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Neues Mobilitätskonzept für Linz präsentiert

Konretisierung des Mobilitätsleitbilds in neun Handlungsfeldern

Linz wächst, Linz pulsiert, Linz ist erfolgreich – und gleichzeitig der zweitgrößte Wirtschaftsraum Österreichs. 210.000 Menschen finden in der Landeshauptstadt Arbeit, mehr als diese Einwohnerinnen und Einwohner hat. Das stellt die Stadt gerade in Sachen Verkehr vor große Herausforderungen, die überregional gedacht werden müssen. Denn mehr als die Hälfte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer pendelt täglich aus dem Umland an ihre Arbeitsstätten.

Aus diesem Grund präsentierten das Land Oberösterreich und die Stadt Linz bereits 2018 gemeinsam das Mobilitätsleitbild „Kumm steig um“ für den Zentralraum. Die darin enthaltenen Ziele und Vorgaben konkretisiert die Stadt Linz nun durch ein eigenes, darauf aufbauendes Mobilitätskonzept, das gemeinsam mit dem führenden Planungsbüro Rosinak & Partner entwickelt wurde. Der Gemeinderat der Landeshauptstadt soll das Konzept noch im September beschließen.

Dieses enthält neun Handlungsfelder inklusive Zielen und Planungsgrundsätzen für die kommenden Jahrzehnte. Wesentlich ist die Reduktion des motorisierten Individualverkehrs: vier von zehn Wegen werden in der Stadt derzeit von Nicht-LinzerInnen zurückgelegt, beim PKW-Verkehr liegt dieser Anteil sogar bei 50 Prozent. Als langfristiges Ziel des vorliegenden Mobilitätskonzeptes soll der Anteil der mit dem Auto absolvierten Wege um zehn Prozent gesenkt werden. Möglich ist dies nur, wenn gleichzeitig Alternativen angeboten werden: der Ausbau des Öffentlichen Verkehrs und des Radwege-Netzes ist zentraler Punkt der Agenda.

„Mobilität bestimmt das Leben aller Menschen, nicht nur von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, und ist letztlich ein entscheidender Faktor für Lebensqualität. Da Linz durch seine Wirtschaftskraft und das daraus resultierende Arbeitsplatzangebot stärker mit seinem Umland verwoben ist als andere Städte, stellen wir uns den Herausforderungen in überregionalen Konzepten. Erste Erfolge des 2018 mit dem Land Oberösterreich verabschiedeten Mobilitätsleitbildes werden derzeit sichtbar, etwa die bevorstehende Realisierung der S-Bahn-Verbindung im Osten von Linz sowie neue O-Bus-Linien, die parallel dazu entstehen.“

Bürgermeister Klaus Luger

Herausforderungen: Die Mobilität ist im Wandel

Wie viele andere Großstädte auch, steht Linz vor der großen Herausforderung, die täglich anfallenden Wege der Wohnbevölkerung, der zusätzlich aus dem Umland einpendelnden Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie das durch die Wirtschaft anfallende Verkehrsaufkommen zu lenken und zu gestalten. Mehrere Faktoren machen die Situation der Landeshauptstadt Linz als stärkste Wirtschaftsregion Österreichs jedoch speziell:

  • Der hohe Anteil an Einpendlerinnen und Einpendlern – etwa 110.000 Menschen fahren täglich aus anderen Orten nach Linz zur Arbeit – verursacht einen großen Anteil an zusätzlichem Verkehr: jede zweite Autofahrt in Linz wird von Menschen mit anderem Wohnsitz absolviert, andere Mobilitätsformen mit eingerechnet (Öffentlicher Verkehr, Fahrrad, Fußwege), liegt dieser Wert bei 40 Prozent.
  • Siedlungsgebiete im Umland von Linz sind oft schlecht an das Öffentliche Verkehrsnetz angebunden: um überhaupt zu einer Haltestelle beziehungsweise zu einem Bahnhof zu gelangen, sind viele Menschen bereits auf ihr Auto angewiesen. Die Erfahrung zeigt, dass die Hemmschwelle, vom eigenen Auto nochmals in ein Öffentliches Verkehrsmittel zu wechseln, häufig noch zu hoch ist.
  • Motorisierter Individualverkehr im Ziel- und Quellverkehr führt gerade während der Spitzenstunden zu hohen Staubelastungen. Gleichzeitig sind die Kapazitäten der Öffentlichen Verkehrsmittel zu Stoßzeiten an den Kapazitätsgrenzen.
  • Bis 2040 wird die Bevölkerung von Linz um prognostizierte 15 Prozent wachsen. Besonders der Anteil an Menschen über 85 Jahre wird stark ansteigen (+50 Prozent), gefolgt von Kindern und Jugendlichen im Alter bis 19 Jahre (+28 Prozent).
  • Dazu kommen globale Trends, die das Verkehrsaufkommen beeinflussen, wie der steigende Anteil an Online-Einkäufen, der einen höheren Anteil an Liefer-Verkehr nach sich zieht.
  • Gesellschaftliche Trends von Stadtbewohnerinnen und Stadtbewohnern, wie etwa der Trend zu weniger PKW-Besitz und –Nutzung, zudem auch neue Technologien und Chancen durch die Digitalisierung (Fahrzeug- und Antriebssystem, automatisiertes Fahren, Mobility as a Service etc.) müssen ebenfalls in langfristigen Konzepten mitgedacht werden.

Ziel: Motorisierter Individualverkehr sinkt bis 2030 auf Niveau von 1992

Linz setzt sich mit seinem Mobilitätskonzept ambitionierte Ziele. Binnen zehn Jahren, also bis 2030, soll der Anteil des motorisierten Individualverkehrs (MIV), bezogen auf alle zurückgelegten Wege auf 51 Prozent sinken, was etwa dem Niveau des Jahres 1992 entspricht. Damit einhergehend soll der Anteil an Wegen, die im so genannten „Umweltverbund“, also zu Fuß, per Rad oder mit Öffentlichen Verkehrsmitteln absolviert werden, auf 49 Prozent steigen. Anders ausgedrückt: Bis 2030 soll jeder zweite Weg auf umweltfreundliche Art und Weise zurückgelegt werden. Bis 2040 steckt sich Linz das Ziel, den MIV-Wert weiter auf 47 zu senken.

„Um diese ambitionierten Ziele zu erreichen, gilt es die Hebel an mehreren Enden anzusetzen. Bereits die zwei zusätzlichen Donauquerungen bei der Voestbrücke, die Neue Donaubrücke anstelle der Eisenbahnbrücke sowie die leistungsstarke Brücke der A26 im Westen von Linz, werden zu einer spürbaren Entlastung im innerstädtischen Verkehr beitragen. Dennoch braucht es intensive Bemühungen auf allen Ebenen, um die ambitionierten Vorgaben erreichen zu können“, sind sich Bürgermeister Luger und Vizebürgermeister Hein einig.

Neun Handlungsfelder gehen in alle Richtungen

Das Linzer Mobilitätskonzept umfasst neun unterschiedliche Handlungsfelder, die jeweils mit einem eigenen Arbeitstitel versehen sind und die in sämtliche Richtungen gehen.

1. Fußgänger und das Gehen wertschätzen

Dabei geht es darum, Menschen, die sich zu Fuß bewegen, bestmögliche Infrastruktur zu bieten: Mindestbreiten für Gehwege sind darin ebenso enthalten wie sichere Schulwege und -vorplätze, sichere Querungsmöglichkeiten, kürzere Wartezeiten an ampelgeregelten Kreuzungen bis hin zu einer inklusiven Gestaltung des öffentlichen Raumes. Primär soll eine hohe Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum gewährleistet werden.

2. Linz zur Radfahrstadt machen

Linz hat – verglichen mit anderen Städten – ein hohes Potenzial, was den Rad-Anteil am Gesamtverkehr betrifft. 2012 lag der Radverkehrsanteil in der Landeshauptstadt mit 7,5 Prozent noch vor Wien (7 Prozent), jedoch deutlich hinter Innsbruck (17 Prozent), Graz (20 Prozent) und Salzburg (21 Prozent). In der niederländischen Stadt Utrecht wird nahezu jede zweite Fahrt mit dem Fahrrad absolviert, nämlich 47 Prozent. Darüber hinaus sind in Linz vom Hauptplatz aus sowohl die nördliche Stadtgrenze als auch der Süden (Ebelsberg) innerhalb von acht Kilometern Luftlinie zu erreichen. In diesem Handlungsfeld ist mitunter vorgesehen, Neuplanungsgebiete (Wohnen, Betriebe und Einkaufen) mit Radverkehrsanlagen zu versehen. Darüber hinaus soll die Verfügbarkeit von Rädern erhöht, der Radverkehr durch ein Mobilitätsmanagement stärker propagiert sowie vermehrt in Sicherheit investiert werden. Ein wichtiger Aspekt betrifft auch den Radverkehr als Teil einer kombinierten Wegekette mit dem Öffentlichen Verkehr.

3. Den Öffentlichen Verkehr als Rückgrat der Mobilität ausbauen

Um den Öffentlichen Verkehr (ÖV) zu stärken, wird neben Beschleunigung und vermehrten Vorrang-Regelungen für Bus und Straßenbahn unter anderem daran gearbeitet, Nahverkehrsknoten zu multi-modalen Drehscheiben zu entwickeln. Die Verknüpfung sowohl mit anderen Angeboten des ÖV wie etwa S-/Regionalbahnen, Regionalbussen wird ebenso mitgedacht, wie die Entwicklung von Nahverkehrsknoten zur besseren flächigen Erschließung der Stadt und zur Entlastung des Hauptbahnhofes. Zusätzlich soll die Siedlungs-Entwicklung verstärkt mit der Entwicklung des Öffentlichen Verkehrsnetzes einhergehen. Konkret entsteht mit der neuen Stadtbahn sowie mit den Buslinien 13 und 14 bis 2030 eine leistungsfähige Nord-Süd-Verbindung in der Stadt, die speziell den Linzer Süden verstärkt an das Zentrum anbinden wird. Zusätzlich dazu wird der „Garten Ebel“ durch die Buslinien 11 und 19 ans Streckennetz angeschlossen.

4. Den motorisierten Verkehr stadtverträglich gestalten

Ganzheitlich wird in dem neuen Mobilitätskonzept auch mit dem motorisierten Verkehr umgegangen. So werden langfristige Trassen-Sicherungen für eine nachhaltige Stadtentwicklung ebenso einen Arbeitsschwerpunkt bilden wie die Komplettierung des hochrangigen Straßennetzes, Verkehrsberuhigung abseits der Hauptstraßen sowie flankierende Maßnahmen zum Straßenausbau für Verkehrsberuhigung. Darüber hinaus soll AnrainerInnen-Parken gegenüber dem Parkraum-Bedarf des Zielverkehrs bevorzugt werden. Der öffentliche Raum soll weiters zunehmend von parkenden Fahrzeugen entlastet werden, um Busspuren, Radwege, breitere Gehsteige sowie Begegnungs- und Fußgängerzonen einzurichten. Eine wesentliche Aufgabe ist es, gleichzeitig die KFZ-Erreichbarkeiten für den notwendigen Wirtschaftsverkehr zu gewährleisten.

5. Multi- und Intermodalität als Chance nutzen

Wie bereits in Linz an mehreren Standorten vorhanden, sollen multimodale, intelligente Verkehrsknoten künftig eine stärkere Rolle spielen: Orte, an denen Menschen angeregt werden, das Fortbewegungsmittel je nach Bedarf zugunsten eines anderen zu ersetzen – etwa um vom Auto auf das Fahrrad oder vom Fahrrad in die Straßenbahn. So genannte Bike&Ride-Lösungen, also die Möglichkeit vom Fahrrad in ein Öffentliches Verkehrsmittel umzusteigen, sollen Park&Ride im vorgezogen werden, da diese durch hohen Platzverbrauch nur an bestimmten Orten im Stadtgebiet geeignet sind. Bike&Ride-Anlagen sollen ausgebaut beziehungsweise an geeigneten Bahn-, Straßenbahn oder Bushaltestellen vor allem am Stadtrand neu errichtet werden.

6. Mobilität als Dienstleistung nutzerfreundlich organisieren

Mobilität als Dienstleistung (Mobility as a Service) bedeutet, dass Fortbewegung nicht ausschließlich mit Fahrzeugen passieren muss, die man selbst besitzt. Vielmehr soll es künftig verstärkt die Möglichkeit geben, andere Möglichkeiten, wie Leihautos, Leihräder oder Car-Sharing-Angeobte, in Anspruch zu nehmen. Zu diesem Zweck sollen bestehende Maßnahmen des Mobilitätsmanagements fortgesetzt und weiter verstärkt werden. Dabei gilt es auch noch, mehr Energie in Bewusstseinsbildung zu investieren.

7. Wirtschafts- und Güterverkehr effizient gestalten

In diesem Handlungsfeld gilt es, den notwendigen Verkehr für Linz als wirtschaftliches Zentrum zu ermöglichen und gleichzeitig Alternativen anzubieten, wie dieser zukunftsfit gemacht werden kann: So muss die internationale Erreichbarkeit sichergestellt werden und Linz zu einem transeuropäischen Verkehrsknoten ausgebaut werden, was etwa durch einen internationalen Bus-Terminal forciert werden würde. Im Regionalverkehr soll stark auf die Bahn gesetzt werden, etwa durch den viergleisigen Ausbau der Westbahn, sowie auf leistungsstarke Strecken wie die Summerauer- oder die Pyhrnbahn. Verteil-, Sammel- und Abholzentren sollten für Linzerinnen und Linzer vermehrt dezentral erreichbar sein, also ohne weite Wege auf sich nehmen zu müssen. Für die so genannte „erste und letzte Meile“ des Güterverkehrs gilt es, das gesamte Potenzial an Möglichkeiten auszuschöpfen, also auch den Einsatz von Lastenfahrrädern anzudenken. Unterneh-men sollen Förderungen in Anspruch nehmen können, wenn sie Lastenräder einsetzen, darüber hinaus sind entsprechende Abstellanlagen einzurichten.

8. Verkehrssicherheit – eine nachhaltige Verbesserung einleiten

Im Zentrum steht in diesem Themenbereich die Unfallvermeidung. So soll es neben der Verringerung von schweren Unfällen mit Verletzten und Toten auch erreicht werden, die Anzahl der Radunfälle – trotz steigendem Radverkehrsanteil – nicht ansteigen zu lassen. Auch Unfälle mit motorisierten Zweirädern, vom E-Bike über E-Scooter bis hin zum Motorrad, sollen deutlich reduziert werden. Besonders gefährdet sind Kinder im Straßenverkehr, weshalb in diesem Handlungsfeld ein besonderer Fokus auf die jüngsten Verkehrsteilnehmer gelegt wird.

9. Linz zur Stadt der Mobilitätsinnovation machen

Linz hat sich in den vergangenen Jahren zu einem Hotspot der Innovation und Digitalisierung entwickelt. Wie in den vergangenen Monaten bereits vorgestellt, sollen Experimentierphasen mit Drohnen möglich werden. Darüber hinaus verordnet sich die Stadt keinerlei Denkverbote, was innovative Transportformen betrifft, wie etwa das bereits vorgestellte Seilbahn-Projekt, das den Linzer Süden umweltfreundlich mit dem Industriegebiet verbinden könnte. Stadtverträgliche Innovationen bereits in der Pionierphase zu unterstützen, ist ebenso Teil dieses Handlungsfeldes wie die Bereitschaft, Innovationen frühzeitig zu antizipieren oder neue Antriebs- und Fahrsysteme zu ermöglichen. Darüber hinaus gilt es, gemeinsam mit anderen Städten Einfluss auf die Gestaltung der Verkehrs-Rahmenbedingungen zu nehmen.

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