Stau: Linz nicht unter den ersten vier Städten
In deutschen Städten 30 Prozent mehr Stau als in Österreich
Der Navi- und Softwarehersteller TomTom berechnet für 416 Städte in 57 Ländern alljährlich einen so genannten „Traffic Index“. Dazu werden die anonymisierten Daten der TomTom-NutzerInnen analysiert. Es wird festgestellt, wie lange sie wann für Strecken gebraucht haben.
Dabei wird als Normalzustand die freie Fahrt in den Nebenzeiten genommen. Anhand der tatsächlich im Berufsverkehr benötigten Zeit wird für die Städte ein so genannter Stau-Index errechnet. Die Stauhauptstadt in Österreich ist wenig überraschend Wien, gefolgt von Salzburg, Graz und Innsbruck. Erst auf dem fünften Platz reiht sich Linz ein. Interessant ist auch ein internationaler Vergleich, nachdem in den untersuchten deutschen Städten die Staudauer um 30 Prozent höher liegt als in Österreich.
„Wie der aktuelle Vergleich zeigt, liegt Linz in Bezug auf die durchschnittliche Stauintensität besser als allgemein angenommen. Das bedeutet aber nicht, dass wir die Hände in den Schoß legen können. Wir müssen weiter daran arbeiten, das Umsteigen auf den Öffentlichen Verkehr und andere sanfte sowie umweltfreundliche Mobilitätsformen noch attraktiver zu machen. Für Menschen, die auf dem Weg zur Arbeit auf das Auto angewiesen sind, reicht es manchmal, die An- oder Rückfahrt flexibler zu planen.“
Bürgermeister Klaus Luger
Perspektivisch seien Stauzeiten auch in der oberösterreichischen Landeshauptstadt jedoch nur durch die neuen Stadtbahn-Linien, die neuen Buslinien 13 und 14 sowie durch die neue O-Buslinie als Ersatz für die zweite Schienenachse reduzierbar. „Alleine durch den Bau neuer Straßen für den Individualverkehr lösen wir kein einziges Problem. Dafür ist das bestehende Verkehrssystem bereits zu stark belastet und zu anfällig in Stoßzeiten bzw. bei Unfällen“, so Luger.
Für Linz wurde für das Jahr 2019 ein durchschnittlicher Überlastungsgrad von 22 Prozent berechnet. Das bedeutet, dass eine Fahrt im Schnitt um 22 Prozent länger dauerte als bei fließendem Verkehr. Der „Verkehrsüberlastungsgrad“ gibt an, wie viel Zeit zusätzlich im Verkehr verbracht wird im Vergleich zum fließendem Verkehr.
Linz schneidet im Städtevergleich besser ab als Wien, Graz oder Salzburg
Trotz der durch eine weggefallene Donauquerung geschwächten Verkehrsinfrastruktur konnte Linz bei den Städten zwischen 100.000 und 800.000 EinwohnerInnen seit dem Jahr 2017 einen Platz gut machen. Vorher schnitt die Stadt Innsbruck im Hinblick auf die Stauintensität besser ab als Linz.
Auch unter Berücksichtigung der Tatsache, dass der PKW–Bestand in Linz seit 2015 von 100.000 auf mehr als 105.000, also um fünf Prozent, gestiegen ist, und sich die Einwohnerinnenzahl im selben Zeitraum um eine Stadt in der Größenordnung von Grieskirchen (5.000 EinwohnerInnen) erhöht hat, schneidet Linz im Städteranking also nicht ganz so schlecht ab.
Für die Stadt Linz standen für das Jahr 2019 Informationen aus 45,5 Millionen gefahrenen Kilometern zur Verfügung. 56 Prozent davon wurden auf Autobahnen zurückgelegt.
Rushhour 7.00 bis 8.00 Uhr und 16.00 bis 17.00 Uhr
In Linz findet die morgendliche Rushhour zwischen 7.00 und 8.00 Uhr statt. Die abendliche Rushhour liegt zwischen 16.00 und 17.00 Uhr. Zu diesen Zeiten benötigt man wochentags durchschnittlich 13 Minuten mehr für eine 30-minütige Fahrt (Überlastungsgrad morning rush: 44 Prozent, evening rush: 43 Prozent).
Für die Staus in Linz sind also vor allem die abendlichen oder morgendlichen Stoßzeiten ausschlaggebend.
Montagmorgen ist der Stau am stärksten
Der stärkste Stau entsteht in Linz montags zwischen 7.00 und 8.00 Uhr früh. Der durchschnittliche Überlastungsgrad beträgt in dieser Zeit 52 Prozent. Das heißt für eine Fahrt, die bei fließendem Verkehr in 30 Minuten absolviert ist, benötigt man in der montäglichen Rushhour 46 Minuten. Wird diese Fahrt montags erst nach 8.00 Uhr absolviert, kann man sich im Jahr bis zu fünf Stunden „Stauzeit“ ersparen.
Absolviert man an 230 Arbeitstagen zu jeder Rushhour eine unter fließenden Verkehrsbedingungen 30 Minuten dauernde Fahrt, werden im Jahr insgesamt 98 Stunden (= 4 Tage und 2 Stunden) verschwendet. In dieser Zeit könnte man laut TomTom 2.967 Seiten (70 Prozent) des siebenteiligen Romans „In Search of Lost Time“ von Marcel Proust lesen, 1.896 mal „Imagine“ von John Lennon hören, 57 Fußballspiele verfolgen, 87 Episoden der Kultserie „Game of Thrones“ schauen oder 99 Bäume pflanzen.
Die Analyse nach Wochentag und Uhrzeit offenbart bezüglich der durchschnittlichen Verkehrsüberlastung (Stundenmittelwerte) sehr ähnliche Muster für die Werktage von Montag bis Donnerstag. Der Freitag hebt sich deutlich von diesen ab. Samstags und sonntags ist die Verkehrsüberlastung wesentlich geringer. Sowohl der staustärkste als auch der stauärmste Tag des Jahres 2019 waren im Jänner zu finden.
Am Sonntag, 20. Jänner 2019, betrug der Tagesdurchschnitt des Überlastungsgrades nur drei Prozent. Nur drei Tage später, am Mittwoch, 23. Jänner 2019, war der staustärkste Tag des Jahres. Der Überlastungsgrad erreichte ein Tagesmittel von 46 Prozent. Damals versank Linz in einem Schneechaos. Ein Unfall auf der A1 trug ebenfalls zu längeren Verzögerungen bei.
Vergleich mit anderen österreichischen Städten
Insgesamt berechnet TomTom für fünf österreichische Städte einen Verkehrsindex. Unter diesen Vergleichsstädten weist Linz den geringsten durchschnittlichen Überlastungsgrad auf.
Die durchschnittliche Zeit, die bei der morgendlichen Hauptverkehrszeit verloren geht, ist in Linz, Graz und Wien annähernd gleich hoch. Für eine unter fließenden Verkehrsbedingungen 30 Minuten dauernde Fahrt benötigt man 13 Minuten (44 Prozent) mehr. Der Überlastungsgrad während der abendlichen Rushhour ist in Linz niedriger als in Graz, Salzburg und Wien.
Quelle: TomTom Traffic Index 2019
Bengaluru in Indien und Manila auf den Philippinen Stau-Weltmeister
Der internationale Vergleich zeigt, dass etwa in deutschen Städten wie Hamburg, Stuttgart, München oder Berlin die Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer nach dem aktuellen TomTom-Ranking jeweils 30 Prozent oder mehr Zeit im Stau verlieren.
Weltweit staute es sich in Bengaluru (Indien) und Manila (Philippinen) am stärksten: Der durchschnittliche Überlastungsgrad lag jeweils bei 71 Prozent.
„Es geht bei der Analyse des TomTom-Rankings nicht um Schönfärberei oder darum, das Verkehrswesen in anderen Städten schlecht zu reden, sondern um Fakten. Sicherlich hat Linz noch großen Handlungsbedarf, deshalb werden in der Stadt aktuell auch drei neue Donauquerungen gebaut.“
Bürgermeister Klaus Luger.
Ab dem Sommer, mit der erwarteten Verkehrsfreigabe der Bypassbrücken, wird eine Entlastung eintreten. Im kommenden Jahr ist auch die Neue Donaubrücke Linz fertig. Auch in Bezug auf die Fahrradinfrastruktur tut sich einiges. So wurden und werden zahlreiche neue Radwege oder Radhauptrouten errichtet und damit der Wechsel vom Auto auf das Rad noch angenehmer.
Neue Radwege
Beispiele dafür sind der Radweg nach Puchenau oder die Radwegeverbindung von der Hafenstraße zum Posthof. Heuer kommen neue Radwege dazu, wie jene an der Gaumbergstraße, an der Ramsauerstraße, an der Breitwiesergutstraße, an der Wiener Straße sowie am Drosselweg und an der Heliosallee in Pichling.
Radverleih kommt im April
Ein wichtiges Angebot für „Umsteiger“ auf das Rad wird in Kürze auch mit dem Linzer Radverleih verwirklicht.
Bestens angenommenes ÖV-Angebot
Grund für die relativ gute Lage, in der wir uns befinden, ist auch und vor allem die Tatsache, dass immer mehr Menschen auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen.
Insgesamt 112 Millionen Fahrgäste nutzten die Verkehrsmittel der Linz Linien im vergangenen Jahr. Das sind täglich über 300.000 Fahrgäste, die mit den Linzer Straßenbahnen und Bussen unterwegs waren. Mit täglich rund 170.000 Fahrgästen zählen die vier Linzer Straßenbahnlinien zu den am meisten genutzten Linien in Österreich.
Seit dem Jahr 2016, in dem die 110 Millionen-Marke bei den Linz Linien-Passagieren erstmals überschritten wurde, bewegen sich diese Zahlen auf einem konstant hohen Niveau. Zum Vergleich: das zweitstärkste Verkehrsunternehmen in Oberösterreich, die ÖBB, verzeichnen jährlich „nur“ 17 Millionen Fahrgäste im Bundesland.
Steigende Radlerzahlen
Die Zahl der Radfahrerinnen und Radfahrer steigt ständig an. Immer mehr Linzerinnen und Linzer nützen das Fahrrad auch im Winter auf dem Weg zur Arbeit.
Den Beweis liefern die Zählungen auf der Nibelungenbrücke, die im Vorjahr 750.000 radelnde Personen aufzeigen. 2015 waren es im Vergleich nur 530.000. 94.822 Personen fuhren im Juni über die Brücke, im Jänner waren es immerhin 25.000.
Die aktuellen Zahlen sind auch aussagekräftiger als der zuletzt bei der lange zurück liegenden Verkehrszählung im Jahr 2012 festgestellte Modal Split von acht Prozent Radfahreranteil gemessen an der Gesamtzahl der Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer.
Neue Straßen zur Entlastung
Durch notwendige Straßenbauten, die wie die Brücken samt Westumfahrung Entlastungsmaßnahmen zum Ziel haben, sowie durch Projekte wie den kurz vor Baubeginn stehenden A7-Halbanschluss Dornach-Auhof kann eine Verkehrsreduktion in innerstädtischen Gebieten und auch im Stadtteil Urfahr erreicht werden. Es geht aber nicht darum, eine autogerechte Stadt zu schaffen, sondern um nachhaltige Lösungen durch den Ausbau des Öffentlichen Verkehrs. Und gerade in diesem Bereich kann Linz punkten.
Zwei neue Stadtbahnen
Das aktuelle S-Bahn-Netz, das aus fünf Linien besteht, soll um zwei weitere Linien in Richtung des nordwestlichen und des nordöstlichen Mühlviertels erweitert werden. So soll die zukünftige S6 auf der Strecke der Mühlkreisbahn und die zukünftige S 7 als Stadtbahn nach Gallneukirchen/Pregarten führen. Die Stadtbahnen fahren direkt durch Linz und münden in den Hauptbahnhof ein. Mit dem Stadtbahnsystem ergeben sich attraktive innerstädtische Umstiegsmöglichkeiten und rasche Verbindungen.
Neue O-Buslinie
In Abstimmung mit den Planungen des Landes für diese neuen Nahverkehrskorridore ist auch eine in Zeitnähe realisierbaren, leistungsfähigen O-Busachse geplant. Diese soll eine stabile Schnellverbindung zwischen Urfahr und des geplanten Nahverkehrsknotens „Linz-Franckviertel“ (S-Bahn) ermöglichen. Eine Untersuchung des Österreichischen Instituts für Raumplanung prognostiziert, dass in Kombination leistungsfähiger Schienen- und Busachsen ein nahezu gleich hohes Fahrgastpotenzial und daher gleichwertige Verkehrswirksamkeit zu erreichen ist als mit der bislang zugrunde gelegten Zweisystemachse aus Stadtbahn und Straßenbahn.
Zwei neue Buslinien
Die direkte öffentliche Verkehrsverbindung zwischen Urfahr, dem Industriegebiet am Hafen sowie Ebelsberg und Pichling zählt zu den wichtigsten Ausbauplänen der Linz AG Linien. Die neuen Linien 13 und 14 sollen mit 18 Meter langen Elektro-Hybridbussen fahren.
Als Ausgangspunkt der Linie 13 mit der Endhaltestelle Pichlinger See ist der Mühlkreisbahnhof vorgesehen. Die Schnellbus-Linie 14 beginnt im Hafen und verläuft via Umfahrung Ebelsberg zum Bahnhof Ebelsberg.
Mit den neuen Buslinien 13 und 14 wird die Linz AG ihr Nahverkehrsangebot bedeutend verbessern. Derzeit laufen bereits die Planungen für die Fahrweganpassungen durch die Stadt. Bis zur Inbetriebnahme der Linien 13 und 14 ab Entscheidung für Grundstückssuche, Ankauf, Behördengenehmigungen, Planung, Bau und Errichtung ist mit zirka drei Jahren zu rechnen.
Neue Busse
2020 planen die Linz Linien Investitionen in Höhe von rund 14 Millionen Euro. Davon werden mehr als acht Millionen Euro in die Erweiterung der neuen Autobusflotte investiert. Heuer erfolgt die Lieferung von 20 Hybridelektro-Gelenkbussen.
Neue Mobilitätsknoten
Der Ausbau der neuen Mobilitätsknoten von „tim Linz – täglich. intelligent. mobil“ trägt dazu bei, unterschiedliche Verkehrsmittel miteinander zu verknüpfen. Nach der Eröffnung von drei tim-Mobilitätsknoten am Hauptplatz, an der Wiener Straße und bei der Johannes-Kepler-Universität eröffnen heuer weitere Standorte in der Grünen Mitte sowie bei der Tabakfabrik. Bis Ende 2021 sollen im Stadtgebiet insgesamt neun tim-Standorte errichtet werden.
Foto: Linz AG/Kerschi
Das Projekt wurde aus Mitteln des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) gefördert und im Rahmen des Programms „E-Mobilität für alle: Urbane Elektromobilität“ durch die Schieneninfrastruktur-Dienstleistungsgesellschaft (SCHIG mbH) abgewickelt. Die Standort-Weiterentwicklung in Graz und die Umsetzung in Linz werden durch das BMVIT mit einer Summe in Höhe von insgesamt 1,8 Millionen Euro gefördert. Etwa 1,1 Millionen Euro erhält tim-Linz für die Entwicklung und die Umsetzung. Die Stadt Linz stellt aus ihren Budgetmitteln 300.000 Euro zur Verfügung.