Soliman: Der Elefant, der in halb Europa Eindruck hinterließ
Im 16. Jahrhundert reiste der indische Elefantenbulle Soliman von Spanien nach Wien und sorgte auf seiner Reise durch Europa für großes Aufsehen. Als Geschenk an die Tochter Kaiser Karls V. wurde er zu einem Symbol für diplomatische Extravaganz. In Linz und anderen Städten hinterließ er Spuren, die bis heute sichtbar sind – sei es in Reliefs oder einem Sessel aus seinen Knochen.
Vom „Baby-Elefanten“ aus Covid-Zeiten ist heute nicht mehr die Rede. Es ist darum mehr als fraglich, was von diesem bleibt. Eine historisch so starke Erinnerung, wie das ein einzelner, echter Vertreter seiner Gattung im 16. Jahrhundert schaffte, wohl kaum. Genau gesagt erreichte dies der indische Elefanten-Bulle „Soliman“. Zu festlichen und diplomatischen Anlässen lebende Elefanten zu verschenken, war schon im Mittelalter ein recht beliebtes Mittel von Herrschern, um beim Beschenkten Eindruck zu schinden. Wer sonst außer ein König konnte so etwas auch damals bewerkstelligen?
Das erste berühmte „Elefanten-Geschenk“ war „Abul Abbas“, ein weißer Elefant, den um 800 der legendäre Kalif Hārūn al-Raschīd aus Bagdad an Kaiser Karl den Großen in Aachen schickte. Soliman hingegen war ursprünglich um 1548 der Prinzessin Johanna, jüngste Tochter Kaiser Karls V. (1500-1558), von ihrem zukünftigen Gemahl, Prinz Johann von Brasilien, Sohn des portugiesischen Königs, verehrt worden. Er war also quasi ein Verlobungsgeschenk. 1551 übernahm diesen der Neffe Karls V. und spätere Nach-Nachfolger als Kaiser, Maximilian II. (1527-1576). Vermutlich, weil seine Cousine Johanna wusste, dass er eine Leidenschaft für Raritäten hatte.
Die Reise des Elefanten von Valladolid in Spanien nach Wien
Was Soliman nun am halben Kontinent berühmt machte, war der Umstand, dass Maximilian samt großem Gefolge im November 1551 von Valladolid in Spanien nach Wien aufbrach und diesen dabei mitnahm. Die Reise führte quer über die iberische Halbinsel nach Barcelona, dann per Schiff nach Genua und von dort über Mailand nach Tirol. Von Innsbruck aus ging es über den Inn nach Passau. Ende Februar 1552 erreichte der Tross Linz. Es ist nicht verwunderlich, dass der exotische Elefant allüberall noch mehr Aufsehen erregte als der Kaiser-Neffe und Spuren hinterließ, die bis heute sichtbar sind.
Ob es zahlreiche Gasthäuser wie etwa das Hotel „Elephant“ mit entsprechendem Fassadenbild in Brixen ist. Oder das Haus Hauptplatz 21 in Linz. Denn es zeigt ein Relief in Stukko-Technik, auf dem zwei „wilde Männer“ auf einer Platte einen Elefanten hochhalten. Eben Soliman. Warum ist leicht erklärt: Der zeitgenössische Hausbesitzer ließ es in Gedenken des außergewöhnlichen Ereignisses anbringen und das war der damalige Bürgermeister von Linz. Leider nur anderthalb Jahre nach seiner Ankunft in Wien starb Soliman am 18. Dezember 1553, angeblich infolge einer „Unachtsamkeit des Pflegers“.
Ausgestopft „überlebte“ seine Haut bis zum 2. Weltkrieg, bis diese in einem feuchten Bombenkeller des Bayerischen Nationalmuseums in München verschimmelte. Aus seinen Knochen ließ der Bürgermeister von Wien einen Sessel anfertigen, der mehrfach den Besitzer wechselte und schlussendlich kurioserweise wieder in der Nähe von Linz landete. Bereits seit Ende des 17. Jahrhunderts befindet er sich nämlich in der Sammlung des Stifts Kremsmünster.