Gegen den Engpass: Beatmungsgeräte „made in Linz”
Linz nimmt zentrale Rolle bei neuer „Impact Innovation“-Bewegung ein
Seit 1. Oktober tüftelt ein internationales Technikerteam im Rahmen der „Impact Innovation Weeks“ in Linz am ersten Open Source Beatmungsgerät für medizinische Zwecke. Ein internationales Forscherteam aus 15 Ländern beschäftigt sich unter der Leitung von Victor Suturin mit diesem Problem. In der Grand Garage wurde in den vergangenen 14 Tagen an den Prototypen gebaut.
Entstanden ist diese Idee bei einem Hackathon unter dem Motto „#EUvsVirus“ der Europäische Kommission. Ziel des Hackathon war es, Lösungen einzureichen, die zur Unterstützung der europäischen und globalen Erholung nach dem Coronavirus-Ausbruch beitragen. Neben PolyVent, so nennt sich die Forschergruppe die diese Beatmungsgeräte baut, ging auch das Beratungsunternehmen www.halloSophia.com, mit Sitz in der Tabakfabrik, als Drittplatzierter aus dem Hackathon hervor. Beide Institutionen stellen nun ihre Lösungen im Rahmen der „Impact Innovation Weeks“ in Linz vor. Bürgermeister Klaus Luger ist stolz darauf, dass Linz als Standort zur Prototypen-Entwicklung gewählt wurde.
„Linz ist bekannt als das industrielle Rückgrat Österreichs und sein innovationsfreundliches Umfeld. Ich bin überzeugt, dass auf dieser Basis in Zukunft wirtschaftlicher und sozialer Erfolg möglich ist. Deshalb hat sich die Stadt das Ziel gesetzt, die innovativste Stadt Österreichs zu werden. Wir freuen uns, dass die internationale ‚Impact Innovation Alliance‘ in der Linzer Tabakfabrik, die in den vergangenen zehn Jahren einen sehr innovativen Wandel vollzogen hat, zu Gast ist. Ich möchte auch allen Unterstützern wie der Grand Garage und allen anderen strategischen Partnern für ihre offene Haltung und ihren Einsatz für dieses Projekt danken.“
Bürgermeister Klaus Luger
„Durch unseren Kontakt zu Sophia Advisory haben wir vom Angebot in Linz erfahren und waren sofort beim ersten Besuch überzeugt, den richtigen Ort gefunden zu haben, um die Beatmungsgeräte zu prototypen. Eine vierstöckige Werkstatt mit allen nötigen Maschinen in der Grand Garage und ein innovationsfreundlichen Umfeld drum herum: perfekt”, war Victor Suturin, Teamlead von PolyVent, bereits nach seinem ersten Besuch in Linz im Juli vom Standort überzeugt.
Plattformen und Netzwerke zum Erfolg
Doch auch der Linzer Bürgermeister Klaus Luger war von Anfang an Unterstützer von Innovationen mit gesellschaftlichem Mehrwert und der „Impact Innovation Alliance”, wie sich der Zusammenschluss von EUvsVirus Gewinnern und ihren Partnern, unter der Leitung von der in Rom ansässigen Gabriella Marcelja, heute nennt. Markus Waghubinger, Gründer von halloSophia.com, betont, „der Grundgedanke der Sophia Plattform ist es, Unternehmen mit denjenigen zusammenzubringen, die ihnen helfen können, erfolgreicher zu sein. In dem Fall waren es PolyVent und der Linzer Bürgermeister. Grundsätzlich sind auf der Plattform zumeist klein- und mittelständische UnternehmerInnen die externes Know-How bei Finanzierungs-, Management- oder Wachstumsthemen suchen.” „Die Grand Garage versteht sich als Entwicklungsraum und Vernetzungsraum zwischen technisch Interessierten, der kreativen Szene, Universitäten, Unternehmen und der Öffentlichkeit. In diesem interdisziplinären und kollaborativen Miteinander werden Chancen identifiziert, Konzepte entwickelt, verbessert und in hochinnovative Realitäten umgewandelt. Eine Institution wie die Grand Garage ist europaweit einzigartig und bietet daher dem Team und Projektvorhaben von PolyVent die perfekte Umgebung, um ihre Idee Wirklichkeit werden zu lassen. Wir freuen uns, das Team um Victor Suturin bei uns zu haben und künftig als technisches Headquarter in Europa für das Netzwerk um PolyVent zu fungieren“, sagt die Kuratorin der Grand Garage Kathrin Obernhumer.
Hintergründe zur Prototypen-Entwicklung
Unter Impact Innovation ist zu verstehen, dass tausende Menschen auf der ganzen Welt ihr Know-How in Lösungen für die brennenden Herausforderungen unserer Zeit stecken. An der Entwicklung des Beatmungsgerätes von Victor Suturin beteiligten sich Ingenieure aus 15 verschiedenen Ländern wie Indien, Kanada, Australien, USA, darunter Gruppierungen wie Engineers without Borders und Helpful Engineering. Ziel ist es in der Folge, das Open Source Beatmungsgerät in alle Länder der Welt zu bringen, in denen die Menschen mit einem Mangel daran konfrontiert sind. Der perfekte Ort zur Umsetzung dieses Projektes liegt in der Linzer Grand Garage, derzeit größter Makerspace Europas. Zwei der Gewinnerteams des Hackathons der EU Kommission EUvsVirus, eines im Bereich Medizintechnik und eines im Bereich Wirtschaft, stellen nun die Lösungen im Rahmen der Impact Innovation Weeks in Linz vor. Zwei Wochen lang konnten Besucherinnen und Besucher online und vor Ort die Entwicklung von Beatmungsgeräten von PolyVent und den Launch der Unternehmensberatung für Mittelstandsunternehmen www.halloSophia.com hautnah mitverfolgen.
Während die Sophia-Plattform direkt in der Tabakfabrik beheimatet ist und es sich zum Ziel gemacht hat, den Zugang zu Expertise für UnternehmerInnen so einfach wie möglich zu gestalten, um neue Potenziale in der Wirtschaftskrise zu finden, sind die Ingenieure von PolyVent aus Kanada, Deutschland und Holland angereist. Beispielsweise der 16-jährige Kanadier Nathaniel Bechard, der vor dem Lockdown einen Prototyp eines Stickstoff- Motors gebaut hat und sich derzeit intensiv mit dem Thema der Knappheit von Beatmungsgeräten beschäftigt. Er hat seine Großeltern um Flugtickets nach Linz gebeten.
Im Rahmen der zweiwöchigen Veranstaltung haben internationale Top Speaker online partizipiert, wie beispielsweise Lee Felsenstein, einer der Erfinder des ersten PCs und die ehemalige EU Kommissarin Violeta Bulc. Rund 25 online Panels, Diskussionen und Workshops mit etwa 55 Speakern und über 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben in den vergangenen Tagen stattgefunden. Auch PartnerInnen der Sophia-Beratungsplattform, bestehend aus internationalen und regionalen ExpertInnen der Wirtschaftsberatung, wurden auf die Bühnen in und um die Tabakfabrik in Linz gebeten, um von unternehmerischen Erfolgsgeschichten während der Krise zu berichten, die als Inspiration und Motivation für UnternehmerInnen dienen sollen.