Linz-Geschichte(n)

Frau Direktor findet ein über 350 Jahre altes Rezept

Linz Legenden

2005. Die Leiterin der Bibliotheken der OÖ Landesmuseen Waltraud Faißner recherchiert im Archiv des Stiftes Admont. Und stößt dabei auf ein obskures Kochbuch aus dem Jahr 1653 – mit einem Rezept für Linzer Torte.

Ist es damit das älteste Tortenrezept der Welt? Nein. Zubereitungsanleitungen dieser Art von Süßspeisen finden sich bereits in französischen Kochbüchern des 14. Jahrhunderts. Aber es ist zweifelsfrei die früheste bekannte Erwähnung von Linzer Torte und der Beleg, dass „unsere“ Torte eine der längsten Traditionen überhaupt hat. Nur: Ist es überhaupt „unsere“?

Ist die Linzer Torte überhaupt aus Linz?

Es gibt keine klare Ableitung dafür, dass die Torte direkt etwas mit der Stadt Linz zu tun hat. Theoretisch könnte sie auch von einem Wiener Konditor namens Linzer erfunden worden sein, wie es Alfred Polgar behauptetet hat. Das entsprang zwar ziemlich sicher der Fantasie des Wiener „Kaffeehausliteraten“ der Zwischenkriegszeit, aber wer weiß. Sicher nicht ihr Erfinder war jedenfalls Johann Konrad Vogel (1796-1883). Dafür wurde der Linzer Zuckerbäcker zwar lange gehalten und als solcher sogar in einer eigenen Operette namens – erraten – „Linzer Torte“ besungen. Jedoch gebührt ihm der Ruhm, sie durch Massenproduktion und Versand zum Linzer Souvenir und weltberühmt gemacht zu haben. Dass die Straße bei der Martin-Luther-Kirche nach ihm benannt ist, hat er allerdings nicht der Linzer Torte zu verdanken. Er war neben seinem Beruf auch der Vorsteher der evangelischen Gemeinde und maßgeblich für den Bau der Kirche verantwortlich.

Was ist ein Linzer Teig?

Worauf sich der Name der Torte primär bezieht, ist ihr Hauptbestandteil: der spezielle Teig, der eben Linzer Teig genannt wird. Er ist einem Mürbteig ähnlich und besteht aus Mehl, Zucker, Butter, Ei sowie Mandeln oder anderen Nüssen und wird mit Zimt und Gewürznelken abgeschmeckt. Auch die bekannten (Weihnachts-)kekserl, die „Linzer Augen“ basieren auf diese Art von Teig und führen damit ebenso ihre Bezeichnung darauf zurück.

„Buech von allerley Eingemachten Sachen“

Das von Frau Direktor Faißner in Admont gefundene Kochbuch aus dem Jahr 1653 war übrigens das einer Gräfin Anna Margarita Sagramosa und trägt den illustren Titel: „Buech von allerley Eingemachten Sachen, also Zuggerwerckh, Gewürtz, Khütten und sonsten allerhandt Obst wie auch andere guett und nützlich Ding etc. Durch die Frau Anna Margarita Sagramosin, geborne Gräffin Paradeiserin, mit grossen Fleisß mühe arbeit wie unkosten, vil Jar nach einander zusamen, geklaubt und beschreiben lassen“ Das darin enthaltene Rezept für Linzer Torte war das persönliche der Gräfin, also kein „Originalrezept“. Etwas derartiges gab es gar nicht, weil in den Anfängen jede Familie eine eigene Version der Linzer Torte zubereitete. Und das ist interessanterweise immer noch so. Nicht nur Hobby-KöchInnen, sondern auch die Linzer Profi-Konditoren fertigen jeweils ihre eigene Versionen der süßen Linzer Botschafterin an. Gemeinsam haben sie nur den Linzer Teig, bestimmte Gewürze, die Marmelade – auch nicht immer Ribisel – und das charakteristische Gitter obendrauf – das wiederum funktioneller Teil des Aufbaus sein kann – oder nur „gefakte“ Zierde ist.

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