
Wir schreiben den 4. November 1783. Der geniale Maestro persönlich leitet die Uraufführung seiner „Linzer Sinfonie“. In Linz! Das Bemerkenswerteste daran: Nur wenige Tage zuvor existiert dieses Werk noch gar nicht. Wie ist das möglich?
Im Jahr 1783 war Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) 27 Jahre alt und frisch mit seiner Constanze vermählt. Die Hochzeit hatte im Sommer des Vorjahres stattgefunden. Den Segen seines strengen Vaters Leopold hatte Mozart nicht, wohl wissend, dass er den auch nicht bekommen hätte. Dennoch hoffte er natürlich, dass seine Ehefrau gut in die Familie aufgenommen würde und fuhr dafür mit ihr per Postkutsche von Wien nach Salzburg. Das hätten sie sich sparen können, denn Vater Mozart dachte gar nicht daran, das junge Glück zu akzeptieren. Nach einem frustrierenden Familienkrach kam es da mehr als gelegen, als Graf Thun, ein vermögender Gönner Mozarts, das Paar einlud, vor der Heimkehr nach Wien einige Zeit in seinem Haus in Linz zu verbringen.
Express-Komponieren von 30. Oktober bis 3. November
Die Mozarts residierten an der heutigen Adresse Altstadt 17 im Eckzimmer des ersten Stocks. Von dort schrieb Wolfgang am 31. Oktober 1783 an seinen Vater: „Dienstag als den 4. November werde ich hier im theater academie geben – und weil ich keine einzige Simphonie bey mir habe, so schreibe ich über hals und kopf an einer neuen, welche bis dahin fertig seyn muß.“ Und so kam am 4. November 1783 die Sinfonie Nr. 36 – eines seiner heute meistgespielten Werke – im Linzer „Wassertheater“, dem damaligen städtischen Theater an der Donau, zur Uraufführung. Die dabei spielenden Linzer Musiker hatten damit nur wenige Stunden Zeit zum Einstudieren!
Das erste Konzert des Wunderkindes war in Linz
Übrigens war das nicht die erste Darbietung des berühmten Komponisten in Linz. Er gab hier sein erstes öffentliches Konzert vor Publikum überhaupt! Und zwar im (Alten) Rathaus im Jahr 1762 – also im Alter von sechs Jahren. Davor hatte der kleine Wolferl mit seiner Schwester Nannerl in München und Passau „nur“ privat vor dem Kurfürsten beziehungsweise dem Fürstbischof gespielt. Das Linzer Konzert diente quasi als Generalprobe für den großen Auftritt des Wunderkindes in Wien, der vom Vater generalstabsmäßig vorbereitet wurde. Leopold Mozart berichtete darüber stolz in einem Brief, dass seine Kinder, „sonderheitlich der Bub, alles in Verwunderung setzten“.
„Mozart did what? In this house? Wonderful!“
Das „Linzer Mozarthaus“ mit seinem schönen Arkadenhof, das gegenüber dem Landhaus am Eingang zur Altstadt steht, ist heutzutage ein Highlight bei allen Touristen-Führungen – besonders für die Kreuzfahrtschiffpassagiere aus Übersee.
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