In der Sitzung vom 7. März 2022 hat der Gemeinderat mit großer Mehrheit den Grundsatzbeschluss gefasst, ein gesamtstädtisches Klimaneutralitätskonzept zu entwickeln. Dieses verhilft mit konkreten Maßnahmen der Vision, Linz bis 2040 zur klimaneutralen Industriestadt zu gestalten, gerecht zu werden. Ein wesentlicher Teil eines solchen Konzepts stellt der Umstieg auf erneuerbare Energien dar. Zuletzt hat der steile Anstieg der Energiekosten die Notwendigkeit zu einem großflächigen Ausbau der Photovoltaikanlagen auf städtischen Gebäuden zusätzlich verstärkt. Im Auftrag von Bürgermeister Klaus Luger und Planungsstadtrat Dietmar Prammer entwickelten daher der Geschäftsbereich Gebäudemanagement und Tiefbau und die Immobilien Linz GmbH & Co KG ein Konzept, um Linz mit weit mehr „Strom aus der Sonne“ als bisher zu versorgen. Externe technische, kaufmännische und rechtliche Expertisen sorgen für einen fundierten Feinschliff.
„Durch die Photovoltaikanlagen könnten im Endausbau mehr als 40 Prozent des jährlichen Stromverbrauchs der Stadt Linz abgedeckt werden – dies bringt uns einen wichtigen Schritt weiter auf dem Weg zur Klimaneutralität. Linz zeichnet sich als eine der ersten Städte, die Photovoltaikanlagen auf öffentlichen Gebäuden errichtet hat, aus. Nun setzen wir durch den Start einer Ausbauoffensive in großem Ausmaß auf Sonnenenergie“, betont Bürgermeister Klaus Luger.
„Mit dem Start dieser Photovoltaikoffensive hat sich die Stadt Linz ein ehrgeiziges Ziel gesetzt. In den kommenden Jahren soll unter Nutzung der bestehenden Potenziale die erzeugte Strommenge 80 Mal höher sein als derzeit. Durch die Konstituierung von erneuerbaren Energiegemeinschaften (EEGs) wird es möglich sein, gemeinsam zu produzieren, zu speichern und somit ein Vielfaches der bisherigen Strommenge zu erzeugen“, erläutert der Linzer Planungsreferent Stadtrat Dietmar Prammer.
„Die Stadt Linz besitzt zurzeit Gesamtflächen von 1.000 Quadratmetern an Photovoltaikanlagen. Diese haben eine Gesamtleistung von circa 211.000 kWh/a. Mit der Ausbauoffensive soll diese um ein Vielfaches erhöht werden. Die Gründung der EEGs wird uns helfen, wesentlich autarker zu werden“, ergänzt der Geschäftsführer der Immobilien Linz GmbH & Co. KG Mag. Markus Eidenberger.
Bis zu 18 Millionen kWh Sonnenstrom jährlich – bis zu 100 Anlagen möglich
Im ersten Schritt wurde global analysiert, welches Potenzial an Dachflächen einerseits und an zur erzeugbaren Strommenge passenden Verbrauchslasten andererseits besteht. Ziel dieser Ausbauoffensive besteht nun darin, über 100 Anlagen auf den Objekten, die über 5.000 Tonnen CO2 einsparen werden, zu verbauen. Die Gesamtleistung der städtischen Photovoltaikanlagen erhöht sich dadurch auf über 18.000 kWp, somit ergeben sich 18.000.000 kWh erzeugter Strom pro Jahr.
Strombedarf für 4.000 Einfamilienhäuser abgedeckt
Um diesen Wert deutlicher zu veranschaulichen: Ein Einfamilienhaus mit vier Personen benötigt im Schnitt 4.400 kWh pro Jahr. Durch die neuen Photovoltaikanlagen könnte also das Äquivalent des Strombedarfs von über 4.000 Einfamilienhäusern erzeugt werden.
Um einen hohen Eigennutzungsgrad zu erreichen, soll auch das neu geschaffene Instrument der „Erneuerbaren Energiegemeinschaften“ (EEGs) genutzt werden. Bislang bestand nur die Möglichkeit, den eigenproduzierten Strom innerhalb der jeweiligen Grundstücksgrenze zu verbrauchen; durch das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz – EAG, die EEGs regelt, wird es nun möglich sein, dass die einzelnen Objekte der Stadt den Strom über die eigenen Grundstücksgrenzen hinweg produzieren, speichern, aber auch gemeinsam verbrauchen können. Dadurch wird die Anzahl der Photovoltaikanlagen, die wirtschaftlich tragfähig errichtet werden können, um ein Vielfaches höher sein als bisher.
Gründung der Linzer Energiegemeinschaft
Konkret soll für diesen Zweck eine neue Gesellschaft, die „Linzer Energiegemeinschaft (LEG)“, als Steuereinheit für die auf das Stadtgebiet verteilten EEGs gegründet und etabliert werden. Mehrheitseigentümerin dieser Gesellschaft ist die Stadt Linz selbst, die Immobilien Linz GmbH & Co KG (ILG) und die Linz AG sollen Minderheitsanteile an der Gesellschaft halten und somit die Expertise in der Anlagenplanung, -errichtung und -finanzierung einbringen.
Die ILG wird als Eigentümerin der meisten Gebäude auch Errichterin und Eigentümerin der Photovoltaik-Assets sein und diese an die jeweiligen Energiegemeinschaften verpachten, in denen die Stadt Linz und ihre Geschäftsbereiche als Verbraucher von der günstigeren und preislich stabilen Stromproduktion profitieren werden.
Bis zu 20 Millionen Euro Investitionen
Die Errichtungskosten aller Anlagen belaufen sich für den Vollausbau aus heutiger Sicht auf ca. 15 bis 20 Millionen Euro. Auf rund eine Million Euro pro Jahr wird der jährliche Vorteil der Stadt Linz geschätzt; um diesen Betrag wird die Einsparung beim Strombezug aus dem Netz (mit derzeitigen Strompreisen) höher sein als die Errichtungs-, Finanzierungs- und Betriebskosten der Anlagen.
Durch die Photovoltaikanlagen ergibt sich, dass mehr als 40 Prozent des jährlichen Stromverbrauchs der Stadt Linz auf umweltneutrale klimaschonende Weise produzieren werden. Damit kann die Photovoltaik-Offensive gleich zwei wesentliche Beiträge leisten: Einerseits einen wichtigen Schritt auf dem Weg zur Klimaneutralität, andererseits eine erhebliche Entlastung des städtischen Haushalts hinsichtlich der steigenden Energiekosten.
So soll etwa die geplante Anlage auf dem Brucknerhaus jährlich Strom im Ausmaß von fast 300.000 kWh erzeugen können. Große Potenziale schlummern aber vor allem auch in Gebäuden, an die man vielleicht nicht sofort denkt: Die bei der kommenden Sanierung der Volksschule im Aubrunnerweg zu errichtende Anlage wird sogar mehr als 350.000 kWh Strom pro Jahr erzeugen.
Die nächsten konkreten Schritte:
Erstens wird durch den Geschäftsbereich Gebäudemanagement und Tiefbau gemeinsam mit dem städtischen Beteiligungsmanagement die Struktur der LEG und der EEGs aufgesetzt. Damit soll gewährleistet werden, dass durch ein Monitoring der Erzeugungs- und Verbrauchsdaten die Zusammenschaltung von Anlagen und Verbrauchern auch künftig ständig optimiert wird.
Zweitens wird die ILG gemeinsam mit der Linz AG die möglichen Standorte einzeln hinsichtlich ihrer ökologischen und wirtschaftlichen Effizienz im Detail analysieren, sie priorisieren und beginnend mit den effizientesten Anlagen planen und errichten.
Abhängig von der Verfügbarkeit von Anlagenteilen am Markt liegt das Ziel darin, innerhalb der nächsten vier Jahre den überwiegenden Anteil der Anlagen und mittelfristig das gesamte Investitionsvolumen abzuarbeiten. Für beide Schritte werden die notwendigen Beschlüsse im Gemeinderat für Anfang 2023 vorbereitet.
Win-Win-Situation für Errichter und Kund*innen
Insgesamt betrachtet, stellt die Photovoltaik-Ausbauoffensive nicht nur für den Weg der Stadt Linz zur Klimaneutralität einen wesentlichen Teil dar, sondern auch in energiewirtschaftlicher Hinsicht eine Win-Win-Situation für die Errichter und die Kund*innen, also letzten Endes für die Linzer Bevölkerung.
Folgende Vorteile werden sich dadurch ergeben:
- Ökologische Vorteile:
- Grüne Energie
- Reduktion der CO2-Emissionen
- Vorbildwirkung
- Dezentrale Stromerzeugung
- Energiewirtschaftliche Vorteile
- Hohe Eigenversorgung durch die EEGs
- Bessere Anlagennutzung durch zusätzliche Verbrauchsobjekte, die keine Photovoltaikanlage zulassen
- Förderung regionaler Wertschöpfung
- Ökonomische Vorteile
- Reduzierte Netzgebühren und Steuern
- Langfristig planbare Arbeitspreise unter derzeitigen Strompreisniveaus
- Zusätzlicher Ertrag durch Einspeisung des „Reststroms“ ins Netz
- Beitrag zur Energiekostenstabilisierung & zunehmende Unabhängigkeit vom Strom-Börsenpreis
- Zukunftssichere Investition
Linz AG hat viel Erfahrung und technisches Know-how
Das gemeinsame Experten Know-how der Immobilien Linz und der Linz AG gewährleistet eine entsprechend effiziente Umsetzung des Konzepts. So wurde konkret bereits die Errichtung von Solaranlagen auf den Dächern des Design Center Linz, der Feuerwache Nord, der Edmund-Aigner-Schule und der Theodor-Grill-Schule geplant bzw. ins Auge gefasst. Diese Arbeiten stimmen die städtischen Geschäftsbereichen GMT und ILG ab.
Die Linz AG sammelte auch bei der Errichtung von Solaranlagen in Kooperation mit Linzer Wirtschaftsunternehmen umfangreiche Erfahrungen. Eines von zahlreichen bereits umgesetzten Projekten für Strom aus der Sonne ist eine mit der Sparkasse Oberösterreich realisierte Anlage in der Innenstadt. Weiters wurden Solaranlagen auf Wohnbauten errichtet. Zudem wurden auch für die Edmund-Aigner-Schule am Froschberg und die Theodor-Grill-Schule in Auwiesen Photovoltaikprojekte konzipiert.