Linz-Geschichte(n)

Warum liegt Linz an der Westbahn?

Warum Linz Linz ist

Dumme Frage? Gar nicht mal so. Denn in der Planung sollte die ursprüngliche „Kaiserin-Elisabeth-Bahn“ von Wien nach Salzburg nicht über Linz führen – sondern über Bruck an der Mur! Zum Glück für unsere Stadt kam es anders.

1851 hatten Österreich und Bayern mit einem Staatsvertrag die Errichtung von Eisenbahnen zwischen beiden Ländern beschlossen. Mit der Kaiserin hatte das (noch) nichts zu tun, denn Elisabeth Prinzessin in Bayern heiratete Kaiser Franz Joseph I. erst 1854. Vereinbart wurden Strecken von München über Salzburg nach Wien, von Rosenheim über Kufstein nach Innsbruck und die Fortführung der von Nürnberg kommenden Strecke über Regensburg nach Linz. Darüber hinaus enthielt der Vertrag auch den Bau der Brennerbahn. Die Strecke Salzburg-Wien sollte jedoch nicht über Linz führen, sondern über Bruck an der Mur! Aber weshalb? Der nicht nur wegen ihres Endlos-Namens legendären Donaudampfschifffahrtsgesellschaft (DDSG) sollte keine Konkurrenz gemacht werden! Bei den Planungen wurde freilich schnell erkannt, dass diese Trasse durch Teile der Alpen technisch zu schwierig und vor allem zu teuer im Bau sein würde, womit man sie aufgab und dann doch lieber die heutige Westbahnstrecke in Betracht zog.

Nur vier Jahre Bauzeit

1856 wurde die „k.k. priv. Kaiserin-Elisabeth-Bahn“ offiziell gegründet. Das „priv“. macht klar, dass sie trotz ihrer herrschaftlichen Namensgeberin kein staatliches Unternehmen war, sondern eine private Aktiengesellschaft, die typisch für die Gründerzeit (1848-1873) von einem Konsortium aus Unternehmern, Bankiers und vermögenden Investoren gelenkt wurde. Auch wenn wir hier von einer noch eingleisigen und nicht elektrifizierten Strecke sprechen, ist es doch erstaunlich, dass die gesamte Verbindung Wien-Linz-Salzburg bereits am 12. August 1860 von Kaiser Franz Joseph I. und König Maximilian II. von Bayern feierlich eröffnet wurde. Ihre kaiserlich und königlichen Majestäten waren dazu eigens in Hof-Zügen aus Wien, bzw. München nach Salzburg gereist.

Alles Walzer im Augarten

Für das Volk wurde am 15. August 1860 im Wiener Augarten ein Fest geschmissen, bei dem sogar die berühmte Strauss-Kapelle unter der Leitung des Bruders von Johann Strauss, Josef „Pepi“ Strauss, aufspielte. Diese Party muss extrem toll gewiesen sein, denn die in Massen erschienenen Besucher verwüsteten den sorgfältig gepflegten Augarten so gründlich, dass für lange Zeit vom Obersthofmeisteramt keine Veranstaltungen mehr dort bewilligt wurden.1884 wurde die Kaiserin-Elisabeth-Bahn dann doch verstaatlicht und ihre Fahrzeuge und Strecken ins Eigentum der „k.k. Staatsbahnen“ (kkStB), dem ersten Vorläufer der ÖBB, überführt.

Zurück zu Sissi?

Interessant ist noch, dass die ehemalige „k.k. priv. Kronprinz-Rudolf-Bahn“ von Amstetten über Selzthal nach Villach teilweise immer noch Rudolfsbahn genannt wird, der Name der Kaiserin aber schon bald dem heute geläufigen „Westbahn“ wich.
Bis 2010 – als der Vizebürgermeister der Gemeinde Seekirchen am Wallersee im Salzburger Flachgau, Helmut Naderer, einen Brief an das Verkehrsministerium schrieb. Darin schlug er vor, die Westbahn in „Kaiserin-Elisabeth-Bahn“ rückzubenennen. Ein Scherz? Mitnichten. Der FPÖ-Politiker Naderer war von 2004 bis 2007 ein Kabinetts-Mitarbeiter im Verkehrsministerium unter Staatssekretär Eduard Mainoni (FPÖ/BZÖ) Teil der kurzlebigen schwarz-blau-orangen Regierung Schüssel II gewesen und sah nicht nur touristisches Potenzial in seiner Idee. Er begründete sie zusätzlich mit einem geopolitischen Vergleich: Leningrad würde doch auch wieder St. Petersburg heißen!

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