Schlammschlacht um einen Acker
Warum der Kampf um das LASK-Stadion für beide Seiten kein Ruhmesblatt ist
Während der LASK die Behördenverfahren für sein geplantes Stadion in Pichling vorantreibt, sammeln die Gegner Unterschriften zur Einleitung einer Volksbefragung. Ausgang des Dramas: ungewiss. Klar ist nur eines. Eine eindeutige Zuordnung von Gut und Böse gibt es hier nicht.
Seit Monaten gehen die Wogen hoch. Das Stadion, das sich der Fußball-Bundesligist LASK gerne im Stadtteil Pichling – haarscharf an der Linzer Stadtgrenze – errichten möchte, ist derzeit das mit Abstand umstrittenste Bauprojekt in der Landeshauptstadt. Freilich wäre so ein umfangreicher Bau – es sollen bis zu 20.000 Zuschauer hineinpassen – an jedem Standort ein Zankapfel. Die Besonderheit ist aber die Lage in der Nähe des Pichlinger Sees. Sie ist es auch, welche die Kontrahenten zu Tiefschlägen animiert, für die man sich nur fremdschämen kann. Und die es auch schwermachen, sich für die eine oder andere Seite zu begeistern.
Das schwarz-weiße Schweigen
Alles fing damit an, als die OÖ Nachrichten die Vereinbarung der Medien mit dem Verein, nicht zu früh zu berichten, missachtete und den Standort hinausposaunte. Am falschen Fuß erwischt, versuchte der LASK in einer eiligst anberaumten Pressekonferenz zu retten, was zu retten war. Und machte dabei einen verhängnisvollen Fehler, der womöglich tödlich für das Projekt werden kann. Er präsentierte ein „Symbolbild“, das ein generisches Stadion direkt am See gelegen zeigte. Beteuerungen, dass das Stadion eigentlich ganz anders aussehen würde und auch eher an der B1 als am See stehen würden, nutzen dann nichts mehr. Das Bild brannte sich durch tausendfache Wiederholungen in den Medien ein. Auch weil der Fehler nicht und nicht korrigiert wird. Der Klub hat bis heute kein reales Projekt präsentiert. Meist verweigert LASK-Präsident Gruber überhaupt jede Aussage oder tätigt herablassend-abfällige Bemerkungen über Stadion-Gegner. Transparent und sympathisch ist das nicht. Vor allem öffnet es Spekulationen Tür und Tor. Warum dieser Standort? Was sind seine Vorteile gegenüber Alternativen? Wie soll das Verkehrsproblem gelöst werden? Niemand weiß es. Als dann plötzlich das betreffende so genannte Tagerfeld von der Landesregierung aus dem Grüngürtel genommen wurde – eine letzte Liebesgabe des selbsternannten „LASK-Retters“ LH-Stv. Michael Strugl vor seinem Ausscheiden aus dem Amt – wurde die Taktik jedoch klar: Man pfeift auf jede Charmeoffensive und verlässt sich voll und ganz auf die Landes-ÖVP, die im Notfall einfach ihre Macht ausspielt.
Der pink-grüne Populismus
Wird hier damit also der Kampf von David gegen Goliath, von Robin Hood gegen König John aufgeführt? Nein. Denn dazu bräuchte es Helden ohne Hintergedanken, die ehrlich und uneigennützig für Umwelt und Menschen streiten. Nichts könnte weniger zutreffen. Denn die Rädelsführer des Widerstands sind keine betroffenen Anrainer, sondern NEOS und Grüne, die sich mediale Aufmerksamkeit und einen politischen Sieg erhoffen. Im Zeitalter von FakeNews, alternativen Fakten und stichhaltigen Gerüchten haben auch diese dabei die Moral als erstes über Bord geworfen. Gefühle, die man mit Halb- und Unwahrheiten manipulieren kann, funktionieren halt viel besser als die schnöde Wahrheit. Das Stadion wird nicht „mitten im Erholungsgebiet“ sondern am Ende einer von St. Florian und Asten entlang der B1 gebauten Gewerbezone liegen? Uninteressant! Ein für die Zwecke der Schwerindustrie ausgehobener Baggersee zwischen Westbahn, Bundestraße und Autobahn kann kaum als „Naturjuwel“ durchgehen? Ist doch egal! Da fällt auch nicht ins Gewicht, dass vom Kind bis zur Tante mit Hauptwohnsitz Wien zur Unterstützungsunterschrift genötigt wird, wer immer einen Stift halten kann. Obwohl nur wahlberechtigte Linzerinnen und Linzer überhaupt unterschreiben dürfen. Eine Offenbarung ist dabei der Satz, der unterschrieben wird und als Aufhänger für die Volksbefragung dienen wird: „Soll die Stadt Linz den Pichlinger See und den umliegenden Grüngürtel weiterhin als unbebautes Naherholungsgebiet schützen und die Umwidmung für ein Stadion ablehnen?“ Jeder Deutschlehrer oder Rhetoriktrainer erkennt eine Suggestivfrage, wenn er eine sieht. Dieser Meinung könnte sich schlussendlich auch der Verfassungsgerichtshof anschließen und die Volksbefragung deswegen für ungültig erklären. So weit hergeholt ist das nicht. Es gibt Präzedenzfälle.
Wenn es zu bunt wird
Der Höhepunkt ist bei alldem noch lange nicht erreicht. Er wird voraussichtlich im Herbst dieses Jahres erreicht werden, wenn beide Seiten zum „Wahlkampf“ für eine Volksbefragung blasen, die voraussichtlich völlig umsonst ist. Weil nur der Gemeinderat auf Basis der Ergebnisse der Umweltverträglichkeitsprüfung entscheiden wird. So oder so. Bis dahin werden wir aber noch viel Unnötiges und Unfreundliches lesen dürfen. Beispiele gefällig? „Besoffene Horden von Hooligans werden den See kaputt machen und die Badegäste terrorisieren!“, „Wenn es um Bodenversiegelung geht, ist das bei jedem Supermarkt wurscht. Ihr seid nur gegen den LASK, weil er erfolgreich ist!“ Nein. Gut und Böse gibt es hier nicht. Aber sehr viel jenseits davon.