Seit 40 Jahren bietet der Verein Jugend und Freizeit in Linz mit Jugendzentren, Streetwork und Teeniearbeit Raum, Freizeitangebote sowie Unterstützung und Beratung für junge Menschen an. Unkompliziert, an den Bedürfnissen der Jugendlichen orientiert und kostenlos sind die Angebote, die gesetzt werden. Tausende Jugendliche haben in den vergangenen Jahrzehnten an den Angeboten partizipiert und wurden ein Stück auf ihrem Weg ins Erwachsenenleben begleitet.
Der Verein Jugend und Freizeit bietet mit acht Jugendzentren, vier Streetworkeinrichtungen, Teeniearbeit an vier Standorten sowie einem Netzwerk-Haus flächendeckend offene Kinder- und Jugendarbeit in Linz an. 76.000 Besuche konnten die Jugendzentren und die Teeniearbeit im vergangenen Jahr verzeichnen. 9.000 junge Menschen partizipierten an den Angeboten. Im Schnitt hat jede Einrichtung 670 Jugendliche erreicht: In den Jugendzentren und der Teeniearbeit, mit Freizeitangeboten, Workshops, Veranstaltungen und Projekten oder bei Streetwork in den Stadtteilen, in den Parks und an den Hotspots.
„Wir bieten der Linzer Jugend mit dem kostenlosen VJF-Programm abseits von Smartphone, Computer und Fernsehen ein attraktives Angebot. Die Jugendzentren des VJF bieten eine tolle Palette von Veranstaltungen für eine abwechslungsreiche Freizeitgestaltung. Langeweile kommt da bei den Jugendlichen sicher keine auf.“
Sozialreferentin Vizebürgermeisterin Karin Hörzing
Die Gründung
Früher war das Amt für Tagesheimstätten für die außerschulische Betreuung von Kindern in der Stadt Linz zuständig. Für Kinder, die für diese Art der Betreuung bereits zu alt waren, wurde 1976 ein Haus (Lederergasse 7) für Jugendliche adaptiert. In diese Zeit fällt auch die Gründung des Vereins Jugend und Freizeit. Die Stadt Linz eröffnete in den folgenden Jahren Einrichtungen für Jugendliche in den Stadtteilen Scharmühlwinkel, Dornach, Ebelsberg und Auwiesen, in denen auf Basis der Ehrenamtlichkeit oder mit Honorarkräften versucht wurde, einen Jugendzentrumsbetrieb aufzubauen. 1989 wurden die Jugendzentren der Stadt Linz dem Verein Jugend und Freizeit eingegliedert. Ab diesem Zeitpunkt begann die hauptamtliche und professionelle Auseinandersetzung mit offener Jugendarbeit in Linz.
Die 90er Jahre
Im Jahr 1990 betrieb der Verein fünf Jugendzentren: Das JZ Auwiesen, das JZ “Come Together” (Innenstadt), das JZ Dornach, das JZ Ebelsberg und das JZ Scharmühlwinkel. 1991 wurde das JZ Keferfeld-Oed eröffnet und erstmals ein Streetworkprojekt initiiert. 1993 kam es zu grundlegenden inhaltlichen und organisatorischen Veränderungen. Inhaltlich wurde die traditionelle Jugendfreizeitarbeit in den Jugendzentren um einen lebens- und problemlagenbezogenen Ansatz ausgeweitet. Die offene Jugendarbeit wurde dadurch mit Aspekten der Jugendsozialarbeit aufgewertet. Um die angestrebte Begleitung und Unterstützung von Jugendlichen in Orientierungsprozessen, bei der Alltagsgestaltung und der Lebensbewältigung besser verwirklichen zu können, wurden Jugendinformations- und Servicestellen (JIS) eingerichtet. Ab Mitte der 90er begann der kontinuierliche Ausbau des Vereins: Neben der Gründung weiterer Jugendzentren wurden weitere Streetworkeinrichtungen realisiert. 2007 startete der Verein die heute sehr erfolgreiche Teenie-Arbeit für Jugendliche zwischen 8 und 12 Jahren. Im Stadtteil Neue Heimat/Zöhrdorf wurde im September 2014 das Netzwerk Süd eröffnet. Das Netzwerk bietet Projekte, Beratung und Bildung für die Bevölkerung im Stadtteil und ist für alle Altersgruppen offen. In Kooperation mit externen Anbietern wird neben den bewährten Angeboten des Vereins Jugend und Freizeit Programm im Bereich der Erwachsenenarbeit angeboten.
Veränderungen in der Jugendarbeit
Die 40-jährige Geschichte des Vereins zeigt, dass die Jugendarbeit einem ständigen Wandel unterworfen ist. Viele Einrichtungen sind im Laufe der Jahrzehnte entstanden, manche davon wurden zusammengelegt, geschlossen oder sind übersiedelt. 2014 fand erstmals eine Evaluierung des Magistrats Linz statt. In gemeinsamen Arbeitstreffen mit der Geschäftsführung des Vereins und dem Amt für Soziales, Jugend und Familie wurde eine Schwerpunktsetzung der Einrichtungen und eine den Schwerpunkten entsprechende Programmierung in den Jugendzentren vereinbart.
40 Jahre nach der Gründung
Mit dem neuen Leistungsvertrag aus dem Jahr 2018 werden fünf Säulen der Vereinsarbeit definiert und festgeschrieben: Jugendzentren, Teenie-Arbeit, Streetwork, Jugend- und Familienberatung und als Schwerpunkt die stadtteil- und sozialraumorientierte Jugendarbeit (SOJA). Mit diesen fünf Säulen der Jugendarbeit gibt es heute in Linz ein flächendeckendes, ineinander greifendes Konzept, das den jungen Linzerinnen und Linzern in allen Lebenslagen und Bedürfnissen zur Verfügung steht. Es deckt insgesamt die Zielgruppe der 8- bis 25-Jährigen ab und stellt ein breites Angebot dar, in dem sich ein Großteil der Linzer Kids wiederfinden können. „Jeder Schwerpunkt ist ein wichtiges Puzzle-Teil für eine solide, flächendeckende Gesamtstrategie in der städtischen Jugendarbeit“, erklärt Hörzing. „Einen zentraleren Stellenwert hat die stadtteil- und sozialraumorientierte Jugendarbeit, die mobil, flexibel und ‚ambulant‘ dort ist, wo sich die Jugendlichen aufhalten.“ Heute, 40 Jahre nach seiner Gründung, bietet der Verein Jugend und Freizeit mit acht Jugendzentren, vier Streetworkeinrichtungen, Teeniearbeit an vier Standorten sowie einem Netzwerk-Haus flächendeckend offene Kinder- und Jugendarbeit in Linz an. 4.254 Beratungsgespräche wurden 2018 mit 1.000 jugendlichen Besucherinnen und Besuchern der Einrichtungen geführt.
Wünsche und Bedürfnisse der Jugendlichen werden ernst genommen
In den Jugendeinrichtungen des Vereins Jugend und Freizeit werden die jungen Menschen ernst genommen. Die akzeptierende Grundhaltung der JugendarbeiterInnen motiviert Jugendlichen ihre Wünsche und Bedürfnisse zu äußern. In der 40-jährigen Geschichte des Vereins Jugend und Freizeit fungiert dieser daher auch immer wieder als Interessenvertretung und Sprachrohr der Jugendlichen in Linz.
Entfaltung in geschütztem Rahmen
Die Jugendzentren bieten den jungen Menschen Raum, um Zeit unter Gleichaltrigen zu verbringen, um Freunde zu treffen sowie, um sich im geschützten Rahmen zu entfalten und auszuprobieren. Die Jugendarbeiterinnen und Jugendarbeiter des Vereins Jugend und Freizeit begegnen den jungen BesucherInnen in den Einrichtungen stets wertschätzend, sie bauen stabile Beziehungen zu den Jugendlichen auf und respektieren deren Wünsche zur Mitbestimmung. Um zu gewährleisten, dass alle Besucherinnen und Besucher die Angebote gut nutzen können, wird auf die Einhaltung der geltenden Regeln, ein respektvolles Klima und die Wahrung der persönlichen Grenzen der jungen Menschen geachtet.
Vielfältiges Programm
Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in den Jugendzentren gestalten ein passendes und vielfältiges Programm. Angeboten werden neben Veranstaltungen auch Workshops und Projekte, die Fähigkeiten und Wissen zu einer gelungenen Lebensgestaltung vermitteln. Mehr als ein Drittel der BesucherInnen beteiligten sich 2018 an den attraktiven Aktionen der Einrichtungen. In vielen Jugendzentren steht den jungen Menschen Infrastruktur zur Verfügung, die im Sinne der Selbstorganisation genutzt werden kann: Tanzräume, Werkstätten, Veranstaltungsräume, Mädchenräume, Tonstudios oder Proberäume für MusikerInnen. Auch in den Stadtteilen und im öffentlichen Raum sind die MitarbeiterInnen des Vereins Jugend und Freizeit präsent. Die StreetworkerInnen bieten ein niederschwelliges Beratungs- und Begleitungsangebot für junge Menschen in den Stadtteilen an. Im Rahmen einer stadtteilorientierten Jugendarbeit finden – ausgehend von den Jugendzentren – Aktionen im Stadtteil wie beispielsweise „Fun in the city“ statt. Die JugendarbeiterInnen kennen den Sozialraum, sind gut vernetzt und setzten sich für die Umsetzung von Wünschen und Anregungen der Jugendlichen ein.
Gendersensible Konzepte
Chancengleichheit für Jugendliche zu erreichen ist eines der wichtigsten Ziele des Vereins Jugend und Freizeit. Rollenzuschreibungen für Mädchen und Buben verhindern das Erreichen einer Chancengleichheit. Daher sind gendersensible Konzepte bereits seit den 90er-Jahren konzeptionell im Verein Jugend und Freizeit verankert. Die in den klassischen Rollenzuschreibungen enthaltenen Bilder von Weiblichkeit und Männlichkeit stellen viele Jugendliche unter großen Druck und wirken oftmals einengend. Gendersensible Angebote, sowohl in der Mädchen- als auch der Bubenarbeit, unterstützen junge Menschen dabei, ihre Identität abseits von Rollenvorschreibungen und Rollenklischees zu finden und Zugänge zu vielfältigen und diversen Lebensentwürfen zu entdecken. Die Angebote reichen vom offenen Raumangebot bis zu Workshops und Projekten. Diese sind so gestaltet, dass sie sowohl Mädchen als auch Buben ansprechen.
Flexibel auf gesellschaftlichen Wandel reagieren
Die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, in denen junge Menschen heranwachsen, und die damit verbundenen Herausforderungen, denen sie sich stellen müssen, sind im Wandel. Daher muss eine professionelle Jugendarbeit flexibel sein. 2019 bewegen sich Jugendliche in einer digitalisierten Welt mit all ihren Chancen aber auch mit all ihren Gefahren. Um auch weiterhin kompetent und niederschwellig für junge Menschen da zu sein, wurde daher der Arbeitsschwerpunkt „digitale Jugendarbeit“ als Thema der Zukunft in die Konzeptionen der Jugendeinrichtungen des Vereins Jugend und Freizeit aufgenommen.
Schwerpunkt gesundheitskompetente Jugendarbeit
Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt für den gesamten Verein Jugend und Freizeit ist seit dem Jahr 2017 die „gesundheitskompetente Jugendarbeit“. Die Verbesserung der Gesundheitskompetenz ist ein entscheidender Faktor zur Verringerung sozialer und gesundheitlicher Ungleichheiten. Gesundheitskompetenz ist die Fähigkeit, gesundheitsförderliche Entscheidungen im Alltag zu treffen. Gesundheitskompetenz umfasst das Wissen, die Motivation und die Fähigkeiten, gesundheitsrelevante Informationen zu finden, zu verstehen, zu beurteilen und anzuwenden. Der Verein Jugend und Freizeit (VJF) hilft mit seinem Arbeitsschwerpunkt den Jugendlichen, sich diese Kompetenz anzueignen, um selbstbestimmt in die Zukunft zu gehen. „Auch, wenn wir heute noch nicht wissen, wie die Welt in 40 Jahren aussehen wird: Die langjährige Erfahrung und die breite Akzeptanz des VJF-Angebotes bei der Zielgruppe bilden eine gute Basis für die kommenden Herausforderungen in der offenen Jugendarbeit. Wie auch immer das Bild sein wird, das von der zukünftigen Jugend gezeichnet werden wird: Der Verein Jugend und Freizeit nimmt sich Zeit, schaut hin und ist für junge Menschen in Linz als verlässlicher Partner da. Dafür bedanke ich mich ausdrücklich bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Vereins Jugend und Freizeit, die mit viel Engagement und Herzblut bei der Sache sind“, erklärt Vizebürgermeisterin Karin Hörzing.
Jubiläumsfeier am 17. Oktober
Am 17. Oktober wird ab 17 Uhr in der Lederergasse 7 das 40-jährige Bestehen des Vereins gefeiert. Neben Microsoccer, Musik von DJANE Helix und einer Breakdance-Einlage gibt es eine Gesprächsrunde zum Thema „Die ewige Jugend“ mit Vizebürgermeisterin Karin Hörzing, Landesrätin Birgit Gerstorfer, sowie VertreterInnen des Vereins und des Netzwerks bOJA („bundesweites Netzwerk offene Jugendarbeit“).