
„Wir treffen uns bei der Pestsäule!“ ist ein ur-linzerischer Satz. Und dennoch ist er inhaltlich falsch. Naja, sagen wir: Zu einem Drittel richtig. Denn die Dreifaltigkeitssäule auf dem Hauptplatz gedenkt nicht nur der Pest.
Zwischen 1717 und 1723 vom Salzburger Steinmetzmeister Sebastian Stumpfegger (1670-1749) aus ebenso Salzburger Marmor gemeißelt, ist das Barock-Kunstwerk ein Dankeszeichen an die Himmlischen für die Bewahrung vor gleich drei Arten von Katastrophen: 1. Feuer (1712), 2. Krieg (1683 und 1704) und 3. Pest (1679 und 1713). Die Zahl 3 zieht sich zudem auch gestalterisch durch. Drei Heilige sind ebenso angebracht wie drei Inschriften und drei Wappen für die drei Stände Kaiser, Adelige und Bürger. Die Heilige Dreifaltigkeit von Gott, Christus und Heiliger Geist neben Sonne und Weltkugel auf die Spitze zu setzen und damit der Säule ihren Namen zu geben, dürfte für den entwerfenden Künstler Antonio Beduzzi (1645-1735), der eigentlich Theatermaler war, ziemlich aufgelegt gewesen sein.
Jesuiten gegen die Stadt Linz
Trotz aller religiöser Symbolik, die natürlich im damaligen Zeitgeist begründet liegt, ist die Säule jedoch kein kirchliches Monument – und war es auch nie. Sie befindet sich im Eigentum der Stadt Linz und ihrer Bevölkerung und wurde auch in deren Namen beauftragt. So wie sie auch 2019/2020 auf Veranlassung des Linzer Gemeinderats generalsaniert wurde. Wie wenig die katholische Kirche damit zu tun hatte, zeigt sich auch dabei, dass der in dieser Zeit in Linz sehr einflussreiche Orden der Jesuiten vehement etwas gegen die Säule hatte. Er hielt sie für einen Ausdruck der „Verschwendungssucht“ der Stadt und brachte sogar den damaligen Landeshauptmann dazu, eine jahrelange Untersuchung von Baukosten und Finanzierung durchzuführen. Was dazu führte, dass sie erst fünf Jahre nach ihrer Fertigstellung am 17. November 1728 eingeweiht werden konnte. Und damit der Linzer Tourismusverband 2028 wohl ein zweites 300 Jahre-Jubiläum feiern wird.
Pöstlingberg war erst Nr. 2
Die künstlerische Ausführung, das städtische Eigentum und der prominente Standort auf dem Hauptplatz waren entscheidend dafür verantwortlich, dass die Säule bald den Status eines Wahrzeichens der Stadt Linz erlangte. Dass die Pöstlingbergkirche im „Landmark-Ranking“ eher als Nr. 2 gesehen wird, hat auch einen simplen Grund: Deren feierliche Weihe fand mit 1786 erst über ein halbes Jahrhundert später statt.
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