Leben & Stadt

Mobile Dienste für Senioren immer wichtiger

2018 wurden 2.100 ältere LinzerInnen zu Hause betreut

Neben der Vollversorgung mit stationären Pflegeeinrichtungen liegt ein besonderer Schwerpunkt des Linzer Sozialnetzes auf den umfangreichen Mobilen Diensten. Sie gewährleisten ein möglichst langes und selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden. Hauskrankenpflege, mobile Betreuung und Heimhilfe stehen im Zentrum der mobilen SeniorInnenbetreuung in der Landeshauptstadt.

„Mit dem Angebot der Mobilen Dienste in Linz entspricht die Stadt dem Wunsch älterer Menschen, möglichst lange in ihrem Zuhause und somit dem gewohnten Umfeld verbleiben zu können. Mein Dank gilt dabei auch den Partnerorganisationen der Mobilen Dienste und ihren fürsorglichen MitarbeiterInnen. Sie sind vor Ort und leisten täglich diese wichtige Aufgabe für die SeniorInnen“, zeigt sich Sozialreferentin Vizebürgermeisterin Karin Hörzing über die sehr gute Zusammenarbeit begeistert.

„Die bestmögliche Versorgung unserer älteren MitbürgerInnen ist uns ein großes Anliegen. Die Generation, die unseren Wohlstand aufgebaut hat, soll nun auch im hohen Alter die Früchte ihrer Arbeit genießen können. Ob stationär oder mobil in der eigenen Wohnung, in Linz erhalten sie eine garantierte und altersgerechte Betreuung.“

Bürgermeister Klaus Luger

Städtische Bedarfsprognose

Die Stadtforschung Linz erstellte eine Bedarfsrechnung über die Pflegevorsorge für ältere Menschen in der oberösterreichischen Landeshauptstadt. Für eine Stadt dieser Größenordnung gilt bei stadtteilbezogenen Planungen, in Abhängigkeit von der Anzahl der Betroffenen, ein Planungshorizont von drei bis fünf Jahren, für gesamtstädtische Planungsrechnungen ein Zeitraum von fünf bis zehn Jahren. Vom jetzigen Zeitpunkt gerechnet, bedeutet dies für Detailplanungen einen Planungshorizont bis 2024. Seit 1996 veröffentlichte das Land Oberösterreich mehrmals einen Bedarfs- und Entwicklungsplan (BEP) zur Pflegesituation. Anhand einer entsprechenden Bevölkerungsprognose wurden diese Vorgabewerte bis zum Jahr 2021 fortgeschrieben. An berechneten Vorgabewerten sollen die einzelnen Bezirke nun ihre tatsächliche Versorgung in einem Korridorbereich von Plus/Minus 15 Prozent halten. Diese Korridorberechnungen finden ebenfalls Einzug in der Bedarfsrechnung.

Ab 2025 steigt Anteil der Über-Neunzigjährigen um 70 Prozent

Ausgangspunkt für die Prognoserechnung ist der Bevölkerungsstand zu Jahresbeginn. Deutlich erkennbar ist im folgenden Diagramm zur Bevölkerungsstruktur die Zunahme des Anteils von Personen mit steigendem Alter, die auf Hilfe angewiesen sind. Die grüne und orange Linie veranschaulichen die Veränderung der Bevölkerungspyramide bis 2025 beziehungsweise bis 2035. Die Anzahl der hochbetagten Menschen – 90 Jahre und älter – wird bis 2025 stagnieren oder sogar leicht abnehmen, danach bis 2035 um bis zu 70 Prozent stark anwachsen. Dies ergibt sich durch die Alterung der Kriegskinder-Generation mit Geburtsjahrgängen zwischen 1938 und 1944. Die Darstellung veranschaulicht den Anteil der Personen ab 60 Jahren, die entweder stationär, mobil oder durch eine 24-Stunden-Kraft betreut werden. Eindeutig erkennbar ist die Zunahme der mobilen Betreuungsleistungen (gelb) ab dem 70. Lebensjahr. Während in der Altersgruppe von 60 bis 69 Jahren nur rund 0,6 Prozent eine mobile Betreuungsleistung in Anspruch nehmen, steigt dieser Anteil bei den 70- bis 79-Jährigen auf 1,7 Prozent. Bei den Über-80-Jährigen beträgt dieser Wert bereits 7,2 Prozent.

Bevölkerungsstruktur - Betreuungsform, Stand 2019 und Prognose für 2025 und 2035

Beste mobile Betreuung für ältere LinzerInnen –
Vollversorgung seit 2012

MitarbeiterInnen der Mobilen Dienste bieten Hilfe und Unterstützung im Alltag – ob durch Essen auf Rädern, beim Einkaufen, im Haushalt und bei anderem mehr. Besonders die Hauskrankenpflege, die mobile Betreuung sowie die Heimhilfe bilden in der mobilen SeniorInnenbetreuung den Schwerpunkt. Angeboten werden sie von der Volkshilfe, der Caritas, dem Samariter-Bund, dem Roten Kreuz, dem Oberösterreichischen Hilfswerk, der Evangelischen Diakonie und dem Verein Miteinander. Die Stadt Linz ist für die Gesamtkoordination der Dienste, also für Auftragsvergabe, Controlling sowie Vor- beziehungsweise Mitfinanzierung, verantwortlich. Mobile Dienste sind ein wesentlicher Grund für den Rückgang der Nachfrage nach Pflegeplätzen. Schnittstelle für all diese Angebote sind dabei die Sozialberatungsstellen Kompass der Stadt Linz. Hier erfahren Betroffene und Angehörige, welche mobilen und stationären Angebote es für die jeweilige Lebenssituation gibt, bis hin zur Aufnahme in ein Pflegeheim. Vor allem ältere LinzerInnen, die zu Hause Unterstützung benötigen und über keine ausreichende private Hilfe verfügen, erhalten eine mobile Versorgung. Diese Betreuungsleistung wird dabei in die Mobile Betreuung und Hilfe (MBH) und die Hauskrankenpflege (HKP) unterteilt. Diese kann wiederum in medizinische HKP, die vom Arzt verordnet wird, und soziale HKP unterteilt werden. Die mobile Betreuung und Hilfe besteht aus der Fachsozialbetreuung „Altenarbeit“ (FSBA), die für die eigentliche Pflege zuständig ist, sowie der Heimhilfe (HH), die primär Tätigkeiten des Haushalts, Einkaufen, Besorgungen erledigt. Seit einer Gesetzesänderung und einer Zusatzschulung darf die Heimhilfe auch Teile der FSBA- Tätigkeiten ausführen. In der Praxis kommt es ebenfalls vor, dass die FSBA auch Haushaltsaufgaben wahrnimmt. Die Stadt Linz beschäftigt selbst keine MitarbeiterInnen, sondern kauft die Leistung von sieben verschiedenen Vereinen zu. Zu diesem Zweck wurde das Stadtgebiet in Versorgungssprengel untergliedert, die jeweils von einem Verein betreut werden. Im Norden von Linz sind dies der Arbeiter- Samariterbund sowie das Hilfswerk. In der Innenstadt teilen sich das Rote Kreuz, die Caritas und die Diakonie die Aufgaben. Am Bindermichl und in der Neuen Heimat ist die Volkshilfe präsent, Den restlichen, südlichen Teil von Linz deckt die Miteinander GmbH mit ihren Leistungen ab.

Gebietsaufteilung Mobile Dienste der verschiedenen Betreuungsvereine in Linz

In den vergangenen Jahren wurde die mobile Betreuung und Hilfe in Linz massiv ausgebaut, dementsprechend entwickelten sich auch die Einsatzzeiten und Personalstärken sehr dynamisch nach oben. Infolge des Ausbaus und durch die Zunahme der 24-Stunden-Betreuung reduzierten sich die Wartelisten, sodass etwa seit 2012 in Linz von einer Vollversorgung gesprochen werden kann. Seit 2015 stagnieren die Betreuungszahlen.

Bedarfsentwicklung Mobile Dienste

In der Grafik wird neben der von der Stadtforschung errechneten Bedarfsentwicklung auch der Korridorbereich (Minimal- und Maximalgrenzen) des Bedarfsentwicklungsplans 2015 (BEP) des Landes dargestellt. Dieser liegt im Jahr 2019 zwischen 160.000 und 215.000 Betreuungsstunden. Aufgrund der demografischen Entwicklung ist in Linz in den kommenden Jahren mit einem leicht steigenden Bedarf an Mobiler Hilfe (Fachsozialbetreuung „Altenarbeit“ und Heimhilfe) zu rechnen, der ab etwa 2024 stärker anzusteigen beginnt. Linz bewegt sich dabei klar innerhalb des Zielbereiches des BEP 2015. Für 2019 sind mit den Betreuungsvereinen insgesamt rund 179.000 zu leistende Betreuungsstunden vereinbart. Aus derzeitiger Sicht sollte mit diesem Volumen für die nächsten Jahre das Auslangen zu finden sein.

Tabelle: Prognostizierte Bedarfsentwicklung Mobile Dienste (FSBA, HH)

Auch bei einer Aufteilung der Dienste Fachsozialbetreuung „Altenarbeit“ und Heimhilfe nach dem Schlüssel 2:1 bewegt sich Linz jeweils im Zielbereich der Landesvorgaben. Infolge eines Grundsatzbeschluss des Linzer Gemeinderates wurden für 2019 mit den Betreuungsvereinen 124.500 Jahresstunden für Fachsozialbetreuung „Altenarbeit“ und 54.300 Stunden für Heimhilfe vereinbart.

Mehr als 2.100 Personen wurde 2018 mobil betreut

Im Jahr 2018 wurden, ohne Tageszentren, insgesamt 2.134 KlientInnen betreut und 171.000 Einsatzstunden geleistet.

Tabelle: Hauptwohnsitzbevölkerung und KlientInnen der Mobilen Dienste im Alter von 60 Jahren und älter
Tabelle: Auswertung für Dezember 2018

Im Monatsdurchschnitt bedeutet das rund 1.280 versorgte Personen mit 14.000 Einsatzstunden. Die Entwicklung der vergangenen fünf Jahre weist annähernd gleichbleibende KlientInnen-Zahlen aus. Eine Auswertung für den Monat Dezember 2018 über die Altersstruktur von Menschen, die Mobile Dienste in Anspruch nahmen, zeigt, dass der Großteil (61 Prozent) der betreuten KlientInnen bereits mehr als 80 Jahre ist.

Grafik: KlientInnen der Mobilen Dienste
Grafik: Auswertung für Dezember 2018

Neun Stunden Betreuung pro Klient

Die Einsatzzeiten der MitarbeiterInnen reichten im Jahr 2018 von einer halben Stunde im Monat bis zu 121 Stunden im Monat pro Klient. Bei 23 Personen belief sich der Aufwand sogar auf mehr als 50 Einsatzstunden monatlich. Der relativ größte Teil der KlientInnen konsumierte 2,5 bis 5 Stunden MBH. Im Durchschnitt wurden je Klientin bzw. Klient etwa neun Stunden MBH pro Monat in Anspruch genommen.

Grafik: Durchschnittliche Betreuungsleistung je KlientIn 2018

Stadt Linz investiert 2,7 Millionen Euro in Mobile Betreuung

Zu den Kosten der Mobilen Betreuung und Hilfe sowie der Hauskrankenpflege leisten KlientInnen, in Abhängigkeit von ihrem Familien-Nettoeinkommen und dem Bezug eines Pflegegeldes, einen den Vorgaben des Landes entsprechenden Kostenbeitrag. Die dadurch nicht gedeckten Kosten für die MBH tragen zu je 50 Prozent das Land Oberösterreich und die Stadt Linz. Im vergangenen Jahr betrug dieser städtische Beitrag 2,7 Millionen Euro. Insgesamt lagen die Gesamtausgaben bei 7,7 Millionen Euro.

Tabelle: Mobile Dienste (Fachsozialbetreuung „Altenarbeit“ und Heimhilfe) – Finanzielle Entwicklung

Im Jahr 2018 wurden rund 171.000 Einsatzstunden (FSBA + HH) verrechnet. Eine Einsatzstunde kostete im Durchschnitt 15,6 Euro für die Stadt Linz. Für die öffentliche Hand (Stadt Linz + Land Oberösterreich) kostete 2018 die Einsatzstunde in Linz durchschnittlich 31,2 Euro. Insgesamt (inkl. KlientInnenbeiträge) belief sich 2018 eine Einsatzstunde in Linz durchschnittlich 45 Euro. Die KlientInnenbeiträge werden durch die Sozialhilfeverordnung des Landes in der Regel jährlich angepasst.

Grafik: Ausgaben für Mobile Dienste

180.000 Betreuungsstunden durch Rahmenvertrag gesichert

Bereits 2013 wurde das Verrechnungssystem des zuständigen städtischen Geschäftsbereiches Soziales, Jugend und Familie auf das so genannte Normkostenmodell umgestellt. Mit einem Gemeinderatsbeschluss wurde ein Rahmenvertrag beschlossen, in dem die Leistungsstundenkontingente mit jedem der sieben Trägervereine festgelegt wurden. Unter- oder Überschreitungen im Ausmaß von maximal 10 Prozent werden toleriert. Ausgehend von diesem Rahmenvertrag wird jährlich mit jedem Verein eine Leistungsvereinbarung für das nächstfolgende Jahr ausverhandelt. Für 2019 sind dies 124.500 Stunden für Fachsozialbetreuung und 54.300 Stunden für Heimhilfe.

Tabelle: Leistungsstundenvereinbarung für Mobile Hilfe für das Jahr 2019

Hauskrankenpflege

Hauskrankenpflege (HKP) erfolgt zum Teil auf Verordnung des Arztes. KlientInnen leisten in Abhängigkeit von ihrem Familiennettoeinkommen und dem Bezug eines Pflegegeldes einen den Vorgaben des Landes Oberösterreich entsprechenden Kostenbeitrag. Die Kosten, die nicht durch die Beiträge der KundInnen gedeckt sind, werden vom Oberösterreichischen Gesundheitsfonds, der Gebietskrankenkasse und dem Sozialressort des Landes finanziert. Die Hauskrankenpflege wurde in Linz bis Mitte des Jahres 2013 zur Gänze von der Linzer Volkshilfe getragen. Seit der Umstellung auf die multiprofessionellen Dienste und das Normkostenmodell ist jeder Verein in seinem Betreuungsgebiet für die Erbringung der Hauskrankenpflegeleistung zuständig. Dementsprechend werden seitens des Geschäftsbereiches Soziales, Jugend und Familie mit jedem Verein vertraglich Betreuungsstunden für das jeweils nächstfolgende Jahr festgelegt. Mit den Trägervereinen wurde mittels Leistungsstundenvereinbarung für 2019 ein Ausmaß von 44.150 Stunden festgelegt. Bei den vom Land zugrunde gelegten 1.210 Normproduktivstunden je Vollzeitkraft entspräche dies einer Vereinbarung von mehr als 36,5 Personaleinheiten.

Tabelle: Vertraglich vereinbarte Betreuungsstunden für Hauskrankenpflege für 2019

Für das Jahr 2019 liegt der vom Landes-BEP 2015 vorgegebene Zielbereich für Linz zwischen einem Minimum von 43.700 Betreuungsstunden und einem Maximum von 59.100. Die Stadt Linz ist zwar für den Rahmenauftrag der HKP zuständig, hat aber wegen der ärztlichen Verordnung in der Realität nur geringen Einfluss auf das Ausmaß der geleisteten Einsatzstunden. Eine Bedarfsberechnung bietet so gut wie keine Handlungsansätze für die Stadt und wurde daher nicht in Angriff genommen.

Fünf Tageszentren für teilstationäre Betreuung

In Linz existiert in Form der Tageszentren eine besondere Form der pflegerischen Leistung. Mobile Hilfen können dadurch entlastet werden. Für SeniorInnen, die zu Hause wohnen, stehen drei städtischen Tageszentren bereit. Hier erhalten die Tages-BesucherInnen ein Angebot, das neben professioneller Betreuung durch FachsozialbetreuerInnen und DiplomsozialarbeiterInnen eine bunte Palette an Freizeit- und Unterhaltungsmöglichkeiten bietet. Diese können mehrmals wöchentlich in Anspruch genommen werden. In den städtischen Einrichtungen stehen in Summe 100 Betreuungsplätze zur Verfügung. In privaten Häusern weitere 28.

Tabelle: Teilstationäre Betreuung

Das Tageszentrum Regenbogen der Volkshilfe wurde speziell für Menschen mit Demenzerkrankungen eingerichtet und im Seniorenwohnhaus Karl Borromäus wird in der Elisabeth Stub’n ebenfalls eine Tagesbetreuung für Menschen mit Demenz angeboten.

Weitere Artikel

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"