Die „Schönbrunn“: Das Schiff, das 112 Jahre alt ist
Seit über einem Jahrhundert beeindruckt die „Schönbrunn“ mit ihrer Geschichte und technischen Innovation. Gebaut 1912, ist sie das letzte verbliebene Dampfschiff der Donaudampfschifffahrtsgesellschaft (DDSG) und ein lebendiges Denkmal österreichischer Ingenieurskunst. Heute ankert sie in Linz und bietet Nostalgie-Fahrten für alle, die ein Stück Geschichte erleben möchten.
Nachdem die „Schönbrunn“ gemeinsam mit ihren baugleichen Schwesternschiffen „Wien“ und „Budapest“ 1912/13 in der Werft in Budapest gebaut worden waren, wurden sie als „Eildampfer“ auf der damals wichtigsten Linie Wien-Budapest eingesetzt. Es war eine der letzten Bauserien der Donaudampfschifffahrtsgesellschaft (DDSG) in der Monarchie und ihr ganzer Stolz. Gab es doch damals durch die 710 PS-Dampfmaschine und den geringen Tiefgang von maximal 1,73 Metern nichts Schnelleres auf der Donau. 11,5 Knoten. Zum Vergleich: Die fast zur gleichen Zeit in – kurzen – Dienst gestellte „Titanic“ erreichte bei einer Leistung von 51.000 PS 23,5 Knoten. Freilich sind 11,5 Knoten „übersetzt“ nur 21 km/h. Aber immerhin.
Heute ist die „Schönbrunn“ die letzte Überlebende der DDSG-Dampfschiffära. Also nicht nur ihrer Schwesternschiffe. Die „Wien“ kollidierte 1936 mit der Wiener Reichsbrücke und sank. Die „Budapest“ wurde in den 1970er Jahren in Korneuburg abgewrackt. Nach Einsatz in beiden Weltkriegen als Lazarettschiff und Truppentransporter wurde die „Schönbrunn“ 1954 erstmals renoviert. Statt ihrer Holz- und Stahlaufbauten erhielt sie welche aus Aluminium. Weiters wurde die Kesselanlage erneuert und die Feuerung von Kohle auf Schweröl umgestellt. Mitte der 1970er Jahre erfolgte eine neuerliche Sanierung und der Einbau von Dieselgeneratoren für die Stromerzeugung.
Pensionierung in den 80ern, Rettung durch die Gesellschaft für Eisenbahngeschichte (ÖGEG)
Im Winter 1985/1986 wurde der Raddampfer schlussendlich pensioniert, das heißt aus dem fahrplanmäßigen Linienverkehr Wien-Linz-Passau entlassen. Einer Zukunft mit Nostalgie-Sonderfahrten schien nichts im Weg zu stehen. Aber die scheiterte vorerst am lieben Geld. Ein solcher Betrieb war für die bis Anfang der 1990er Jahre staatliche DDSG nicht kostendeckend zu führen. So verkam sie zum Casino-Schiff und nicht mehr fahrtüchtigen Ausstellungsstück und taumelte ihrer Verschrottung entgegen.
Bis 1995 die Österreichische Gesellschaft für Eisenbahngeschichte (ÖGEG) sie zum symbolischen Preis von 1 Schilling (plus 20 Groschen Umsatzsteuer) erwarb. Fünf Jahre werkten deren ehrenamtliche Mitarbeiter ca. 20.000 Arbeitsstunden, um das ehrwürdige Schiff wieder instand zu setzen und flottzubekommen. Und tatsächlich fuhr die „Schönbrunn“ wieder mit eigener Dampfkraft am 17. Oktober 2000 auf der Donau. Zum ersten Mal seit 12 Jahren! Seither liegt sie gut sichtbar am Urfahraner Ufer in Linz vor Anker. Und wird dort hoffentlich noch lange auf neue Passagiere warten, die ein Stück altes Österreich erleben wollen.