Der steigende Bedarf an umweltfreundlichem Strom verstärkt den Ausbau an Photovoltaik in den nächsten Jahren. Im Rahmen ihrer „PV-Offensive“ investiert die Stadt in die Errichtung von etwa hundert Photovoltaikanlagen auf städtischen Gebäuden. Die Umsetzung dieses Vorhabens startet noch im heurigen Frühjahr. Darüber hinaus wird eine neue Ediktalverordnung erarbeitet, um Photovoltaik bei Neubauten auf Linzer Dächern verpflichtend vorzuschreiben.
Zudem setzt sich die Stadt Linz immer öfter mit Ansuchen von Unternehmen und Privaten auseinander, die ihre Anlagen nicht nur auf Gebäudedächern, sondern auch auf Freiflächen im Stadtgebiet errichten wollen.
Ziel der Stadt Linz ist zum einen der Erhalt des Grünraums, aber auch die Sicherstellung der Stromversorgung für die Bevölkerung und die Wirtschaft. Letzteres soll eben durch die Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energie mit den Schwerpunkten Solarenergie und Photovoltaik erreicht werden, unter möglichst größter Schonung der Umwelt.
Ein erstes Projekt für einen 13 Hektar großen Bereich südlich der Dallingerstraße, südlich des Gewerbegebiets Franzosenhausweg, wird dem Linzer Gemeinderat am 21. März vorgelegt. Die Umsetzung des Vorhabens verlangt eine Änderung des Flächenwidmungsplans hinsichtlich einer Sonderausweisung im Grünland für Photovoltaikanlagen.
„Der Weg zur klimaneutralen Industriestadt führt zu einem wesentlichen Teil über den Umstieg auf erneuerbare Energien. Dabei setzen wir sehr stark auf Solarenergie und den großflächigen Ausbau von Photovoltaikanlagen. Unser Ziel ist es klar, alle geeigneten Flächen zu mobilisieren und Linz klimafitter zu gestalten. Gleichzeitig soll die hohe Lebensqualität für die Linzerinnen und Linzer bewahrt werden. Daher muss zwischen den unterschiedlichen Interessen sorgsam abgewägt werden”, betont Stadtrat Dietmar Prammer.
„Freiflächen-Photovoltaik ist Teil unserer Bemühungen, erneuerbare Energien zu fördern und den Ausbau von Solarstrom zu beschleunigen. Das braucht auch den dafür geeigneten Raum im Stadtgebiet. Mit diesem ersten Projekt in der Dallingerstraße können wir die Grundlagen dafür schaffen. Mit dem sauberen und grünen Strom haben wir schließlich die Möglichkeit, den Übergang zu einer nachhaltigen Energiezukunft voranzutreiben“, weist Stadtentwicklungsdirektor Dr.-Ing. Hans-Martin Neumann auf die Vorteile hin.
„Mit unserem Klimaneutralitätskonzept geben wir die Richtung für die kommenden Jahre vor. Photovoltaik ist darin als notwendiger Baustein für die Energiewende in der Stadt Linz mit großem Ausbaupotenzial ausgewiesen, vor allem auf Dächern. Aber auch Photovoltaik-Freiflächenanlagen werden einen wichtigen Beitrag zum Erreichen der Energiewende leisten müssen, um günstigen und preislich stabilen Strom für die Bevölkerung liefern zu können”, ergänzt Oliver Schrot, PhD MSc, Klimakoordinator der Stadt Linz.
Energiewende mit Sonnenstrom unterstützen
Seit dem 1. Januar 2021 ist das neue Energie-Ausbau-Gesetz (EAG) bundesweit in Kraft. Es verfolgt das ehrgeizige Ziel, Österreich bis 2030 zu 100 Prozent mit Strom aus erneuerbaren Energien zu versorgen. Dazu soll die jährliche Stromerzeugung aus Wasser, Wind und Sonne deutlich gesteigert werden. Diese Vorhaben sind entscheidend im Hinblick auf die Klimawende.
Dabei bietet die Nutzung von Photovoltaik eine effektive Möglichkeit, Sonnenlicht in Strom umzuwandeln. Sie stellt ein wirksames Instrument gegen eine der größten Herausforderungen der heutigen Zeit dar, die Energieversorgung.
Photovoltaikanlagen nutzen die natürliche Kraft der Sonne, um sauberen und erneuerbaren Strom zu produzieren. Im Gegensatz zu fossilen Energieträgern erfolgt die Stromerzeugung emissionsfrei, und klimaschädliche CO2-Emissionen können gesenkt werden. Photovoltaikanlagen unterstützen dabei maßgeblich die Wende zu einer nachhaltigen und ökologischeren Energieversorgung.
Linz auf dem Weg zur Klimaneutralität
Auch die Stadt Linz setzt konsequent auf erneuerbare Energien auf ihrem Weg zur nachhaltigen und klimaneutralen Zukunft.
Eine zentrale Maßnahme dabei ist die städtische PV-Offensive, die mehr als 100 Photovoltaikanlagen auf städtischen Gebäuden umfasst. Durch die Nutzung von Sonnenstrom erwartet die Stadt einen ökonomischen Vorteil von rund einer Million Euro pro Jahr. Neben dem wirtschaftlichen Nutzen spielen aber vor allem die ökologischen Aspekte eine große Rolle. Mit der Inbetriebnahme dieser Anlagen können über 5.000 Tonnen CO2 eingespart werden, was mehr als 40 Prozent des jährlichen Stromverbrauchs der Stadt aus erneuerbaren Quellen abdeckt. Dieser Schritt bringt Linz einen bedeutenden Schritt näher an das Ziel, bis spätestens 2040 eine klimaneutrale Industriestadt zu werden.
„Die Stadt Linz engagiert sich nicht nur durch eine eigene Investition von über 20 Millionen Euro aktiv für den Umstieg auf erneuerbare Energien, sondern unterstützt auch den Ausbau von Photovoltaikprojekten. Diese Initiativen tragen dazu bei, die Nutzung von Solarenergie zu erhöhen und die Energiewende voranzutreiben”, betont Planungsstadtrat Dietmar Prammer.
Die städtische PV-Offensive wird noch heuer im Frühjahr 2024 gestartet und bis 2027 im gesamten Stadtgebiet umgesetzt. Dabei werden Photovoltaikanlagen auf verschiedenen Standorten innerhalb der Stadt verteilt installiert. In der ersten Etappe werden am Neuen Rathaus, auf dem Volkshaus Dornach, dem Donauparkstadion und dem Brucknerhaus Photovoltaikanlagen realisiert.
Städtische Photovoltaikanlage auf der Feuerwache Nord in Linz. Im Endausbau der PV-Offensive sollen mehr als 40 Prozent des jährlichen Stromverbrauchs der Stadt Linz aus Anlagen auf städtischen Gebäuden abgedeckt werden. Bildnachweis: Stadt Linz.
Im Zuge der städtischen Photovoltaik-Offensive wurde auch die Linzer Energiegemeinschaft Gesellschaft (LEG) für die „EEGs“ auf städtischen Objekten gegründet. Erneuerbare Energiegemeinschaften (EEG) bieten Gemeinden, Unternehmen und Privatpersonen die Möglichkeit, Strom gemeinsam zu produzieren, zu speichern und zu verbrauchen.
Zudem errichtet die LINZ AG Photovoltaikanlagen für Industrie, Gewerbe, öffentliche und gemeinnützige Einrichtungen. Die Photovoltaikkapazität soll bis 2030 die 20 Megawatt Peak erreichen und vorrangig noch auf Dächern installiert werden.
Verpflichtende Solaranlagen als weiterer Schritt zur Energiewende
Bis 2040 will die Stadt Linz klimaneutral werden. Mit dem Klimaneutralitätskonzept hat Linz eine grundlegende Leitlinie erarbeitet, um die Lebensqualität der Stadt trotz der globalen Erwärmung zu erhalten und zu verbessern. Dazu ist Dekarbonisierung in allen Bereichen notwendig – im Verkehr, in der Industrie, aber auch in den privaten Haushalten und in der Strom- und Fernwärmeversorgung.
Derzeit wird daher an einer neuen Ediktalverordnung für Linz gearbeitet, die Photovoltaik-Anlagen bei der Errichtung neuer Neu- und Zubauten von privat oder gewerblich genutzten Gebäuden verpflichtend vorschreibt. Ziel dieser Maßnahme ist es, zumindest einen Teil des Strombedarfs dieser Gebäude aus erneuerbaren Energiequellen zu decken.
Dabei sollen nicht nur die Dachflächen, sondern auch die Fassadenflächen für die geforderte Dimensionierung der Photovoltaikanlage herangezogen werden können. Dies gilt insbesondere für Hochhäuser, wo die Nutzung von Fassadenflächen eine zusätzliche Möglichkeit bietet, umweltfreundliche Energie zu gewinnen.
Freiflächen als weiteres Potenzial für Photovoltaik
Die Nutzung von Freiflächen als Potenzial für die Energiegewinnung durch PV-Anlagen rückt aufgrund hoher Ausbaupotenziale zunehmend in den Fokus. International und auch in Österreich werden bereits innovative Lösungen umgesetzt, darunter die Installation von schwimmenden PV-Anlagen im Wasser (z.B. in Grafenwörth, Niederösterreich) und Photovoltaikanlagen auf freien Flächen (z.B. der SolarCampus in Eberstalzell, Oberösterreich), um eine optimale Nutzung der Sonnenenergie zu gewährleisten.
Eine besonders effiziente Möglichkeit zur Flächennutzung bietet die „Agri-Photovoltaik“ (auch als „Agro-PV“ bekannt). Durch Agri-PV können die Flächen sowohl für Land- und Forstwirtschaft als auch für die Stromerzeugung genutzt werden. Die Doppelnutzung trägt zur Maximierung der Flächennutzungseffizienz bei. Die Kombination aus landwirtschaftlicher Produktion und sauberer Energieerzeugung macht Agri-PV zu einem vielversprechenden Ansatz für die Zukunft der erneuerbaren Energien und der Landwirtschaft.
Konkrete Maßnahmen im neuen Klimaneutralitätskonzept
Bereits in der „Leitlinie der Linzer Stadtregierung 2021-2027” hielt die Stadt Linz fest, dass Maßnahmen für einen weitreichenden Ausbau der Photovoltaik-Anlagen notwendig sind. 2022 waren im Stadtgebiet bisher 425 MWp Photovoltaikleistung installiert. Im Rahmen des fachlich finalisierten Klimaneutralitätskonzepts, das im März dem Gemeinderat zur Beschlussfassung vorgelegt werden soll, werden zusätzliche Maßnahmen für die erneuerbare Stromerzeugung formuliert.
„Neben dem umfassenden Ausbau der Photovoltaik auf unseren Dächern und der Bildung von Erneuerbaren Energiegemeinschaften soll auch die Errichtung von sorgfältig geprüfter Freiflächen-Photovoltaik als ergänzende Klimaschutzmaßnahme genutzt werden, um unser Energiesystem rasch zu defossilisieren. So könnten die Verbraucher*innen zudem von gesenkten Energiekosten profitieren”, betont der Linzer Klimakoordinator Oliver Schrot, PhD MSc.
Laut einer aktuellen Umfrage unterstützt eine sehr große Mehrheit die Vereinfachung einer Selbstversorgung durch erneuerbare Energiegemeinschaften sowie den Ausbau von Photovoltaikstrom. Bei der Erschließung von Freiflächen-PV sollen Zielkonflikte mit der Nahrungsmittelproduktion, Naturhaushalt oder Klimawandelanpassung sowie Orts- und Landschaftsbild etc. möglichst vermieden werden. Einen möglichen Lösungsansatz in diesem Zusammenhang stellen die erwähnten Agri-PVs dar, bei der land- und forstwirtschaftliche Nutzungen mit der Stromproduktion kombiniert werden.
Land sieht bisher nur geringe Priorität
Unterschiedliche Sichtweisen zu dem Thema gibt es noch zwischen Stadt Linz und Land Oberösterreich. Seitens des Landes Oberösterreich hat Freiflächen-Photovoltaik – auf landwirtschaftlich minderwertig genutzten Böden – bisher nämlich nur eine geringe Priorität. Vordergründig sollen Photovoltaikanlagen auf Dächern gefördert werden. Danach kommen verbaute Flächen wie Deponien, Parkplätze, Verkehrsränder, Straßen- und Schienenverkehrsanlagen sowie Industrie- und Gewerbebrachen.
Entsprechende Förderprogramme wurden für diese auch erarbeitet und Mittel bereitgestellt.
Stadt Linz gibt Energiewende und Versorgungssicherheit Vorzug
Die Stadt Linz hat sich in den Leitlinien für eine klimafreundliche Industriestadt und in der Linzer Klimastrategie zu einer weiteren Reduktion des CO2-Ausstoßes mit klimafreundlichen Technologien bekannt. Ergänzend zum Einsatz von Wasserstoff-Technologien investiert die Stadt in die Reduktion fossiler Energieträger in anderen Bereichen. So wird die Stromerzeugung für die Haushalte derart umgerüstet, dass bis 2040 100 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energiequellen stammt und bis 2030 bereits 50 Prozent.
„Um die Energiewende bis 2040 umsetzen zu können, müssen schon jetzt alle Hebel in Gang gesetzt werden. Dazu gehört die Umstellung der Kraftwerke der Linz AG auf erneuerbare Energien sowie eben der größtmögliche Ausbau von Photovoltaikanlagen. Alle dafür geeigneten Flächen im Stadtgebiet müssen mobilisiert werden, wir können hier nicht warten“, weist Planungsstadtrat Dietmar Prammer eindrücklich hin.
Luftbild der Freifläche südlich der Dallingerstraße; Bildnachweis: PTU Pertlwieser.
Die Linzer Stadtklimatologie sieht für das Projekt an der Dallingerstraße die Belüftungssituation vor Ort in Folge der Errichtung von Photovoltaikanlagen unproblematisch, die Sonnenlichtreflexionen können allerdings an Sommertagen einen Temperaturanstieg in unmittelbarer Nähe der Anlagen verursachen. Breite Streifen zwischen den Anlagen könnten die Temperatur abmildern.
Bei der Abwägung zwischen den Interessen der Stadt Linz in der Klimastrategie und jenen des Natur- und Landschaftsschutzes erscheint die beantragte Fläche geeignet für die Errichtung einer Photovoltaikanlage, sodass dem Ausbau von erneuerbarer Energie hier der Vorrang gegeben wird. Die Lage und das Gelände ermöglichen mit einer entsprechenden Eingrünung und Gestaltung (Abstände zum Wald und zu den Bächen usw.) eine weitgehende Integration in die Landschaft.
„Wir möchten als Stadt größere Projekte für Photovoltaik auf Freiflächen grundsätzlich unterstützen, wenn dies sinnvoll erscheint – etwa, wenn Umspannwerke in der Nähe sind und die Vorhaben mit dem Orts- und Landschaftsbild verträglich sind. Wichtig ist dabei vor allem eine ausreichende Eingrünung und die Berücksichtigung von Sichtbeziehungen”, führt Stadtentwicklungsdirektor Dr.-Ing. Hans-Martin Neumann noch aus.