Linz-Geschichte(n)

Warum hat Linz zwei Dome?

Warum Linz Linz ist

Für Linzerinnen und Linzer ist es selbstverständlich, dass ihre Stadt einen Alten und einen Neuen Dom hat. Dabei gab es bis 1785 gar keinen. Obwohl die Kirche, die wir heute als Alten Dom kennen, da schon seit über 100 Jahren stand. Wie geht das?

Als 1669 ihr Grundstein gelegt und 1678 ihre Weihe erfolgte, war der Kirche ihre Rolle als Dom nicht in die Wiege gelegt. Entsprechend hieß sie auch anders, nämlich St. Ignatius oder Ignatiuskirche. Dieser Name verrät auch ihre ursprünglichen Eigentümer: Der Heilige Ignatius von Loyola war der wichtigste Mitbegründer der Societas Jesu, also des Ordens der Jesuiten. Die landläufige Bezeichnung „Jesuitenkirche“ war damit aufgelegt.

Von der Ordensniederlassung zum unfreiwilligen Dom

Die Jesuiten waren um 1600 als Lateinlehrer und Prediger nach Linz gekommen. Sie sollten zeitweise – vor allem während der Gegenreformation – eine äußerst einflussreiche Rolle in der Stadt spielen. Bis vor zwei Jahren. 2023 gab der Orden offiziell seinen Rückzug aus Linz an – mangels Nachwuchs. Dass ihre Kirche 1785 zur Kathedrale erhoben wurde, war von ihnen jedoch nicht geplant und schon gar nicht erwünscht gewesen. Denn es war eine Konsequenz des Verbotes ihres Ordens durch den Papst und der Aufhebung ihrer Klöster durch Kaiser Joseph II.    – sowie der Gründung der Diözese Linz. Anstatt der eigentlich dafür vorgesehenen Stadtpfarrkirche wählte der erste Linzer Bischof die verwaiste Ignatiuskirche als Bischofsdom. Diese Funktion sollte er dann 125 Jahre inne haben. Bis ihn der Neue Dom zum Alten machte und die Jesuiten dank ihrer Wiederzulassung im Jahr 1804 ihre Ignatiuskirche, die eigentlich immer noch so heißt, wieder zurückbekamen.

Größer als der Stephansdom – aber nicht höher

Den Neuen Dom wiederum, der eigentlich Mariä-Empfängnis-Dom heißt, gäbe es nicht, wenn ihn sich ein anderer Bischof nicht eingebildet hätte – und für seinen Bau alles in Bewegung setzte, was in seiner Macht stand. Bischof Franz Joseph Rudigier (1811-1884), nach dem auch die zum Dom führende Straße benannt ist. wollte nichts Geringeres als ein Gotteshaus haben, in das die gesamte Linzer Bevölkerung hineinpassen sollte. Und die lag um 1860 bei 20.000 Einwohnern. Heraus kam damit die heute noch größte Kirche Österreichs auf einer bebauten Fläche von 5.851 Quadratmetern. Die höchste ist sie dagegen nicht. Diese Legende wurde endgültig 2018 begraben, als der Turm mittels moderner Drohnen-Technik neu vermessen wurde. Seitdem wissen wir gesichert, dass er zweifellos niedriger als der Wiener Stephansturm ist. Vom Innen-Fußboden bis zum Turmkreuz ist er exakt 133,53 Meter hoch. Der Wiener Steffl misst vom Fußboden bis zur Oberkante des Doppeladlers am Turmkreuz dagegen 136,56 Meter.

Kind des Größenwahns eines katholischen Fanatikers?

Bischof Rudigier war ein streitbarer Gottesmann und auch Landtagsabgeordneter. Er gilt als Mitbegründer des politischen Katholizismus, der im katholisch-faschistischen Ständestaat von Engelbert Dollfuss gipfeln sollte und sich damit für immer diskreditierte. Der erzkonservative Rudigier schaffte es sogar, mit Schreiben und Predigen gegen  die sogenannten „Maigesetze“ von 1868, welche die Kompetenzen der Kirche beschnitten, wegen „des Verbrechens der Störung der öffentlichen Ruhe“ zu zwei Wochen Gefängnis verurteilt, zu werden. Er wurde jedoch von Kaiser Franz Joseph I. begnadigt.

62 Jahre Bauzeit auf der größten Baustelle Europas

Als der Bischof am 1. Mai 1862 den Grundstein für „seinen“ Dom legte, wusste er, dass er seine Fertigstellung nicht erleben würde. Obwohl die Baumethoden des 19. Jahrhunderts und der Neugotik jenen der „echten“ Gotik des Mittelalters weit überlegen waren, sollte es 62 Jahre dauern, bis der Dom fertiggestellt war. Die Baustelle war zeitweise die größte Europas, der Dom das größte kirchliche Projekt seiner Zeit – zumindest bis 1882, als die Sagrada Familia in Barcelona begonnen wurden. Die Weihe erfolgte am 29. April 1924. Ganz fertig wurde er jedoch erst 1935, warum die Diözese in 10 Jahren ein zweites Mal „100 Jahre Neuer Dom“ feiern könnte. Denn dann soll auch seine seit Jahren laufende aktuelle Renovierung abgeschlossen sein.

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