Krisenfester Wirtschaftsstandort Linz
Trotz Corona Boom bei Unternehmensgründungen
Linz beweist sich wieder einmal als krisenfester Wirtschaftsstandort. Mit 861 Neugründungen sowie 115 Betriebsübernahmen erreichte die Zahl der neuen Unternehmen in der Landeshauptstadt im Vorjahr beinahe die 1.000-er-Marke. Die Hälfte davon gründeten Frauen, insbesondere im „Gewerbe und Handwerk“ sowie „Tourismus“. Die Zahl der Unternehmensgründungen ist im ersten „Coronajahr“ im Jahresvergleich mit einem Plus von sechs Prozent trotz der Pandemie stark angestiegen. Im Vor-Corona-Jahr 2019 verzeichnete Linz „nur“ 736 Unternehmensgründungen sowie 110 Betriebsübernahmen. Mithilfe der GründerInnenförderung unterstützt die Stadt Linz Mietkosten bereits an vier Standorten.
Den höchsten Anteil erreichen 314 Neugründungen in der Sparte Gewerbe und Handwerk, gefolgt von den Sparten Handel (234) sowie Information und Consulting (216). Ein Schwerpunkt bei den Neugründungen in Linz liegt also vor allem in der zumeist digital basierten Kreativwirtschaft und im IT- Bereich, auf die bereits ein Viertel aller Neu-Anmeldungen entfällt.
IT macht Wirtschaft krisenfest
„Wenn Corona etwas Positives bewirkt hat, dann ist es der Digitalisierungsschub, mit dem sich die GründerInnen im Jahr 2020 an die herausfordernde Situation angepasst haben. Sie nutzten und nutzen digitale Leistungen, nicht nur, um zu überleben, sondern auch, um sich auf die Zukunft vorzubereiten“, betont Bürgermeister Klaus Luger, der in der aktuellen Gemeinderats-Periode die Wirtschaftsagenden übernommen hat. Der Trend geht immer mehr in Richtung digitaler Modelle, die die Betriebe zukunftsfit machen. Daran wird sich auch die Wirtschafts- und Start Up-Förderung der Stadt in den kommenden Jahren orientieren“, so Luger.
„Bereits jetzt werden täglich drei Unternehmen in Linz gegründet. Im Zusammenspiel traditioneller Handels- und Gewerbebetriebe mit kreativen Neugründungen entwickelt sich so der Wirtschaftsraum Linz erfolgreich weiter“, so Luger. „Denn diese Unternehmen befruchten sich gegenseitig, die etablierten Betriebe profitieren zum Beispiel von den neu entwickelten Apps und Softwarelösungen“.
Arbeitslosigkeit geringer als 2019
In Linz sind derzeit etwa 7.000 und damit 10 Prozent weniger Menschen arbeitslos als zu dieser Zeit im Jahr 2019.
Quelle: Arbeitsmarktservice Linz/Stadtforschung des Magistrats der Landeshauptstadt Linz
Eine derart rasche Erholung der Wirtschaft lässt sich auch damit begründen, dass sie durch Digitalisierung krisenfester wurde. Daraus lässt sich schließen, dass der ein starker Schwerpunkt weiterhin auf der Förderung der Start Up-Szene und digitalen Formaten in Unternehmen liegen wird.
Quelle: WKO, Neugründungsstatistik
Mehr Gründungen als im Landessschnitt, 50 Prozent der Neugründungen durch Frauen
Die Gründungsintensität, ein Indikator, der die Zahl der Neugründungen auf die EinwohnerInnenzahl bezieht, ermöglicht den Vergleich von Regionen. Für Linz werden für das Jahr 2020 4,2 Neugründungen je 1.000 EinwohnerInnen ausgewiesen.
Für die Berechnung der Gründungsintensität wurden die Bevölkerungszahlen der Statistik Austria jeweils zum 1.1. herangezogen.
Quelle: Wirtschaftskammer Oberösterreich, Neugründungsstatistik
Für die Berechnung der Gründungsintensität wurden die Bevölkerungszahlen der Statistik Austria jeweils zum 1.1. herangezogen.
Quelle: Wirtschaftskammer Oberösterreich, Neugründungsstatistik
Dieser Wert liegt höher als die Vergleichszahl für Oberösterreich (4 Neugründungen je 1.000 EinwohnerInnen). Zusätzlich zu den 861 neuen Unternehmen bestanden im Bezirk Linz noch 115 JungunternehmerInnen, die im Jahr 2020 anstatt einer Neugründung ein bestehendes Unternehmen übernommen haben.
In der Landeshauptstadt siedeln sich die meisten Neu-UnternehmerInnen an. Weitere nahegelegene Bezirke, wie Linz-Land und Vöcklabruck, weisen ebenso einen hohen Anteil auf.
Quelle: Wirtschaftskammer Oberösterreich; Unternehmensgründungen 2020
Die Unternehmensneugründungen im Jahr 2020 erfolgten in Linz zu 21 Prozent durch Gesellschaften, zu 79 Prozent durch Personen. Beinahe 50 Prozent davon sind Frauen. Im Linzer Handel beträgt die Frauenquote 42 Prozent. Während in Gewerbe und Handwerk 66 Prozent bzw. 70 Prozent im Tourismus der GründerInnen weiblich sind, liegt die Frauenquote in den Sparten „Information und Consulting“ und „Transport und Verkehr“ mit 32 bzw. 9 Prozent weit darunter. Hierbei sind Berufe, wie Personenberatung und –betreuung, FußpflegerInnen, KosmetikerInnen und MasseurInnen oder die Werbe- und Marktkommunikation die meist gewählten.
Quelle: Wirtschaftskammer Oberösterreich, Unternehmensgründungen 2020
Das lässt den Schluss zu, dass in diesen Bereichen viel Aufholbedarf besteht. Während das Transportgewerbe wohl noch länger eine Männerdomäne sein wird, kann etwa bei informationsbezogenen Berufen durch die Förderung von MINT der Frauenanteil sicher beträchtlich erhöht werden. Dementsprechend ziehen die städtische Wirtschaftsförderung und der Innovationshauptplatz Linz mit themenbezogenen Programmen an einem Strang.
Städtische Startup-Offensive – Musterbeispiel Tabakfabrik
Beschleunigt wird der Gründerboom durch die Unterstützung von Start Ups. Ein Beispiel dafür, wie sehr Start Ups und die Kreativszene die Wirtschaft krisenfest machen und ankurbeln können, ist die Tabakfabrik Linz, das Zentrum der Kreativwirtschaft und Digitalisierung in Linz schlechthin.
Im Jahr 2010 kaufte die Stadt Linz das 40.000 Quadratmeter große Fabriksareal zum Preis von 20,4 Millionen Euro von Japan Tobacco International. Seither entwickelt sich das Areal zum Zentrum der Kreativwirtschaft und der Digitalisierung.
Die Aufgaben der TFL umfassen Entwicklung, Betrieb/Vermietung und Vermarktung des Areals mit seinen mehr als 80.000 Quadratmetern überdachter Nutzfläche.
Mit dem Ende für die traditionsreiche Tabakproduktion im Herbst 2009 gingen auch 284 Industriearbeitsplätze verloren. Zwölf Jahre später ist dieser Verlust mehr als wettgemacht: Nach dem Ausbau der Magazine 1 und 2 und der Inbetriebnahme der Linzer Bier erhalten in der Tabakfabrik knapp 3.000 Personen Zugang zu einem Arbeitsplatz. Nach der Fertigstellung des Neubauprojekts Quadrill bis 2025 werden sogar mehr als 5.000 Personen in der Tabakfabrik leben und arbeiten.
Intensive Gründerförderung
Per Gemeinderatsbeschluss vom 1. Juli 2021 wurde das Schwerpunktprogramm zur Gründer- und Jungunternehmerförderung der Stadt verlängert, bei dem die Mietkosten in den ersten drei Jahren an bestimmten Standorten für Jungunternehmerinnen und Jungunternehmer wesentlich reduziert werden. Dabei geht es vor allem um die Erweiterung der bestehenden Richtlinien um den neuen Standort im LIT Open Innovation Center.
Das LIT Open Innovation Center stellt mit seinen inhaltlichen Schwerpunkten in den Bereichen Artifical Intelligence, Roboter Intelligence, IT Security, Informationselektronik und Industrie 4.0 einen wichtigen Impulsgeber für die Weiterentwicklung dieser Themen und für die Stärkung der angesiedelten Wirtschaft dar.
2020 kam an drei Standorten die Gründerförderung durch die Stadt zum Tragen der Techharbour mit dem TechCenter Winterhafen und der Neuen Werft sowie die Tabakfabrik Linz. Seit 1. Juli 2021 ist nun das LIT Open Innovation Center der JKU darin miteinbezogen. Alle Richtlinien zur GründerInnen- und JungunternehmerInnenförderung sind auf der Webseite des Linzer Magistrates unter: https://www.linz.at/serviceguide/viewchapter.php?chapter_id=123258 einsehbar.
Hub‘ERT
Mit dem Projekt Hub’ERT, dem Hub for entrepreneurship, research and technology, bietet die Stadt Linz in Kooperation mit allen relevanten Stakeholdern, wie WKOÖ, der Jungen Wirtschaft, tech2b, akostart, der JKU, der FH OÖ, der Creative Region, dem Techcenter, der Softwarepark Hagenberg und erfolgreichen Unternehmen ein Portal zu einem Netzwerk von unabhängigen und neutralen Unterstützern für Gründer, Start Ups und JungunternehmerInnen.
EDISON
Mit dem zweistufigen Ideenwettbewerb „EDISON der Preis“ wird potentiellen GründerInnen und kreativen, technologie- und innovativorientierte ErfinderInnen der Schritt in Richtung Entrepreneurship leichter gemacht und die Angst vor dem Risiko genommen. Organisiert wird der Wettbewerb von tech2b in Zusammenarbeit mit dem TECH HARBOR, der Kunstuniversität Linz und der CREATIVE REGION.
Digitale Meile (DIGITAL MILE)
Linz ist einer der Top-Technologiestandorte in Österreich. Von der Donaulände über die Hafenstraße bis zur Industriezeile haben sich mittlerweile 112 IT-Unternehmen mit ca. 3.000 MitarbeiterInnen angesiedelt. Vor allem die Tabakfabrik und die Neue Werft sind hier die Hot-Spots. Im März 2019 wurde von der Stadt Linz die Initiative „Digitale Meile gegründet“, um Know-how, Wissen und Talente in der IT-Branche zu bündeln und gemeinsam den Standort für IT-Fachkräfte noch attraktiver zu machen. Ein Expertenrat unterstützt aktiv Start Ups im Technologiezentrum „Neue Werft“.