Linz-Geschichte(n)

Warum führt ein Tunnel durch den Römerberg?

Warum Linz Linz ist

„Jeder muss sich heut‘ motorisieren!“ sang 1956 der „Wüde mit seiner Maschin“ alias Helmut Qualtinger. Und brachte damit den damaligen Zeitgeist auf den Punkt. Kein Wunder, dass der Bau des Römerbergtunnels 1958 begonnen wurde.

Die Besatzungszeit war zu Ende, Österreich war frei und das Wirtschaftswunder begann zu brummen. Immer mehr Menschen konnten sich einen eigenen fahrbaren Untersatz leisten und die aufstrebende Autoindustrie – Stichwort VW Käfer – tat auch ihr Möglichstes dazu. Mit der schnellen Zunahme des Individualverkehrs war eine leistungsfähige Nord-Süd-Verbindung ein Gebot der Stunde im Linz der 1950er Jahre. Zumal es zur Stadtautobahn noch Jahrzehnte dauern sollte

Vier Jahre für 286 Meter

Diesem Traum vom Automobilzeitalter stellte sich allerdings im Westen der Stadt etwas vehement in den Weg: der Römerberg. Als Ausläufer der böhmischen Masse besteht er aus Granit und Gneis und war damit eine harte Nuss für die  Linzer Stadtväter, die jedoch wild entschlossen waren, dieses Hindernis zu überwinden. Am 12. Oktober 1960 erfolgte der Durchschlag, die Fertigstellung zwei Jahre später. Lediglich 286 Meter Tunnel zu graben, hatte also vier Jahre gedauert. Und so rollten die 1960er Jahre per Auto durch den – „Elmire-Stollen“?

Von Tunneln und ihren Patinnen

Es ist eine ehrwürdige Tradition beim Tunnelbau, dass die Ehegattin des Bauherrn als Tunnelpatin quasi Seite an Seite mit der Heiligen Barbara, der Schutzpatronin der Bergleute, über ein gutes und unfallfreies Gelingen des Baus wacht. Man könnte das nun als sexistisch bezeichnen, aber leider gibt es nach wie vor wenige Frauen in Chefetagen des Baugewerbes beziehungsweise der Politik, womit Ehegatten oder gar eingetragene Lebenspartner in dieser Rolle nach wie vor rar sind. Jeder Tunnel wird damit in der Bauphase auch nach seiner Patin bezeichnet und manchmal bleibt dieser Name auch nach Fertigstellung bestehen. So geschehen beim Mona Lisa Tunnel in Ebelsberg, der nicht nach dem berühmtesten Gemälde der Welt, sondern nach Monika Dobusch und Anneliese Scharinger heißt, eben den Tunnelpatinnen und Ehefrauen der dortigen Bauherren Ludwig Scharinger und Franz Dobusch.

Elmire, Elvira? Sagts einfach Römerbergtunnel!

Indem die Stadt Linz den Römerbergtunnel baute, war es damit völlig normal, dass die Gattin des damaligen Bürgermeisters Ernst Koref die Rolle der Tunnelpatin übernahm. Sehr außergewöhnlich war jedoch ihr Vorname – „Elmire“. Ein im deutschen Sprachraum sehr seltener Name, der entweder auf das Arabische zurückgeht und soviel wie „Prinzessin“ oder „Fürstin“ bedeutet oder – in dieser Zeit wahrscheinlicher – auf das altgermanische Wort für „die Berühmte“ oder „die Vornehme“. Obwohl Ernst Koref von 1945 bis 1962 siebzehn lange und prägende Jahre als Linzer Bürgermeister wirkte und Elmire Koref (1894-1975) ebenso lange als „First Lady“ der Stadt, dürften die Linzerinnen und Linzer diesen Namen nie ganz verstanden haben, denn statt „Elmire-Stollen“ nannten sie ihn „Elvira-Stollen“! Dass sich in Folge dessen der wenig originelle, dafür aber richtige, Name „Römerbergtunnel“ durchsetzte oder gar von der Stadt befördert wurde, ist darum nicht überraschend.

Erstaunlich ist dafür, dass sogar in den autobegeisterten 1950er Jahren der Bau im Vorfeld nicht gänzlich unumstritten war. Insbesondere ein Arzt, der am Südportal wohnte, soll besonders dagegen opponiert haben. Freilich schlussendlich vergebens.

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