Wie Linz die beste Kinderbetreuung Österreichs anbieten kann
Rund 34 Millionen Euro werden allein 2020 investiert
Gute, ganztägige und flächendeckende Angebote der Kinderbetreuung und Elementarpädagogik vereinen zwei Zielsetzungen: erstens gilt es die besten Bildungschancen für die Kinder sicherzustellen, zweitens die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu ermöglichen.
Die Stadt Linz setzte bereits mit dem Sozialprogramm aus dem Jahr 1990 einen Schwerpunkt in Sachen Kinderbetreuung. Jedem Linzer Kind ab dem 3. Lebensjahr wird seitdem ein Kindergartenplatz garantiert. Ergänzt wird das Kinderbetreuungsangebot durch Krabbelstuben für die Unter-Dreijährigen und Horte für die Schulkinder.
Für 2020 wird die Stadt Linz rund 28 Millionen Euro bei den städtischen Kinder- und Jugendservices und 5,7 Millionen Euro bei privaten Anbietern zuschießen. Insbesondere durch ein eigenes Tarifmodell für den Nachmittagsbesuch im Kindergarten und ein eigenes Sprachförderangebot sichert die Stadt damit die beste Förderung für Kinder und die Wahlfreiheit für Eltern. Jedes dritte Kind kann nach wie vor beitragsfrei den Kindergarten auch in den Nachmittagsstunden besuchen.
Der Babyboom der vergangenen Jahre und die zunehmende Attraktivität als Familienstadt, die den Zuzug von Familien förderte, stellt die Stadt auch investiv vor Herausforderungen. Insgesamt 32 Millionen Euro investiert die städtische Immobiliengesellschaft ILG in dieser Arbeitsperiode des Gemeinderats in den Neu- oder Umbau von Kinderbetreuungseinrichtungen, 61 zusätzliche Gruppen werden damit ermöglicht. Zusätzliche drei Millionen Euro steuert die Stadt für die Einrichtung bei.
„Die Entscheidung, so massiv in die Kinderbetreuung zu investieren, war eine bewusste politische Entschließung. Seit die Arbeiterkammer Oberösterreich mit dem Kinderbetreuungsatlas die Qualität der Kinderbetreuung in Oberösterreich erhebt, hat uns dieses Engagement stets Bestnoten eingebracht. Auch im aktuellen Kinderbetreuungsatlas hat Linz die Note 1A erhalten, zu unserer Freude, vor allem aber zur Zufriedenheit der Familien. Diesen Kurs wollen wir fortsetzen.“
Bürgermeister Klaus Luger, Vizebürgermeisterin Karin Hörzing und Stadträtin Regina Fechter
Stadt der Arbeit: 107.000 Linzerinnen und Linzer sind erwerbstätig
Laut der verfügbaren Erwerbsstatistik der Statistik Austria sind mit rund 107.000 Linzerinnen und Linzer mehr als die Hälfte der Bevölkerung in der Stadt erwerbstätig. „Die Erwerbsquote bei Männern beträgt 57,2 Prozent, mit 48 Prozent ist aber auch jede zweite Linzerin erwerbstätig“, erklärt Bürgermeister Klaus Luger.
Dieser hohe Wert, mit dem die Stadt Linz manch andere Landeshauptstadt hinter sich lässt, ist auch dem flächendeckenden Kinderbetreuungsangebot geschuldet.
Derzeit besuchen zirka 13.100 junge Linzerinnen und Linzer eine Krabbelstube, einen Kindergarten oder einen Hort. Etwa 10.300 (79 Prozent) von ihnen betreuen die städtischen Kinder- und Jugendservices (KJS). Von den rund 1.130 Krabbelstubenplätzen bieten die KJS 930 (83 Prozent) an. Bei den knapp 6.700 Kindergartenplätzen beträgt der Anteil 70 Prozent (4.700 Plätze) und bei den rund 5.250 Hortplätzen 89 Prozent (4.660 Plätze).
„Die Richtigkeit dieses Kurses bestätigen uns nicht nur die Bestnoten im Kinderbetreuungsatlas der Arbeiterkammer Oberösterreich. Die Wirtschaftskammer hält fest, dass für die Bewältigung des zunehmenden Mangels an qualifizierten Fachkräften Frauen eine Schlüsselrolle einnehmen, allerdings immer noch nur begrenzt zur Verfügung stehen, weil sie immer noch die Hauptverantwortung der Kinderbetreuung zu tragen hätten. Die Industriellenvereinigung fordert seit Jahren den Ausbau der qualitätsvollen Elementarpädagogik, weil das die späteren Bildungschancen erhöht, wenn Kinder insbesondere im wichtigen Lernalter zwischen drei Jahren bis zum Schuleintritt unter Gleichaltrigen gefördert werden. Selbst der katholische Familienverband fordert Rahmenbedingungen, in denen Familien ihr persönliches Lebensmodell verwirklichen können, sie also die Herausforderung der Kinderbetreuung mit den Ansprüchen der Erwerbsarbeit unter einen Hut bringen können, wenn sie sich für die Arbeitswelt entscheiden“, fasst Bürgermeister Klaus Luger die immer gleichlautenden Forderungen aus unterschiedlichen Institutionen zusammen, denen die Bemühungen der Stadt Rechnung trägt.
Zu nicht unbedeutenden Kosten: Vom Budgetrahmen der Kinder- und Jugendservices von 72 Millionen Euro im Jahr 2020 trägt die Stadt rund 28 Millionen Euro bei, ebenso viel wie die Förderungen des Bundes und des Landes betragen. Der Rest – rund 15 Millionen Euro – kommt durch Elternbeiträge zustande. „Damit werden vier von fünf Euro für die städtische Kinderbetreuung durch die öffentliche Hand finanziert“, erklärt Bürgermeister Klaus Luger. Zu den Kosten der privaten Anbieter trägt die Stadt zusätzlich 5,7 Millionen Euro bei.
Linzer Tarifmodell: Jedes dritte Kind auch am Nachmittag beitragsfrei
Mit der überfallsartigen Entscheidung des Landes, die Förderung des beitragsfreien Nachmittagsbesuchs in Kindergärten einzustellen und stattdessen die Gemeinden zu ermächtigen, dafür wieder Elternbeiträge einzuheben, musste sich im Jänner 2018 der Linzer Gemeinderat befassen. Eine Mehrheit kam dabei zu der Ansicht, dass die vom Land vorgeschlagenen Gebührensätze zu hoch seien: „Für einkommensschwache Familien oder Alleinerziehende, besonders jedoch für den Mittelstand hätten die vorgesehenen Beiträge die Wahlfreiheit massiv eingeschränkt. Im Ergebnis war zu befürchten, dass viele ihre Kinder vom Nachmittagsbesuch abmelden würden – zum Schaden der Kinder, denen wertvolle Förderzeit im Kreis ihrer Alterskollegen entgehen würde“, blickt Sozialreferentin Vizebürgermeisterin Karin Hörzing zurück.
Darum hat der Gemeinderat ein eigenes Tarifmodell beschlossen, um die befürchteten negativen Auswirkungen möglichst gering zu halten: „Eine einkommensabhängige Staffelung stellt nun sicher, dass die Wahlfreiheit wenigstens weitgehend erhalten bleibt. Ein Drittel der Kinder kann nach wie vor beitragsfrei am Nachmittag den Kindergarten besuchen. Der Höchstbeitrag in Linz beträgt knapp die Hälfte des vom Land vorgesehenen Spitzensatzes“, fasst Karin Hörzing das Modell zusammen.
Das soziale Linzer Tarifmodell für die kostenpflichtige Kindergarten-Nachmittagsbetreuung gilt auch für private Kindergärten:
- bis zu einem monatlichen Brutto-Einkommen der Familien von 1.524 Euro (ohne Transferleistungen wie Familien- und Wohnbeihilfe) gilt in Linz der Nulltarif. Das Land schlägt einen Mindesttarif von 42 Euro vor.
- ab 4.070 Euro verrechnet die Stadt Linz den Höchstbetrag von 55,90 Euro. Im restlichen Oberösterreich sind es dagegen bis zu 110 Euro.
„Die geringen Abmeldezahlen im Vergleich zum übrigen Oberösterreich geben unserer Entscheidung recht: die Familien schätzen die sozial gestaffelten Tarife. Damit kommen die Kinder weiterhin in den Genuss einer qualitativ hochwertigen Betreuung und Förderung, etwa auch der Sprachförderung, für die die Stadt zusätzlich 1,6 Millionen Euro aufwendet“, so Hörzing. Zur Erinnerung: ein Jahr nach Einführung der Nachmittagsgebühren wurden in Oberösterreich außerhalb von Linz rund 20 Prozent der Kinder von der Nachmittagsbetreuung ab- oder auf weniger Stunden umgemeldet. In Linz bewegten sich hingegen die Ab- und Ummeldequoten im einstelligen Bereich (KJS: rund acht Prozent, Private: rund sechs Prozent).
Kinderbetreuung braucht auch Platz – 35 Millionen Euro Investitionen in einer Arbeitsperiode des Gemeinderats
Der anhaltende Zuspruch zu den Kinderbetreuungseinrichtungen in der Stadt löst in Verbindung mit dem Babyboom auch einen enormen Investitionsbedarf aus: „Insgesamt für 61 Gruppen in den unterschiedlichen Kinderbetreuungseinrichtungen dürfen wir in dieser Arbeitsperiode des Gemeinderats Platz schaffen“, so die städtische Liegenschaftsreferentin Stadträtin Regina Fechter. Von dem Investitionsvolumen von insgesamt 35 Millionen Euro profitieren regionale Bau- und Einrichtungsfirmen.
Kinderbetreuungseinrichtungen 2016–2021
Fazit
Das Linzer Kinderbetreuungsmodell ist eine budgetäre Herausforderung, bewährt sich aber als Investition in die Zukunft. Die sozial gestaffelten Tarife halten die Wahlfreiheit insbesondere für Frauen aufrecht, die ansonsten wieder stärker in die Erwerbslosigkeit oder Teilzeitbeschäftigungsverhältnisse gedrängt würden, mit all den negativen Folgen in der Pension. Das hilft auch Industrie und Wirtschaft, da so wichtige, qualifizierte Arbeitskräfte eher zur Verfügung stehen können. Die höhere Inanspruchnahme der Elementarpädagogik ist zudem die beste Förderung für Kinder, da sie nachweislich im Alter zwischen drei Jahren und dem Schuleintritt vom Lernen mit Gleichaltrigen am meisten profitieren.
„Jeder Euro, den wir als öffentliche Hand in die Kinderbetreuung investieren, ist ein dreifach gut angelegter Euro: gegen den Fachkräftemangel, gegen die Altersarmut von Frauen, für bessere Zukunftschancen unserer Kinder.“
Bürgermeister Klaus Luger, Vizebürgermeisterin Karin Hörzing und Stadträtin Regina Fechter