linzer Bürgermeister und Wirtschaftsreferent identifiziert vier Problemfelder

Einen eindringlichen Appell richtet der Linzer Bürgermeister an die Bundesregierung, den Wirtschaftsstandort Österreich durch eine Bildungs-Offensive nachhaltig abzusichern. In vier Bereichen sieht das Stadtoberhaupt besonders großen Handlungsbedarf:

  • Zugang und Durchlässigkeit des Bildungssystems: „Nicht alle Menschen haben dieselben Chancen auf Bildung und Qualifizierung: Leider wissen wir, dass viele junge Menschen aus bildungsferneren Schichten auf ihrem Ausbildungsweg weit unter ihren Möglichkeiten bleiben. Das schadet nicht nur den Betroffenen selbst, sondern mittelfristig der Volkswirtschaft sowie – noch schlimmer – der Gesellschaft als Gesamtes, indem großes Potenzial ungenutzt bleibt. Die Finanzierung der meisten unterstützenden Angebote erfolgt über weite Strecken von den Kommunen bzw. Ländern und ist somit limitiert. Hier braucht es größere Lösungen“, erklärt Luger.
  • Lebenslanges Lernen von Arbeitnehmer*innen: „Noch nie hat sich unsere Gesellschaft und mit ihr unsere Arbeitswelt so schnell verändert wie heute. Neue Arbeitsformen, Digitalisierung und aktuell die Nutzung künstlicher Intelligenz stellt nicht nur Wirtschaftsbetriebe, sondern gerade auch ältere Arbeitnehmer*innen vor große Herausforderungen. Beide Seiten gilt es künftig noch stärker dabei zu unterstützen, Arbeitskräfte lebenslang zu qualifizieren, um mit der immer rascheren Entwicklung der Arbeitswelt Schritt halten zu können. Derzeit ist die Deckung des Bedarfs der Wirtschaft an qualifizierten Arbeitskräften aus dem Pool der Jobsuchenden nur sehr begrenzt möglich, weshalb die Zuwanderung von Fach- und Schlüsselkräften mittelfristig unvermeidbar ist“, ist der Linzer Bürgermeister und Wirtschaftsreferent überzeugt.
  • Geregelter Zuzug von Arbeitskräften: Alleine am Wirtschaftsstandort Linz werden in den nächsten zehn Jahren 14.000 Arbeitskräfte mehr in Pension gehen als in den lokalen Arbeitsmarkt eintreten. Ohne geregelten Zuzug von ausländischen Arbeits-kräften wird dieser Gap nicht schließbar sein. „Deshalb trete ich für geregelte Arbeitsmigration ein. Auch bereits im Land befindliche Flüchtlinge, die hierbleiben werden, sollten rasch Arbeitsgenehmigungen erhalten, um sie unmittelbar in den Arbeitsprozess zu integrieren“, wiederholt Klaus Luger seine Ideen. Als ersten städtischen Schritt wird der Linzer Bürgermeister kommende Woche eine Delegation in den Kosovo anführen, um konkrete Maßnahmen zur Rekrutierung von Arbeitskräften für Pflege- und IT-Berufe einzuleiten.
  • Kinderbetreuung bleibt Hemmschuh: „Eines der größten Hemmnisse, das vor allem viele Frauen in Teilzeit-Jobs oder sogar in die Arbeitslosigkeit drängt, sind fehlende Kinderbetreuungs-Angebote am Land. Besonders der Wirtschaftsstandort Linz, in den täglich etwa 110.000 Menschen aus dem Umland einpendeln, leidet massiv an eingeschränkten Angeboten und minimalen Öffnungszeiten der Betreuungseinrichtungen, von den persönlichen und beruflichen Einschränkungen der betroffenen Familien einmal abgesehen“, erläutert Stadtchef Luger abschließend.

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