Bürgermeisterwahl in Linz 2025: Ein Überblick über die Kandidatinnen, Kandidaten und ihre Ziele
Die Kandidat:innen zur Bürgermeister-Wahl von Linz im Überblick
Am 12. Jänner 2025 entscheidet Linz, wer die Geschicke der Stadt für die nächsten Jahre lenken wird. Sieben Kandidatinnen und Kandidaten stellen sich der Wahl zum:zur nächsten Bürgermeister:in der Stahlstadt – und sie könnten unterschiedlicher kaum sein. Vom erfahrenen Stadtpolitiker bis zum Newcomer mit großen Ambitionen ist alles dabei. Doch bei genauerem Hinsehen offenbaren sich hinter den Wahlprogrammen nicht nur unterschiedliche Schwerpunkte, sondern auch bekannte Muster und Klischees, die den Parteien seit jeher anhaften. Die Kandidaten und Kandidatinnen im Überblick.
Dietmar „Didi” Prammer (SPÖ)
Didi Prammer kennt Linz wie kaum ein anderer. Der geschäftsführende Vizebürgermeister bringt Jahrzehnte an politischer Erfahrung mit. Als ehemaliger Stadtrat für Wohnbau und Stadtplanung hat er nicht nur Pläne, sondern auch einen klaren Blick dafür, wie man sie umsetzt. Sein Programm? Lösungen für Linz. Kein aufgeblasener Marketing-Sprech, sondern handfeste Ideen, die das Leben der Menschen verbessern sollen.
Prammer setzt auf leistbaren Wohnraum – ein Thema, das in Linz drängt. Neue Gemeindebauten, soziale Förderungen und strikte Regeln gegen Spekulation sollen dafür sorgen, dass Wohnen wieder bezahlbar wird. Gleichzeitig möchte er im Gesundheitswesen ansetzen. 30 neue Ärztinnen und Ärzte, angezogen durch günstige Mietmodelle, sollen die medizinische Versorgung verbessern. Und dann ist da noch das Klimathema, das Prammer nicht den Grünen überlassen will: Eine klimaneutrale Industrie soll Linz sowohl sauberer als auch zukunftsfähiger machen.
Prammer ist der Pragmatiker unter den Kandidat:innen. Keine lauten Parolen, keine abgehobenen Versprechen – solide Politik für die breite Mitte der Gesellschaft.
Martin Hajart (ÖVP)
Martin Hajart, Kandidat der ÖVP, geht mit einem Programm ins Rennen, das er als „Neuanfang für Linz“ beschreibt. Sein Fokus liegt auf der Verbesserung der Infrastruktur, der Stärkung der Bildung und der Familienpolitik. Hajart setzt sich für den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs ein, will das Straßennetz optimieren und damit den Pendelverkehr flüssiger gestalten. Diese Maßnahmen sollen nicht nur der Wirtschaft, sondern allen Linzer:innen zugutekommen – zumindest in der Theorie.
Hajarts Pläne zielen darauf ab, Linz als modernen und lebenswerten Standort zu entwickeln. Besonders in der Familienpolitik hebt er sich von klassischen ÖVP-Stereotypen ab. Hajart setzt hier auf konkrete und breite Maßnahmen: Mehr Kinderbetreuungsplätze, längere Betreuungszeiten und Investitionen in Bildungseinrichtungen sollen Linz besonders für junge Familien attraktiver machen. Auch der Ausbau von Schulen und die Förderung moderner Bildungsangebote stehen weit oben auf seiner Agenda.
Doch seine wirtschaftspolitischen Ambitionen werfen Fragen auf. Während Hajart betont, dass seine Maßnahmen der gesamten Stadtgesellschaft dienen sollen, ist nicht zu übersehen, dass der Fokus stark auf der Förderung von Wachstum und Infrastruktur liegt. Wie viel davon wirklich den sozialen Zusammenhalt stärkt und wie sehr wirtschaftliche Interessen im Vordergrund stehen bleiben, ist fraglich. Hajart bietet ein umfangreiches Programm, das viele Ansätze verbindet – doch ob er die Balance zwischen Wirtschaft, sozialem Ausgleich und Nachhaltigkeit finden kann, bleibt offen.
Michael Raml (FPÖ)
Michael Raml, Jurist und Stadtrat, tritt für die FPÖ an und setzt voll auf Sicherheit. Mehr Polizei, härtere Regeln, strikte Überwachung – das sind die Kernpunkte seines Programms. Man könnte meinen, Linz sei das gefährlichste Pflaster Österreichs, wenn man Ramls Rhetorik folgt. Doch die Realität sieht anders aus. Linz ist längst keine unsichere Stadt, aber Raml weiß: Angst verkauft sich gut.
Außerdem bleibt die FPÖ ihrer Linie treu und fokussiert sich auf Migration. Sozialleistungen sollen gekürzt, Integrationsprojekte strenger kontrolliert werden. Für einige klingt das wie ein Plan, für andere wie ein Versuch, die Gesellschaft weiter zu spalten. Ramls Programm lässt wenig Raum für Optimismus – außer vielleicht für jene, die gerne Zäune bauen.
Eva Schobesberger (Grüne)
Wenn es nach Eva Schobesberger ginge, wäre Linz morgen autofrei und bis übermorgen klimaneutral. Die Grünen wollen die Stadt zur „Klima-Hauptstadt“ machen, mit mehr Radwegen, weniger Verkehr und einem umfassenden Umstieg auf erneuerbare Energien. Für Schobesberger steht fest: Ohne radikalen Klimaschutz hat die Stadt keine Zukunft.
Doch genau das könnte für viele Linzer:innen ein Problem sein. Während Schobesberger Bäume pflanzt, fühlen sich andere abgehängt. Die Grünen haben zwar oft fortschrittliche Ideen, aber sie scheinen manchmal zu vergessen, dass nicht jede:r einfach aufs Fahrrad umsteigen oder die höheren Preise für Ökostrom zahlen kann. Das Programm überzeugt jene, die den Klimawandel ernst nehmen und über alles stellen, hinterlässt aber einige Fragezeichen bei jenen, die sich ein pragmatischeres Vorgehen wünschen.
Georg Redlhammer (NEOS)
Georg Redlhammer von den NEOS gibt sich als Visionär, der Linz ins digitale Zeitalter katapultieren möchte. Mit Schlagworten wie „Smart City“ und „Innovationsstandort“ versucht er, sich als moderner Problemlöser zu präsentieren. Für ihn steht fest: Linz braucht weniger Bürokratie und mehr Tempo. Digitalisierte Bürgerdienste, automatisierte Prozesse und eine effizientere Verwaltung – das ist die Zukunft, die Redlhammer verspricht.
Die NEOS stehen bekanntlich für Eigenverantwortung und Wirtschaftsliberalismus, und auch Redlhammer bleibt dieser Linie treu. Das Wahlprogramm liest sich wie die Wunschliste eines Unternehmers. Seine Vorstellung von Linz ist die einer dynamischen Stadt, in der Start-ups und Unternehmer:innen den Ton angeben. Schulen sollen moderner werden, Breitband-Internet überall verfügbar sein, und steuerliche Erleichterungen sollen Unternehmen locken. Doch bei aller Technikbegeisterung bleibt eine Frage: Für wen macht Redlhammer Politik?
Kritiker:innen bemängeln, dass die NEOS oft nur für jene da sind, die ohnehin schon gut vernetzt und privilegiert sind. Für Menschen ohne Zugang zur digitalen Welt, ältere Bürger:innen oder sozial Benachteiligte bietet Redlhammer wenig Konkretes. Auch bleibt unklar, wie er seine hochgesteckten Ziele finanzieren will. Zwar klingt „Smart City“ gut, doch ob das wirklich den Alltag aller Linzer:innen verbessert, ist fraglich. Redlhammer könnte also eine Stadt der Gewinner:innen schaffen – nur bleibt offen, wer dabei verliert.
Gerlinde Grünn (KPÖ)
Gerlinde Grünn von der KPÖ steht wie keine andere Kandidatin für soziale Gerechtigkeit. Ihre Botschaft: Linz gehört den Menschen, nicht den Konzernen. Grünn kämpft für bezahlbaren Wohnraum, höhere Steuern für Großverdiener:innen und mehr Transparenz in der Stadtpolitik. Besonders der Wohnungsmarkt ist ihr ein Dorn im Auge: Sie fordert strengere Regulierungen und eine Rückkehr zur Stadt als aktiven Akteur im gemeinnützigen Wohnbau.
Die KPÖ hat eine lange Tradition darin, die Stimme der weniger Privilegierten zu sein, und Grünn bleibt dieser Linie treu. Doch genau hier liegt auch die Schwäche ihres Programms. Kritiker:innen werfen der KPÖ vor, sich in idealistischen Forderungen zu verlieren, die zwar gut klingen, aber in der Praxis schwer umsetzbar sind. Höhere Steuern und tiefgreifende Eingriffe in den Markt treffen in einer Stadt wie Linz, die wirtschaftlich erfolgreich sein möchte, auf Widerstand.
Zudem bleibt die KPÖ oft in der Außenseiterrolle – ein Problem, wenn es darum geht, breite Unterstützung für ambitionierte Projekte zu gewinnen. Grünns Ansatz mag für viele attraktiv sein, die sich von der etablierten Politik im Stich gelassen fühlen.
Lorenz Potocnik (Linz+)
Lorenz Potocnik von der Liste Linz+ präsentiert sich als der unabhängige Kandidat, der die Anliegen der Bürger:innen direkt in die Stadtpolitik tragen möchte. Seine Vision? Eine Stadt, die nicht von Parteien, sondern von den Menschen selbst gestaltet wird. Potocnik setzt auf Bürgerbeteiligung, nachhaltige Stadtplanung und Transparenz. Seine Unabhängigkeit von den großen Parteien sieht er dabei als seinen größten Trumpf.
Besonders in der Stadtentwicklung hat Potocnik viele Ideen. Mehr Grünflächen, eine stärkere Fokussierung auf den öffentlichen Verkehr und die Förderung von kulturellen Initiativen gehören zu seinen zentralen Anliegen. Doch bei aller Bürgernähe bleibt Potocnik oft vage. Seine Forderung nach „mehr Transparenz“ klingt gut, doch konkrete Vorschläge zur Umsetzung fehlen. Auch seine Kritik an den etablierten Strukturen wirkt bisweilen mehr destruktiv als konstruktiv.
Für viele ist Potocnik der Kandidat, der frischen Wind in die Stadtpolitik bringen könnte – doch, ob er die großen Herausforderungen der Stadtpolitik, von leistbarem Wohnen bis hin zur Wirtschaft, stemmen kann, ist höchst fraglich. Linz+ ist ein Experiment, das Mut erfordert – für Wähler:innen und den Kandidaten selbst.
Die Entscheidung liegt bei den Linzer:innen
Die Bürgermeisterwahl in Linz 2025 stellt eine wichtige Weichenstellung für die Zukunft der Stadt dar. Die Wähler:innen haben die Wahl zwischen grundverschiedenen Konzepten. Wer am Ende das Rennen macht, wird nicht nur die Zukunft der Stadt prägen, sondern auch die politische Kultur in Linz neu definieren. Die Wahl wird zeigen, welche Vision die Linzer:innen für ihre Stadt verfolgen und welcher Kurs für die nächsten Jahre eingeschlagen wird. Klar ist: Jede Stimme zählt, um die Zukunft von Linz aktiv mitzugestalten.
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