JKU Linz: Die Universität, die (fast) keiner wollte
Die Johannes Kepler Universität in Linz begann als umstrittenes Projekt und ist heute ein zentraler Bildungsstandort. Ihre Geschichte zeigt, dass Visionen auch trotz Widerstand Realität werden können.
Bundesregierung und OÖ Landesregierung hatten es beschlossen. Eine neue Universität sollte in Linz errichtet werden. Andere Unis waren dagegen. Andere Bundesländer waren dagegen. Die Rektorenkonferenz war dagegen. Öffentlich und vehement. Man fürchtete vor allem, das ohnehin knappe Budget mit dem Neuling teilen zu müssen. Und überhaupt sei dessen Konzept unausgegoren, eine Verlegenheitslösung und mit dem Universitätsgesetz nicht vereinbar.
Die turbulenten Anfänge der Johannes Kepler Universität
Nein, wir reden hier nicht über die IT:U, deren geplanter Bau in Auhof gestern Montag von Vizebürgermeister Didi Prammer gestoppt wurde. Wir schreiben vielmehr die frühen 1960er Jahre und es geht um die Johannes Kepler Universität Linz (JKU), die erst ab 1975 so heißen wird und zu Beginn als „Hochschule für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften“ auftritt. Davor hatte man sich in Oberösterreich, bzw. schon im Erzherzogtum Österreich ob der Enns, buchstäblich Jahrhunderte um eine Universität bemüht.
Nach dem 2. Weltkrieg strebten die Linzer Industriebetriebe vor allem die Errichtung einer Technischen Universität an, um Forschung und Nachwuchs-Ausbildung am Standort voranzutreiben. Vergeblich. Die TUs in Wien und Graz sicherten sich die Unterstützung von Teilen der Politik und verhinderten das. Die Linzer Projekt-Motoren Landeshauptmann Heinrich Gleißner (1893-1984) und Bürgermeister Ernst Koref (1891-1988) brauchten damit einen Plan B und fanden ihn in dem in Österreich bis dato vernachlässigten Feld der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften.
Der lang ersehnte Spatenstich
Mit dem Erlass eines entsprechenden neuen Bundesgesetzes gelang der entscheidende Durchbruch. Am 3. Juli 1964 erfolgte der Spatenstich für die ersten Gebäude und 1965 erreichte man – quasi durch die Hintertür – mit der Erweiterung um eine Technisch-Naturwissenschaftliche Fakultät die ersehnte TU doch noch irgendwie. Die Eröffnung durch Bundespräsident Franz Jonas fand am 8. Oktober 1966 statt, also auf den Tag genau vor 58 Jahren. Zwei Tage später begann der Studienbetrieb.
Heute ist die JKU mit vier Fakultäten, eben so vielen Schools und vielen Studienrichtungen aus der Bildungslandschaft in Oberösterreich nicht wegzudenken. Im Gegenteil steigen Angebot, Bedeutung und Qualität ständig. Dass die Digital-Uni – so sie doch noch wo auch immer gebaut wird – ein Rohrkrepierer wird, ist damit nicht unbedingt ausgemacht. Falls sie sich ähnlich der JKU entwickelt, kann der Weg durchaus ein erfolgreicher sein. Aber er wird wohl auch durch eine Hintertür erfolgen müssen.
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