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IT-Fachkräfte durch 5-Punkte-Plan

Coding Communities für Kinder und Jugendliche

Linz und Oberösterreich sind von eklatantem Mangel an IT-Kräften betroffen. Die Innovations-Hauptstadt Linz will in Zukunft Programmier- und Coding Communities mehr unterstützen, um junge Menschen für IT-Berufe zu begeistern. Bürgermeister Klaus Luger präsentiert dazu einen 5-Punkte-Plan.

Linz leidet unter einem IT-Fachkräftemangel

„Egal, ob ich mit etablierten IT-Unternehmen, Personalvermittlungsagenturen oder mit Start-ups spreche – alle klagen über den Mangel an IT-Fachkräften“, erklärt Bürgermeister Klaus Luger.

In der Tat: Laut dem Österreichischen Infrastrukturreport 2021 der Initiative Future Business Austria sagen 91 Prozent der befragten ManagerInnen, dass der Fachkräftemangel im IT-Sektor dringend gelöst werden muss. Österreichweite Untersuchungen des Industriewissenschaftliches Instituts (IWI) zeigen, dass rund 24.000 Fachkräfte fehlen und dies zu einem Wertschöpfungsverlust von rund 3,8 Milliarden Euro führt. In der Informationstechnologie bestehen laut AMS Linz derzeit rund 800 offene Stellen.

„Neben einer wirtschaftsfreundlicheren Rot-Weiß-Rot-Card und dem Ausbau von IT-spezifischen Studienrichtungen müssen wir weitere Unterstützungsmöglichkeiten bieten, um mehr junge Menschen für IT-Berufe zu begeistern. Dies schaffen wir durch niederschwellige Angebote, wie beispielsweise Coding Communities Projekte. Dadurch wird jungen Menschen die Gelegenheit geboten, Programmieren einfach mal auszuprobieren.“

Bürgermeister Klaus Luger

Coding Communities in Linz

So genannte Coding Communities bieten die Möglichkeit, jungen Menschen Programmieren näher zu bringen und sie dafür zu begeistern.

„Coder Dojo Linz hat mit Unterstützung von Dynatrace und dem Innovations-Hauptplatz zwei offene Programmierclubs beim Lentos organisiert, bei denen Kinder und Jugendliche auf spielerische Weise einen ersten Einblick in die Welt des Programmierens bekommen haben. In Summe hatten wir über 200 begeisterte TeilnehmerInnen,“ sagt Kathrin Obernhumer vom Innovationshauptplatz.


Codinggruppen für Kinder und Jugendliche (Foto: Stöbich)

Mit Coder Dojo besteht ein Club für Kinder und Jugendliche, die programmieren lernen und dabei Spaß haben wollen. Zentrale Inhalte der Kurse im Wissensturm bilden die Vermittlung von Webentwicklung, das Programmieren von Apps und das Codieren. Weitere Coding-Gruppen, wie bspw. RoboCode, Female Coders oder der Coding Club Linz sind ebenso in Linz tätig. Gleichzeitig bieten städtische Einrichtungen, wie Ars Electronica, innovative Formate zum Erlernen von IT-relevanten Kenntnissen. Open Commons Region Linz unterstützt Angebote wie „Jugend Hackt“ und organisiert das HelloWorld Programm. HelloWorld ermöglicht Kindern zwischen 8 und 12 Jahren einen ersten Blick hinter die Kulissen ihrer Technik- und Onlinewelten – regelmäßig und kostenlos in den Linzer Stadtbibliotheken Wissensturm, Auwiesen und Pichling. Darüber hinaus existieren kommerzielle Angebote, wie Acodemy oder Codersbay in der Grand Garage. Trotz unterschiedlicher Zielgruppen und Ausrichtungen haben diese Aktivitäten eines gemeinsam: eine niederschwellige Lernatmosphäre, in denen Menschen mit Programmieren und Technologie experimentieren können.

„Communities bieten mit ihren neuen Lernkulturen auch die Chance, junge Frauen für das Programmieren zu begeistern“, sagt Prof. Thomas Gegenhuber, der sich in seiner Expertentätigkeit für den dritten Gleichstellungsbericht der deutschen Bundesregierung intensiv mit dem Thema Coding Communities beschäftigt hat. „Männer dominieren IT-Berufe. Wenn wir wirtschaftlich nicht zurückfallen wollen, müssen wir es schaffen, mehr Frauen für IT-Berufe zu gewinnen und diese in der Industrie halten. Ein offenes und niederschwelliges Lernumfeld ist eine gute Grundlage dafür“, erklärt Prof. Thomas Gegenhuber.

5-Punkte-Programm zur Unterstützung von Coding Communities

Die Stadt Linz plant Coding Communities in Zukunft noch stärker zu unterstützen und hat sich dazu die Expertise der Berliner Coding Community-Expertin Ferdous Nasri geholt, die nach vielen Gesprächen mit den VertreterInnen der Communities eine Handlungsempfehlung entwickelt hat.

„Die Stadt Linz geht den richtigen Weg und verfügt über eine lebendige Community,“ sagt Ferdous Nasri. Auf Basis der Vorschläge von Ferdous Nasri, setzt der Innovations-Hauptplatz Linz gemeinsam mit anderen Institutionen der Stadt (Open Commons Linz, Wissensturm und IKT Linz) ein Fünf-Punkte-Programm auf:

Die Stadt Linz unterstützt die Coding Communities, damit diese sichtbarer und bekannter werden (z. B. Werbung in der Straßenbahn etc.). Alle technologie-relevanten Aktivitäten in Linz sollen auf einer Webseite sichtbar werden.

Coding Communities brauchen Raum. Die Stadt Linz steht mit Infrastrukturangeboten zur Seite, welche mit den Bedürfnissen der Community im Einklang sind.


Veranstaltungen fürs gemeinsame Coden werden gefördert (Foto: Stöbich)

Die Stadt Linz unterstützt Veranstaltungen wie LinzCodes! oder Jugend Hackt. Eine gemeinsam organisierte Coding-Week soll die Aktivitäten der zahlreichen Gruppen in Linz bündeln und Aufmerksamkeit generieren.

Der Stadt Linz fördert die Vernetzung zwischen Coding Communities und bestehenden Institutionen (z. B. Schulen, Unternehmen). Dazu werden künftig Vernetzungstreffen mit allen relevanten Stakeholdern stattfinden, die der Innovations-Hauptplatz organisieren wird. Ziel ist es Synergien zu heben, den Austausch zu fördern und Bedürfnisse abzufragen.

Die Stadt Linz erkundet gemeinsam mit VertreterInnen der Coding Communities, ob die Einstellung eines/einer Coding Community Managerin sinnvoll ist, um die Communities organisatorisch zu unterstützen (z. B. Support bei Kommunikation, Organisation einer Code-Week etc.).

„Ich bedanke mich bei den Coding Communities für ihr Engagement und ihren Beitrag für ein innovatives Linz. Mit dem 5-Punkte-Programm wollen wir diese Arbeit unterstützen und wertschätzen. Maßnahmen, die den Communities mehr Sichtbarkeit verschaffen, können wir rasch umsetzen. Bei anderen Maßnahmen, wie dem Aufbau eines Community Managements, werden wir sicherlich eine Möglichkeit finden, diese zu finanzieren – sei es aus eigenen Mitteln, in Zusammenarbeit mit der Wirtschaft, oder der Akquirierung von EU Fördermitteln,“ ist Klaus Luger zuversichtlich.

 

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