Leben & Stadt

Bevölkerung Linz: mehr Zu- als Wegzüge im Jahr 2021

Jährlich setzt sich die Linzer Stadtforschung in ihrem Bericht „Wanderungen – Linz im Vergleich“ mit den Zu- und Wegzügen von und nach Linz auseinander. Auf Basis der Daten von Statistik Austria werden auch die Wanderungsverflechtungen mit dem engeren Umland unter die Lupe genommen sowie Vergleiche mit den Entwicklungen in den Landeshauptstädten Graz, Salzburg und Innsbruck angestellt.

Im Vorjahr konnte der Einbruch des Coronajahres 2020 überwunden und wieder ein Wanderungsgewinn – sprich mehr Zu- als Wegzüge – von 883 Personen erzielt werden. Wenngleich 1.362 Inländer*innen mehr Linz verlassen haben als zugezogen sind, liegt dieser Wert auf dem tiefsten Stand seit Beginn des Beobachtungszeitraumes im Jahr 2002.

Die höchsten Zuzüge zählt Linz durch Bürger*innen aus Syrien (+365 Personen), Rumänien (+336 Personen) und Kroatien (+328 Personen). Der positive Wanderungssaldo der Ausländer*innen (+ 2.245 Personen) ist zu rund 41 Prozent auf EU-Bürger*innen zurückzuführen (+927 Personen).

In der Zuwanderung liegen auch wertvolle Chancen für den Arbeitsmarkt. Zwar hat die Arbeitsmarktlage in Linz wieder ein Niveau vor Corona erreicht und mit weniger Arbeitslosen sogar noch übertroffen. Die Wirtschaft kämpft jedoch mit eklatantem Arbeitskräftemangel, der sich durch alle Branchen zieht. Dieses Problem könnte durch Qualifizierungsmaßnahmen für bereits in Österreich lebende Ausländer*innen gemildert werden. Eine Offensive für gesteuerte Zuwanderung könnte aus Sicht von Expert*innen ein effizienter Hebel gegen den Arbeitskräftemangel sein. Vor allem aus Nicht-EU-Ländern sollen Beschäftigte mit einem Kombimodell aus rascher Beschäftigung, konkreter Integration und möglichem Familiennachzug nach Österreich geholt werden. Dies ist notwendig, um den Abfluss an Aufträgen an das Ausland zu stoppen.“

Bürgermeister Klaus Luger 

 

Linz als attraktiver Ort für junge Erwachsene

Der Gesamtwanderungssaldo (Zuzüge minus Wegzüge) erreichte im Jahr 2021 den Wert von + 883 Personen und liegt damit auf dem Niveau des vergangenen Jahres (+18). Der Inländer*innensaldo liegt 2021 bei – 1.362 und damit auf noch niedrigerem Niveau als 2020 (- 1.342). Der Ausländer*innensaldo betrug + 2.245 Personen. Seit Beginn der statistischen Auswertungen ist dies der niedrigste Wert.

Bei näherer Betrachtung der Altersstruktur sowie der Staatsangehörigkeit zeigen sich kaum Veränderungen gegenüber den vergangenen Jahren. Die Stadt Linz gewinnt Einwohner*innen aus der Wanderung vorwiegend im Segment der jungen Erwachsenen (15-29-Jährige) und verliert bei den Vorschulkindern sowie in den Altersgruppen von 30 bis 40 stärker und leicht in den Altersgruppen ab 40 aufwärts.

Die höchsten positiven Wanderungssalden 2021 für Linz sind mit Bürger*innen aus Syrien (+ 365), Rumänien (+ 336) und Kroatien (+ 328) zu verzeichnen. Der positive Wanderungssaldo der Ausländer*innen (+ 2.245) ist zu rund 41 Prozent auf EU-Bürger*innen zurückzuführen (+ 927).

Zu- und Abwanderungen aus und in die Umlandgemeinden

Wenig überraschend weist Linz die stärksten Wanderungsbeziehungen mit den Umlandgemeinden bzw. Umlandbezirken auf. Bezogen auf die Zu- und Abwanderung steht Linz in einer besonderen Verbindung zu seinen unmittelbaren politischen Nachbarbezirken Linz-Land und Urfahr-Umgebung. Rund 28 Prozent aller Linzer Wanderungsbewegungen des Jahres 2021 entfielen auf diese beiden Umlandbezirke. Auf oberösterreichischer Gemeindeebene konnte Linz mit Steyr (+ 50) und Wels (+ 46) die höchsten absoluten Wanderungsgewinne einfahren. Der höchste Wanderungsverlust entstand mit – 138 Personen gegenüber Leonding.

Mobilität nach Lockdown-Jahr 2020 wieder gestiegen

Die Zahlen der Statistik Austria weisen für Linz für das Jahr 2021 insgesamt 13.751 Zuzüge sowie 12.868 Wegzüge auf. Daraus ergibt sich ein Wanderungsgewinn von + 883 Personen. Sowohl die Zahl der Zuzüge als auch die der Wegzüge ist gegenüber dem vergangenen Jahr gestiegen. Dies zeigt, dass die Mobilität nach dem Lockdown-Jahr 2020 wieder gestiegen ist.

Linz im Städtevergleich auf Platz 2

Bei der wichtigsten und aussagekräftigsten Wanderungszahl, dem relativen Gesamtwanderungssaldo, liegt Linz in einer Reihung der Landeshauptstädte (ohne Wien) an 2. Stelle. Es ist zu berücksichtigen, dass die Städte Eisenstadt (rd. 15.000 Einwohner*innen) und Bregenz (rd. 30.000 Einwohner*innen) auf Grund ihrer Kleinheit mit den anderen Landeshauptstädten eigentlich nicht sinnvoll verglichen werden können.

 

Ein erweiterter Vergleich der relativen Wanderungssalden (je 1.000 Einwohner*innen) zeigt, dass sowohl Graz als auch Innsbruck in der Altersgruppe der Unter-20-Jährigen deutlich höhere Wanderungsgewinne aufweisen als Linz oder Salzburg. Bei den 20-24-Jährigen überflügelt Linz im Jahr 2021 die Vergleichsstädte. In der ebenfalls wanderungsmäßig noch sehr aktiven Gruppe der 25-29-Jährigen können Linz und Salzburg Einwohner*innen gewinnen, während Graz und Innsbruck bereits negative Salden aufweisen.

Arbeitskräftemangel als große Herausforderung

Nach mehr als 10.000 Arbeitslosen sowie doppelt so vielen Menschen in Kurzarbeit im Pandemiejahr 2020 wurde das Vorkrisenniveau mittlerweile wieder erreicht und sogar übertroffen: Im August 2022 waren in Linz-Stadt 6.751 Menschen arbeitslos gemeldet, um 11 Prozent weniger als genau ein Jahr zuvor. Die Zahl der arbeitslosen Männer ist innerhalb der letzten 12 Monate um 10,8 Prozent gesunken, die Zahl der arbeitslosen Frauen um 11,4 Prozent. Zuletzt waren 52 Prozent der Arbeitsuchenden Männer, 48 Prozent Frauen. Im Vergleich zum Vormonat Juli stieg die Gesamtzahl der Arbeitsuchenden jedoch um 6,7 Prozent. Aktuell zählt die Stadt Linz sogar noch weniger Arbeitslose als vor der Corona-Krise im August 2019. Damals waren in Linz 7.558 Personen arbeitslos.

Entsprechend der bundesweiten Arbeitsmarktlage haben auch Linzer Unternehmen mit Personalmangel zu kämpfen. Laut Fachkräftemonitor Oberösterreich ist die Liste der Mangelberufe lang. Es fehlt nahezu in allen Branchen an Personal, vor allem an Fachkräften in Technik- und IT-Berufen, in der Industrie, im Handel, in der Gastronomie und Pflege ebenso wie an Mitarbeiter*innen ohne spezielle Ausbildungen.

Der demografische Wandel verstärkt diesen Umstand zusätzlich, so wird das Angebot an Arbeitskräften weiter bis zum Jahr 2030 abnehmen. Dies stellt die Unternehmen mittel- und langfristig vor erhebliche Aufgaben.

„Die Stadt Linz setzte in den Pandemiejahren 2020 und 2021 mit dem Pakt für Linz‘, einem 65 Millionen schweren Investitionsprogramm, konkrete Maßnahmen, um den Auswirkungen der Krise entgegenzutreten. Gezielte Investitionen in die künftigen Arbeitsmärkte, vor allem im Digitalisierungs-, IT- sowie im Pflegebereich bleiben nicht aus – nur so wirken wir dem Fachkräftemangel gezielt entgegen“, führt Bürgermeister Klaus Luger aus.

Digitale Kompetenzen bereits in Aus- und Weiterbildung fördern

Durch das von allen politischen Fraktionen mitgetragene kommunale Investitionspaket „Pakt für Linz“ konnten bislang vor allem mittelständische Betriebe aus dem oberösterreichischen Zentralraum profitieren und so zusätzliche Arbeitskräfte einstellen bzw. die Phasen der Kurzarbeit leichter überstehen.

Mit gezielten Projekten und Maßnahmen wirkt die Stadt Linz dem Fachkräftemangel im eigenen Wirkungsbereich entgegen. Die städtische Digitalisierungs-Offensive etwa setzt sich zum Ziel, die Effizienz der Arbeitsabläufe zu steigern. Als einer der größten Lehrlingsausbilder setzt die Stadt in ihrem Ausbildungsprogramm zudem verstärkt einen Schwerpunkt auf IT-Berufe und digitale Kompetenzen.

Gezielte Kooperationen mit dem AMS, der Business Upper Austria (BizUp) und lokalen Unternehmen stärken den Standort und setzen wichtige Impulse für Linz als Innnovations-Standort sowie als attraktiver und international bekannter Arbeits- und Studienort. Im März wurde ein innovatives Stiftungsmodell ins Leben gerufen, das Personalengpässen in der Kinderbetreuung entgegenwirkt. Mehr als 20 Teilnehmende durchlaufen Theorie- und Praxis-Module mit dem Ziel, in einer Einrichtung dauerhaft zu arbeiten.

Generationswechsel und Arbeitskräftemangel benötigen neue Wege

Selbst die steigende Bevölkerungsanzahl kann den enormen Bedarf an rund 14.000 Arbeitskräften für Linzer Betriebe bis zum Jahr 2030 nicht bewältigen. Deshalb schlägt der Linzer Bürgermeister Klaus Luger ein bundesweites Aktionsprogramm vor. Dessen Schwerpunkte sollen in folgenden Maßnahmen liegen:

  1. Spezielle Qualifizierungsmaßnahmen für aktuell arbeitslose Menschen, deren Fähigkeiten nicht zum vorhandenen Arbeitsplatzangebot passen.
  2. Gezielte Zuwanderung von Arbeitskräften aus Nicht-EU-Ländern. Dies ist dringend notwendig, da aus den für Österreich bislang klassischen Zuwanderungs-EU-Ländern (Ostdeutschland, Polen, Ungarn, Rumänien, Tschechien, Slowakei) der Arbeitskräftezufluss zunehmend schwächer wird.
  3. Für diese Nicht-EU-Zuwanderung sind neue Modelle für Arbeitserlaubnisse anzuwenden. Ein Kombi-System soll diese Arbeitskräfte aus allen Branchen für 20 Stunden Beschäftigung in Unternehmen anbieten, deren Löhne von den Arbeitgebern bestritten werden. Weitere 20 Stunden sind in verpflichtende Integrationskurse mit dem Schwerpunkt auf dem Erlernen der deutschen Sprache bzw. kulturelle Bildung durch Bundes-Sondermittel unter Einbindung des AMS zu finanzieren.
  4. Für diese Zuwanderergruppen soll es, bei erfolgreicher Integration, die rasche Möglichkeit eines Familiennachzuges nach Österreich geben.

Mit diesen kreativeren Maßnahmen wäre es möglich, neue Zuwandergruppen zu finden, die keinen Arbeitsplatz eines Österreichers gefährden, jedoch dringend benötigt werden, um die vorhandene Arbeit zu erledigen.“

Bürgermeister Klaus Luger

 

Weitere Artikel

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"