Leben & Stadt

Erstes Kinder-Familienzentrum der Stadt Linz

Krabbelstube und Kindergarten Garnisonstraße 38 wird ab September 2022 zu Kinder-Familienzentrum

Ab September 2022 soll die städtische Kinderbildungseinrichtung in der Garnisonstraße 38 als Kinder-Familienzentrum (KiFaZ), welches nach dem Early-Excellence-Ansatz funktioniert, seine Arbeit aufnehmen. Early Excellence bedeutet, dass Bildungsbarrieren bereits in der Elementarpädagogik abgebaut und vermindert werden, indem zielgerichtete Unterstützungsleistungen niederschwellig angeboten werden. Das Besondere dabei: Die Eltern der Kinder werden als gleichberechtigte PartnerInnen mit einbezogen und diese bringen sich mit ihren Fähigkeiten aktiv mit ein. Das Ziel lautet, jedes Kind in seiner Individualität – welche an sich „exzellent“ ist – individuell zu fördern und dessen Anspruch und Recht auf exzellente Bildung, Erziehung und Betreuung zu gewährleisten.

Seit dem Frühling dieses Jahres wird an der Implementierung des Kinder-Familienzentrums gearbeitet. Langfristig sollen im gesamten Stadtgebiet Einrichtungen entstehen, die unter dem Early-Excellence-Ansatz funktionieren.

Was bedeutet der Early-Excellence-Ansatz?

Early Excellence ist ein Ansatz, der seinen Schwerpunkt in der Elementarpädagogik sowie in der integrierten Familienarbeit hat. Early bedeutet hier im wörtlichen Sinn „früh“ und möchte Kinder und Familien im Sinne von Bildungsgerechtigkeit früh erreichen und wo nötig Unterstützung anbieten. Early Excellence hat den Anspruch, Unterstützungsleistungen niederschwellig zur Verfügung zu stellen und damit Zugangsbarrieren abzubauen um Bildungschancen zu erhöhen.

Dabei wird mit dem Early-Excellence-Ansatz die Haltung vertreten, dass Eltern als gleichwertige PartnerInnen begegnet wird. Dazu gehört auch, dass Eltern in ihren Fähigkeiten gesehen werden und diese aktiv einbringen können.

Excellence bedeutet, dass jedes Kind in seiner Individualität exzellent ist. In Early-Excellence-Einrichtungen wird zudem betont, dass alle Kinder einen Anspruch und ein Recht auf exzellente Bildung, Erziehung und Betreuung haben. Dies ist nicht in einem elitären, exklusiven Sinn gemeint. Es geht um einen positiven Blick auf kindliches Lernen und kindliche Entwicklung, darum, wie sich Kinder die Welt aneignen, begreifen und verstehen lernen. Das Lebensumfeld von Kindern wird dabei in die pädagogische Arbeit aktiv einbezogen, um Teilhabe und Lerngemeinschaft zu ermöglichen.

Der Early-Excellence-Ansatz stammt aus England, wo er 1997 durch die damalige Labour-Regierung gefördert wurde, um die Lebenssituation der Familien mit Säuglingen und Kleinkindern zu verbessern.

Was ist das Fundament des Early-Excellence-Ansatzes?

Die Haltung im Early Excellence baut auf drei grundlegenden Säulen auf:

  • Jedes Kind ist exzellent (Erziehung, Bildung, Betreuung)

Jedes Kind ist aktiv, forschend, und kompetent und konstruiert sich in seinem Tempo sein Wissen selbst. Wir wollen die Interessen und Themen jedes Kindes herausfinden um es individuell auf seinem Bildungsweg zu begleiten.

Der Early-Excellence-Ansatz vertritt ein ressourcenorientiertes Bild vom Kind und ist geprägt durch Wertschätzung und Respekt jedem einzelnen Kind gegenüber.

  • Eltern sind ExpertInnen ihres Kindes (familiäre Unterstützung, Gesundheitsfürsorge) 

Der Early-Excellence-Ansatz geht davon aus, dass alle Eltern grundsätzlich das Beste für ihr Kind wollen und die wichtigsten und ersten Bezugspersonen für ihr Kind sind. Die Idee, dass Eltern die ExpertInnen für ihr Kind sind, ist eine grundlegende Haltung, die für eine gelungene und qualifizierte Bildungspartnerschaft (ÖBRP) steht.

Eine bessere soziale Entwicklung zeigt sich bei den Kindern, die von Eltern in ihren Lernprozessen unterstützt werden. Dabei ist die soziale Schichtzugehörigkeit weniger wichtig als das, was die Eltern im Umgang mit ihren Kindern tatsächlich tun.

  • Kommunale Dienstleistungen (Die Betreuungseinrichtung entwickelt sich zu einem Zentrum und öffnet sich im Stadtteil)

Wenn es darum geht, Familien möglichst umfassend zu begleiten und damit Kinder und Familien in ihrer Entwicklung zu unterstützen, ist ein notwendiger Schritt, dass sich die Einrichtung konsequent nach außen öffnet und sich mit unterschiedlichen KooperationspartnerInnen und Institutionen zum Wohl der Kinder und Familien vernetzt. Nur so können Familien optimal begleitet werden. Das Familienzentrum ist ein Ort für gemeinsames Erleben von Eltern und Kindern, Begegnung von Eltern untereinander sowie für soziale Dienstleistungen und Angebote.

Welche Haltung steckt hinter dem Early-Excellence-Ansatz?

Der ethische Code ist die Basis für den Umgang miteinander und handlungsleitend für alle Familienzentren, die nach dem Early-Excellence-Ansatz arbeiten.

  • Positive Grundeinstellung gegenüber Kindern, Eltern, Familien und MitarbeiterInnen
  • Etablierung einer Vertrauensbasis gegenüber allen Beteiligten
  • Konsequente Orientierung an den Bedürfnissen und Wünschen von Kindern und Eltern
  • Entwicklung einer gemeinsamen Sprache und Haltung
  • Informationen und Dokumentationen sind für alle verständlich und werden allen Beteiligten zur Verfügung gestellt

Umsetzung in den Kinderbildungseinrichtungen der Stadt Linz

Der Early-Excellence-Ansatz nimmt neben der individuellen Förderung der Kinder die Bedarfe und Wünsche der Familien mit ihren jeweiligen Lebensweltbezügen in den Blick. Die Stadtteilorientierung ist dabei ein ganz wesentlicher Teil der Arbeit in der Early-Excellence-Einrichtung.

Außerdem kann der Early-Excellence-Ansatz die Anerkennung der Eltern als ExpertInnen ihrer Kinder erreichen. Das ist eine wichtige Voraussetzung, damit eine Erziehungspartnerschaft auf Augenhöhe gelingen kann. Dies wiederum begünstigt eine exzellente Begleitung der Bildungsprozesse und der Bildungsbiographie des jeweiligen Kindes. Der Early-Excellence-Ansatz trägt damit zur Erhöhung der Bildungschancen und der Teilhabemöglichkeiten für alle Kinder bei.

Als Minimum sollte in den EEC-Zentren der Zugang zu folgenden fünf Bereichen ermöglicht werden.

  • Qualitativ hochwertige frühkindliche Bildung und Betreuung mit ausgeweiteter Jahres- und Tagesbetreuung
  • Unterstützung der Familien, Beteiligung am Programm
  • Gesundheitliche Prävention, Beratung und Angebot
  • Erwachsenenbildung
  • An der Praxis orientierte Schulung und Qualifizierung der MitarbeiterInnen

In der KBBE Garnisonstraße 38 wird seit Frühling des laufenden Jahres an der Implementierung des KiFaZ gearbeitet. Die offizielle Eröffnung des Kinder-Familienzentrums wird voraussichtlich im September 2022 stattfinden. Bis dahin findet eine regelmäßige Auseinandersetzung des Teams mit den Inhalten des EEC statt. Als längerfristiges Ziel wäre es vorstellbar, dass in den einzelnen Stadtteilen jeweils eine Einrichtung, welche als EEC-KiFaZ geführt wird, entsteht.

Wie kann man sich ein Kinder-Familienzentrum vorstellen? Was erwartet Kinder und Familien dort?

Ein KiFaZ ist ein Ort, an dem eine Willkommenskultur gelebt wird und an dem es auch ausreichend Platz für Begegnung gibt – auch für die Eltern. Diese haben die Möglichkeit der Teilhabe und der Vernetzung: Etwa wenn es um die Bedarfsorientierung der Angebote geht, können Eltern ihre Kompetenzen einbringen. Im Kinder-Familienzentrum selbst sollen Angebote direkt genutzt werden können (z.B. Spielgruppe, Elterncafé, Kinderkulturangebote, Kinderturnen, Kochkurse, Repair-Cafe etc.). Darüber hinaus haben auch Beratungsangebote ihren Platz, etwa Sozialarbeit, Elternberatungen in Erziehungsfragen oder Angebote des Frauenbüros oder ausgewählte Elternbildungsangebote (z.B. Sprachkurse, Fit für die Schule etc.). Möglich sind auch Gesundheitsangebote, etwa durch ÄrztInnen vor Ort oder mittels Vorträgen.

Eine KiFaZ-Koordinatorin stellt das Bindeglied zwischen der Kinderbildungseinrichtung und den Angeboten des Kinder-Familienzentrums dar.

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