Linz-Geschichte(n)

Warum ist Linz Stahlstadt?

Warum Linz Linz ist

Nichts prägte die Identität von Linz so lange und so nachhaltig wie das Eisen- und Stahlwerk, das wir heute als voestalpine kennen. Aber wieso und seit wann steht es ausgerechnet dort, wo es steht?

Erst in letzter Zeit und sehr allmählich löst sich Linz vom Image der Stahlstadt. Wie fast jeder hier weiß, war das Schwerindustrieunternehmen eine Gründung der Nazis. Und zwar als „Reichswerke Aktiengesellschaft für Erzbergbau und Eisenhütten Hermann Göring Linz“. Was dagegen weniger bekannt ist, ist das Datum der Grundsteinlegung: 13. Mai 1938. Also nur zwei Monate nach dem deutschen Einmarsch. Wie war das möglich? Natürlich war von den Nazis bereits vorher länger geplant gewesen, in der Mitte der Strecke zwischen steirischem Erzberg und den schlesischen Kohlebergwerken an verkehrsgünstiger Stelle ein Eisen- und Stahlwerk zu errichten. Die Planungsphase wurde aber vor allem dadurch extrem abgekürzt, indem kurzerhand das Reichswerke-Schwesterunternehmen in Salzgitter im heutigen deutschen Bundesland Niedersachsen als Blaupause hergenommen wurde.

Der Acker rettet Asten vor der Auslöschung

Womit die engere Standort-Wahl als Hauptaufgabe verblieb. Nachdem die Welser Heide wegen eines aufwändig und teuer zu bauenden Kanals zur Donau bald verworfen war, wurden Pichling und Asten auserkoren. Nur der Einwurf des Reichsministeriums für Ernährung und Landwirtschaft, dass dort die Böden fruchtbarer als anderswo seien, rettete die Bewohner im Süden vor dem Schicksal, den nun jene im östlichen Linzer Vorort St. Peter erleiden mussten: Zwangsübersiedelung. Der Schotter, der vor allem zur Befestigung des hochwassergefährdeten rund fünf Quadratkilometer großen neuen Industrieareals, benötigt wurde, kam dennoch aus Pichling – aus Schottergruben, die heute die Weikerl Seen und der Pichlinger See sind.

Kriegsrüstung auch durch Zwansgsarbeit

Dreieinhalb Jahre nach dem Spatenstich, am 15. Oktober 1941, wurde der erste Hochofen angeblasen. Der erste von sechs, die bis 1945 errichtet wurden. Die typisch für die irreale Gigantomanie der Nazis geplanten zwölf wurden nie realisiert. Und was war das wichtigste Produkt des neuen Werks? Panzerbleche und -teile für den Krieg, die im nahegelegenen Nibelungenwerk in St. Valentin montiert wurden, der größten Panzerfabrik des Deutschen Reiches. Dass allein die Erzeugung von 1,5 Millionen Tonnen Roheisen bis zu den Luftangriffen der Alliierten ab Sommer 1944 die Arbeit von zehntausenden Menschen benötigte, liegt auf der Hand. Dass tausende davon Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge waren, auch. Diesen ist seit 2014 eine eigene Zeitgeschichteausstellung in der voestalpine gewidmet.

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