Linz-Geschichte(n)
Die Pummerin: Die Glocke, bei der zwei Mal etwas schief ging
Am 31. Dezember um Punkt 24.00 Uhr wird wie jedes Jahr aus unzähligen Fernseh- und Radiogeräten in Österreich eine Glocke ertönen, deren Geläut dann in den Donauwalzer übergeht. Diese ist die „Pummerin“ – größte Glocke Österreichs, drittgröße Mittel- und Westeuropas, sechstgrößte schwingende der Welt und drittgrößte freischwingende in einem Kirchturm – konkret im Nordturm des Stephansdoms, also dem Wiener Wahrzeichen. Die Glocke selbst ist jedoch keine Wienerin, sondern Oberösterreicherin und hat auch einiges mit Linz zu tun.
Denn eigentlich heißt sie „Neue Pummerin“ – was sich von ihrem tiefen, „pummernden“ Ton ableitet – und wurde in St. Florian gegossen. Die „Alte Pummerin“ war ab 1711 im Südturm gehangen, am 12. April 1945 abgestürzt und am Boden zerschellt, nachdem der Dom drei Tage lang gebrannt hatte. In diesen Tagen tobte die Schlacht um Wien am Ende des 2. Weltkriegs, wobei angemerkt werden muss, dass weder die Deutsche Wehrmacht noch die Rote Armee den Dom in Brand geschossen hatte, sondern das Feuer aus benachbarten Häusern übergriff, die von Plünderern angezündet worden waren.
Die Geschichte der Neuen Pummerin, gegossen in St. Florian
Die Renovierung des Doms gleich nach dem Krieg geriet zu einem Gleichnis für die Wiederherstellung ganz Österreichs und wurde damit zu einem Staatsakt mit enormer emotionaler Beteiligung der Bevölkerung. Was noch verstärkt wurde, indem jedes Bundesland einen neuen Teil spendete. Und das Geschenk Oberösterreichs war – die Neue Pummerin. Wobei gleich zwei Pannen passierten, die das fast verhinderten! Angefangen von ihrem ersten Guss am 26. Oktober 1950. Ein Stützbalken der Verdämmung gab dabei nach und die 1.300 Grad heiße sogenannte Glockenspeise setzte die Zuschauertribüne in Brand, auf der sich 600 Schaulustige drängten. Zum Glück konnten die Florianijünger aus dem gleichnamigen Ort eine Katastrophe verhindern.
Gut ein Jahr später war der zweite Guss erfolgreich. Weil der „Steffel“ noch nicht fertig saniert war, wurde die Pummerin in einen provisorischen Glockenstuhl aus Stahl vor dem Dom gehängt. Und da passierte das zweite Malheur. Bei ihrer Premiere am 27. April 1952 brach beim zehnten Schlag der von der alten Glocke übernommene Klöppel! Die VÖEST in Linz fertigte eiligst einen neuen und sicherte so, dass seit der Silvesternacht 1952 die Pummerin das neue Jahr einläutet. Was nicht der einzige Linzer Beitrag blieb. Vor ihrer triumphalen Transportfahrt nach Wien, die von unzähligen Menschen am Wegesrand gesäumt wurde und für welche die Sowjets sogar die Identitätskontrolle an der Besatzungszonengrenze aussetzten, wurde die Glocke von 21. Dezember 1951 bis 23. April 1952 im Hof des Landesmuseums ausgestellt. In der Pflasterung vor dem Südportal des Landhauses wurde 1956 ein Metallring mit dem Umfang der Pummerin eingelassen. In Erinnerung daran, dass die Glocke am 25. April 1952 von hier ihre Reise nach Wien angetreten hatte. Und dieser Glockenring ist immer noch da. Wie die Pummerin.
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