Franckviertel: Sozialplan von Stadt Linz und GWG greift
Plan für neue GWG-Wohnanlage "Wimhölzel-Hinterland" vor Einreichung
Für die GWG-Wohnanlage „Wimhölzel-Hinterland“ im Franckviertel wurde im Vorjahr ein so genanntes „Kooperatives Planungsverfahren“ durchgeführt. Ziel war es, alle Beteiligten an einen Tisch zu bringen und eine wirtschaftlich vertretbare Lösung für die Neugestaltung und den Neubau dieses Stadtgebiets in mehreren Etappen zu finden.
Das gemeinsam von BewohnerInnen, PlanerInnen und Architektinnen erarbeitete Projekt befindet sich nun in der Phase der Einreichplanung. Mit dem Entwurf der Architekturbüros Frötscher Lichtenwagner, Werner Neuwirth und transparadiso, wobei von dem letztgenannten das städtebauliche Leitprojekt stammt, ist es gelungen, bei der Planung die Wünsche der Mieterinnen und Mieter im größtmöglichen Ausmaß zu berücksichtigen. „Neu war mit Sicherheit, dass die Wünsche und Bedürfnisse der künftigen Bewohnerinnen und Bewohner bereits in der Planungsphase durch Herrn Harald Daume vertreten waren. Dass damit auch die Architekten neue Erkenntnisse gewonnen haben, zählt sicher ebenso zu den Erfolgen dieses Verfahrens“, hält GWG-Direktor Nikolaus Stadler fest. „Der Prozess des „Kooperativen Planungsverfahrens war intensiv, aber letztendlich vom Erfolg geprägt. Denn damit ist es gelungen, den Wünschen der künftigen Bewohnerinnen und Bewohner so weit wie möglich entgegen zu kommen“, blickt Harald Daume als Sprecher der BewohnervertreterInnen zufrieden zurück.
„Eine Revitalisierung der Altbauten in diesem Bereich wäre aus ökonomischen Gründen nicht vertretbar und somit auch den BewohnerInnen und Bewohnern nicht zumutbar gewesen. Uns liegen auch jene Menschen am Herzen, die nicht auf die Butterseite des Lebens gefallen sind. Sie brauchen unsere Unterstützung.“
Bürgermeister Klaus Luger
Das Projekt entwickelt die „alte“ Siedlung mit zwei neuen Gebäudetypen weiter. Ein Gebäudetyp orientiert sich an der Struktur der bestehenden Bebauung. Es entstehen unterschiedliche Raumqualitäten und vielfältige Freiraumangebote. Die Neubebauung soll zwischen vier und acht Geschoße umfassen, dabei wird bei annähernd gleichbleibender Wohnungsanzahl die Dichte maßvoll erhöht. Besonders wurden bei der Planung die Wünsche jener Bewohner aus den Altbauten berücksichtigt, die in die Neubauten übersiedeln möchten. Ergänzt wird das Angebot an Wohnungen, die für Familien geeignet sind. Das Projekt soll ab 2020 in vier Etappen realisiert werden und bietet damit auch für die heutigen Bewohnerinnen und Bewohner der Siedlung die Möglichkeit, im Quartier zu bleiben und in ein neues Haus umzusiedeln.
Sozialplan enthält Leistungen um 3 Millionen Euro
Die Mieterinnen und Mieter der Altbauwohnungen werden bestmöglich bei der Übersiedlung unterstützt. Die GWG sichert den Betroffenen die bevorzugte Behandlung bei Wohnungswünschen, einen Vormerkkautionsverzicht und die Stundung von Einmalzahlungen wie Finanzierungsbeiträgen zu. Auch ein Übersiedlungsservice für Küche und Möblierung wird angeboten. Weiters werden Ablösen in der „Alt“-Wohnung auf Basis der mietrechtlichen Bestimmungen gewährt. Menschen, die sozial bedürftig und damit von der Absiedlung besonders stark betroffen sind, wird zusätzlich eine soziale Hilfestellung angeboten. Diese erhalten im Rahmen eines Sozialplans einen finanziellen Ausgleich von der Stadt Linz. Konkret werden etwa 250 besonders betroffene Mieterinnen und Mieter von den Ausgleichszahlungen des Sozialplans profitieren. Die Höhe der Ausgleichszahlungen richtet sich nach der Höhe der aktuellen Mietbelastung pro Quadratmeter und Monat. In Summe stellt die Stadt Linz dafür einen Betrag von 1,2 Millionen Euro zur Verfügung. Der Anteil der GWG am Sozialplan umfasst einen Betrag in der Höhe von rund 1,8 Millionen Euro und beinhaltet die Leistungen für die Übersiedlungshilfe, Baukostenbeiträge und Ablösezahlungen. Abgewickelt werden die Ausgleichszahlungen an die MieterInnen in Form von Einmalzahlungen. Dabei wird ein Großteil der Differenz zwischen der Altmiete und der Miete im Neubau oder in einer Ersatzwohnung ausgeglichen. Berechnungsbasis für diesen Ausgleichsbetrag ist ein Zeitraum von zehn Jahren, weiters erfolgte eine soziale Staffelung, die Bezieher von Wohnbeihilfe besonders berücksichtigt und den zumutbaren Mehraufwand nochmals reduziert.
Die Ausgleichszahlungen im Detail
Basis ist die aktuelle Miete in der bestehenden Wohnung. Als zumutbar wird eine um 20 Prozent höhere Miete für die neue Wohnung, zumal die Neubauwohnungen über eine bessere Ausstattung mit Liften, Balkonen/Loggien, Terrassen, Bädern verfügen als die Altbauwohnungen.
- Für jene MieterInnen, die Wohnbeihilfe beziehen oder darauf Anspruch haben, wurde die zumutbare Mehrbelastung auf 10 Prozent reduziert.
- Vergütet werden 10 Jahre Restmietdauer für die derzeitig gemietete Fläche und als Einmalbetrag ausbezahlt.
- Menschen mit einem Lebensalter von mindestens 80 Jahren erhalten das Angebot, zwischen der Einmalzahlung oder einer monatlichen Zuzahlung zu wählen.
Blick in die Zukunft
Beginnen werden die Bauarbeiten an der Ing.-Stern-Straße und an der Engelmannstraße. Insgesamt konnte die GWG bereits mehr als die Hälfte der bisherigen Hauptmieterinnen und Hauptmieter in der gesamten Wohnanlage erfolgreich eine Ersatzwohnung anbieten und diese MieterInnen auch bei der Übersiedlung großzügig unterstützen. Besonders weit fortgeschritten ist die Absiedlung im geplanten ersten Bauabschnitt, der zwei der bestehenden Gebäude umfasst: Seit dem Gemeinderatsbeschluss für den Sozialplan im Juni 2018 konnte hier für alle Mieter eine Lösung gefunden werden, sodass die ersten beiden Gebäude spätestens mit Mitte November zur Gänze abgesiedelt sein werden. Damit können die beiden Gebäude an der Ing.-Stern-Straße und an der Engelmannstraße mit insgesamt 103 Wohnungen mit Jahresbeginn 2020 abgebrochen werden und die Arbeiten für die Neubebauung begonnen werden. Innerhalb des zweiten Bauabschnittes an der Memhardstraße und der Schreberstraße (ungerade Nummern) mit 111 Wohneinheiten konnte bereits 43 Prozent der BewohnerInnen eine Ersatzwohnung angeboten werden, im dritten Bauabschnitt (Schreberstraße gerade Nummern und Kronbergerstraße) mit 98 Wohneinheiten liegt der Anteil der bereits leerstehenden Wohnungen bei 40 Prozent während beim vierten und letzten Bauabschnitt an der Krinner- und der Ebenhochstraße mit 111 Wohnungen der Anteil der bereits abgesiedelten Mieterinnen und Mieter bei 32 Prozent liegt.
Enge Verbindung zur Nachbarschaft
Besonders berücksichtigt wird die Einbindung der vorhandenen Nachbarschaften. So ist im Nahbereich des Seniorenzentrums Franckviertel ein vergrößerter Platz vorgesehen, die Freiräume nördlich der Stieglbauernstraße sind Teil des räumlichen Gesamtkonzepts. Im Zentrum, also im Verlauf der heutigen Schreberstraße, soll ein breiter öffentlicher Platz das funktionale Zentrum des neuen Stadtquartiers bilden. Erstmals wird eine Sammelgarage anstelle der sonst üblichen Wohnungstiefgaragen errichtet. Diese bietet nicht nur den Bewohnerinnen und Bewohnern der Neubauten, sondern auch den Nachbarn aus der Umgebung die Möglichkeit, ihr Fahrzeug abzustellen. Das sorgt für eine Entspannung der Parkraumsituation in der gesamten Umgebung und erlaubt es, auf Stellplätze im Areal fast vollständig zu verzichten und damit ein autofreies Quartier zu errichten. Die behutsame, schrittweise Umsetzung des Neubaus in vier Etappen ermöglicht es bisherigen Bewohnerinnen und Bewohnern am Standort zu bleiben, bestehende nachbarschaftliche Beziehungen werden berücksichtigt. Die vielfältigen Möglichkeiten des unter intensiver Einbeziehung der Bevölkerung entwickelten Projekts versprechen einen Ort der Begegnung und einen zukunftsweisenden sozialen Wohnbau. Bei den von den Bewohnervertretern erhobenen Wünschen der Bewohner an eine neue Wohnanlage stand die Frage nach weiterhin günstigen und leistbaren Mieten den ganz oben. Damit steht das Neubauprojekt ganz in der Tradition der ursprünglichen Bebauung im Wimhölzel-Hinterland.