Linz-Geschichte(n)

Kurt Cobain sucht in der KAPU Känguruhs

Linz Legenden

20. November 1989. Eine Band aus Seattle erklimmt vor eine Handvoll Zuschauern die Bühne der KAPU. Kein Wunder. Sie ist erst die Vorgruppe und ziemlich unbekannt. Zwei Jahre später sollte sich das dann ändern. Ihr Name: Nirvana.

Um das legendäre Konzert der späteren Grunge-Weltstars mit ihrem tragischen Frontmann Kurt Cobain ranken sich viele Legenden. Der hervorstechendste Mythos ist, dass tausende Linzer:innen der damaligen Jugend-Generation seitdem behauptet haben, live dabei gewesen zu sein. Was eben ein Schwindel ist, der sich leicht beweisen lässt. Denn es gibt einen Mittschnitt, der bis heute auf YouTube zu sehen ist: Nirvana – 1989-11-20 – [Full Show] – Kapu – Linz, Austria – [2-Cam/50fps/Deshaked/Tweaks]

„It’s great to be here in Australia.“

In dem Video ist klar zu sehen, wie viele, bzw. wie wenige „KAPUaner“ sich damals in das alternative Kulturzentrum an der Kapuzinerstraße 36 verirrten. Die erlebten dafür einen energiegeladenen Kurt Cobain, aber einen grottenschlechten Drummer. Dave Grohl sollte erst ein Jahr später dazustoßen – rechtzeitig, um 1991 das Durchbruch-Album „Nevermind“ mit dem Mega-Hit „Smells Like Teen-Spirit“ mit aufzunehmen. Typisch Ami brachte Cobain den Uralt-Joke „It’s great to be here in Australia. But I haven’t seen any Kangaroos yet“. Es sei ihm verziehen.

Ein Haus der Jugend seit 1788

Die KAPU- abgeleitet von der Adresse und als Kürzel für „Kunst-Arbeit-Politik-Unterhaltung“ – selbst ist übrigens recht bemerkenswert. Einerseits als Gebäude. Denn es wurde bereits 1788 gebaut. Und wenn man zurückblickt, stellt man erstaunt fest, dass es in all den Jahren mit wenigen – meist kriegsbedingten – Ausnahmen, immer nur von jungen Linzerinnen und Linzern genutzt wurde. Freilich von sehr unterschiedlichen. Schon sein ursprünglicher Zweck war dafür ausgelegt. Das war nämlich der einer Volksschule. Ab den 1920ern zogen die unterschiedlichsten Jugendorganisationen ein – und mussten nach jeweiligem Verbot wieder ausziehen. Erst junge Sozialisten, dann katholische Jugendorganisationen und dann die Hitlerjugend. Nach dem Krieg ging das Haus wieder an die Sozialistische Jugend zurück und die gründete Anfang der 80er den Kulturverein KAPU.

Die „Hausbesetzung“ über die Hintertür

Womit wir bei der anderen bemerkenswerten Seite der Geschichte wären. Dass die KAPU als Kulturzentrum ein nationales Mekka für Musik-Genres wie Punk, Hardcore und HipHop werden sollte, war ihr also nicht in die Wiege gelegt. Es war eher eine Folgewirkung von ausgenutzter Gutmütigkeit. Denn als die SJ den Punkern erlaubte, Konzerte in ihrem Haus zu veranstalten, war dessen Schicksal besiegelt. Diese Ur-Punks gaben später unumwunden zu, dass es ihre klare Absicht war, alle anderen zu vergraulen und das Haus für sich zu übernehmen. Dem Rebellen Kurt Cobain hätte das wohl gefallen.

Liebe Leserinnen, liebe Leser!

Wenn du relevante Informationen zu diesem Artikel hast, schick sie uns doch per Mail!

Weitere Artikel

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"